ZWEIFELN ERLAUBT !?
Zweifeln erlaubt?! - Gott erwartet Glauben von dir. Aber wenn dich dennoch Zweifel gepackt haben – dann geh damit zu Gott! Ihm kannst du sogar damit kommen.
Wir waren gerade wieder aus Afrika zurück. Über drei Jahre, angefüllt mit Schulungen, Predigten und praktischer Unterstützung der sambischen Gemeinden lag hinter uns. Nun warteten hier Gemeinden auf meine Missionsberichte. Und ich – ich war so verwirrt wie nie zuvor in meinem Leben. Ich hatte Zweifel. Ich wußte nicht mehr, ob es Gott überhaupt gibt. Mehr als ungünstig …
Das hatte ich mir nie träumen lassen
Seit meinen Kindertagen glaubte ich an Gott. Ich hatte mich oft auf seine Seite gestellt, in der Schule, später auf der Rettungswache im Zivildienst. Er hatte mir in vielen Fragen Klarheit gegeben, ich hatte seine Liebe in vielen Situationen erlebt, wußte um seine Vergebung. Es ging mir gut mit Ihm, mein Leben war unter seiner Führung spannend und abwechslungsreich verlaufen. Ich hätte mit niemandem tauschen wollen – dieser Gott, MEIN Gott war einfach gut.
Aber dann kam eine Zeit ziemlicher Überarbeitung. Meine Zeit mit ihm wurde immer knapper und oberflächlicher. In Gemeinde und Dienstgemeinschaft in Sambia mussten wir Dinge erleben, die mich ins Grübeln brachten darüber, ob da tatsächlich ein Unterschied zwischen Kinder Gottes und solchen, die es nicht sind, besteht, oder ob das nur Einbildung sei – ich sah keinen mehr. Und dann wurde eine Missionarskollegin überfallen, sie verbrachte Wochen auf Intensivstation – und in meinem Herzen fraß sich der Zweifel immer tiefer. Hatte sie Gott nicht um Bewahrung gebeten? Und dann wurde unsere kleine Tochter krank, und nach Haus- und Kinderarzt waren wir nun stationär in der Uniklinik, und jeden Tag wurde sie auf schlimmere Diagnosen hin untersucht. Ich lief nachts auf den stillen Fluren der Station herum und wußte nicht mehr, was ich denken sollte.
Sind Zweifel erlaubt?
Zunächst mal: es gibt sie einfach, ob wir das gut finden oder nicht. So wie Sünde. Klar, die ist auch nicht erlaubt, Gott hat eine Menge investiert, um sie aus der Welt zu schaffen, und die Bibel hat uns eine Menge dazu zu sagen, wie wir mit diesem Thema umgehen sollen. Und gleichzeitig macht sie realistisch klar, dass es in diesem Leben immer wieder Sünde geben wird – leider. So ist das auch mit den Zweifeln. Es ehrt Gott nicht, wenn wir Zweifel an seinen Aussagen oder gar seiner Existenz haben. Uns selber hilft es nicht weiter, und anderen können wir auch nicht wirklich mehr dienen. Es hat eigentlich nur Nachteile, und trotzdem passiert es.
Gott hielt mich fest
Mitten auf dem Stationsflur, in der letzten langen Nacht in der Uniklinik damals, drang Gott mit einem kurzen Statement in mein Bewußsein vor: GOTT IST GUT. Einfach so, aus dem Nichts. Ich hatte ihm mein Vertrauen noch nicht wieder ausgesprochen, konnte noch nicht wieder beten. Aber ich wußte, irgendwie, dass Gott gut ist. Egal, wie das hier mit meinem kleinen Mädchen ausgehen würde.
Was ich damals lernte
- Ich musste meinen Arbeits- und Ruhe-Rhytmus neu sortieren – manchmal ist man selber schuld, wenn die Seele aus dem Gleichgewicht gerät.
- Es ist gut, auf Geschwister und Freunde zu hören, die einen kennen und offen mit einem reden können. Gewachsenes Vertrauen in solche Leute ist dann Gold wert!
- Ich hatte in der Vergangenheit den Denkfehler gemacht, z.B. aus Bewahrung während einer Reise auf die Güte Gottes zu schließen. Meine Beobachtung war der Maßstab für meine Beurteilung von Gottes Charakter geworden – das musste ja schief gehen.
- Ich las die Psalmen mit neuen Augen. Mir ging auf, dass es da ja nicht nur die Perlen gibt, die von Gottes Bewahrung, Hilfe, Antwort, Liebe und Versorgung reden. Da bringen sich Männer Gottes mit all ihren Fragen, Zweifeln, mit ihrer quälenden Unruhe und Sorge vor den Allmächtigen. Oft genug verstehen sie nicht, was gerade in ihrem Leben passiert – aber sie kommen mit all dem zu IHM und hoffen dort auf Trost, Antwort, Verständnis – was auch immer. So will ich die Sache künftig auch handhaben: Wenn es denn Zweifel geben muss, dann will ich sie wenigstens an den einzigen Ort bringen, wo sie definitiv verstanden werden – vor Gottes Thron.
Stärker
Diese Erfahrung hat mich stärker gemacht. GOTT IST GUT. Das hat mich getragen, auch als ich eine jahrelange Teamgemeinschaft aufkündigen musste, oder als meine Frau Krebs bekam. GOTT IST GUT – unabhängig von dem, was ich sehe oder fühle. Das steht fest – ich hoffe, ich zweifel nie mehr daran.