Gefühle oder wirkliche Liebe
Was ist wirkliche Liebe? Wie erkenne ich sie, wie kann ich sie fördern? Was ist verliebt sein? Wie sieht Gott die ganze Kennlernphase eines Paares? Viele Fragen, hier gibt's Antworten.
Es ist es etwas Geheimnisvolles, wenn sich ein junger Mann und eine junge Frau ganz neu wahrnehmen und besondere Gefühle füreinander entdecken. Die Gründe dafür können sehr verschieden sein. Manche Verliebte entdecken etwas am Andern, das sie an einen geliebten Menschen erinnert. Bei Anderen ist es ein Blick, eine Bewegung oder eine Körperhaltung, die sie intensiv wahrnehmen und ihre Gefühle sind dadurch angesprochen.
Verliebte junge Menschen treten in einen neuen Lebensabschnitt ein. In dieser Zeit entdecken sie neue intensive Gefühle, eine neue Art Gemeinschaft mit dem anderen Geschlecht und etliche neue Fragen und Herausforderungen.
Die meisten Menschen erleben dann, dass sie sich heimlich und unbemerkt in verschiedene Personen aus dem anderen Geschlecht verlieben können. Solches verliebt sein zeigt, dass wir uns einen Lebenspartner wünschen und ihn suchen, aber noch nicht gefunden haben. Eine sehr wichtige Frage ist nun, wie erkennt ein gläubiger Mensch, den Unterschied zwischen einer vorübergehenden Verliebtheit und echter, bleibender Liebe? Diese Frage ist wichtig, weil eine unbedachte Partnerwahl viel Leid und Probleme in unser Leben bringen kann. Bevor wir darum von echter Liebe reden, braucht es in jeder Beziehung eine Zeit in der wir einander gut kennenlernen, über die Partnerschaft nachdenken und uns über unsere Gefühle klar werden können. Jemand hat einmal gesagt:
Verliebtsein ist, jemand zu mögen, obwohl man ihn nicht gut kennt. Liebe ist jemand zu lieben, obwohl man ihn gut kennt.
1. Wirkliche Liebe wird freiwillig geschenkt
Wenn zwei Menschen, sich kennen und lieben lernen möchten, muss dies in Freiheit, ohne vorhergehende Festlegung geschehen. Beide Partner dürfen dabei keinen Druck auf den Anderen ausüben, damit sich eine echte, tiefe Liebe zwischen ihnen entfalten kann.
Liebe vermeidet körperlichen Druck
Sehr oft entsteht emotionaler Druck, wenn zwei Menschen in ihren Zärtlichkeiten zu weit gehen und dadurch nicht mehr frei in ihrer Entscheidung füreinander sind. Ist das Gewissen erst einmal derart belastet, ist es schwer möglich zu einer freien Entscheidung zu finden. Sexuellen Druck erleben Frauen und Männer sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund möchte ich später darüber schreiben, wie die Geschlechter auf diesem Gebiet Rücksicht aufeinander nehmen sollten. Paaren, die auf diesem Gebiet schon verstrickt sind, rate ich dringend seelsorgerliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Sexueller Druck beeinträchtigt Entscheidungen in einer Beziehung
Liebe vermeidet kommunikativen Druck
Gehe behutsam mit den Worten „Ich liebe Dich“ um. Damit jeder zu einer freien Entscheidung für die Liebe kommen kann, sollten Paare auch darauf achten, wie sie miteinander über ihre Beziehung sprechen. Unüberlegte oder manipulative Aussagen können Druck auf die Partner ausüben. Wenn wir z.B. Sätze wie: „ohne dich kann ich nicht leben“, oder „ohne dich werde ich nie mehr glücklich sein“ einmal außerhalb des emotionalen Notstandes durchdenken, können wir den enormen Druck der von solchen Aussagen ausgeht, sofort erkennen. Wer in einer glücklichen Partnerschaft leben möchte, muss ehrlich über seine Gefühle reden lernen, ohne damit den Partner verbal unter Druck zu setzen.
Liebe vermeidet geistlichen Druck
In Gesprächen mit jungen Christen haben wir auch über geistlichen Druck gesprochen, der bei mancher Partnersuche eingesetzt wird. Sätze wie: „Ich weiß genau, dass es der Wille Gottes ist“ oder „es ist mir im Gebet eindeutig klar geworden“, gehören eher an das Ende einer eingehenden, gemeinsamen Prüfungszeit. Es erschwert eine freiwillige Entscheidung füreinander sehr, wenn ein Partner eine gemeinsame Beziehung mit solchen Sätzen einleitet.
Um ehrlich herauszufinden, ob die Zuneigung zueinander vorübergehende Verliebtheit oder echte Liebe ist, brauchen wir die echte Chance dies unvoreingenommen prüfen zu können. Wer bemerkt, dass in einer beginnenden Beziehung, der Partner oder die Partnerin Druck auf ihn ausüben will, sollte dies sofort sehr klar ansprechen. Wenn unser Gegenüber danach nicht damit aufhört, ist es wichtig umgehend seelsorgerlichen Rat zu suchen.
2. Liebe ist mehr als ein Hormonrausch
Die menschliche Verliebtheit ist auch eine Art Rauschzustand der Hormone. In diesem Zustand fällt es vielen Menschen nicht leicht über ihre Beziehung klar und real nachzudenken. Dieser Rauschzustand ist vom Schöpfer in der Partnerschaft als vorübergehendes Phänomen eingerichtet worden, um die Erhaltung der menschlichen Art sicher zu stellen. Gott möchte aber, dass zwei Menschen auch nach dieser Phase eine tiefe, gemeinsame Liebe erleben.
Martin Luther schrieb einst zu diesem Thema:
Die höchste Gnade Gottes ist, wenn im Ehestand Eheleute einander herzlich und stets lieb haben. Die erste Liebe ist furchtbar und heftig, damit wir geblendet werden und wie die Betrunkenen herumgehen. Wenn wir dann den Rausch ausgeschlafen haben, bleibt den Gottesfürchtigen die rechtschaffene Liebe, den Gottlosen aber die Reue.
- Martin Luther
Die Wahl unseres Lebenspartners ist eine der wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens. Darum sollten wir unbedingt jeden Schritt, den wir auf diesem Gebiet gehen, vorher mit Gott im Gebet besprechen. Ein wichtiges Gebet für solche Lebenssituationen habe ich in Psalm 25,4+5 gefunden:
Deine Wege, Herr, tue mir kund, deine Pfade lehre mich! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heils; auf dich harre ich den ganzen Tag.
- Psalm 25,4-5Damit ein solches Gebet nicht bloßes Lippenbekenntnis bleibt, müssen wir ernsthaft danach fragen, was uns Gottes Wort über tiefe, liebevolle Lebenspartnerschaft lehrt. Der Herr gibt in der Bibel wichtige Hinweise die uns helfen eine Partnerschaft aufzubauen, die von echter, selbstloser Liebe getragen wird.
3.Wirkliche Liebe, gründet sich auf geistliche Einheit
Wenn unsere Partnerschaft von selbstloser Liebe getragen werden soll, brauchen wir eine echte, geistliche Einheit miteinander, die nur dann möglich ist, wenn beide Partner sich freiwillig ganz dem Willen Gottes unterordnen (Epheser 5,21). Darum kann für einen gläubigen Christen nur ein Partner in Frage kommen, der im Glauben an den Herrn lebt (2. Korinther 6,14). Vor der Illusion, ein geäußertes Interesse am Glauben wäre ausreichend, um eine Partnerschaft einzugehen, warnt uns Gottes Wort ausdrücklich (1. Korinther 7,16). Der leider häufige Denkfehler, Hauptsache wir lieben uns, geistliche Fragen werden sich darum leicht klären lassen, hat schon viele Paare in große Probleme geführt.
Damit die Liebe zwischen Ehepartnern tief und selbstlos werden kann, brauchen sie echte geistliche Einheit miteinander.
Ohne die geistliche Einheit fehlt es in jeder Partnerschaft, an der selbstlosen, göttlichen Liebe (Agape). Die Seelsorgepraxis lehrt, dass es diese geistliche Liebe ist, die einen Mann und eine Frau trotz ihrer Unterschiede im Denken und Fühlen, dauerhaft und tief miteinander verbindet. Es ist jedem Paar zu raten, sich intensiv darüber auszutauschen, welche geistlichen Ziele jeder Partner in seinem Glaubensleben hat (Hebräer 2,1). Wo Verliebte solchen Gesprächen zu wenig Aufmerksamkeit schenken, kommt es später oft zu sehr schwierigen Fragen.
4. Wirkliche Liebe, sucht die seelische Einheit
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden
- 1. Mose 2,24
Gott hat Mann und Frau für eine sehr enge Lebensgemeinschaft geschaffen (1. Mose 2,24). Beide Partner sollen nach dem Willen Gottes ihre bisherigen Beziehungen lösen und ihrer neuen Partnerschaft den wichtigsten Rang einräumen.
Haben zwei Menschen die notwendige Reife zu diesem Schritt, vollzieht sich die seelische Einheit meistens sehr natürlich und unspektakulär. Die Liebenden suchen ganz selbstverständlich zuerst die Einheit miteinander und teilen dann ihre gemeinsamen Standpunkte gelassen ihren Familien und Freunden mit.
Ist aber die Persönlichkeit von Verliebten noch nicht gefestigt, gelingt das Verlassen und Anhängen selten ohne Probleme. Durch unreifes Verhalten kommt es dann häufig zu Verletzungen und Trotzreaktionen, die sowohl die Herkunftsfamilie als auch die Partnerschaft schwer belasten.
Woran können Verliebte sehen, ob sie die von Gott gewollte, seelische Einheit miteinander leben können? Ein wichtiges Merkmal ist, ob die Kommunikation über knifflige Themen miteinander gelingt (Sprüche 20,15).
Ein verliebtes Paar sollte sich darum ehrlich fragen:
Reden wir gerne miteinander?
Können wir unterschiedliche Meinungen aufrichtig miteinander klären?
Können wir Konflikte austragen, ohne dass einer zornig aufbraust oder sich beleidigt zurückzieht (Sprüche 21,9; Sprüche 26,21)?
Weichen wir schwierigen Themen oft aus und flüchten uns in die Zärtlichkeit?
Verliebte Menschen sehen anfangs selten ein, dass ein wichtiger Weg zu seelischer Einheit über eine konfliktfähige Kommunikation geht. Im gemeinsamen Lebensalltag sind aber viele schwierige Fragen zu besprechen und wo dies nicht gelingt, belasten sie die Beziehung auf das Schwerste.
Verliebte Menschen benötigen Einfühlungsvermögen, um eine wirkliche seelische Einheit zu bilden. Das zweite das wir brauchen, um wirkliche seelische Einheit trotz vieler Unterschiede in Geschlecht, Herkunft und Charakter leben zu können, ist viel Verständnis füreinander. Verliebte Menschen benötigen Einfühlungsvermögen, damit sich ihre Liebesbeziehung vertiefen kann (1. Petrus 3,7). Ob mein Partner und ich das notwendige Feingefühl schon haben, erkennen wir am Ehesten daran, wie wir miteinander über andere Menschen reden. Am Verständnis das wir zum Beispiel für unsere Eltern oder Geschwister aufbringen, können wir schon ungefähr erkennen, wie viel Feingefühl wir später füreinander haben werden (Sprüche 20,20).
Eine Partnerschaft zwischen Mann und Frau ist eine sehr tiefe von Gott geschaffene Einheit.
Diese enge Verbundenheit macht sehr glücklich, wenn sie in aufrichtiger Liebe gelebt wird. Sie kann aber auch tiefen Schmerz bereiten, wenn Streit und Unverständnis in ihr herrschen. Darum ist es sehr wichtig, dass zwei Menschen ehrlich prüfen, ob ihre Liebe wirklich die ganze Persönlichkeit des Partners meint.
5. Wirkliche Liebe, ordnet körperliche Einheit der Liebe unter
Der Wunsch körperliche Einheit zu erleben, dominiert in unserer heutigen Zeit viele Paarbeziehungen. Immer mehr Menschen reduzieren das Wort Liebe auf Eros und wundern sich dann, dass Beziehungen zerbrechen. Eros ist die egoistischste Seite der Liebe und wenn Eros eine Beziehung dominiert, sind Menschen selten länger als zwei Jahre glücklich miteinander.
Gott möchte aber, dass wir eine tiefe, lebenslange Liebe erleben und darum hat er uns für die körperliche Einheit zwischen Mann und Frau wichtige Ordnungen gegeben. (1. Korinther 6,18; 1. Korinther 10,8). Weil Gott uns erschaffen hat, weiß er genau, wie beide Partner in einer Beziehung auf Dauer umfassende Erfüllung finden.
Manche christlichen Paare, die bis zur Hochzeit sexuell enthaltsam leben möchten, aber ansonsten körperlich sehr intensiv miteinander umgehen, erkennen oft überrascht wie es ihnen immer schwerer wird, ihrem Vorsatz treu zu bleiben. Als Gott der Schöpfer, Mann und Frau erschuf, sagte er zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehret euch
- 1. Mose 1, 28
Der Schöpfer hat dies aber nicht nur zu uns gesagt, sondern es in uns Geschöpfen angelegt, dass die Menschheit sich vermehrt. Ein verliebtes Paar, das unüberlegt Zärtlichkeiten miteinander austauscht, unterschätzt die Stärke des menschlichen Sexualtriebes fast immer. Es sind meist die Männer, die nicht auf Dauer intensive Zärtlichkeiten mit einer Partnerin austauschen können, ohne sexuell mehr und mehr unter Druck zu geraten.
Zwei verliebte Menschen, die ihr Gewissen und ihre Beziehung nicht schwer belasten wollen, sollten schon früher die körperliche Grenze ziehen und auch von innigen Zärtlichkeiten Abstand nehmen.
Ängste, die heute geschürt werden, dass Mann und Frau sich auf körperlichem Gebiet nicht verstehen könnten und ihnen dadurch Lebensglück entgeht, ist eine der dümmsten und hartnäckigsten Lügen unserer Zeit. Wenn ein liebendes Paar geistlich eins ist und seelisch miteinander harmoniert, dann wird es die körperliche Einheit miteinander in jeder Lebensphase finden. Dagegen haben Paare, die sich körperlich ausprobiert haben statt zuerst die geistliche und seelische Einheit zu suchen, eine tiefe selbstlose Liebe in ihren Beziehungen selten gefunden.
Im gemeinsamen Leben wird es immer wieder Situationen geben (räumliche Trennung oder Krankheit) in der ein Paar die körperliche Einheit ihrer selbstlosen Liebe unterordnen muss. Wie gut, wenn sie dann schon die Erfahrung machen durften, dass ihr Partner dies kann.
6. Praktisches für den Aufbau einer Liebesbeziehung
Wenn zwei verliebte Menschen eine tiefe, dauerhafte Liebesbeziehung aufbauen möchten, müssen sie viel miteinander sprechen. Sie sollten lernen ihre Gedanken über die verschiedensten Gebiete des Lebens auszutauschen. Besonders wichtig ist es sich über geistliche Fragen auszutauschen, damit der Herr Jesus Christus auch der Herr ihrer Beziehung ist. Zwei verliebte Menschen, die miteinander reden wollen, müssen einen äußeren Rahmen dafür wählen der dies ermöglicht, sie aber vor weitergehenden Schritten schützt und bewahrt.
Umfassendes, lebensnahes Kennenlernen ist in der abgeschiedenen Zweisamkeit selten wirklich möglich. Wer sich wahrhaft kennenlernen will, sollte gemeinsam in der Gemeinde oder in einer Gruppe dienen. In der Gemeinschaft oder bei der Arbeit lernen wir viel über die Verlässlichkeit, die Teamfähigkeit und das Stressverhalten unseres Partners.
Der vielleicht wichtigste Bereich für die Vertiefung einer Beziehung ist das gemeinsame Überwinden von Versuchungen und Spannungen.
Vielleicht der wichtigste Bereich für die Vertiefung einer Beziehung ist das gemeinsame Überwinden von Versuchungen und Spannungen. Hier steht immer unser Egoismus auf dem Prüfstand und jeder muss für sich lernen, dem Willen des Herrn und damit der gemeinsamen Liebe eine höhere Priorität zu geben. Was liebende Menschen immer tiefer miteinander verbindet, ist gemeinsames Erleben. Wenn Partner alltägliche Dinge teilen oder sich diese mitteilen, wächst ihr Leben zusammen. Alles was sie miteinander teilen, Freud und Leid; Sieg und Niederlage; Spaß und Traurigkeit; Arbeit und Freizeit, verbindet liebende Menschen.
Es ist schön, wenn Menschen verliebt sind und wenn ich dies bei einem Paar miterleben darf, bete ich für die beiden, dass ihre Liebe selbstlos, stark und tief wird.