Wie tiefe Beziehungen entstehen können
Tiefe Beziehungen wünscht sich jeder. Aber wie können diese entstehen? Wolfgang zeigt dir biblische Maßstäbe, die dir beim Beantworten der Fragen helfen können.
Worauf kommt es bei tiefen Beziehungen an? Was sind die Grundlagen? Wo finden wir Vorbilder? Diese Fragen beschäftigen mich als Beziehungsmenschen schon lange.
Vor einiger Zeit ist mir durch eine Predigt eine wesentliche Sache neu bewusst geworden. Die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk beruht auf einer Bundesbeziehung. Das scheint mir der Schlüssel zu sein für tiefe Beziehungen auch zwischen Menschen.
Was bedeutet nun diese Bundesbeziehung?
Durch den Bundeschluss entsteht zwischen den Bundespartnern eine Beziehung, die von gegenseitiger Treue und Zugehörigkeit geprägt ist. Dieser Bund ist bedingungslos.
Ganz besonders gut kann man das beim Bund Gottes mit Abraham sehen. Da verpflichtet sich Gott, Abraham und seinen Nachkommen das verheißene Land zu geben. Er verspricht auch, ihn und die Seinen zu segnen. Für die Einhaltung des Bundes verpflichtet sich Gott einseitig; das ist wirklich besonders, siehe 1 Mo 15. Indem Gott in einer Feuerfackel durch die Tiere geht, macht er etwas sehr Wichtiges deutlich: Es soll ihm so gehen wie den zerrissenen Tieren, wenn er den Bund brechen sollte. Abraham dagegen muss nicht den „Gang des Todes“ durch die zerteilten Tiere gehen. Gott übernimmt also auch die Verantwortung für den Bundesbruch von Abraham und seinen Nachkommen. Am Kreuz bezahlt unser Herr Jesus auch genau dafür.
Seitdem ich das verstanden habe, ist mir Gott noch kostbarer geworden. Viel tiefgründiger erlebe ich seitdem auch die Beziehung mit meinem wunderbaren Herrn. Zwischenmenschliche Beziehungen haben für mich dadurch eine andere Dimension bekommen.
Damit meine ich, dass Gottes Beziehung zu mir für mich das Vorbild geworden ist für meine Beziehungen zu anderen. Ich erlebe die Güte und die Liebe Gottes zu mir in einem starken Maß, selbst wenn nicht alles glatt läuft in meinem Leben. Er will mich beschenken, er will mir Gutes tun, er hat sich entschieden, mich zu lieben, egal wie hoch die Kosten für ihn sind. Das beschreibt eine Bundesbeziehung.
Woran kann ich erkennen, dass Gott mich wirklich liebt? Ich erkenne es, wenn ich den Herrn Jesus am Kreuz anschaue und seine ausgestreckten Arme sehe. Dann weiß ich, dass ich jederzeit bei ihm angenommen und geliebt bin und das wird sich nie ändern.
Bei einer Bundesbeziehung geht es also darum, die Bedürfnisse des anderen zu sehen und zu stillen. Das Wohl des anderen ist dabei hauptsächlich im Fokus. So formuliert es auch Paulus in Phil 2,4: „Denkt nicht nur an euer eigenes Wohl, sondern auch an das der anderen!“
Nun will ich es praktisch machen und diesen Gedanken des Bundes auf unsere Beziehungen anwenden. Die folgenden Punkte werden uns helfen, tiefe Beziehungen zu leben.
Bleibe in seiner Liebe!
In seiner Abschiedsrede sagt der Herr Jesus in Joh 15,9 zu seinen Jüngern: „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe.“
Das ist für mich die Grundvoraussetzung. Ich bleibe in seiner Liebe, freue mich jeden Tag darüber, danke ihm dafür und will diese Liebe an andere weitergeben. Wenn ich keine Liebe habe, kann ich auch keine weitergeben. Bin ich mir der Liebe Gottes bewusst, die „ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5,5), dann darf und will ich gerne anderen etwas davon abgeben. Das macht mich reicher und nicht ärmer!
Lebe in der Kraft des Heiligen Geistes!
Wenn der Apostel Paulus in Eph 5,18 den Ephesern sagt: „Werdet voll Geist“, dann beschreibt er damit einen andauernden Vorgang. Die Epheser sollen ständig bereit sein, sich mit dem Heiligen Geist füllen zu lassen. Das verändert dann alles in unserem Leben. Ein Leben im Geist hat als Folge die Frucht des Geistes wie „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit …“ (Gal 5,22) Diese Frucht lässt Beziehungen wachsen und gedeihen.
Sei zurückhaltend mit Erwartungen!
Eine Erwartungshaltung ist ein großer Beziehungskiller. Deshalb solltest du sehr zurückhaltend sein, hohe Erwartungen an Menschen zu haben. Oft endet das nämlich in Enttäuschung und Verbitterung. Wenn du dich auf das konzentrierst, was du zu geben hast, bereicherst du dadurch jede Beziehung. Du wirst dann erleben, was unser Herr einmal gesagt hat: „Geben macht glücklicher als Nehmen“ (Apg 20,35). Schon in Spr 11,25 steht diese Wahrheit: „Wer andern Gutes tut, dem geht es selber gut, wer anderen Erfrischung gibt, wird selbst erfrischt.“ Probiere das aus! Du wirst überrascht sein, was du erlebst.
Lebe aus der Vergebung!
Wir wissen es alle. In Beziehungen kommt es leider auch zu Verletzungen. Wie gut, dass Gott dafür „vorgesorgt“ hat durch Vergebung. So lesen wir in Eph 4,32: „Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.“ Aus der Vergebung zu leben heißt für mich, mir bewusst zu machen, wie viel Gott mir vergeben hat. Dann kann ich auch leichter anderen vergeben. So eine Haltung hat noch eine andere günstige „Nebenwirkung.“ Ich kann dann auch eher meine eigenen Fehler zugeben und um Vergebung bitten. Buße und Vergebung sind entscheidende Fertigkeiten für tiefe Beziehungen.
Schlussgedanken
Der Herr Jesus bringt es einmal wunderbar auf den Punkt: „Geht so mit anderen um, wie die anderen mit euch umgehen sollen. In diesem Satz sind das Gesetz und die Propheten zusammengefasst“ (Matth 7,12).
Frage dich einfach immer mal wieder, wie du gerne behandelt werden möchtest. Ich bin sicher, du möchtest verstanden und angenommen werden. Du willst ernst genommen werden. Du sehnst dich nach Liebe und Aufmerksamkeit. Wenn du jemanden verletzt hast, dann wünschst du dir Vergebung. Tiefe Beziehungen zu leben ist eigentlich gar nicht so schwer. Der Herr Jesus wartet darauf, dass du täglich zu ihm kommst, um dein Herz wieder füllen zu lassen mit seiner Liebe. Dann hast du jeden Tag genug, um sie an andere gerne weiterzugeben. Und darum geht es letztlich in Beziehungen.