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Pornografie

Wie ich frei von Selbstbefriedigung und Pornografie wurde

Ein Erfahrungsbericht von jemanden, der den Kampf gegen Selbstbefriedigung und Pornografie gewonnen hat.

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10. Mai 2022
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5 min
Frau Freude

Reingerutscht ohne eine Ahnung

Ich war etwa 12 oder 13, als mir ein Freund erklärte, wie er sich selbstbefriedigte. Er nannte es nicht so. Er wusste wahrscheinlich selbst nicht mal, dass das so heißt. Er beschrieb mir einfach, was er tat und empfahl mir es auch mal auszuprobieren. Ich war neugierig und tat, was er mir sagte. Wow, das war eine ganz neue Welt. Dieses Adrenalin, dieses besondere Gefühl nach einer Zeit. Unbeschreiblich. Doch es dauerte nicht lange bis sich in meinen Gedanken ein komisches Gefühl breit machte. Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. Es hatte mir keiner gesagt, dass es falsch war und trotzdem hatte ich dieses ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Also entschloss ich mich dazu, es nicht mehr zu tun. Doch plötzlich merkte ich, dass es mir fehlte und fing wieder an. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören. Ich war jung und hatte nicht viel Ahnung, aber ich wusste, was einem jungen Mann anzeigte, dass er biologisch gesehen ein richtiger Mann war und daher redete ich mir ein, dass es gar nicht so schlimm sei, solange dieser Punkt nicht erreicht war. Dann gilt das ja eigentlich nicht, dachte ich mir. Es kam der Moment und es änderte sich nichts. Ich war gefangen in der Sucht nach Selbstbefriedigung. Ständig habe ich darüber nachgedacht, wie ich es am besten vor meinen Eltern und vor meinen Freunden geheim halten kann. Ich hielt immer die Augen auf nach Gelegenheiten, in denen ich ungestört meiner Sucht nachgehen konnte. Meine ganzen Gedanken kreisten immer wieder nur um das eine Thema. 

 

Wie ich die Pornografie entdeckte

Während ich anfangs völlig ahnungslos war und die Handlung im Vordergrund stand, merkte ich mit der Zeit, dass es Möglichkeiten gab, etwas nachzuhelfen. Mit Fotos. Ich lebte in einer Zeit, in der es noch Zeitschriften gab. Also suchte ich immer wieder nach Zeitschriften, in denen es Bilder von Frauen gab, die wenig anhatten. Das war gar nicht so einfach. Challenge accepted. Ich wurde ein Meister darin Bilder zu finden, die mich bei meiner täglichen Beschäftigung begleiteten. 

 

Mit der Zeit kam auch immer mehr das Internet. Irgendwann, ich saß, mit meinem Schulfreund in meinem Zimmer, da zückte er sein Handy, rief ein Video auf und forderte mich auf, zu gucken. Es war mir irgendwie unangenehm, aber auf der anderen Seite faszinierte es mich unglaublich. Es dauerte nicht lange, bis ich rausgefunden hatte, wie ich solche Videos kostenfrei im Internet anschauen konnte. Das nächste Level war erreicht. 

 

Meine Verzweiflung

Ich rutschte immer tiefer in die Sucht. Jahr um Jahr vergingen. Ich tat es täglich und die Videos, die ich mir anschaute, wurden immer heftiger. Ich fühlte mich mittlerweile so elendig. Nach jedem Mal fühlte ich mich wie der schlimmste Versager. Ich war so sauer auf mich. Was war nur los mit mir? Wie bin ich dieser Mensch geworden? Ein Mensch, der allein von seinen Trieben bestimmt wird und keine Kontrolle mehr bekommt. Ich kapselte mich immer mehr von anderen Menschen ab, da ich Angst hatte, dass sie mein Geheimnis erfahren könnten. 

 

Ich betete so viel. Gott, hilf mir, ich will das nicht mehr! Bitte, bitte, bitte. Es quälte mich einfach nur noch. Aber ich konnte mit niemanden darüber reden. Also versuchte ich weiterhin alleine zu kämpfen. 

 

Wie ich frei wurde

Doch nach vielen Jahren kam der Durchbruch: Es war eine Zeit, in der ich viel Zeit mit Gott verbrachte. Ich lernte ihn ganz neu kennen und lieben und entschloss mich noch mal ganze Sache mit ihm zu machen. Und ich weiß letztendlich nicht, wie es dazu kam. Aber irgendwann merkte ich, wie lange ich schon nicht mehr gefallen war. Das motivierte mich und ich kämpfte an Gottes Seite mit den Versuchungen, die mir immer wieder über den Weg liefen. Und tatsächlich machte Gott mich frei von meiner Sucht. In den letzten 6 Jahren bin ich ein weiteres Mal gefallen. Ich hätte mich beißen können, so sehr habe ich mich über mich geärgert. Aber Gott ist gut, er hat mich frei gemacht und mir vergeben. Ich schäme mich zutiefst für die Gedanken, für die Bilder und Videos, die ich mir angeschaut hat. Aber ich darf wissen, dass Jesus für all diese schlechten Dinge bezahlt hat. Deshalb darf mein Gewissen frei sein. 

 

Heute darf ich immer wieder mit anderen Jugendlichen sprechen und sie dazu ermutigen über ihre Kämpfe zu reden. Ich darf sie ermutigen, dass es Hoffnung gibt. Wenn ich nach vielen Jahren der Sucht davon frei werden konnte, dann kann Gott auch sie frei machen. 

 

Du bist selbst süchtig?

Wenn du selbst betroffen bist, dann möchte ich dir sagen: Du bist nicht alleine! Es gibt Tausende, die mit der gleichen Sucht zu kämpfen haben. Ich weiß, wie elendig man sich fühlt. Ich weiß, dass man an einen Punkt kommt, an dem man denkt, dass man es niemals schaffen wird. Ich weiß, dass es Momente gibt, in denen man sich abgrundtief hasst. Ich bereue es so sehr, dass ich diesen Kampf damals alleine ausgetragen habe. Ich merke wie gut es anderen tut, über diese Dinge zu reden. Und deshalb möchte ich an dich appellieren: Such dir eine Vertrauensperson des gleichen Geschlechts und öffne dich ihr, egal wie schwer es fällt. Tu diesen Schritt, auch wenn es dich Überwindung kostet. Gib nicht auf, du kannst es schaffen! Es lohnt sich. Das Gefühl eines guten Gewissens ist so viel besser und vor allem anhaltender, als das kurze Glücksgefühl, wenn du dich selbstbefriedigst. Der Kampf ist es wert. Ich bin glücklicher, ausgeglichener, habe bessere zwischenmenschliche Beziehung und bin immer wieder dankbar, dass ich andere auf dem Weg in die Freiheit von Süchten begleiten darf. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. 

 

Wenn du dich jemanden öffnen möchtest, in deinem Umfeld aber keine Vertrauensperson hast, dann wende dich gerne an die Redaktion des STEPS-Leaders Teams, die dich an einen gleichgeschlechtlichen Mitarbeiter weiterleiten, der dir gerne zuhört. 

 

Für Jugendleiter und Eltern

Du bist Jugendleiter oder Elternteil? Rede offen mit den Teenagern über diese Themen. Erzähle von deiner Vergangenheit und schaffe einen Raum des Vertrauens, indem du von den Versuchungen und Süchten erzählst, die dich Jahre lang gefangen gehalten haben. Wenn du denkst, dass deine Kinder zu jung sind und dass du sie nicht unnötig früh mit solchen Themen konfrontieren willst, dann muss ich dich desillusionieren. Sie werden viel früher damit konfrontiert, als du denkst. Ich habe damals mit etwa 12 Jahren angefangen. Ich hätte jemand gebraucht, der mich im Alter von 10 oder 11 Jahren davor gewarnt hätte. Ich habe damit angefangen, ohne mir bewusst zu sein, dass es falsch war. Hätte es jemand gegeben, der mir schon vorher auf liebevolle Art gezeigt hätte, wie gefährlich und zerstörerisch das ist, hätte ich vielleicht nicht angefangen. Das ist hypothetisch, da es viele Jahre in der Vergangenheit liegt. Aber es ist real, dass täglich Jugendliche in die Sucht der Selbstbefriedigung/Pornografie reinrutschen, weil sie sich nicht der Konsequenzen bewusst sind.

 

Wir müssen anfangen das Thema zu enttabuisieren. Wir brauchen Offenheit und Ehrlichkeit darüber zu reden, ohne einander zu verurteilen. Wir brauchen Schutzräume, in denen sich Jugendliche öffnen können, ohne Angst davor zu haben, was die anderen denken.  Nur so werden sie den Mut haben, darüber zu reden. Nur so haben wir eine Chance, ihnen zu helfen.