Wie benutze ich einen Bibelkommentar
Wie erarbeite ich einen Bibeltext für mich? Wie setze ich Hilfsmittel ein?
Gar nicht, lautet meine erste Antwort
Du beschäftigst dich mit einem Bibeltext. Du versuchst ihn zu verstehen. Noch bevor du eigene Erkenntnisse zu dem Text gewonnen hast, greifst du zum Kommentar. Du liest die Meinung des Bibelauslegers, du liest noch einen zweiten oder dritten Kommentar dazu. Schließlich gibst du bei der Bibelarbeit oder in der Bibelstunde die Auslegung weiter, die dir am besten gefallen hat.
Um einen Bibeltext zu verstehen, benötigst du keinen Kommentar. Was du brauchst, ist die Bibel, Zeit um zur Ruhe zu kommen, einen Ort um ungestört nachzudenken, ein Blatt Papier um Notizen zu machen und den Heiligen Geist, den Gott dir gegeben hat. Der Vergleich verschiedener Bibelübersetzungen ist sehr hilfreich. Sinne über Gottes Wort nach, bete und frage Gott, was er mit diesen Bibelversen sagen wollte. Was war die ursprüngliche Aussage für die ersten Empfänger dieses Bibelbuches? Lies den Zusammenhang des Textes, mit dem du dich beschäftigst. Versuche mit eigenen Worten zum Ausdruck zu bringen, was der Text sagt. Das sind Werkzeuge, mit denen du zuerst und mit Ausdauer an einen Bibeltext heran gehen kannst. Dann erlebst du, was in Psalm 119,162 steht: Ich freue mich über dein Wort, wie einer der große Beute macht.
Denkst du, ich hätte etwas gegen Kommentare? Das ist ganz und gar nicht der Fall. Ich freue mich jedoch über jeden, der sich selbst mit dem Bibeltext beschäftigt, statt von den Gedanken eines Kommentators auszugehen.
Gebrauche den Kommentar ergänzend zu deiner persönlichen Erarbeitung des Textes, dann kann er hilfreich sein.
Ein Kommentar verfügt über
- einen Informationsteil, wie in einem Bibellexikon
- Vorschläge zur thematischen Gliederung eines Buches
- Auslegungsvorschläge zu einzelnen Versen
- Informationen, wie aus einem deutsch-hebräischen oder deutsch-griechischen Wörterbuch
Bibellexikon
Das ist der nützlichste Teil. Man erfährt Hintergründe über den Schreiber des Buches, die Empfänger, die Abfassungszeit, den Schreibanlass, das jeweilige kulturelle Umfeld von Autor und Adressat, geografische und kirchengeschichtliche Informationen und vieles mehr. Diese Informationen sind außerordentlich hilfreich und wichtig, um einen Bibeltext besser verstehen zu können. Oft geht dieser kurz gehaltene Teil der eigentlichen Auslegung voraus.
Textgliederung
Der Ausleger gibt mit einer thematischen Textgliederung einen Überblick über das Bibelbuch. Das ist sehr hilfreich, um den Zusammenhang besser zu erfassen. Es besteht aber auch die Gefahr, dass man anschließend in Bezug auf das Thema des Textes voreingenommen ist.
Auslegung
Der Auslegungsteil macht den größten Teil des Kommentars aus. In der Regel gibt der Ausleger einen Überblick über das jeweilige Kapitel, teilt es in verschiedene Abschnitte ein, und dann folgt eine Vers-für-Vers-Auslegung. Manche Kommentare sind eher erbaulich geschrieben und bringen wenig Hilfe zum Verständnis des Textes, so wie er für die Erstempfänger gemeint war. Gute Kommentare schlagen besonders an schwierigen Stellen mehrere Auslegungsmöglichkeiten vor und erläutern diese sachlich. Möglicherweise begründet der Ausleger, warum er welche Auslegung favorisiert.
Wörterbuch
Ein guter Kommentar gibt bei einzelnen Worten Erläuterungen aufgrund der Wortbedeutung und der Grammatik im Grundtext (Hebräisch oder Griechisch). Das kann sehr hilfreich sein, um die Bedeutung des Textes besser zu erfassen. Aber auch hier muss man fleißig blättern und viel lesen, bis man die wenigen interessanten Infos findet.
Mein persönliches Fazit
In dem Bibellexikon- und Wörterbuchteil findet man die interessantesten Hilfen. Dafür lohnt es sich einen Kommentar zu durchstöbern. Aber bedenke: Man muss viel nachschlagen und lesen. Im Verhältnis dazu findet man wenig Ergiebiges. Es gibt einige deutsch-sprachige Kommentare, die auch für Nicht-Theologen problemlos lesbar sind. Ihr Preis ist im Verhältnis zum Nutzen allerdings zu hoch.