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Fragen

Wenn Teenager Fragen stellen

In einer Lebensphase des Umbruchs beginnen christlich geprägte Teenager ihren Glauben zu hinterfragen. Dieser Artikel erklärt und gibt Hilfen zum Umgang.

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24. November 2013
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5 min

„Wer bin ich?- Was will ich sein? – Und auch: Wie will ich wirken?“ Das sind Fragen, die Menschen immer wieder stellen. Fragen, die auch in der Bibel immer wieder thematisiert werden, beispielsweise in den Psalmen „Wer bin ich vor Gott? – und: Wer bin ich für Gott“?
Besonders während der Pubertät, wenn der junge Mensch vom Kind zum Erwachsenen wird und damit ein noch unbekanntes Lebensland betritt, taucht diese Frage in vielen Facetten immer wieder auf.

Was bin ich wert?

Der erste und auffälligste Themenbereich ist das Selbstwertgefühl. Wer noch nicht weiß, wer er wirklich ist, sein will und sein soll, fühlt sich hier natürlich leicht verunsichert. Er richtet sich stark nach anderen Menschen, beispielsweise nach dem, was gerade in der eigenen Umgebung angesagt und cool ist. Hierum werden sich viele (seelsorgerliche) Gespräche ranken. Da gilt es zum einen, dem Teenager deutlich zu vermitteln, dass man ihn annimmt und wertschätzt (was auch immer er gerade für Kleidung trägt oder welches provozierende Verhalten er an den Tag legt). Und es geht im nächsten Schritt darum, ihm zu zeigen, worin der eigentliche Wert eines Menschen liegt: Nämlich in seiner Einzigartigkeit als von Gott geschaffen, geliebt und auch herausgerufen aus dem, was alle denken und tun.
Wer mit Teens Gespräche über solche Themen führen will, muss ein echtes Interesse für die jungen Menschen haben. Der Mitarbeiter muss entdecken wollen, wer der junge Mensch ist, was ihn bewegt und was er zu sagen hat. Die Gespräche müssen gleichzeitig partnerschaftlich und anleitend geführt werden. Hier die Balance zu halten, kann zuweilen schwierig sein. Junge Menschen im Umbruch reagieren sehr empfindlich darauf, wenn ihnen ein älterer Mitarbeiter zu erwachsen und belehrend gegenübertritt. Sie nehmen den Mitarbeiter aber auch nicht ernst, wenn er sich gibt wie ein Teenager und somit kein Vorbild mehr ist.
Teenager brauchen glaubwürdige geistliche Vorbilder, an denen sie sehen können, wie ein erwachsener (oder erwachsen werdender) Mensch seinen Glauben, sein Leben und auch seine Identität als Mann und als Frau lebt und gestaltet. Sie brauchen Vorbilder und Vertrauenspersonen, die sie gleichermaßen herausfordern und ernst nehmen.
Gerade in einem Alter, in dem sich junge Menschen im Zuge ihrer Identitätsfindung von den Eltern abgrenzen, brauchen sie andere Erwachsene, die ihnen zu einer Leitfigur werden können. Es kann sein, dass manche junge Menschen sich gerade den leitenden Mitarbeitern gegenüber recht provozierend verhalten und argumentieren. Hier sollten sich die Mitarbeiter nicht verunsichern lassen. Streit mit den Eltern oder Mitarbeitern dient gleichzeitig der Abgrenzung und dem Suchen nach dem eigenen Selbst, es dient aber vor allem auch der Vergewisserung, dass man trotz unterschiedlicher Ansichten respektiert und geliebt wird.

Was glaube ich?

Im Zuge der körperlichen Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen wird auch das Gehirn des jungen Menschen stark umstrukturiert (Nervenverbindungen werden stärker, der Balken zwischen den Gehirnhälften verstärkt sich). Dadurch verstehen die jungen Menschen sprunghaft mehr, sie können Zusammenhänge herstellen und komplexe Fragen auf eine Weise bedenken, wie es kurz vorher noch nicht möglich war.
Das bringt es mit sich, dass auch der Glaube hinterfragt wird. Drei große Fragen können ihren Glauben intensiv erschüttern:

  • Die Existenz Gottes ist nicht zu beweisen Das ist eine schockierende Erkenntnis, da der von den Eltern vermittelte Glaube in der Kindheit nicht so umfassend hinterfragt wurde,
  • Die Frage, warum Gott das Leid zulässt, erscheint existentiell bedeutsam, da Teenager oft großen Weltschmerz empfinden,
  • Die Frage, warum nicht alle Menschen glauben können und warum gerade ich glaube, lässt manche Teenager zu dem Schluss kommen, dass sie vielleicht selbst „komisch“ seien.

Hier sind die Mitarbeiter gefordert, sich mit den Menschen auf einen intensiven Gedankenweg zu machen. Vorschnelle Antworten helfen nicht, Glaubenszweifel müssen gemeinsam ausgehalten und vor Gott gebracht werden. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter ehrlich zu dem stehen, was sie selbst auch (noch) nicht wissen. Es gibt Fragen, die erst in der Ewigkeit nicht mehr gestellt werden. Hier spielt Echtheit des Glaubens der Mitarbeiter für den Teenager eine wichtige Rolle. Teenager wollen dem Mitarbeiter seinen Glauben glauben können.

Teens hinterfragen jetzt auch ihren eigenen bisherigen Kinderglauben, besonders, wo er ihnen „erzwungen“ schien. Auch eine ernst gemeinte eigenständige Bekehrung der Kinderzeit oder früheren Teenagerzeit wird infrage gestellt, da jetzt so viele neue Einsichten und Erkenntnisse möglich sind und Altes als unzureichend empfunden wird („Jetzt habe ich mich erst richtig bekehrt!“) Manche Teens fragen sich dann, was überhaupt echt ist und hinterfragen schließlich den Glauben selbst. Hier gilt es, dem jungen Menschen deutlich zu machen, dass unsere Erkenntnis immer nur Stückwerk sein kann und dass Menschen ihr Leben lang bei Gott Lernende sind und dennoch in jedem Reifungsschritt ganz und echt zu Jesus gehören.

Wie der Glaube sind auch die Glaubenszweifel stark an der Erfahrung orientiert. Dazu gehören unter anderem nicht erhörte Gebete, enttäuschte kindliche Erwartungen oder auch eigenes Versagen und die Enttäuschung darüber. Diese projiziert man auf Gott.
Nichterhörte Gebete werden häufig als Folge eigenen Versagens gewertet. Wert und Unwert der eigenen Person werden ohnehin in diesem Alter
stark empfunden – auch in der Beziehung zu Gott. Schuldgefühle sind oft äußerst stark. Jugendliche wollen alles richtig machen, sie haben sehr hohe Ideale von Nächstenliebe und Hingabe an Jesus und sie erleben ihr Versagen darin innerlich niederschmetternd, auch wenn sie äußerlich „cool“ wirken. Im Nachdenken darüber können sie jedoch ein tieferes Verständnis von Schuld und Vergebung und von der Kreuzestat Jesu gewinnen. Hier kann es helfen, in der Verkündigung von echter Gnade zu reden, die Jesus alles gekostet hat und darum immer wieder umsonst angenommen werden darf.

Wo will ich mich investieren?

Wie alles im Teenageralter ist auch der Glaube sehr stark vom eigenen Gefühl abhängig. Dieses ist labil und schwankend: Starke Hingabebereitschaft und Lustlosigkeit, Glaubensmut und -zweifel wechseln einander ab.
Teenager können begeistert für Jesus sein und sich einsetzen, dass es fast über ihre Kräfte geht. Sie wollen wichtig sein für das Reich Gottes, halten beispielsweise begeistert Gebetsnächte durch. Und sie geben schnell wieder auf, wenn sie verunsichert werden.
Es ist darum wichtig für die (Glaubens-)Entwicklung junger Menschen und für die Gemeinden, wenn Teens schon früh in Verantwortung einbezogen werden und in dem, was sie sagen und was sie glauben ernst genommen werden.

Erfahrungen spielen im Teenageralter eine große Rolle. Man muss eigene Erfahrungen machen, Begeisterung erleben, auch Sachverhalte müssen erlebbar sein. Darum spielen Freizeiten, Jugendkonferenzen und andere gemeinsame Erlebnisse eine wichtige Rolle in der Glaubensvermittlung und -verankerung. Das Zusammengehörigkeitsgefühl mit anderen christlichen Teens muss gestärkt werden. Und das besonders in einem Alter, in dem sich junge Leute oft einsam fühlen und gleichzeitig die Beziehung zur Gruppe Gleichaltriger eine so starke
Bedeutung hat, wie sonst nie im Leben. Glaube muss gemeinsam mit Gleichaltrigen durchdacht und erfahren werden. Gemeinsam mit anderen Teens können und wollen die jungen Menschen herausgefordert werden und Verantwortung wahrnehmen.

Es erfordert Fingerspitzengefühl, eine große Liebe zu den Teens und echten Respekt, wenn wir Gesprächspartner für junge Menschen in all diesen Glaubens- und Lebensfragen sein wollen. Aber Teenager auf dem Weg zum Erwachsenwerden und im Glauben zu begleiten, ist eine spannende, herausfordernde und lohnende Aufgabe.