Wenn ich den Druck nicht mehr aushalte…
Wie kann ich damit umgehen, wenn mir Dinge über den Kopf wachsen?
Worum geht’s?
Entmutigung, Überforderung bis hin zum Selbstzweifel gehören zum Menschsein allgemein, sind aber besonders typisch für Teenager. Verursacht werden sie u. a. durch unvorhergesehene Umstände, durch Konflikte mit anderen Menschen, im Elternhaus oder in zwischengeschlechtlichen Beziehungen oder auch durch zu hohe Erwartungen, die der Teenager an sich selbst hat. Auch im geistlichen Leben erfährt man früher oder später Entmutigung. Gebete, die nicht gleich erhört werden, Sünden, von denen man nicht loskommt oder Streitigkeiten in der Gemeinde oder im Teenagerkreis führen schnell zu geistlich-seelischer Frustration. Wenn man die großen Probleme im Leben vor Augen hat, die einen in die Enge treiben, kommen manchmal Zweifel an der Gerechtigkeit Gottes auf. Neid, Groll, kombiniert mit Selbstmitleid, schaffen schnell eine Distanz zu Gott. Gesellschaftliche Einflüsse fördern die Haltung der Selbstverwirklichung. Viele sind sehr auf sich und ihr Wohlergehen bedacht und haben es noch nicht gelernt, Konflikte positiv anzunehmen. Statt die Auseinandersetzung an- und aufzunehmen und Profil zu entwickeln, reagieren die meisten Teenies mit Anpassung an die vorgegebene Meinung. Dazu kommt, dass wenige Kinder dazu angeleitet werden, zu beten und ihre Probleme vor Gott zu bringen. Wer aber nicht betet, für den bleibt Gott nur eine unpersönliche Vokabel. Der eine lässt sich leichter entmutigen als der andere. Wichtig ist zu wissen, wie man mit Überforderungen umgeht, ohne die Flinte ins Korn zu werfen.
Mit wem haben wir’s zu tun?
Auf der Suche nach ihrer Identität versuchen Teenies herauszufinden, wer sie überhaupt sind und woher das Selbstwertgefühl eines Menschen kommt. Dabei werden sie viele Krisen durchmachen. Sie werden Defizite über Defizite und Unfähigkeiten über Unfähigkeiten entdecken. Die größten Selbstzweifel und Überforderungen werden für die Teenager mit (schulischem) Leistungsdruck zusammenhängen. Erwartungen von Eltern und Lehrern erscheinen unerfüllbar. Schnell fühlen sie sich (auch ihren Freunden gegenüber) als „Versager“, wenn sie nicht so „erfolgreich“ sind, wie man es von ihnen erwartet oder wie sie es selbst von sich erwarten. Andererseits machen Teenies auch die Erfahrung, dass sie ungeheuer leistungsfähig sind. Sie werden bei starker Forderung entdecken, dass sich Leistungsdruck auch positiv auswirken kann. Ohne Erwartungen anderer oder von mir selbst, ohne den Vergleich, würde manches Ziel sicher nicht erreicht werden. Wir wollen also niemanden anleiten, Herausforderungen aus dem Weg zu gehen. Wir haben es mit entdeckungsfreudigen, neugierigen jungen Menschen zu tun, die in ihrem seelischem Empfinden extreme Achterbahnfahrten durchmachen. Was sie brauchen, ist Orientierung und Begleitung.
Worauf wollen wir hinaus?
- anleiten, Sorgen und Stress bei Gott abzugeben
- bewusst machen, dass Gott Menschen nicht nach ihrer Leistung, ihrem Können, Wissen und Haben bewertet
- zeigen, dass Gott gerade die „Schwachen“ annimmt
Es sollen drei Reaktionen auf Überforderung erarbeitet werden:
- Resignation,
- Aggression und
- Abgeben bei Gott.
Für jeden dieser Fälle wird ein biblisches Beispiel angeführt.
Wie gehen wir vor?
Zeit: Zur Durchführung dieser Bibelarbeit benötigt man ca. 45 Minuten.
Im Vorprogramm:
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Lied „Steh wieder auf“
Singen gehört zum Vorprogramm der Gruppenstunde. Dabei wird das Lied „Steh wieder auf“ von Theo Lehmann (Kopiervorlage 1) eingeübt. Wenn es am Ende der Stunde nochmals zur Festigung gesungen wird, hat es sich schon eingeprägt. (Die Teenager werden sich an die Stunde zurückerinnern, wenn das Lied auch in den kommenden Wochen gesungen wird.)
Schritt 1 (Brainstorming):
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„Was ist Überforderung?“
Der Bibelarbeitsleiter schreibt die Begriffe Druck, Überforderung und Selbstzweifel auf eine Overheadfolie (Flipchart oder Tafel) und sammelt, was der Gruppe dazu aus eigener Erfahrung oder ganz allgemein einfällt. Wenn das Brainstorming nicht so richtig in Schwung kommt, nennt er einige Beispiele:
- Leistungsdruck in der Schule
- Prüfungssituationen
- Erwartungen der Eltern
- Umgang mit sündigen Gewohnheiten, von denen man nicht loskommt
Das Zusammentragen wird (wahrscheinlich) hervorbringen, dass den Teenies solche Situationen nicht unbekannt sind und ihnen dazu eine Menge einfällt.
Schritt 2 (Gruppenarbeit):
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Drei biblischen Personen werden drei Reaktionen zugeordnet (Kopiervorlage 2)
Mit ziemlicher Sicherheit werden bei dem Brainstorming auch Dinge genannt, wie Menschen auf Druck, Überforderung und Selbstzweifel reagieren. Diese Statements werden vom Leiter herausgefiltert, indem er sie farblich kennzeichnet. Anhand dieser Aussagen hebt er hervor, zu welchen Reaktionen es führen kann, wenn von einem Menschen zu viel verlangt wird. Vor der Gruppenarbeit stellt der Leiter drei Begriffe heraus, die eine Zusammenfassung einer Vielzahl von Reaktionsmöglichkeiten darstellen:
(1) Resignation, (2) Aggression, (3) Abgeben bei Gott. Gleichzeitig legt er die dazugehörige Overheadfolie (Kopiervorlage 2) auf. Nun werden drei Gruppen (bei sehr großen Teenagerkreisen sechs Gruppen; die Gruppenstärke sollte fünf Personen nicht übersteigen) eingeteilt. Die Aufgabe jeder einzelnen Gruppe ist, die drei folgenden Bibelstellen aufzuschlagen und jeweils laut vorzulesen:
(1) 1. Könige 19,1-4; (2) 1. Mose 4,3-8; (3) 1. Samuel 1,1-2; 4-7; 9-11; 15-18. An den drei Textstellen werden Menschen vorgestellt (Elia, Kain und Hanna), die stark unter Druck standen. Sie sind überfordert. Wie verhalten sie sich? Innerhalb von 15 Minuten soll jede Gruppe überlegen: Welche der drei Karikaturen passt zu welcher Person und warum? Aus jeder Gruppe wird jemand bestimmt, der Stichpunkte aufschreibt und sie nachher vorträgt.
Schritt 3 (Ergebnissicherung):
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Lösungen der Gruppen vergleichen und besprechen
Lösung 1: Elia und die Zahnpastatube gehören zusammen.
Begründung zu Lösung 1: Elia hat einen großen Sieg über die Baals-Priester errungen (1. Könige 18,17-46). Diese Auseinandersetzung hat ihn sehr angespannt. Nun hört Elia die Drohung von Isebel, der Frau von König Ahab. Sie schwört Elia, dass sie ihn innerhalb der nächsten 24 Stunden umbringen wird. Diese Drohung haut Elia total um. Vorher war er noch so tapfer, aber jetzt verlässt ihn aller Mut. Er fühlt sich total leer (wie eine ausgequetschte Zahnpastatube) und läuft davon. Er resigniert und wünscht sich zu sterben.
Lösung 2: Kain und der Händedruck, der zum Aufschrei führt, gehören zusammen.
Begründung zu Lösung 2: Als Kain sieht, dass Gott das Opfer von Abel annimmt, seines aber nicht, wird er sehr zornig. Er fühlt sich ungerecht behandelt. Er sieht sich als zurückgesetzt an. Das setzt ihn mächtig unter Druck (wie bei einem extrem festen Händedruck). Dieser Druck bewirkt bei ihm eine ungeheure Form von Aggression. Er erschlägt seinen Bruder.
Lösung 3: Hanna und die Dampfmaschine gehören zusammen.
Begründung zu Lösung 3: Hanna kann keine Kinder bekommen. Peninna nutzt diese Situation aus und kränkt sie. Hanna ist dadurch sehr verletzt. Sie steht unter Druck. Doch anstatt Peninna den Schädel einzuschlagen, macht sie etwas anderes: Sie gibt den angestauten Druck an Gott ab, doch nicht indem sie aggressiv wird, sondern indem sie sich öffnet, weint und alle ihre Sorgen Gott erzählt. Aus dieser Situation kann Gott etwas machen. Hanna ihrerseits erfährt eine echte innere Veränderung. Verletzung und Bitterkeit verschwinden. Zudem tut Gott ein Wunder an ihr und sie wird zur Mutter von Samuel und drei weiteren Söhnen und zwei Töchtern (1. Samuel 2,21). Samuel wurde später zu einem der bedeutendsten Propheten in Israel. Dadurch, dass Hanna ihren Druck an Gott abgibt, setzt sie sozusagen seinen Arm in Bewegung (wie im Vergleich mit dem Druck der Dampfmaschine), er greift handelnd ein.
Schritt 4 (Vertiefung):
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Zusammenfassende Erläuterungen zu den drei Karikaturen
Erläuterung durch den Leiter zu Karikatur 1:
Obwohl Elia falsch reagiert, lässt Gott ihn dennoch nicht allein. Er macht ihm wieder neuen Mut (1. Könige 19,5-8 vorlesen). In einem Andachtsbuch findet sich folgende Lebensweisheit: „Die Lebensweisheit kennt vier Mittel gegen den Trübsinn: Ein gutes Essen, ein tiefer Schlaf, ein langer Spaziergang und ein freundschaftliches Gespräch sollen dagegen helfen. Wir wissen, wie wichtig gute Ernährung, ausreichender Schlaf, viel Bewegung an der frischen Luft und freundliche Gespräche für das Wohlbefinden von Körper, Seele und Geist sind.“ (aus: Axel Kühner, Eine gute Minute, Aussaat Verlag). Genau diese Dinge gab Gott Elia. Das wird auch dir helfen!
Erläuterung durch den Leiter zu Karikatur 2:
Kain explodiert und fährt sein Leben in die Sackgasse. Seinen Zorn zu verarbeiten, indem man Gewalt an anderen auslässt, ist falsch. Wer sich gegenüber seinen Eltern, seinen Geschwistern, Lehrern, Ausbildern oder irgendwelchen anderen Menschen aggressiv verhält, schafft nur neue Probleme. Tu das bitte nicht!
Erläuterung durch den Leiter zu Karikatur 3:
Mach’s wie Hanna: „Schütte dein Herz vor dem Herrn aus“ (1. Samuel 1,15). In der Tat ist das Beispiel von der Dampfmaschine ein guter Vergleich, wie man’s richtig macht und wie Gott gerade in Drucksituationen aktiv werden kann.
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Darstellung der prinzipiellen Funktion einer Dampfmaschine:
In einem Kessel wird Wasser erhitzt. Der unter Überdruck stehende Dampf wirkt auf die beweglichen Teile der Dampfmaschine ein. Durch Kolben und Zylinder wird die Bewegung auf eine Kurbelwelle übertragen, die wiederum ein Schwungrad antreibt. Dieses Prinzip ist geistlich hervorragend anwendbar. Der Druck in einem Kessel an sich ist nutzlos. Er muss die Gelegenheit bekommen eine Maschine zu betreiben. So ist auch Druck in meinem Leben, der nicht richtig weitergeleitet wird, vergeblich. Jesus sagt: „Wer von euch kann mit Sorgen seiner Lebenslänge eine Elle hinzufügen?“ (Lukas 12,25). Wir verändern nichts dadurch, dass wir uns ununterbrochen Gedanken machen um das, was uns nicht passt und worüber wir verärgert sind. Irgendwann platzen wir, wie ein Kessel, dessen Druck zu stark wird. Unsere Chance ist das Gebet. Wir geben den Druck ab. Wir öffnen uns für Gott und sein Handeln. Meine Verzweifl ung und Sehnsüchte, die zum Zwiegespräch mit dem allmächtigen Vater im Himmel werden, können letztlich Wunder bewirken. In 1. Petrus 5,17 heißt es: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er ist besorgt für euch.“ Erst dann kommen Dinge in Bewegung (wie bei der Dampfmaschine), so wie Gott es will. Jetzt kann er etwas tun. Hanna ist dafür ein sehr gutes Beispiel (1. Samuel 1,10-15 nochmals vorlesen). Ihr Vorbild zeigt, dass:
- Gott fähig ist (V. 19.20).
- unsere Ausdauer gefragt ist (V. 12).
- Gebet nicht immer gleich die Umstände verändert, in jedem Fall aber den
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Beter (V. 18).
Egal, ob du Dinge, die von dir gefordert werden, schaffst oder nicht, davon hängt dein Selbstwert nicht ab. Gott nimmt dich an, wie du bist, kümmert sich um dich und hilft dir wieder auf – denk an Elia. Mach dir keine Gedanken darüber, ob du eine Blamage, die Menschen um dich her mitbekommen haben, verkraftest oder nicht. Vor Gott kann man sich nicht blamieren! Bei Gott zählt nicht das, was sonst überall zählt: Stärke und Erfolg.
Jesus wusste, wie es im Inneren der Menschen wirklich aussieht. Er fordert die Leute auf:
Kommt her zur mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben Matthäus 11,28
Nach der Bibelarbeit:
Erlebnisorientierte Spiele Die drei Veranschaulichungen zu „Resignation“, „Aggression“ und „Abgeben“ kann man abschließend spielerisch in den Programmablauf einbauen:
- Wer kann in einer Minute die längste Schlange mit einer Zahnpastatube machen?
- Jeweils etwa gleichstarke Teenies treten im „Armdrücken“ gegeneinander an.
- Dampfmaschine anheizen und (mit dem zur Dampfmaschine gehörenden Zubehör) in einer bestimmten Zeit einige Vorgänge verrichten (je nachdem, was einem als Zubehör zur Verfügung steht).
Was brauchen wir?
- ein allgemeines Lexikon, um die Funktion einer Dampfmaschine zu verstehen
- Folien der Anlagen, Overheadprojektor
- ggf. Zahnpastatube und Modell-Dampfmaschine mit Zubehör
- Das Lied „Steh wieder auf“ ist zu hören auf Lutz Scheufler LIVE, „Wahre Helden“ (CD: 88 050, S.D.G.-Verlag, 08315 Bernsbach) Lawrence, D.: Schule ist wie Robinson: Alle warten auf Freitag, Kap. 2: Testfall Ernstfall, Brunnen, Gießen 1994 “
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