Wenn Gott sich verbirgt..
Jeder von uns wird in seinem Leben mit Leid und Bitterkeit konfrontiert. Diese Bibelarbeit soll dir helfen diesen Zeiten mit der richtigen Perspektive zu begegnen.
Überblick
Noomi beurteilt ihr Leben und ihr Fazit ist ernüchternd, um nicht zu sagen bitter. Sie klagt Gott an. Solche Umstände sind uns nicht unbekannt. Wir schauen in Noomis Leben und gleichzeitig vor- und zurück. Denn auch wenn es keiner sieht: Gott handelt – damals und heute.
Ziel
Die Jugendlichen dürfen erkennen, dass Bitterkeit & Leid Gläubigen nicht unbekannt sind und dass Gott mit unseren Klagen gut umgehen kann.
Sie dürfen lernen, wie das Evangelium unsere Perspektive ändert.
Denn „Jesus gibt alles, um deine Leere zu füllen.“
Sie dürfen Hoffnung schöpfen von dem, der wiederkommt & triumphiert.
Einstieg
Ein Einstieg zu dem Thema ist schwer zu kreieren. Vielleicht lässt sich eine Situation in der Gemeinde oder im Umfeld der Jugendlichen aufgreifen. Eventuell wurden Fragen nach dem Leid, bzw. wo Gott denn nun ist o.ä. schon gestellt und du greifst sie auf. Aus der Historie lassen sich Lebensberichte von Christen aufgreifen, die viel gelitten haben und ihre Klage auch geäußert haben.
Vielleicht kannst du als Mitarbeiter aus einer Zeit erzählen, wo du Gott angeklagt hast, wo du dachtest, Gott versteckt sich vor dir, obwohl du ihn suchst…
Greif das auf und zeige auf, dass die Situation Noomis keine Seltenheit ist. Es gibt keinen Menschen, der Leid nicht kennt. Und wie oft kommt – selbst bei Unfrommen – dann dieses Fragen auf.
Überleiten zum Bibeltext:
Auch Noomi hatte schwere Jahre hinter sich und sie beurteilt diese Zeit bei ihrer Heimkehr nach Bethlehem.
Erarbeitung & Anwendung
Ruth 1,19-22 lesen
Kurz den Zusammenhang erklären:
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Was ist vorher geschehen? Wenn ihr die Bibelarbeitsreihe zu Ruth macht, dann greif die Zielgedanken und Kernaussagen gerne hier auf.
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Ruth begleitet ihre Schwiegermutter während Orpa, die andere Schwiegertochter, in Moab bleibt.
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Moab liegt ungefähr 80km von Bethlehem entfernt.
Situation erklären:
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Noomi verließ vor 10 Jahren (Ruth 1,4) mit Mann und zwei Söhnen Bethlehem aufgrund einer Hungersnot
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Jetzt kommt sie ohne Söhne, dafür mit einer Schwiegertochter (aus „Feindesland“) zurück.
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Als Noomi ankommt, kommt die Stadt in Bewegung. Sie wird wiedererkannt. „Ist das Noomi?“
-> Wer Dorf oder Kleinstadt kennt „fühlt“ diese Situation. „Schau mal,… ist wieder da!“
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-> Für uns als Leser bleibt die Haltung der Menschen offen. Waren sie mitleidig oder selbstgefällig und distanziert? Es kommt nicht raus.
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Noomi nutzt die Stimmung und macht sich Luft. Als würde sich ein Ventil öffnen, lässt sie alles raus, was tief in ihr schlummert. Davon können wir einiges über uns lernen und schauen, wie gehen wir mit solchen Situationen um, bzw. mit Menschen in solchen Situationen und wie geht Gott mit ihr um?
Erarbeitung der Zielgedanken anhand von Fragen:
Vorbemerkung: Ihr könnt das in einer großen Gruppe machen oder in kleinen Gruppen (was ich bevorzugen würde).
Ziel ist es, den Text zu lesen, zu beobachten und Inhalte zu entdecken
Fragen:
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Was wünscht sich Noomi von den Menschen?
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Was bedeutet Noomi, was bedeutet Mara?
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Mara taucht in 2.Mose 15,22ff schon mal als Ortsname auf. Wie hängen diese Begebenheit und Noomis Namenswunsch eventuell zusammen?
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Wie nennt Noomi Gott? Wie wirkt das?
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Welche Vorwürfe macht Noomi Gott?
Antworten:
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Sie sollen sie Mara nennen.
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Noomi bedeutet „die Liebliche“ oder „angenehm“. Mara bedeutet „bitter“
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Israel wurde soeben aus Ägypten gerettet und kommt an einen Ort, wo das Wasser bitter schmeckt. Sie meckern gegen Mose und zeigen keinerlei Dankbarkeit für die Rettung oder Gottvertrauen. Noomi stimmt ein in die Klage ihrer Vorfahren. Sie sieht nicht die Gnade Gottes in ihrem Leben (ihre sichere Rückkehr, Ruth an ihrer Seite [die interessanterweise in ihren Aussagen auch nie auftaucht], …), sie sieht das Leid und Elend ihres Lebens und mehr nicht.
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Noomi nennt Gott „El Shaddai“ – der Allmächtige. Ja, er hat aus ihrer Sicht alle Macht, aber scheinbar hat er diese Macht nur genutzt, um ihr zu schaden.
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Vorwürfe an Gott:
-> Er hat mir sehr bitteres (Leid) hinzugefügt
-> Er hat mich leer zurückkehren lassen
-> Er hat gegen mich ausgesagt
-> Er hat mir Böses getan
Das können wir zusammentragen und anhand dessen noch tiefer einsteigen.
Folgende Fragen können helfen:
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Wie nimmt Noomi Gott wahr?
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Welche Zusagen aus Gottes Wort hätten ihr eine Hilfe sein können?
Antworten:
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Sie sagt, dass sie „voll“ ging und „leer“ zurückkehrt. Schuld daran ist Gott. Doch anstatt, dass er vor Gericht sitzt, kommt sie sich vor, als würde Gott gegen sie aussagen. Sie greift selbst das Bild eines Gerichts auf.
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Gott macht den Witwen und Waisen bis hierhin schon einige Versprechen:
-> 2.Mose 22,21-23
-> 5.Mose 14,29; 16,11; 16,14; 24,19-21; 26,12-13
An der Stelle ist es wichtig: Wir verurteilen Noomi nicht, denn wenn wir ehrlich sind, kennen wir uns ähnlich.
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Noomi sieht unscharf. Gott erkennt sie nicht in all dem Leid, bzw. sie sieht Gott schon, aber für sie ist er der Schuldige und wir werden es ihr nicht vorwerfen.
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Noomi sieht nicht das komplette Bild. Nur diese Momentaufnahme inklusive der Vergangenheit voller Verlust.
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Noomi kann nicht einfach ein Kapitel weiterblättern und lesen, wie sich ihr Blatt zum Guten wendet. -> „Wenn Bitterkeit dein Leben erfüllt, scheint es, als würde es für immer anhalten.“ (Ruth for You: Revealing God's Kindness and Care - Tony Merida)
Der Bibeltext endet mit einer kleinen Hoffnung. „Hoffnung keimt auf“ sozusagen. Denn die Ernte ist reif. Im Haus des Brotes (Bedeutung von „Bethlehem“) gibt es wieder was zu ernten. Noch sieht Noomi nicht, wie damit auch Hoffnung für sie aufkeimt.
Aber es zeigt: Gott handelt – die ganze Zeit schon – auch wenn er für Noomi wie verborgen war. Denn Gott hatte sein Volk heimgesucht, um ihnen Brot zu geben.
Hier können wir Bezüge zum Evangelium einbauen. Jeder Text weist auf Christus hin.
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Unsere Hoffnung ruht auf dem, der das wahre Brot des Lebens ist.
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Bethlehem wurde zu Noomis Rettungsort. In diesem Ort wurde der Retter Jesus geboren.
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Und laut Philipper 2,5 weiß dieser Christus sehr wohl, was es bedeutet „leer“ zu sein. Noomi klagt, dass sie „leer“ ist, wegen Gott. Dieser Gott hat sich selbst entleert (Philipper 2,7 kann übersetzt werden: „Aber er entleerte sich, nahm Knechtsgestalt an…“) für uns und unsere Rettung. Jesus gab alles, um deine Leere zu füllen.
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Sein Evangelium gibt uns Hoffnung in Situationen, die Noomis gleichen. Wenn Bitterkeit sich breit macht, brauchen wir keine Therapie, sondern wir haben – sofern wir glauben – den Tröster in unseren Herzen wohnen.
Damit kommen wir zu den persönlichen Anwendungen: Was sagt Gott uns durch diesen kurzen Abschnitt?
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Gott kann mit unseren Klagen sehr gut umgehen. Keinerlei Vorwurf ergeht an Noomi. Keinerlei: „Stell dich nicht so an!“
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Auch die Bewohner Bethlehems Schweigen, als sie Noomis Rede hören und sie sehen. Haben sie mitgelitten? Das kann gut sein und es steht auch uns zu mit den Trauernden zu trauern und mit den Weinenden zu weinen. Das taugt oft mehr, als alle guten Ratschläge.
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Wir dürfen auch auf Gottes Handeln in der Vergangenheit zurückschauen und daraus Mut schöpfen. Noomi sah nicht, dass nach Mara der Ort Elim kam (2.Mose 15,27). Irgendwie hatte sie das vergessen. Dabei ist das Handeln Gottes in der Geschichte wie ein Denkmal seiner Gnade. Das Alte Testament ruft uns zu: „Seht ihr denn nicht die Gnade Gottes, die kein Ende kennt, auch wenn er scheinbar gegen uns ist?!“ Auch das Leben Jesu, der – wie schon erwähnt – solche Situationen durchaus kannte, kann uns froh machen. Wir haben einen Adressaten und Helfer in der Not. Siehe Hebräer 4,14-16.
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Wenn wir Gottes Handeln nicht sehen, dann heißt es nicht, dass er weit weg ist. John Piper sagte: „Gott tut immer 10.000 Dinge in deinem Leben, und vielleicht sind dir drei davon bewusst“
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Und wir dürfen Hoffnung schöpfen, weil dieser Jesus wiederkommt und triumphiert. Alles Leid, jede Traurigkeit…wird ein Ende finden. Die Lehren der Endzeit sind kein Stoff für Sci-Fi oder Gruselstories, sondern eine Hoffnungsbotschaft für die Leidenden.
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Bild: Stell dir vor du schaust ein Spiel deines Teams. Ein Spiel in dem sie bitter zurückliegen. Und du weißt schon wie es ausgeht. Du bist nicht gestresst oder verzweifelt. Du bist voller Vorfreude und Erwartung. Voller Hoffnung, die ihre Berechtigung hat.
Ergebnissicherung
Zum Abschluss könnt ihr kleine Gruppen machen und euch anhand folgender Fragen weiter austauschen.
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Was würden wir jemandem sagen, der sich wie Noomi äußert?
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Wo entdeckst du Bitterkeit in deinem Leben?
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Wie können wir reagieren, wenn Gott verborgen scheint?
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Wie kannst du dich an Gottes Gnade mitten im Leid erinnern?
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Woran denkst du, wenn du mit Freude zurückschaust?
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Was hat Jesus in deinem Leben getan?
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Welcher Aspekt des Evangeliums tröstet dich?
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Welcher Mutmacher aus dem AT fällt dir ein?
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Wie kann das Abendmahl in deiner Gemeinde eine Hilfe dabei sein?
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Wie kannst du diese Woche mit Hoffnung nach vorne schauen? Wie hilft es dir in deinen Umständen?