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Gnade & Wahrheit

Wenn Gnade und Wahrheit Realität werden…

Du bist Jugendleiter und bekommst die Nachricht, dass Lara aus deiner Gruppe ungewollt schwanger ist. Wie gehst du mit ihr um? In Gnade? In Wahrheit? Dieser Artikel enthält Anregungen für eine Gruppenstunde zum Thema.

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19. September 2014
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5 min
Priscilla Du Preez a Pa843fr Iz I Unsplash

Gnade und Wahrheit – oft gesagt, gesungen, vielleicht als „fromme Vokabel“ genutzt. Und wenn das praktisch wird? Wie reagiert man eigentlich in Gnade? Ist man dann gnädig? Und was ist mit der Wahrheit? Gnade und Wahrheit ganz praktisch in deinem Leben und im Leben von Lara.

Lara ist 15 Jahre. Ein ganz normales Mädchen mitten in Deutschland. Gemeinde gehörte schon immer zu ihrem Leben dazu. Lara mag ihre Gemeinde, jedenfalls so im Großen und Ganzen. Gut, es gibt schon mal einen Sonntag, wo sie lieber ausschläft, aber seit sie in der Jugend ist, ist das echt cool geworden, in den Gottesdienst zu gehen. Trotzdem – Lara mag auch Kevin. Kevin geht nicht in die Jugend und sträubt sich gegen alles, was mit Glauben zu tun hat. Seit einigen Wochen sind die beiden ein Paar, aber das weiß in ihrer Gemeinde keiner.

Und du, der du das gerade liest: Stell dir mal vor, du bist ein ganz normaler Jugendleiter. Stell dir einmal vor, Lara gehört zu deiner Jugendgruppe. Sie gehört zu den Teens, die dir Freude machen. Sie kommt regelmäßig, hat sich für Jesus entschieden, übernimmt von Zeit zu Zeit kleine Aufgaben, ist fröhlich und wahrscheinlich wird sie sich beim nächsten Tauffest taufen lassen. Doch auf einmal kommt alles anders. Deine Tochter (auch 15 Jahre) kommt nach Hause, schmeißt ihren Rucksack auf die Treppe, setzt sich in der Küche auf die Arbeitsplatte und erklärt dir: „Das glaubt ihr nicht! Lara ist schwanger!“ „Na hör´ mal“, weist du deine Tochter zurecht, „so spricht man nicht über andere. Was glaubst du eigentlich, wie schnell aus sowas Gerüchte entstehen?“ Im selben Augenblick klingelt bei euch das Telefon. Ein Ältester aus deiner Gemeinde ist dran: „Vielleicht habt ihr es schon gehört? Lara, aus eurer Jugendgruppe, ist schwanger.“ Ihr sprecht noch ein wenig weiter über Lara. Es fallen Begriffe wie Gnade, aber man müsse doch auch bei der Wahrheit bleiben.

Gnade, Wahrheit – vielleicht hundertfach als Worte benutzt, werden auf einmal ganz real. Du stellst dir innerlich viele Fragen: Wie reagiert man eigentlich in Gnade? Und was ist mit der Wahrheit? Wie könnten deine möglichen Reaktionen auf eine solche Situation in Gnade, wie in Wahrheit und wie in Gnade und Wahrheit aussehen?

Übrigens: Lara ist einfach nur ein Beispiel, das helfen soll, über Gnade und Wahrheit nachzudenken. Die Fragen nach der Sexualethik stehen nicht im Vordergrund.

Eine Reaktion in Gnade

Gnadengeber werden aktiv. Gnädig reagieren heißt, Lara mit Jesu Augen sehen, sich ihr zuwenden, wirklich auf sie zugehen. Mit Lara und nicht über Lara sprechen. Eine Beziehung zu ihr aufbauen. Etwas weitergeben von dem, was Gott uns geschenkt hat. Denn als Kinder Gottes haben wir aus Gottes, aus Jesu Fülle alles empfangen und zwar Gnade um Gnade, wie in Johannes 1,16 steht.

Jesus begegnet in Liebe und vergibt – das ist Gnade. In Gnade zu reagieren heißt auch, eine Entscheidung zu treffen und auf Lara zuzugehen. Es heißt wirklich und nicht oberflächlich Anteil zu nehmen daran, wie es Lara geht. Ihre (sicher ja auch bestehende Not) zu teilen. Fragen zu stellen wie: „Wie geht es dir wirklich? Wie siehst du selbst, was geschehen ist?“ Wenn du Lara diese Fragen stellst, habe ehrliches Interesse an den Antworten. Sei bereit, dich auf sie und die Hilfe, die sie braucht, einzustellen. Sonst kann aus einer Gnadenreaktion auch ganz schnell oberflächliche Toleranz werden. In Gnade reagieren bedeutet nämlich nicht, Toleranz zu üben und vielleicht folgendermaßen zu reagieren: „Ist ja nicht so schlimm, das wird schon wieder. Kann ja irgendwie echt keiner was für, dass Lara schwanger ist, Viele sehen das auch zu streng, usw.“ Auch solltest du nicht anfangen einen „Lynchmob“ gegen Lara zu veranstalten. Wenn du in Gnade reagierst, solltest zunächst besonnen mit der Situation umgehen, nach Gottes Maßstäben fragen, seine Gebote beachten und sie nicht missachten.

Gnade bedeutet sicherlich auch, Lara auf diese Maßstäbe hinzuweisen. Aber auch Jesu Maßstäbe sind Gottes Maßstäbe und in Johannes 4, wo Jesus der Frau am Jakobsbrunnen begegnet, zeigt er uns ganz praktisch, wie man jemandem in Gnade begegnen kann. Jesus spricht sehr offen mit der Samariterin über ihr Leben und auch darüber, was bisher falsch gelaufen ist. Aber er begegnet ihr in Liebe und vergibt ihr – das ist Gnade.

Eine Reaktion in Wahrheit

Es gibt so ein altes Sprichwort:

Wahrheit ohne Liebe ist brutal, Liebe ohne Wahrheit Heuchelei.

In Wahrheit reagieren deckt auf, was falsch gelaufen ist. In Sprüche 27,5-6 ermuntert uns die Bibel sogar zur Wahrheit:

Offene Zurechtweisung ist besser als Liebe die verborgen bleibt. Die Schläge des Freundes meinen es gut, aber die Küsse des Hassers sind trügerisch.

Eine Reaktion in Gnade und Wahrheit

Gnade und Wahrheit gehören deshalb unzertrennlich zusammen, weil die Gnade über dem Gesetz steht. In Johannes 1,17b lesen wir, dass die Gnade und die Wahrheit durch Jesus Christus geworden sind. Es geht nicht in erster Linie darum, Schwierigkeiten des andern zu erkennen und diese sofort an den Pranger zu stellen, sondern es geht darum, dass wir lernen, einander in der Gnade und in Wahrheit zu begegnen. Für uns Christen heißt das, Lara mit den Augen Jesu zu sehen. Das wird uns alleine nicht (immer) ohne Schwierigkeiten gelingen. Gott kann und wird uns diese Sichtweise schenken. Bitte Jesus:

Herr, ich möchte Lara mit deinen Augen sehen, möchte ihr in Gnade und Liebe begegnen und ihr vergeben können…

Und wenn Lara in deiner Jugend wäre?

Einstieg

Lies die Geschichte von Lara vor. Oder du machst mit Mitarbeitern und Jugendlichen ein Anspiel daraus.

Die Jugendlichen bekommen zehn Minuten Zeit und erhalten die Aufgabe, jeder für sich, einen ehrlichen Brief an Lara zu schreiben.

Leitfrage/Gedanke: Was würdest du ihr als erstes sagen oder sie fragen wollen?

Gruppenphase

Teilt euch möglichst in drei Kleingruppen auf (etwa vier Personen pro Gruppe). Jede Gruppe bekommt eine andere Aufgabe.

  • Aufgabe Gruppe 1: Stellt euch vor, Lara gehört zu eurer Jugendgruppe. Wie würdet ihr gnädig mit ihr umgehen, wenn ihr erfahrt, was geschehen ist? Überlegt euch ein kleines Anspiel.
  • Aufgabe Gruppe 2: Stellt euch vor, Lara gehört zu eurer Jugendgruppe. Wie würdet ihr ihr die Wahrheit sagen, wenn ihr erfahrt, was geschehen ist? Überlegt euch ein kleines Anspiel.
  • Aufgabe Gruppe 3: Stellt euch vor, Lara gehört zu eurer Jugendgruppe. Wie würdet ihr gnädig mit ihr umgehen und ihr gleichzeitig die Wahrheit sagen, wenn ihr erfahrt, was geschehen ist? Überlegt euch ein kleines Anspiel.

Ergebnisse vortragen

Alle Gruppen kommen wieder zusammen. Spielt euch die jeweils entwickelte Szene vor.

Festigung

Trefft euch nochmal in den Kleingruppen. Lest euch die Briefe vor, die ihr am Anfang geschrieben habt. Kommt ins Gespräch darüber, wo ihr euch wiederfindet.

Ist euer Brief eher in Gnade, in Wahrheit, oder in Gnade und Wahrheit geschrieben?
Würdet ihr den Brief „in echt“ so an Lara schreiben?
Wie würde eurer Meinung nach der ideale Brief an Lara aussehen?

Abschluss

Lest gemeinsam Titus 2,11ff und Römer 11,6.