Wenn Glaube Feuer fängt
Jens Kehlen geht der Frage nach, was wir tun können, um die Leidenschaft für die Rettung der verlorenen Menschen um uns herum neu zu entfachen.
Es ist ein schöner Samstagnachmittag und ich sitze in einem belebten Café und trinke genüsslich meinen Cappuccino. Von meinem Platz aus kann ich die Einkaufspassage gut überblicken und sehe hunderte von Menschen mit ihren Tüten und Taschen bewaffnet durch die Stadt schlendern. Nachdem ich die Menge eine Zeitlang beobachtet habe, schießt mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf, der mich nicht mehr loslässt: Wie viele von diesen zahllosen Menschen kennen wohl Jesus als ihren persönlichen Retter? Haben diese Leute einen christlichen Freund, oder Bekannten der ihnen den Glauben irgendwie nahe bringen kann? Die Frage beschäftigt mich schließlich so sehr, dass mir der Appetit auf meinen Cappuccino vergeht. Meine Gedanken kreisen immer weiter und ich bin von mir selber überrascht, dass mir gerade an diesem schönen Nachmittag solche Fragen im Kopf herumschwirren. Denn ehrlich gesagt kommt es bei mir nicht so oft vor, dass ich darüber nachdenke, wie viele Millionen Menschen Jesus nicht kennen. Doch heute ist so ein Tag, an dem ich ein Stückweit nachempfinden kann was Jesus gespürt haben muss: „Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Matthäus 9,36
Augenblicke wie diese kann ich an einer Hand abzählen. Und wenn ich mich mit anderen Christen unterhalte, merke ich, dass ich mich damit in guter Gesellschaft befinde. Die Frage stellt sich:
Vielleicht sind meine Sorgen auch übertrieben, denn so ziemlich jede Gemeinde die ich kenne, hat mindestens einmal im Jahr eine besondere Zeit für Evangelisation reserviert. Ob sie sich bei Pro-Christ engagieren, regelmäßig Gästegottesdienste anbieten oder andere besondere Veranstaltungen für Nichtchristen durchführen. Und ich unterstelle mal, dass sie Evangelisation nicht nur als Programmpunkt sehen, sondern dass dahinter der tiefe Wunsch steht, Jesus bekannt zu machen. So haben alle diese Veranstaltungen einen hohen Stellenwert, aber trotzallem lässt mich die Frage nicht mehr los, ob wir Christen noch ein Herz voller Liebe für unsere Mitmenschen haben. Geht es uns noch nahe, wenn unsere Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen Jesus nicht kennen?
Programme sind gut und wichtig, aber beten wir noch leidenschaftlich und mit einem tiefen Mitgefühl für die Menschen? Mir drängt sich der Gedanke auf, dass da vielleicht der Knackpunkt liegen könnte.
Charles Spurgeon hat einmal gesagt:
Der Zustand einer Gemeinde lässt sich sehr genau an ihrer Gebetsversammlung messen. Die Gebetsversammlung ist ein Gnaden-o-meter, von dem wir das Wirken Gottes unter den Menschen ableiten können. Wenn Gott einer Gemeinde nah sein soll, muss diese Gemeinde beten. Und wenn er einer Gemeinde nicht nah ist, ist eines der ersten Zeichen seiner Abwesenheit eine Trägheit im Gebet.
Als ich dieses Zitat las, überkam mich direkt ein schlechtes Gewissen. Na klar, wir beten zu wenig. Mit dieser Aussage hat man wahrscheinlich immer recht, denn wer kann schon von sich behaupten genug zu beten. Zumal der Anspruch eindeutig ist. 1. Thessalonicher 5,17: „Betet ohne Unterlass.“ Also, dann lass uns einfach mehr beten.
Ist es so einfach? Jein. Ich glaube nicht, dass es darum geht in einen Aktionismus zu verfallen, aber vielleicht müssen wir ein neues Bewusstsein dafür entwickeln, dass wir ohne Gott nichts tun können. Wir müssen erfüllt sein vom Heiligen Geist und durch seine Kraft motiviert werden.
Der Pastor einer Gemeinde in Wuppertal sagte einmal: „Wir laden euch herzlich in den Maschinenraum der Gemeinde ein.“ Die Gemeinde guckte etwas verwirrt, bis er erklärte: „Das ist die Gebetsstunde am Mittwochabend. Denn ohne Gebet können wir nichts bewirken.“ Diese Aussage trifft es wohl am besten. Gebet sollte der Antrieb für alle unsere Aufgaben und Aktionen sein. Wir brauchen Strategien und Programme, und die eine oder andere Gemeinde täte sicher auch gut daran sich in ihrem Stil an die Bedürfnisse der Menschen von heute anzupassen. Aber wenn unser Herz nicht voller Leidenschaft ist und wir vor Gott um unsere lieben Mitmenschen ringen, dann hat das alles keinen bleibenden Wert. In dir muss brennen,
was du in anderen entzünden willst.
(Aurelius Augustinus, Bischof und Kirchenlehrer)
Uns fehlt es heute nicht an Predigern, Büchern, Bibelübersetzungen und tollen Programmen. Nein, was uns wirklich fehlt ist die Leidenschaft Gott anzurufen, bis er den Himmel aufmacht und sich selbst in seiner Macht zeigt. Menschen brauchen nicht nur Argumente in Bezug auf theologische Fragen. Das interessiert in der Regel die wenigsten. Vielleicht sollten wir mehr beten, dass Gott sich auf übernatürliche Weise mitteilt.
Idee: Fang an dafür zu beten, dass Gott dein Herz wachrüttelt und eine Sehnsucht weckt, dass andere IHN finden. Ein Gebet, das Gott bestimmt gerne erhört!
Was wäre, wenn wir so beten würden wie die ersten Christen in Apostelgeschichte 4,24 und 30-31?
Sie aber, als sie es hörten, erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: „Herrscher, du, der du den Himmel und die Erde und das Meer gemacht hast und alles, was in ihnen ist; indem du deine Hand ausstreckst zur Heilung, dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.“ Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit.
„Gebete ändern die Welt nicht. Aber Gebete ändern die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt.“ (Albert Schweitzer)
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