Was die Bibel über die Hölle sagt
Die Schrecken der Hölle sind letztlich ein Wegweiser, ein Augenöffner. Sie sensibilisieren uns für den umwerfend großen Wert Gottes in Jesus Christus.
Dieser Artikel ist eine kommentierte Bibelstellensammlung. Auflistungen wie diese sollen dabei helfen, sich einen ersten Überblick vom Umgang der Bibel mit einem bestimmten Thema zu machen, oder gezielt auf einzelne Aspekte hinweisen. Sie sind dabei aber nie umfassend und sollen uns viel mehr motivieren selbst über das Thema nachzudenken.
Einleitung:
Wer gerne über Hölle redet hat ernsthafte Probleme. Die Hölle ist für jeden Menschen, der Familienmitglieder und Freunde hat, welche Jesus nicht nachfolgen, ein schmerzhaftes Thema. Ich habe Momente, wo ich mir wünschte, dass die Bibel nicht über Hölle reden würde; dass letztlich jeder Mensch von der Liebe Gottes ergriffen werden würde und in den Himmel kommt. Aber ich bin nicht Gott, und meine Wünsche sind nicht der Maßstab. Im Folgenden, ein Versuch aufzuzeigen, was die Bibel zu dem Thema zu sagen hat.
Gott auf der Anklagebank?
Darf denn Gott Menschen in die Hölle schicken?Darf denn Gott Menschen in die Hölle schicken? Wer die biblische Lehre von Hölle verstehen will, muss erst begreifen, dass die eben gestellte Frage für die Autoren der Bibel völlig unangemessen wäre, ja sogar an Realitätsverlust grenzen würde (Jesaja 40,13-14). Der „Richter der ganzen Erde“ „tut was immer er will“ (1. Mose 18,25 / Psalm 135,6). Selbst wenn alle Menschen gegen Gott ins Gericht gingen, würde Gottes Gerechtigkeit die Ankläger zum Schweigen bringen (nach Römer 3,4).
Die unerschrockene Behauptung der Bibel lautet: Gott wäre gerecht, wenn Er uns alle bestrafen würde (z.B. Römer 3,1-20). Nicht wir sind gute Menschen (und Gott auf der Anklagebank), sondern Gott ist allein gut (Markus 10,18).
Die Schönheit der Natur macht deutlich, dass Gott gerne beschenkt, dass er seine Geschöpfe liebt (Psalm 145,9.15.16 / Matthäus 5,44.45). „Ich habe keinen Gefallen am Tode des Sterbenden“, spricht der Gott der Bibel, „So kehrt um und lebet!“ (Hesekiel 18,32, siehe auch 2. Petrus 3,9).
Jesus predigte über Gottes Liebe[1] und Bereitschaft zu vergeben (Johannes 3 / Lukas 15,11-32), über Gottes Güte und Fürsorge (Markus 10,18 / Matthäus 18,10-14). Das motiviert mich, Jesus weiter zuzuhören, auch wenn seine Predigt ungemütlich wird.
Was sagte Jesus zu Hölle?
Die Juden des 1. Jahrhunderts glaubten an eine schreckliche Hölle, wo Gott sich an seinen Feinden mit einem feurigen Gericht rächen würde. Diese Vorstellungen wurden zum Teil durch das Alte Testament (Daniel 12,2 / Hesekiel 32,17-32)[2] oder außerbiblische rabbinische Literatur (z.B. in Judith 16,14 / 1. Henoch 100,9 / 1. Henoch 108,3-4 / 4. Makkabäer 12,1) geprägt.
Jesus hat sich bei anderen Themen nie gescheut, Lehren, die im damaligen Judentum vorherrschten, zu korrigieren. Aber was durchaus ernüchternd ist: Jesus bestätigte die im Judentum im 1. Jahrhundert vorherrschenden Vorstellungen der Hölle!
Noch einmal: Jesus bestätigt das damalige Bild von Hölle. Falls er anders über Hölle gedacht hätte, hätte er sich sehr klar gegen diese Lehre aussprechen müssen. Stattdessen warnt Jesus immer wieder mit Nachdruck vor der Hölle. Er benutzt das damals übliche Wort „Gehenna“, was für Gottes feuriges Gericht stand[3]. Er beschreibt die Hölle als…
einen Ort wo geheult und vor Schmerz mit den Zähnen geknirscht wird (z.B. Matthäus 8,12 / Lukas 13,28), einen Ort der Dunkelheit (Matthäus 22,13), einen brennenden Ofen (Matthäus 13,42), dessen Flammen nie ausgehen, ewiges Feuer, welches für Satan und seine Engel vorbereitet ist (Matthäus 25,41), einen Ort ewiger Bestrafung (genauso ewig wie das ewige Leben, siehe Matthäus 25,45-46). Die Schmerzen in der Hölle werden niemals aufhören, wie ein „unsterblicher Wurm“ und wie „unauslöschliches Feuer“ (Markus 9,43-48).
Was lehrten die Jünger Jesu?
Wird die Hölle in den Briefen von Paulus, Petrus und Johannes gelehrt? In ihren Schriften haben wir ein Vorbild, was es heißt, vom Glauben weiterzuerzählen. Deshalb ist diese Frage wichtig.
Obwohl Paulus nie das Wort „Hölle“ benutzte, schrieb er sehr viel über „ewigen Tod“, über Gottes „Zorn und Grimm, Drangsal und Angst“ welche über alle kommen wird, die der Wahrheit nicht gehorchen (Römer 6,23 und Römer 2,8). Solche Wörter und ähnliche (wie „Verlorengehen, Zerstörung, Bestrafung“) kommen oft in seinen Briefen vor. So oft, dass ich dem Leser überlasse, geeignete Stellenangaben zu finden. Mit über 80 Versen über die Hölle in den 13 Paulusbriefen, redet Paulus mehr über Hölle als über Gottes Gnade, Barmherzigkeit und den Himmel zusammen![4]
Als Paulus Chancen hatte, das Evangelium vor anderen zu predigen, schämte er sich nicht, das Gericht Gottes als zentrales Thema zu verkünden (siehe Apostelgeschichte 17,22-31 / Apostelgeschichte 24,24-25).
Auch der zweite Petrusbrief (Kapitel 2 und 3) und der Judasbrief sind voll von Feuer und Hölle. Beide nehmen kein Blatt vor den Mund: Wen Gott zum Feind hat, erwartet Schreckliches. So hart es auch klingt: Wenn unser Evangelium nur aus „Gott liebt dich!“ besteht, dann verstehen wir weder Paulus noch die übrigen Apostel.
Gibt es zweite Chancen?
Was ist mit denen, die in ihrem Leben nicht umgekehrt sind und dem Evangelium nicht geglaubt haben? Gibt es für sie eine zweite Chance nach dem Tod? Es gibt einige Texte, die auf den ersten Blick dergleichen andeuten könnten (z.B. Philipper 2,9-11 / 1. Korinther 15,22 / Kolosser 1,19-20). Aber der jeweilige Kontext zeigt schnell, dass das nicht damit gemeint ist[5]. Ganz im Gegenteil: Immer wieder lehrt die Bibel, dass irgendwann die Chance verpasst sein wird (z.B. in Lukas 13,25-28 oder Hebräer 9,27).
Was hat Hölle mit mir zu tun?
„Fürchtet [Gott], der sowohl den Körper als auch die Seele vernichten kann in der Hölle.“
(Matthäus 10,26, siehe auch Lukas 12,5)
Lange und intensiv über die Hölle nachzudenken ist gut investierte Zeit,Lange und intensiv über die Hölle nachzudenken ist gut investierte Zeit nimm sie dir (Psalm 119,120)! Denke darüber nach, was es heißt, einem Gott zu begegnen, der einmal den Großteil der Menschheit verdammen wird (Matthäus 7,13-14 / Lukas 13,22-25)!
Schau dir die Natur an. Wie hat Gott seine Macht bewiesen, als er Bäume, Kinder, Atome und Galaxien erschuf! Wie wird er sie wieder zur Schau stellen in dem Moment, wo die „Elemente in Brand aufgelöst […] werden“ (2. Petrus 3,10) und die Gottlosen in sein gerechtes Gericht kommen (2. Petrus 3,7 / 1. Petrus 1,17)!
Über Hölle nachzudenken rüttelt uns Menschen wach. Wer nach seinen sündigen Sehnsüchten lebt, wird Gott in seinem vollen Zorn begegnen (Matthäus 7,19-23 / Römer 2,8-9 / Römer 8,13-14 / Galater 5,13.19-21 / 1. Korinther 6,9 / Hebräer 10,26-31 / Offenbarung 3,16 / Offenbarung 21,8). Daher lehrt uns die Hölle, radikal gegen eigene Sünde vorzugehen (Matthäus 5,29 / Lukas 9,23-24 / Hebräer 12,14). Sie lehrt uns, uns selbst zu prüfen (2. Korinther 13,5), ob wir lebendigen Glauben[6] an Jesus haben (Jakobus 2,14-26). Ein lebendiger Glaube lässt uns zuversichtlich vor Gott kommen (Hebräer 10,19.22 / Römer 8,15-17).
Hölle ist gerecht
Gott wird absolut richtig handeln. Auch im letzten Gericht. Gott ist gerecht (1. Mose 18,25 / Esra 9,15 / 2. Timotheus 4,8). Daher sind auch seine Gebote gerecht (Psalm 119,137) und sein Gericht wird gerecht sein (1. Petrus 1,17). Nur das Unrecht wird er einmal ohne Mitleid und mit aller Strenge bestrafen, denn die Gerechtigkeit liebt er (Psalm 33,5).
Das ist gute Nachricht für alle, die sich nach Gerechtigkeit sehnen. Wer auf diesen Gott vertraut, muss nicht mehr Unrecht mit Unrecht vergelten – er vertraut auf Gott, weil Ihm die Rache gehört (Römer 12,19). Wer zuversichtlich ist, dass alles Ungerechte einmal aufgedeckt und bestraft wird, ist frei, seinen Feinden Gutes zu tun. Er wird nicht mehr Böses mit Bösem vergelten. Er wird „nicht vom Bösen [überwunden], sondern überwindet das Böse mit Gutem“ (Römer 12,21).
Hölle wird den Wert Gottes deutlich machen
Hölle ist ein Ort, an dem Gottes Macht und Majestät besonders deutlich werden (Römer 9,22).Hölle ist ein Ort, an dem Gottes Macht und Majestät besonders deutlich werden Macht, weil Gott sich ohne Mitleid (Hesekiel 7,1-9 / Offenbarung 20,11-13) und mit aller Strenge an allen seinen Feinden rächt (Römer 12,19). Majestät, weil dann offensichtlich wird, wie schwer Rebellion gegen den König aller Könige bestraft wird (Offenbarung 19,15.16).
Christus ist würdig (Offenbarung 5,9 / Philipper 3,7.8). Wäre Jesus wenig wert (unwürdig), dann wäre es nur eine Bagatelle, Jesus abzulehnen. Ein gerechter Richter dürfte dann keine harte Strafe verordnen. Doch gerade der unschätzbare Wert von Jesus macht Auflehnung gegen Ihn so schlimm, und die Hölle so unbarmherzig (Matthäus 10,7.14.15 / Lukas 10,13-16, siehe auch Psalm 2,7.12).
Die Schrecken der Hölle sind also letztlich ein Banner, ein Wegweiser, ein Augenöffner. Sie sensibilisieren uns für den umwerfend großen Wert Gottes in Jesus Christus.
Einige ergänzende Gedanken:
[1] Die Frage „Wie kann ein liebender Gott die Menschen in die Hölle schicken?“ wird z.B. in Keller, Warum Gott S. 96-112 ausführlicher (und behutsamer) behandelt.
[2] Solche Aussagen sind jedoch im Alten Testament selten (und ziemlich vage). Die Lehre über Hölle wird erst im NT klarer.
[3] Freedman, The Anchor Bible Dictionary S.296-298. Die verbreitete Behauptung, „Gehenna“ wäre bloß eine Bezeichnung für eine Abfallkippe, basiert auf einer Spekulation aus dem Jahr 1200 (ohne Quellen aus der Zeit Jesu).
[4] Gegenüberstellung aus Chan & Sprinkle, Erasing Hell. S. 98 (Deutscher Buchtitel: „Hölle Light“).
[5] z.B. im Philipperbrief 2,9-11. Paulus zitiert dort aus Jesaja 45,23. Man beachte den Kontext des Zitats (Jesaja 45,24-25) und den des Briefs (Philipper 1,28 + 3,19).
[6] Echter Glauben wirkt sich darin aus, dass wir auch den Warnungen Jesu und der Apostel glauben. Solcher Glaube ist auch der gleiche Glaube, der absolut nichts auf eigene Leistung setzt, sondern alles daransetzt, „in Christus gefunden zu werden“ mit der „Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus ist“ (Philipper 3,9).