Von Menschenfurcht zu Gottesfurcht
Wie ich Menschenfurcht erlebt habe Ich war etwa 14 oder 15 Jahre und spielte im Fußballverein. Ich war schüchtern, einer der jüngsten und nicht der Beliebteste. …
Wie ich Menschenfurcht erlebt habe
Ich war etwa 14 oder 15 Jahre und spielte im Fußballverein. Ich war schüchtern, einer der jüngsten und nicht der Beliebteste. Was macht man in so einem Fall: Am besten nicht auffallen. Jetzt war es aber so: Eigentlich hatten wir immer Spiele am Samstag, doch dann kam ein Pokalspiel, an einem Sonntag. Heute denke ich anders darüber, aber damals dachte ich, dass ich in die Gemeinde gehen muss. Aber wie machte ich das jetzt mit meinen Mitspielern und meinem Trainer klar? Ich war fest geplant für dieses Spiel. Keiner würde es verstehen. Ich habe Panik bekommen. Wie werden sie reagieren? Werden sie mich auslachen? Ich nahm allen Mut zusammen und sagte es erst meinem Trainer und dann meinen Mitspielern, die mich fragten, warum ich am Sonntag nicht dabei sein werde. Es war schrecklich. Meine Menschenfurcht war riesig. Solche Erfahrungen habe ich oft in meinem Leben gemacht. Und wenn du diesen Artikel liest, du wahrscheinlich mindestens auch schon einmal.
Wie komme ich jetzt weg davon? Und was ist die Alternative? Von einer Furcht in die Nächste? Klingt nicht vielversprechend. Gesunde Gottesfurcht ist der Schlüssel. Aber wie sieht diese aus?
Gottesfurcht bedeutet für Christen keine Angst!
Das Alte Testament macht an vielen Stellen deutlich, dass es bei Gottesfurcht für Christen nicht um Angst geht. In Sprüche 28,14 (ELB) steht: „Glücklich der Mensch, der ständig in der Gottesfurcht bleibt.“ Kann ein Mensch glücklich sein, der ständig Angst hat? Nein niemals. Angst setzt Stresshormone in unserem Körper frei und macht uns alles andere als glücklich.
3 Er zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann; 4 er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Das werden viele sehen und sich fürchten und auf den HERRN hoffen. Psalm 40, 3+4
Der Psalmist in Kapitel 40 beschreibt, wie Gott ihn aus seiner Not gerettet hat und wie er Gott dafür Loblieder singt. Die Reaktion derer, die das sehen: Sie fürchten Gott. Sie sind begeistert und überwältigt, wie Gott für die Menschen kämpft und was dies in den Herzen auslöst, nämlich Lobpreis.
Timothy Keller schreibt in einem Buch: „Den Herrn fürchten“ heißt ganz offensichtlich nicht, panische Angst vor ihm zu haben, obwohl das hebräische Wort durchaus Obertöne der Ehrfurcht und des Respekts hat. „Furcht“ bedeutet in der Bibel, dass man von etwas oder jemand überwältigt und ergriffen ist. Gott fürchten heißt überwältigt zu sein von seiner Größe und Liebe. Es bedeutet, dass ich diesen strahlenden heiligen, von Licht und Liebe glühenden Gott „ehrfurchtgebietend schön“ finde.
Diese Art der Gottesfurcht hat eine Konsequenz: Ich verfalle nicht in Relativismus, weil ich weiß, dass ich keine Angst vor Gott haben muss. Nein. „Denn, wo falsch verstandene Gottesfurcht Angst vor Strafe macht, führt wahre Gottesfurcht zur Freude am Leben nach Gottes Willen“ (Zitat: Timo Lueg)
Von der Menschenfurcht zur Gottesfurcht
Kommen wir zurück zu meinem Problem der Menschenfurcht. Mit der Zeit habe ich Gott immer besser kennengelernt. Ganz persönlich. In den tiefsten Momenten meines Lebens war er da und hat mich getröstet. Ich habe manchmal vor Freude geweint, weil ich so überwältigt war von Gottes Liebe zu mir mickrigen Menschen. Ich war überwältigt von seiner Macht der Heilung. Überwältigt von seiner Macht der Vergebung. Irgendwann bin ich an einen Punkt in meinem Leben gekommen, dass ich gar nicht mehr anders kann, als jedem Menschen, den ich neu kennenlerne, zu erzählen, was für krasse Dinge ich mit Gott erlebt habe und wie heftig er einfach ist. Manchmal sprudle ich einfach so über, sodass ich mich manchmal bremsen muss. Ich habe vor nicht langer Zeit eine Kommilitonin kennengerlernt und letztens haben wir in der Retrospektive darüber lachen müssen, dass eines der ersten Dinge, die ich erzählt habe, ein brennendes Plädoyer dafür war, warum ich Theologie studiere. Was ist mit mir passiert? Bin ich so mutig geworden? Bin ich einfach n richtig cooler Typ oder hat meine Geistlichkeit Endlevel erreicht?
Absolut gar nicht! Gott hat sich in meinem Leben immer wieder so krass gezeigt, dass meine Begeisterung für Jesus (meine Gottesfurcht) größer wurde, als meine Angst vor den Menschen. Nicht weil ich mutig bin. Weil Gott einfach so, so krass ist. Und wenn wir diese Gottesfurcht leben, dann passiert etwas. Der Pslamschreiber hatte diese Gottesfurcht, er war so geflasht von Gottes Handeln in seinem Leid, dass er anfängt Loblieder zu singen. Was ist die Konsequenz? Die Menschen, die das sehen, werden von „Ehrfurcht“ vor Gott erfüllt. Wie cool ist das? Letztens kam eine Arbeitskollegin zu mir und sagte: Weißt du was? Immer wenn ich dich sehe, dann bekomme ich richtig Bock mir eine Gemeinde zu suchen. Du strahlst einfach so etwas aus, wenn du über Gott redest…
Lass dich ermutigen! Lerne Gott kennen und lerne ihn „fürchten“ – nicht im Sinne von Angst, im Sinne einer Bewunderung für den, der er ist. Die Menschenfurcht wird dabei Stück für Stück verdrängt und andere Menschen werden inspiriert, Gott auf gleiche Weise zu fürchten.
Ich bin nicht vollkommen
Ach und noch eins: Es gibt immer wieder Momente in meinem Leben wo die Menschenfurcht gewinnt. In einen Moment rede ich begeistert über Jesus, im anderen Moment traue ich mich nicht, vor meinen Kommilitonen vorm Essen zu beten. Solche Momente plagen mich. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Und diese Situationen kommen immer wieder. Aber auch hier gilt. Gott wartet nicht drauf, dass ich einen Fehler mache, um mich dann zu bestrafen. Ich bin unperfekt und trotzdem in Gottes Augen vollkommen, weil Jesus mich vollkommen gemacht hat, auch wenn ich immer wieder versage. Was sagt Jesus zu Petrus, nachdem er ihn dreimal verleugnet hat? „Hast du mich lieb?“ Darum geht es Jesus. Um Beziehung. Er liebt dich unglaublich und möchte dich frei machen von jeglicher Angst. Angst vor Menschen und auch Angst vor Gott.
Denn „18 Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“ (1 Johannes 4,18)