„Berufswahl“- allein bei diesem Wort läuft mir ein Schauer über den Rücken. Natürlich spielt gerade dieses Thema in der Jugendzeit eine große Rolle. Aber den wenigsten fällt es leicht, hier eine Entscheidung zu treffen. Es gibt gefühlt eine Million Möglichkeiten, was man lernen oder studieren kann. Dann möchte man noch auf die Wünsche der Familie/Freunde Rücksicht nehmen, um dem Erwartungsdruck gerecht zu werden. Wenn man dann noch nach dem Willen Gottes fragt, ist die persönliche Verwirrung perfekt.
Wer kann einem aus diesem inneren Chaos helfen?
Hilfestellung
Gerade als Jugendmitarbeiter sollte man sich überlegen, wie man mit diesem Thema umgeht, da die Berufswahl früher oder später für jeden ansteht.
Mir persönlich ist es wichtig geworden, den Erwartungsdruck zu verringern. Den passenden Beruf zu finden ist ein Prozess und sehr individuell. Wenn jemand von den ganzen Einflüssen überreizt ist, bringt es nicht viel, noch eigene Ideen in den Raum zu werfen, auch wenn diese sinnvoll sind. Manchmal reicht es schon, zu zuhören und Verständnis zu zeigen.
Ich möchte zwei praktische Ideen vorstellen, wie ihr direkt versuchen könnt, als Mitarbeiter den Jugendlichen Hilfestellung und Orientierung zu geben.
Gegenseitiges Reflektieren
Wie oft sagst du jemandem, was er gut kann? Wenn dir Fähigkeiten am Anderen auffallen, sagst du es ihm/ihr? Damit meine ich nicht nur wertschätzend miteinander umzugehen. Jemanden konstruktiv zu reflektieren hilft ihm, eigene Stärken und Schwächen zu erkennen. Denn woher soll man wissen, welcher Beruf passend ist, wenn man gar nicht weiß, was man kann und wer man ist?
Gut lässt sich so etwas in Kleingruppen machen, in denen man sich gut kennt und die Meinung der anderen Bedeutung für einen selbst hat. Probiert doch mal aus, in so einer Gruppe zu überlegen, was die anderen gut können und welche Eigenschaften ihr an ihnen bewundert. Auch wenn das simpel klingt, kann die Sicht von außen einem die Augen öffnen.
Intensiver kann man so etwas in einer Mentoringbeziehung gestalten, indem man Stärkentests macht oder ein Buch zur Berufsfindung durcharbeitet (wie z.B. „Finde den Job, der dich glücklich macht – von der Berufung zum Beruf“ von Angelika Gulder).
Themenabend – aus dem Leben anderer lernen
Eine sehr gute Erfahrung habe ich in meiner Jugendgruppe mit einem Themenabend zur Berufswahl gemacht. Zu diesem Anlass wurden verschiedene Geschwister aus unserer Gemeinde eingeladen, um von ihrem Beruf zu erzählen, wie sie dazu gekommen sind und wie sie Gott dabei erlebt haben.
Das hat einerseits einen guten Einblick in die verschiedensten Berufe und Wege zum Berufsleben gegeben, zum anderen war es beruhigend, bzw. ernüchternd, zu hören, dass niemand eine klare Eingebung von Gott hatte. Trotzdem war Gott an ihrem Prozess beteiligt und sie konnten seine Hilfe spüren, auch wenn er ihnen die Entscheidung nicht abgenommen hat.
Das Prinzip dieses Abends kann man natürlich auch vertiefen. Viele Leute aus der Gemeinde sind bereit von ihren Erfahrungen und ihrem Beruf zu erzählen. Durch sie kann man verschiedene Berufe einmal von Nahem betrachten. Dadurch, dass ich relativ spontan eine Frau aus meiner Gemeinde bei ihrer Arbeit begleitet habe, bin ich auf den Beruf aufmerksam geworden, für den ich mich jetzt entschieden habe. Damit hatte ich nicht gerechnet, weil meine Vorstellungen über die verschiedenen Berufe meist nicht der Realität entsprachen.
Ich kann nur ermutigen, auf Leute aus der Gemeinde (oder natürlich auch aus dem sonstigen Umfeld) zu zugehen und sich einen Einblick in ihren Beruf geben zu lassen. Praktische Erfahrungen können helfen realistischere Bilder zu bekommen, als die eigenen Vorstellungen im Kopf.