Treffpunkt Jakobsbrunnen
In dieser Bibelarbeit geht es um die Frage: Wer oder was macht mein Lebensglück aus? Wie bekomme ich das echte Leben im Überfluss und das auf ewig?
Worum geht’s?
Zwischen Judäa und Galiläa lag der Landstrich Samaria, in dem ein von den Juden gehasstes Mischvolk lebte. Die Samariter waren die Nachkommen der alten israelischen Bewohner, die sich mit Leuten aus den verschiedensten Gegenden des assyrischen Reiches vermischt hatten. Nach der Zeit der babylonischen Gefangenschaft wollten die Samariter beim Tempelbau der zurückgekehrten Juden mithelfen, aber die Juden verweigerten es ihnen, wohl wegen ihres Götzendienstes und der Vermischung mit Nichtisraeliten. Von dieser Zeit an bestand Feindschaft zwischen Juden und Samaritern. Jeder fromme Jude, der etwas auf sich hielt, vermied es deshalb durch Samaria zu ziehen und nahm lieber einen großen Umweg in Kauf.
Nicht so Jesus. Er zog bewusst durch diesen verrufenen Landstrich. Er hatte die „Superfrommen“ in Judäa verlassen, um sich Menschen zuzuwenden, die ausgestoßen und verachtet waren.
Von daher war die Begegnung mit der Samariterin in Sychar kein Zufall. Sie war eine Außenseiterin, die freiwillig die sengende Mittagshitze aushielt, um beim Wasserschöpfen das Zusammentreffen mit anderen Leuten aus der Stadt zu vermeiden. Sie konnte es nicht ertragen, diesen Spott und das Getuschel über sie. Denn ihr Leben spottete jeder Moral: Sie war unglaubliche fünf Mal verheiratet gewesen und lebte zur Zeit in „wilder Ehe“. Jesus war von der Reise erschöpft und machte ausgerechnet am Brunnen in Sychar eine Pause. Er wusste alles von dieser Frau, denn er blickte tiefer – er schaute in ihr Herz. Er sah ihre verzweifelte Suche nach wirklicher Liebe und echtem Leben. In dem Gespräch, das sich entwickelt, geht es um das „lebendige Wasser“, das Jesus ihr anbietet. Nach erstem völligen Unverständnis bei der Frau trifft Jesus ihren wunden Punkt: ihr unmoralisches Leben. Sie merkt, dass bei diesem Fremden lügen zwecklos wäre und gesteht ihre Schuld ein. Es folgt ein kleines theologisches Ablenkungsmanöver um die alte Streitfrage zwischen Juden und Samaritern, wo Gott angebetet werden müsse – in Jerusalem oder auf dem Berg Garizim.
Aber Jesus kommt zurück auf das Wichtigste: Es geht nicht um Theologie, es geht um dich persönlich! Willst du zu denen gehören, die Gott in Geist und Wahrheit anbeten? Willst du dieses „lebendige Wasser” von mir, das deinen Lebensdurst für immer stillen kann? Dann erkenne, dass ich der Messias bin: der, auf den du wartest; der, der dir Leben in Fülle und darüber hinaus ewiges Leben schenken möchte!
Mit wem haben wir es zu tun?
Wir werden es mit Teens zu tun haben, die schon einen Anfang mit Jesus gemacht haben und ernsthaft mit ihm leben wollen. Sie sollen zu einer tiefen Vertrauensgemeinschaft mit ihrem Herrn ermutigt werden und auch dazu, ihr Leben zu durchleuchten: Wer oder was macht mein Lebensglück aus?
Wir werden es aber auch mit Teens zu tun haben, die die „Quelle” Jesus noch nicht entdeckt haben und auf der verzweifelten Suche nach dem echten Leben sind. Das äußert sich darin, dass sie vieles austesten, um ihren Lebensdurst zu befriedigen, dabei immer wieder enttäuscht werden und innerlich „durstig” bleiben. Es gilt, ihnen das “lebendige Wasser” schmackhaft zu machen.
Worauf wollen wir hinaus?
Mit dieser Bibelarbeit wollen wir der überaus wichtigen Frage nach dem wirklichen Lebenssinn und Lebensglück auf den Grund gehen. Wie erlebe ich mein Dasein? Unser Lebensdurst kann sich auf Verschiedenes beziehen: eine erfolgreiche Karriere, die Anerkennung von anderen, ein gutes finanzielles Auskommen oder wie hier bei der Frau die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit…
Die Ernüchterung folgt, wenn wir spüren, dass diese Dinge, die an sich nicht falsch sind, nicht dazu taugen unseren Lebensdurst dauerhaft zu stillen. Wenn diese Dinge unsere Existenzgrundlage bilden, werden wir zwangsläufig enttäuscht werden. Wir werden bald wieder und vielleicht noch größeren „Durst” verspüren. Deshalb brauchen wir den, der selbst “die Quelle” ist – Jesus!
Es soll bewusst werden: Nur er bietet uns ewiges, frisches, überfließendes Wasser an, das nicht nur den momentanen Lebensdurst stillt, sondern zu einer nie versiegenden Quelle der Zufriedenheit und Dankbarkeit in unserem Leben werden kann!
Wie gehen wir vor?
Einstieg
Man gibt zwei Becher in Umlauf, von denen die Teenager jeweils einen Schluck trinken müssen. In dem einen Becher befindet sich abgestandenes, vielleicht lauwarmes Mineralwasser, im zweiten Becher dagegen sprudelnd frisches Mineralwasser.
Anschließend erfolgt die Auswertung: Was hat jeder einzelne beim Trinken geschmeckt? In beiden Bechern befindet sich im Grunde genommen das gleiche Wasser. Was macht also den Unterschied aus? Welches Wasser würde man im täglichen Leben wohl lieber konsumieren?
Jesus sucht Menschen mit Lebensdurst – Gruppenarbeit
Wir lesen gemeinsam den Bibeltext: Johannes 4,1-30 und 39-40 – am besten in verteilten Rollen.
Anschließend sollen sich die Teens in Kleingruppen anhand einiger Fragen mit dem Text auseinandersetzen. Die Ergebnisse (zunächst nur der Fragen a-c) werden im Plenum miteinander besprochen:
– Ort: in der Nähe von Sychar, an einem Brunnen, den man bis auf die Zeit Jakobs zurückdatierte
– Tageszeit: die sechste Stunde, nach damaliger Zeitrechnung 12.00 Uhr mittags. Es war die Zeit der größten Hitze, in der jeder andere „Siesta” machte.
Hier wird es gut sein, den Teens Hintergrundinformationen zur Feindschaft zwischen Juden und Samaritern zu geben (siehe Worum geht’s?)
Außerdem war es zur damaliger Zeit undenkbar und unpassend, dass ein Mann eine fremde Frau ansprach, denn Frauen standen gesellschaftlich weit unter dem Mann.
Ihre bisherige Lebensbiografie war fast Hollywoodreif: fünf Mal verheiratet. Für diese Tatsache gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Ehemänner waren der Reihe nach verstorben, was sehr ungewöhnlich und eigentlich unwahrscheinlich ist oder sie hatten ihr den so genannten Scheidebrief gegeben, das heißt, sie verlassen. Was auch immer sie hinter sich hatte, ihre verzweifelte Suche nach Liebe gipfelte darin, dass sie jetzt mit einem Mann in „wilder Ehe” lebte. Sie war eine Sünderin und die ganze Stadt wusste es! Wo es ging, mied sie die Begegnung mit anderen. Ihre Sünde machte sie zur Außenseiterin. Nur einer interessiert sich für sie – Jesus.
Schaut euch Jesu „Gleichnis vom Wassertrinken” in Vers 13 und 14 genauer an!
– Brunnenwasser
– „lebendigem Wasser” ?
Der ultimative Durstlöscher gegen den Lebensdurst!
Jesus weckt die Neugier der völlig überraschten Frau, er sagt zu ihr: Du hast ja keine Ahnung… wenn du wüsstest! Wenn du die Gabe Gottes kennen würdest! Wenn du wüsstest, wer ich wirklich bin, dann würdest nicht du mir zu Trinken geben, sondern ich würde deinen Durst stillen!
Die Frau versteht verständlicherweise nur Bahnhof, sie schnappt nur etwas von „lebendigem Wasser” auf, das der Fremde ihr anbietet, obwohl er doch nicht einmal ein Schöpfgefäß dabei hat. Reine Angeberei! Schließlich kann er doch nicht einmal Stammvater Jakob, der den Brunnen gebaut hat, das Wasser reichen! Selbst Jakob kannte nur das mühevolle tagtägliche Wasserschöpfen aus diesem einfachen Brunnen und dieses abgestandene Wasser!
Aber Jesus geht es um etwas ganz anderes. Er bietet ihr die „Gabe Gottes” an.
Natürlich in erster Linie sich selbst als den von Gott gegebenen Sohn (Johannes 3,16), aber mit und durch Jesus das ewige Leben. Seine Liebestat am Kreuz ist die Grundlage dafür, dass wir die Gabe des ewigen Lebens geschenkt bekommen!
: „…die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.” Römer 6,23b
Diese Gabe des ewigen Lebens vergleicht Jesus mit „lebendigem Wasser”. Warum? Wir überlegen wieder gemeinsam, was dieser Ausdruck bedeutet: Mit „lebendigem Wasser” bezeichnete man im damaligen Sprachgebrauch das sprudelnd frische Quellwasser, im Gegensatz dazu steht abgestandenes, laues Brunnenwasser.
Die Gabe Gottes, das ewige, überfließende Leben, ist im Vergleich zu allem was diese Welt so zu bieten hat, um ein Vielfaches erfrischender und wohlschmeckender und vor allem durstlöschender – genauso wie frisches Quellwasser besser schmeckt als abgestandenes, muffig riechendes Brunnenwasser.
Da die Frau den Ausführungen von Jesus über das lebendige Wasser immer noch nicht so ganz folgen kann, unterstützt Jesus seine Erklärung mit einem Gleichnis. Damit greifen wir auf die Frage d) des Arbeitsblattes zurück und die Teenager dürfen erklären:
Das Gleichnis vom Wassertrinken Vers 13 und 14
Welche Auswirkung hat der Genuss von:
- Brunnenwasser:
Ein Teufelskreis von Durst – Trinken – wieder Durst – wieder Trinken… und kein Wasser der ganzen Welt kann den Durst ein für alle Mal löschen! Genauso ist es mit dem Leben: Der Mensch „dürstet” nach allem möglichen: Liebe, Erfolg, Anerkennung, Spaß… Er stillt den Lebensdurst durch alles, was er zu fassen bekommt: einen Partner, Geld und eine Erfolg versprechende Karriere, jedes Jahr Urlaub im Ausland usw. Und für einen Moment lässt der Lebensdurst tatsächlich nach! Aber nach einiger Zeit packt den Menschen erneut die Sehnsucht und er sieht sich nach was Neuem um: eine noch tollere Freundin, aus einem Urlaub werden mehrere und möglichst in die fernsten Winkel der Erde, unter einem BMW läuft nichts, jedes Wochenende „voll die Sau rauslassen”… Unsere Wünsche und Sehnsüchte sind an sich nicht schlecht oder falsch! Das Tragische dabei ist nur: Je mehr wir unser Lebensglück von irgendwelchen Dingen oder Menschen abhängig machen und uns krampfhaft daran klammern, umso mehr entzieht es sich uns. Wer ehrlich zu sich selbst ist merkt, dass die innere Leere über kurz oder lang wieder auftaucht; der Lebensdurst wird dadurch niemals gestillt. Bei der Frau war – wie bei vielen unserer Zeitgenossen – das tiefste Bedürfnis ihre Sehnsucht nach Liebe. Aber indem sie die Suche nach Liebe zu ihrer Lebensmaxime machte, erlebte sie reihenweise Enttäuschungen. Fünf gescheiterte Ehen sprechen für sich. Und der Typ, mit dem sie jetzt zusammen war, hielt es wahrscheinlich nicht einmal für nötig, sie zu heiraten. Wie praktisch, wenn es einmal nicht mehr funktioniert! Dann kann man sich ganz schnell aus der Affäre ziehen ohne lästige Verpflichtungen!
- „lebendiges Wasser”:
Der Durst wird ein für alle Mal gelöscht und es wird eine eigene Quelle angelegt, aus der Wasser und zwar dauerhaft fließt! Jesus bietet uns den ultimativen „Lebensdurstlöscher” an: ewiges, überfließendes Wasser – ein Leben in Fülle und das bis in Ewigkeit! Als Jesus sich einige Kapitel später in Johannes 10 als der gute Hirte vorstellt, sagt er: „Ich bin gekommen, damit sie (seine Schafe) Leben haben und es im Überfluss haben.” Jesus sichert uns mit der Gabe des ewigen Lebens nicht nur die Platzreservierung bei ihm im Himmel. Er möchte schon für unser Leben jetzt auf dieser Erde trotz aller Widrigkeiten die allerbeste Lebensqualität. Das beinhaltet ein Leben in enger Gemeinschaft mit ihm, aus seiner Kraft, in Freude und Zufriedenheit – auch in Krisenzeiten. Das Leben im Überfl uss, das er gibt und das in die Ewigkeit mündet, hat kurioserweise nichts mit der prompten Erfüllung aller unsrer Wünsche zu tun, sondern mit dem Ruhen in seiner Liebe und im Vertrauen auf ihn. Kirchenvater Augustinus traf es auf den Punkt: „Das Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir.
Die Quelle “anzapfen” – aber wie?
Wie bekommt man dieses „überströmende Leben” zu fassen?
Das Eingestehen der eigenen Schuld
Ein Neuanfang bedeutet, dass man erkennt, was man bisher falsch gemacht hat und dass es so nicht weitergehen kann.
Jesus führt die Samariterin dahin, indem er sie lediglich auffordert ihren Mann zu holen. Damit trifft er genau den wunden Punkt: die Sünde in ihrem Leben, ihr Leben in Hurerei. Die Frau hatte nun verschiedene Möglichkeiten auf diese Aufforderung zu reagieren.
- Möglichkeit 1: Sie könnte lügen, indem sie einfach ihren Lebensgefährten anschleppt und ihn als ihren Mann ausgibt. (Was weiß dieser Fremde schon?!) Sie könnte sich auch herausreden und behaupten, dass ihr Mann gerade unterwegs oder zu beschäftigt sei.
- Möglichkeit 2: Sie könnte die Wahrheit sagen, dass sie nämlich gar nicht verheiratet ist und würde eventuell unangenehme weitere Fragen in Kauf nehmen.
Sie sagt die Wahrheit. Sie sagt sie Jesus und auch sich selbst, denn sie weiß ganz genau, dass ihr Leben so nicht okay ist.
Und nun deckt Jesus ihre ganze Schuld von fünf zerbrochenen Ehen und ihrer jetzigen unmoralischen Beziehung auf. Die Frau ist natürlich peinlich berührt und versucht im ersten Moment von diesem unangenehmen Thema abzulenken. Aber sie rechtfertigt sich nicht oder verharmlost ihre Schuld. Das war der erste Schritt in die richtige Richtung auf dem Weg zur Vergebung und Heilung.
-> Gott muss Sünde in unserem Leben aufdecken und das ist beschämend und schmerzlich zugleich. Es gilt, diesen Schmerz auszuhalten und die Schuld einzugestehen. Darum wirst du nicht herumkommen, wenn du dieses neue Leben von Gott bekommen möchtest. Aber die Erkenntnis, wie viel Mist und Faules in deinem Leben steckt birgt gleichzeitig auch die einmalige Chance, den ganzen Mist auch loszuwerden! Und zwar bei dem einen, der DEIN persönlicher Erlöser und Messias ist. Darum geht es im nächsten und letzten Punkt.
Das Erkennen des Messias
Jesus geht auf das kleine Ablenkungsmanöver der Frau hinsichtlich der richtigen Anbetung ein. Am Ende seiner Ausführungen lenkt er geschickt wieder auf das eigentliche Thema hin und sagt ihr geradewegs ins Gesicht: „Ich bin der Messias!”
„Messias” – hebräisch „Gesalbter”, griechisch „Christus” – war die Bezeichnung für den prophezeiten und sehnsüchtig erwarteten Erlöser. Auch die Samariterin lebte in dieser Erwartung. Und nun behauptet dieser Fremde, dass er dieser verheißene Erlöser ist. Langsam aber sicher dämmert es dieser Frau in Bezug auf Jesus:
- „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.” Vers 20
- „…dieser ist doch nicht etwa der Christus?” Vers 29
Was wird wohl in ihr vorgegangen sein? Wir lesen weiter kein überwältigendes Glaubensbekenntnis der Frau gegenüber Jesus.
Aber an ihrem weiteren Verhalten spürt man deutlich die tief greifende Auswirkung des Gespräches mit Jesus. Er hat ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt und sie muss für sich selbst kaum mehr Zweifel gehabt haben, dass Jesus DER Erlöser ist! Warum sollte sie sonst:
- ihr Außenseiterdasein vergessen, alle Leute der Stadt zusammentrommeln und sie zu Jesus schicken
- freimütig mit den Leuten über das Gespräch mit Jesus und ihre Lebensproblematik reden
- so begeistert über Jesus sprechen, dass viele Leute der Stadt aufgrund ihres Zeugnisses (!) an Jesus glaubten? (Rede ich so von Jesus?)
Was brauchen wir?
- Trinkbecher
- Mineralwasser und abgestandenes Wasser
- Arbeitsblätter
- Evtl. zur Illustration Folienkopien oder Bilder von Brunnen und Quelle