Tief, tiefer Jona – Ein Abstieg mit Folgen
In dieser Bibelarbeit werden wir Jona, seine Flucht vor Gott und den damit verbundenen Abstieg unter die Lupe nehmen. Ein Abstieg, der nicht nur symbolisch stattfand. Findet heraus, was diese Geschichte auch mit euerm Leben zu tun hat.
Worum geht’s?
In der ersten Bibelarbeit haben wir uns mit dem tauben Jona, der Stadt Ninive und der damaligen Situation in Israel beschäftigt. In der zweiten Bibelarbeit werden wir Jona, seine Flucht vor Gott und den damit verbundenen Abstieg unter die Lupe nehmen. Ein Abstieg, der nicht nur symbolisch stattfand. (siehe Arbeitsblatt 1).
Anhand des ersten Kapitels begleiten wir Jona bei seinem Abstieg.
Vers 3
„Aber Jona machte sich auf…“
Jonas Abstieg beginnt in Gath Hepher, etwa drei Kilometer von Nazareth entfernt. Der Auftrag Gottes war ganz klar und eindeutig. Aber Jona wollte nicht länger das Amt des Propheten ausführen und kehrt Gott den Rücken zu. (Mögliche Gründe haben wir in Bibelarbeit 1 aufgezählt; Jona 4,2)
Um mit dem Schiff Tarsis zu erreichen, musste Jona nach Jafo, dem damals einzigen Hafen Palästinas, gehen. Jafo lag etwa 100 Kilometer entfernt in Richtung Westen (siehe Arbeitsblatt 2). Da die Stadt am Meer lag, ist die Strecke, die Jona zurücklegte, ein Abstieg gewesen.
Nach Ninive hätte Jona über die Gebirge im Osten gemusst.
In Jafo angekommen, macht Jona einen weiteren Abstieg auf unserer Treppe. Die Kaimauer ist der tiefste Punkt in einer Stadt. Er geht sofort zum Hafen, um schnell nach Spanien zu reisen. In den Gedanken der Menschen war Spanien damals „das Ende der Welt“.
Für Jona lief alles glatt. Er fand ein Schiff -abfahr- bereit für die große Reise nach Tarsis. Vielleicht hat er gedacht:
„Gott hat meine Kündigung, meinen Rücktritt akzeptiert und alles kommt in Ordnung. Ich steige ein, bezahle und ruhe mich auf der langen Fahrt erst einmal richtig aus.“
Jona ist vom Deck in den Schiffsrumpf hinabgestiegen. Tiefer konnte Jona nicht kommen, denn Vers 5 berichtet, dass er in den untersten Schiffsraum gegangen war, um sich schlafen zu legen.
Vers 4
„Der Finger Gottes“
Die Umstände waren bestens. Alles lief wie am Schnürchen. Jona schlief tief und fest.
Dachte er wirklich, er könnte Gott entkommen?
Er kannte doch Psalm 139 (7-12). Jona wusste genau, dass er vor Gott nicht fliehen oder sich verstecken konnte. In seinen Augen war es aber sein gutes Recht, sich dem Auftrag zu entziehen und Gottes Befehl zu verweigern.
Jona plante wie ein Dieb – denn wir werden keinen Dieb finden, der plant, erwischt zu werden. Hugh Martin formuliert treffend:
„Du kannst gegen Gott sündigen und anscheinend ungestraft davonkommen, weil alles danach auszusehen scheint, dass der Herr von deinem Tun nichts weiß. Aber der Weg, den du gehst, ist auf beiden Seiten mit der Strafe Gottes gesäumt, und die drohende Finsternis an einem festen Punkt in weiter Ferne rückt näher“
Genau das erlebte Jona. Er verschlief Gottes erste Reaktion auf seiner Flucht.
In 2. Mose 8,15 benannten die Zauberer den Auslöser der 3. Plage so:
„Da sagten die Wahrsagepriester zum Pharao: Das ist der Finger Gottes! Aber das Herz des Pharao blieb verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr geredet hatte.“
Bei Jona bewirkte der Finger Gottes ein großes Unwetter auf dem Meer, das nur Jona galt. Gottes Finger zeigte auf Jona – auch durch die Seeleute, die ihn zur Rede stellten. Gott redete nicht mehr selbst zu ihm, wie in Vers 1, sondern ließ Naturgewalten sprechen. Auch die Gebetsgemeinschaft der Seeleute verschlief er. Diese schrien jeder zu ihrem Gott als ihnen bewusst wurde, dass menschlich nichts mehr zu machen oder zu retten war.
Vers 6
Der Kapitän musste Jona aufwecken. Vielleicht erinnerte sich die Besatzung an den fremden Passagier, als sie das Schnarchen aus dem Bauch des Schiffes hörten. Jona wird geweckt, um seinen Gott anzurufen; nicht, um mit anzupacken. Dafür war es schon zu spät.
Kennen wir das nicht? Wenn wir am Ende sind, wir nicht mehr weiter wissen oder können…, dann fangen wir an zu beten?
Die Seeleute ließen nichts unversucht und schrien zu ihren Göttern. Und der einzige Mann an Bord, der den wahren Gott im Himmel anrufen konnte, musste erst geweckt werden. Aber auch dann betete Jona nicht, denn dann hätte er Buße vor dem lebendigen Gott tun müssen. Er hätte sich neu für Gott entscheiden müssen, und genau das kam für ihn nicht in Frage.
Vers 7
Nun wollte die Besatzung den Schuldigen per Los ermitteln. Lose werfen war damals nichts Unübliches, auch nichts Verbotenes (3. Mose 16,8; Josua 7,14; 1. Samuel 14,42; Apostelgeschichte 1,26; Matthäus 27,35). Das Losewerfen der Besatzung machte ihre Haltung deutlich. Sie sahen die Schuld nicht bei sich selbst, sondern wollten mit diesem Mittel den Sündenbock herausfiltern – keiner machte sich verantwortlich für diese Situation.
Kennen wir das nicht auch heute?
Der Finger Gottes zeigte auch in dieser Situation auf Jona.
„Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der Herr will.“
Erst auf das konkrete Nachfragen hin klärt Jona die Seeleute auf. Interessant ist, dass uns die komplette Antwort auf die Fragen nicht berichtet wird.
Vers 9
Er sagte ihnen: „Ich bin ein Hebräer und ich fürchte den Gott des Himmels, der das Meer und das Land gemacht hat.“
Das ist ein großer Unterschied zu den Göttern gewesen, die die Seeleute angerufen hatten. Er hatte nicht einen Gott für das Meer, einen Gott für das Wetter und einen für das Schiff, sondern Jona fürchtete den allein wahren und mächtigen Schöpfer des Universums.
In Psalm 95,5 finden wir eine Bestätigung:
„Sein ist das Meer; er hat es ja gemacht, und das Trockene, seine Hände haben es gebildet.“
Als Hebräer gehörte Jona zum Volk Gottes. Sein Weglaufen vor Gott war also eine Sünde gegen den Gott, der einen Bund mit Israel geschlossen hatte. Jede Sünde richtet sich gegen unseren himmlischen Vater.
David erkennt das, nachdem er den Tod Urias veranlasst hatte, um den Ehebruch zu vertuschen.
„Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen.“
In seiner Situation, ertappt mitten im Sturm auf diesem Schiff, besann sich Jona zurück an den Gott, dem er einmal gedient hatte.
Vers 10
Nachdem die Seeleute über Jonas Verhalten und seine Sünde aufgeklärt waren und wussten, dass er der Prophet dieses großen Gottes war, wurde aus ihrer Furcht große Furcht. Wir können davon ausgehen, dass diese Männer, gestandene Seeleute, nicht so schnell zu erschrecken waren. In Jona 1,5 heißt es, dass der Sturm so stark war, dass sie mit großer Furcht zu kämpfen hatten. In ihrer Angst warfen sie die Geräte des Schiffes ins Meer. Sie gaben ihr Kapital und ihre Existenz auf in der Hoffnung, am Leben zu bleiben.
Was würde Jonas Gott mit ihnen machen, wenn Gott so auf die Flucht eines seiner Propheten reagierte? Ihnen wurde vielleicht sogar klar, dass auch sie nicht korrekt vor diesem großen Gott waren.
Fürchten wir uns überhaupt noch, wenn wir feststellen, dass wir vor Gott auf der Flucht sind?
Vers 11
Die Seeleute suchten nach einer Lösung. Sie begriffen sofort, dass der heftige Sturm wegen Jona tobte und er der Schlüssel zur Rettung war. So fragten sie nach: Was sollen wir mit dir tun, damit das Meer/Gott uns in Ruhe lässt? Denn selbst nach dem Geständnis klang der Sturm nicht ab. Ganz im Gegenteil, das Meer wurde stürmischer. Es tritt nicht automatisch eine Änderung der Situation und der Umstände ein. Auch bei uns ist das Einsehen und Bekennen von Fehlern nicht automatisch mit einer sofortigen Änderung der Umstände verbunden.
Vers 12
„Nehmt mich und werft mich ins Meer.“
Jona wollte nicht den Märtyrertod oder gar sein Leben gegen das der Seeleute eintauschen. (Nicht wie in Römer 9,3 oder Esther 4,16) Jona erkannte, dass er der allein Schuldige war. Er akzeptierte, dass der Lohn der Sünde der Tod ist (Römer 6,23) und er akzeptierte die Folgen seines Verhaltens. Spurgeon sagte einmal:
„Gott erlaubt seinen Kindern niemals erfolgreich zu sündigen.“
Und Jona fängt nicht an zu verhandeln. Er macht keinen Deal und trifft keine geheimen Absprachen, wie wir das oft machen.
„Wenn ich noch einmal die Chance bekomme, dann…“ „Wenn ich nicht ins Meer fliege, gehe ich sogar noch viel weiter in das Land der Feinde Israels…“
Buße und Gnade Gottes sind keine Verhandlungssache. Jona übergab sich Gottes gerechter Strafe und erwartete Gnade für die Seeleute.
Vers 13
Den Seeleuten war das alles nicht geheuer. Sie wollten Jona nicht so einfach über Bord schmeißen. Wie würde denn so ein großer Gott reagieren, wenn sie Gottes Propheten umbrächten? Was ist, wenn dieser Jona nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte? Machen wir uns dann nicht strafbar? Kommen wir dann mit um?
In ihrer Not versuchten sie so noch einmal mit eigener Kraft, die Situation in den Griff zu bekommen.
Was auffällt: Jona war nicht bereit, nach Ninive zu gehen, weil er die Gnade Gottes kannte. Er wollte nicht, dass Gott seinen Feinden gnädig ist.
Ganz anders handelten diese Seeleute. Sie versuchten alles, um Jona zu retten und ihn nicht über Bord werfen zu müssen. Ohne Erfolg – der Sturm wurde noch einmal stärker.
Vers 14
Sie kamen nicht weiter und warfen Jona nun widerwillig ins Wasser. Sie baten Gott, ihnen diese Tat nicht anzurechnen. Da schrien sie zum Herrn:
„Ach Herr, lass uns nicht umkommen, wenn wir jetzt das Leben dieses Mannes opfern müssen! Bestrafe uns nicht wie Mörder, die unschuldiges Blut vergießen! Denn du hast es ja so gewollt.“
Die heidnischen Seeleute taten mehr für Jona als Jona für sie und für die Menschen aus Ninive. Ihnen war Jonas Leben nicht gleichgültig.
Vers 15/16
Was muss das für ein Moment gewesen sein! Jona war im Wasser! Alle blickten gespannt auf das Meer Sie erlebten den sofortigen Beweis der Gnade Gottes . Das Meer wurde ruhig. Da wurde die Aussage aus Vers 9 ganz praktisch und anschaulich. „Ein Gott, dem auch die Wellen und der Sturm untertan sind.“
In Psalm 107,29 lesen wir:
„Er verwandelte den Sturm in Stille, und es legten sich die Wellen.“
Der Sturm war nun weg, was blieb, war die Furcht. Nicht die Furcht vor materiellem Schaden oder weil das Schiff in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nein, die Seeleute, die kurze Zeit zuvor verschiedene Götter um Hilfe angebettelt hatten, fürchteten nun den Herrn, den Jona ihnen gezeigt hatte. Eine interessante Frage wäre, was sie opferten, denn die Ladung und Geräte hatten sie schon über Bord geworfen.
Mit wem haben wir’s zu tun?
Jona ist Jona und ich bin ich. Wenn wir über Jona nachdenken, dann stehen wir in der Gefahr, den Bericht mit seinen Begebenheiten nur als eine Geschichte zu sehen/zu hören.
Gibt sie uns noch zu denken? Regt sie noch an, den eigenen Weg zu überprüfen und gegebenenfalls aus einem Abstieg einen Aufstieg zu machen?
Jona ist kein Exot, kein unnormaler „Abweichler“. Nein, bei Jona werden zum einen sein Abstieg und zum anderen die Größe Gottes sehr deutlich. Jeder wird Situationen finden, in denen er Jona ähnelt. Das ist nichts Neues. Wir können von Jonas Abstieg lernen und nicht die gleichen Fehler begehen. Unser irdisches Leben ist viel zu kurz, um alles selber zu erleben. Es ist klug, durch Erlebnisse zu lernen, aber viel klüger ist es, durch die Erlebnisse anderer zu lernen.
Worauf wollen wir hinaus?
Auch wenn es auf den ersten Blick sehr gut läuft und man den Eindruck hat: „Gott lässt uns gewähren, dann kann der Weg, den wir gehen, ja nicht so schlimm sein!“, wird bei Jona eines deutlich: Wenn wir Gott den Rücken zuwenden, sind wir von ihm getrennt. Das geschieht automatisch. Er wird antworten und nicht drüber hinwegsehen. Gott wird seinen „Finger“ auf uns richten. Jona spürte es durch die Naturgewalt, die Gott einsetzte, um ihn aufmerken zu lassen. Gottes Plan steht fest. Gott ändert wegen uns nicht seine Pläne. Auch Wege, die wir in die falsche Richtung laufen, bringen Gott nicht aus dem Konzept. Gott ist es nicht egal, wenn wir uns abwenden. Er sucht sich auch keinen anderen, der den Weg in die richtige Richtung läuft. Gott sorgt für die Wende! Bei Jona geschah das auf sehr spektakuläre Art und Weise-und bei uns?
In welche Richtung laufen wir (Aufstieg oder Abstieg)? Welche Richtung sollen wir laufen?
Eines ist sicher, Gott ist schneller. Der ganze Psalm 139 belegt das.
Wie gehen wir vor?
Einstieg
Wenn Jona als Serie durchgenommen wird, ist eine kurze Wiederholung der ersten drei Verse sinnvoll. In zwei, drei Sätzen werden die Hauptgedanken noch einmal vor Augen gestellt und anschließend auf das aktuelle Thema übergeleitet. Jona 1,1-16 lesen. Nach dem Lesen haben die Teilnehmer die Aufgabe, den Abstieg Jonas in die Treppe (siehe Arbeitsblatt 3) einzutragen.
Arbeiten mit dem Text
Fragen für die gemeinsame Erarbeitung: (Kopiervorlage)
Welche Folgen hatte Jonas Flucht…
…für die Seeleute?
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gerieten in große Not, die ihre Existenz bedrohte
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erkannten, das weder sie selber noch ihre Götter sie aus ihrer Not befreien konnten
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hatten Angst, die immer stärker wurde
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warfen das Los
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wurden mit dem wahren Gott konfrontiert
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warfen Jona über Bord
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dankten und opferten Gott; gelobten ihm Gelübde
…für Jona
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konnte trotz der Not gut schlafen (geistlicher Tiefschlaf)
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erinnerte sich zurück an den Gott, dem er gedient hatte
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erkannte, dass er in die falsche Richtung gelaufen war und die Seeleute in Gefahr gebracht hatte
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versprach Besserung, wenn die Besatzung ihn über Bord warf
Wenn Jona der Aufforderung zum Gebet nachgekommen wäre und Gott um Stillung des Sturms gebeten hätte, wären der Sturm und die Wellen weniger geworden(Psalm 66,18)?
Kennen wir das? Erst wenn wir nicht weiter wissen, kommen wir zu Gott?
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Buße war nötig! Wir können nicht offensichtlich sündigen und gleichzeitig für Veränderungen beten, Buße und Richtungsänderung müssen vorher geschehen.
Was fragten die Seeleute Jona?
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Was antwortete Jona und welche Reaktion löste die Antwort aus?
Stelle Jonas Verhalten den Aussagen aus Matthäus 5,13-16 gegenüber.
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Jona war ein schlechtes Licht. Heidnische Seeleute mussten ihn wecken und tadeln.
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Trotz des schlechten Lichtes, das Jona abgab, nutzte Gott diese Begebenheit, um den Seeleuten zu zeigen, wie groß und mächtig der einzig wahre Gott ist.
Finde ich in meinem Leben Parallelen zu Jonas Verhalten? (Laufrichtung/Gebet/Losen/…)
Was will ich aus Jonas Verhalten für mein Leben lernen? Was will ich „besser“ machen?
Vertiefung
Manchmal ist der Abstieg ganz sanft wie in einem Fahrstuhl. Kein Ruckeln und Wackeln geben Anlass darüber nachzudenken, ob es auch der richtige Fahrstuhl ist, in dem wir stehen. Er bleibt nicht plötzlich stehen oder fährt nach dem Einsteigen erst gar nicht los. Wir wollen bedacht sein! Gottes Wege sind so vielschichtig, so einzigartig und er sieht jeden einzelnen Schritt. Gottes Gnade ist es, dass er seinen Plan mit uns auch zu Ende bringt. Oft benutzt er dazu Wege, die keiner für möglich hält. Dieser Gedanke wird in der Bibelarbeit 3 weitergedacht.
Was brauchen wir?
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Kopien oder Folien der Anlagen