Teil 1: Ein Plädoyer für Fragen! Warum stellen wir eigentlich nicht mehr Fragen?
Sara gibt dir 7 gute Gründe, warum du mehr Fragen stellen solltest!
In meiner Stillen Zeit habe ich letztes Jahr die Evangelien gelesen und dabei untersucht: Welche Fragen haben die Menschen damals Jesus gestellt? Ich dachte: Da finde ich bestimmt relevante Fragen, von denen ich viel lernen kann. Meine erstaunlichste Entdeckung: Viel wichtiger als die Fragen, die Menschen Jesus gestellt haben, sind die Fragen, die Jesus Menschen gestellt hat. Das hat mich wirklich überrascht. Und ich habe mich gefragt: Warum predigen wir unsere Jugendlichen, nichtchristlichen Freunde, Mentees, etc. eigentlich oft so zu? Warum stellen wir eigentlich nicht mehr Fragen? Hier kommen 7 Gründe, warum wir mehr Fragen stellen sollten...!
1. Jesus hat Fragen gestellt. Jesus hat die Menschen um sich herum herausgefordert. Er hat sie hinterfragt und ihnen die Wahl gelassen, wie sie auf seine Fragen reagieren. Wenn Jesus uns nicht nur ein Vorbild ist in dem, was er tut, sondern auch darin, wie er es tut: Sollten wir dann vielleicht nicht auch mehr Fragen stellen?
2. Fragen führen dazu, dass Menschen eigene Positionen entwickeln. Wenn wir immer nur Antworten vorgeben, lernen unsere Jugendlichen nicht, selbstständig zu denken. Wenn wir gute Fragen stellen, helfen wir ihnen, mündige Überzeugungen zu entwickeln.
3. Wenn wir Fragen stellen, leben wir christliche Werte. Durch Fragen drücken wir unsere Wertschätzung anderen gegenüber aus. Wir zeigen Interesse an ihrem Leben. Wir zeigen, dass uns wichtig ist, wie es ihnen geht, was sie denken oder fühlen und was sie beschäftigt. Und genau das wollen und sollen wir als Christen ja tun.
4. (Rück-)Fragen machen uns zu besseren Antwort-Gebern. Wenn uns eine Frage gestellt wird, rutschen wir schnell in den Oberlehrer-Antwort-Modus. Das Problem: Oft verstehen wir die Frage nicht richtig, bzw. sind noch nicht am Kern der Problematik angekommen. Rückfragen können helfen, die Motive unseres Gegenübers zu verstehen. Auf die Frage “Warum lässt Gott das zu?” antworten wir anders, wenn wir wissen, dass unser Gesprächspartner gerade tiefe Leiderfahrungen gemacht hat.
5. Jede Frage ist eine Chance. Selbst ganz simple Fragen, die wir anderen stellen, können eine Chance sein, das Evangelium zu teilen. Beispiel: “Wie war deine Woche?” “Gut, danke. Deine?” “Stressig. Das Wochenende war super. Samstag war ich mit Freunden aus meiner Kirchengemeinde unterwegs.” “Oh, bist du religiös?” “Naja, ich glaube schon, dass es einen Gott gibt. Du nicht?”
6. Durch Fragen verschiebt sich die Beweislast. Ja, es gibt gute Gründe für unseren Glauben und ja, es gibt gute Antworten auf knifflige Fragen. Und die haben ihren Platz. Aber: Warum lassen wir uns als Christen so oft in eine Verteidigungsposition drängen? Warum werfen wir den Ball nicht einfach mal zurück und fragen den anderen, warum er (nicht) glaubt? Übrigens: Auch juristisch liegt die Beweislast beim Ankläger 😊 ...
7. Fragen bringen uns zu Gott. Wir lernen Menschen durch Fragen kennen. Gott ist ein Gott, der kennengelernt werden möchte. Auch ihn können wir durch Fragen kennenlernen. Sagt Gott auch selbst so: “Wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, will ich mich von euch finden lassen” (Jer 29,13). Vielleicht sollten wir einfach lernen, Gott mehr Fragen zu stellen – statt ihn immer nur um Hilfe für unsere Alltagsproblemchen zu bitten?