Seelsorge im Licht der Auferstehung
Jugendliche brauchen Seelsorge. Das ist in einer gebrochenen Welt keine Überraschung. Jesu Auferstehung gibt uns aber Hoffnung auch für die Seelsorge.
Warum Seelsorge?
Bestimmt hast du schon mal von der extravaganten Newcomerin Billie Eilish gehört. Sie ist nicht nur für ihre kreative Musik bekannt. Von ihren Followern wird sie vor allem auch für ihre Authentizität gefeiert. Sie geht ganz offen mit ihren psychischen Problemen um. Seit Jahren leidet sie an Depressionen und verarbeitet das auch in ihren Texten. Viele identifizieren sich mit Billie.
So wie sie haben nämlich viele Jugendliche mit emotionalen und psychischen Herausforderungen zu kämpfen. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2019: Ärzte stellten bei 28% ihrer jugendlichen Patienten psychische Erkrankungen fest (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/101355/Bei-immer-mehr-Kindern-und-Jugendlichen-werden-ambulant-psychische-Stoerungen-diagnostiziert).
Auch in der Jugendarbeit – in Jugendgruppen, auf Freizeiten und bei Jugendevents – begegnen wir jungen Menschen, die Beistand brauchen. Und zwar nicht nur diejenigen, die an ärztlich diagnostizierten psychischen Erkrankungen leiden. In allen möglichen Tiefpunkten und Krisenphasen brauchen Jugendliche einfühlsame, seelsorgerliche Begleitung. In allen möglichen Tiefpunkten und Krisenphasen brauchen Jugendliche einfühlsame, seelsorgerliche Begleitung.
Kein Buch mit sieben Siegeln
Im Umgang mit seelischen Krisen haben Christen einen Vorteil. Die Bibel bietet uns einen realistischen Blick auf die Welt: In unserem ursprünglich gut geschaffenen Universum stimmt etwas nicht mehr.
Am Anfang schuf Gott aus reiner Liebe eine Welt, die sehr gut war.1. Mose 1,31
Im Paradies sehen wir Menschen in direkter Nähe zu Gott, der Quelle von Licht, Liebe und Leben.
In Gottes Gegenwart konnte die Menschheit heile sein und aufblühen. Aber die Menschheit wandte sich von Gott ab.
Seitdem ist die Welt von Sünde und Zerbruch gezeichnet – dem genauen Gegenteil von Gottes Licht, Liebe und Leben. Menschen erleben stattdessen nun Dunkelheit, Trennung und Tod am eigenen Leib (1. Mose 3,16-19).
Leben in einer gebrochenen Welt
Vor diesem Hintergrund müssen wir also nicht überrascht sein, dass viele Jugendliche innerlich gebrochen sind. Wir leben schließlich in einer von Sünde zerrissenen, verzerrten Welt.
In dieser gebrochenen Welt müssen wir auch mit menschlicher Gebrochenheit rechnen.
Diese Gebrochenheit hat viele Gesichter. Sie begegnet uns innerlich und äußerlich: Innerlich in biologischen Anlagen und Fehlentwicklungen im Gehirn, die psychische Erkrankungen wahrscheinlicher machen.
Äußerlich in qualvollen Situationen in Familien, Schulen und Freundeskreisen. Auch Mobbing, die Trennung oder der Tod von Eltern und Drogenmissbrauch sind Auswüchse von dem Chaos der Sünde. Diese und viele weitere Gründe können zu seelischen Krisen und psychischen Erkrankungen führen (https://www.dvgp.org/themen-engagement/jugend-und-seelische-gesundheit/erkrankungen-bei-jugendlichen.html).
Als Christen können wir realistisch mit unserer individuellen und gesellschaftlichen Zerrissenheit umgehen, die uns in vielen Formen begegnet. (Psychische) Gebrochenheit muss uns nicht überraschen.
Leben in der Auferstehungshoffnung
Gleichzeitig können wir hoffnungsvoll mit jeder Form von Zerrissenheit umgehen – wir müssen uns davon nicht einschüchtern lassen. Dass die Welt nicht mehr so ist, wie sie sein sollte, ist nämlich nur die halbe Wahrheit.
Denn wir kennen nicht nur die Krankheit, sondern auch das Heilmittel dieser Welt.
Jesus Christus ist die Hoffnung in Person für die gesamte Menschheit. Sein Tod und seine Auferstehung haben jetzt schon jede Form von Sünde und Gebrochenheit besiegt (Epheser 1,20-22; Römer 6,8-11).
Leben und Leiden in der Zwischenzeit
Das erklärt Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefs. In den Versen 19-26 schreibt er, dass die gesamte Schöpfung unter der „Last der Vergänglichkeit“ leidet. Dass dieses Universum im Chaos der Sünde untergeht, ist eine Qual für den gesamten Kosmos.
Weil Jesus aber auferstanden ist, ist nicht alles verloren. Hier und an anderen Stellen (z.B. Kolosser 1,15) macht Paulus deutlich, dass die Auferstehung von Jesus einen echten Neuanfang für die ganze Welt einläutet, die Neue Schöpfung:
„Auch sie, die Schöpfung, wird von der Last der Vergänglichkeit befreit werden und an der Freiheit teilhaben, die den Kindern Gottes mit der künftigen Herrlichkeit geschenkt wird.“Römer 8,21
In der Zwischenzeit stöhnt und ächzt das Universum, während es auf die volle Verwirklichung der „Herrlichkeit“ dieser Neuen Schöpfung wartet (V. 22). Und auch Christen warten und hoffen sehnsüchtig:
„Und sogar wir, (…) seufzen innerlich noch, weil die volle Verwirklichung dessen noch aussteht, wozu wir als Gottes Söhne und Töchter bestimmt sind: Wir warten darauf, dass auch unser Körper erlöst wird.“Römer 8,23
Schon besiegt – noch nicht beseitigt
Alle Auswüchse von Gebrochenheit, die uns begegnen, sind die letzten Wehen einer kaputten Welt. Die Schlacht ist schon geschlagen.
Deswegen erleben wir in der Zwischenzeit sowohl Vorzeichen der Neuen Schöpfung als auch Nachwirkungen der zerstörerischen Sünde. Wo Menschen in Gebrochenheit leben und innerlich leiden, sehen wir die vergehende alte Schöpfung und einen besiegten Feind am Werk.
Wo Menschen durch Jesus innere und äußere Heilung erleben, bricht die Neue Schöpfung schon an (2. Korinther 5,17).
Auferstehungshoffnung in der Seelsorge
Was heißt das für seelische Krisen und Seelsorge? Was können wir von der seelsorgerlichen Begleitung von Jugendlichen erwarten?
Jesu Auferstehung ermutigt uns, Jugendliche in der Seelsorge erwartungsvoll zu begleiten. Jesus ist tatsächlich von den Toten auferstanden. Darum dürfen wir in aussichtslosen Situationen auf seine Macht hoffen, die alles auf den Kopf stellen kann.
Das heißt nicht, dass sich seelische Krisen automatisch in Luft auflösen. Selten können Jugendmitarbeiter, Seelsorger oder Psychologen die oben genannten äußeren Umstände verändern, die psychische Leiden verursachen.
Hoffnung in den dunkelsten Momenten
Trotzdem müssen wir nicht verzweifeln.
Nach Jesu Tod, seiner scheinbaren Niederlage, mussten die Jünger den wahrscheinlich dunkelsten Tag ihres Lebens überstehen. Erst einen Tag später erstand Jesus als Sieger über den Tod aus dem Grab auf.
Wenn wir Jugendliche an ihren dunkelsten Tagen seelsorgerlich beistehen, dann liegt unsere Hoffnung auf dem Gott, der selbst den Tod überwunden hat: Auf Jesus, der durch seine Auferstehungskraft alles verwandeln kann.
Deswegen entlastet uns diese Perspektive der Auferstehung und Neuen Schöpfung.
Die Jünger konnten Jesus nicht vom Tod auferwecken – das konnte nur Gott vollbringen.
Wir Christen werden die Neue Schöpfung nicht verwirklichen – das kann nur Gott vollbringen.
Genauso wenig werden wir in der Seelsorge jegliche Form von psychischer Gebrochenheit heilen können. Endgültige Heilung von jeder Art von Gebrochenheit wird es erst geben, wenn Gott die gesamte Schöpfung erneuert.
Seufzen und Siegen in der Seelsorge
In Römer 8 gibt Paulus uns ein gutes Bild für Seelsorge.
Er beschreibt, wie der Heilige Geist in das Seufzen der Welt einstimmt:
„Und auch der Geist ´Gottes` tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein; er bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten.“Römer 8,26
Er fleht und seufzt für und mit uns. Gottes Geist steht uns in dieser aufreibenden Zwischenzeit zwischen alter und neuer Schöpfung zur Seite. Er lässt uns nicht im Stich. Er hilft uns zu beten, wenn wir allein dafür zu schwach sind.
Seelsorge ist oft genau das: Mit Jugendlichen in ihr Seufzen unter psychischer Gebrochenheit einzustimmen. Ihnen einfühlsam zur Seite zu stehen. Sie nicht im Stich zu lassen. Mit ihnen zu beten, wenn sie allein dafür zu schwach sind.
Dass Jesu Auferstehung die ultimative Antwort auf alle Gebrochenheit ist, heißt nämlich nicht, dass Jugendliche ihre emotionalen Krisen alleine mit Gott ausmachen müssen. Wie Paulus schreibt, macht der Gott allen Trostes uns zu Tröstern und Seelsorgern (2. Korinther 1,3.4). Deshalb sollte unser Motto sein: „IT’S OK TO HAVE JESUS AND A THERAPIST TOO.“ „IT’S OK TO HAVE JESUS AND A THERAPIST TOO.“– „Es ist okay Jesus und einen Therapeuten zu haben.“ Genauso ist es auch okay, gebrochenen Jugendlichen Jesus und seelsorgerliche Begleitung anzubieten.
Bis zur Erneuerung des ganzen Universums werden wir im seelsorgerlichen Seufzen mit Jugendlichen Rückschläge und Tiefpunkte erleben. Trotzdem können wir in der Seelsorge auch erwartungsvoll auf Siege und emotionale Heilung hoffen, denn Jesus Christus ist auferstanden! Der Auferstandene hat alle Dunkelheit überwunden und lässt auch uns siegen: „Gott aber sei Dank! Durch Jesus Christus, unseren Herrn, schenkt er uns den Sieg!“ (1. Korinther 15,57)