Scheinbar unscheinbar - Das Senfkorn
In dem Gleichnis vom Senfkorn spricht Jesus vom Reich Gottes. Er macht deutlich: in einem noch so kleinen und unscheinbaren Anfang steckt Gottes Kraft, die zur Rettung führt. Wir können seiner Zusage vertrauen, weil er hält, was er verspricht.
Worum geht’s?
Das Reich Gottes wird mit einem Senfkorn verglichen. Ist das Reich Gottes klein und mickrig? Nein, in dem Gleichnis geschieht ein Vergleich mit wertvollem Saatgut. Klein? Ja, aber fein, würzig und wachstumsfähig. Senfkörner keimen und wachsen schnell und sind schon nach kurzer Zeit weithin sichtbar.
Das Gleichnis ist in Matthäus 13, 31-32, in Lukas 13, 18-19 und in Markus 4,30-32 erwähnt. Besonders durch das Markusevangelium zieht sich der Aspekt des Reiches Gottes. Jesus spricht in Markus 1,15 davon, dass das Reich Gottes herbeigekommen ist. Gott beginnt in Jesus Christus sein Reich aktiv zu bauen. Sein Sieg, der Siegeszug des Reiches Gottes, wird durch Jesus Christus, der den Tod besiegt hat, weithin sichtbar. Es ist wie mit dem Senfkorn im Gleichnis. Jemand nimmt das Senfkorn und kümmert sich drum, obwohl es, je nach Saatgut und Gattung, sehr klein und unscheinbar ist. Ein Senfkorn alleine könnte übersehen werden und sogar achtlos umherfliegen. Aber da ist der Gärtner, der das Senfkorn nimmt und als Ziel den Senfbaum (wie die Bibel ihn bezeichnet) vor Augen hat.
Ist das Senfkorn wirklich das kleinste Korn, das ausgesät werden kann? Es gehört zu den kleinsten, doch beispielsweise unter den Orchideen gibt es Saatgut, das deutlich kleiner ist. Aus einem kleinen Senfkorn wird ein baumartiger Strauch von bis zu drei Metern und mehr. Es soll deutlich werden: Gott wirkt zunächst oft im Kleinen und durch Treue. Es wächst eine Pflanze, die Schutz und Leben spendet, Veränderung bewirkt und gleichzeitig fest verwurzelt ist.
Im Gleichnis geht es wahrscheinlich um den ‚Schwarzen Senf’ (Brassica nigra), dessen ein Millimeter großes Samenkorn in Israel für seine Kleinheit sprichwörtlich war. Ein Senfkorn ist aus unserer Sicht mickrig. Gottes Reich ist nicht mickrig. Doch Gott belohnt Treue und Gott „würzt“. Und um es vorsichtig auszudrücken: Wenn Gott nur einen stabilen Baum und im übertragenen Sinne, ein stabiles Reich, hätte aufbauen wollen, hätte Jesus vielleicht in seinem Gleichnis auch den Vergleich mit einer deutschen Eiche nutzen können. Klar, Gottes Reich, sein Wirken, ist wirklich stabil und zielorientiert. Sein Reich beginnt klein, aber es wird größer als alles andere, was es je gegeben hat. Es wächst, es ist solide, es bietet Schutz und es hat Würze, es ist herausfordernd.
Worauf wollen wir hinaus?
In einem noch so klitzekleinen und unscheinbaren Anfang steckt Gottes Kraft, die zur Rettung führt. Verachte das Klitzekleine nicht. Vertraue Gottes Zusage, habe Geduld und warte bis er fertig ist. Gott hält, was er verspricht!
Das Gleichnis vom Senfkorn steht in einer Reihe von Gleichnissen, in denen es um säen und ernten, um Ackerbau und um die Bestellung des Bodens geht. Auch in den anderen Gleichnissen steht Saatgut im Mittelpunkt, es steht für Gottes Wort, für das Evangelium.
Das Senfkorn als Saatgut und letztendlich auch der Senfbaum haben bei uns im Alltag keine große Bedeutung. Und auch Senf als Produkt ist für uns nicht wertvoll. Wenn die Packung zerdrückt ist oder der Senf im Glas unschön aussieht, landet er im Müll. Mit dem Evangelium ist es ähnlich. Es wird „zerdrückt“, verspottet, gering geachtet und beiseite gelegt. Für manche wird das Evangelium deshalb zur Torheit (1. Korinther 1,18).
Schon die Geburt Jesu war unscheinbar und klein, wie das Senfkorn. Kein Palast, kein Prunk – ein Stall mit einfachsten Verhältnissen. Er wuchs in schlichten Verhältnissen auf und starb am Kreuz, dem schändlichsten aller Tode. Aber er ist auferstanden. Ein Same fällt in die Erde („stirbt“), keimt („Auferstehung“) und wächst. Jesu Tod und seine Auferstehung waren Voraussetzung für das Reich Gottes.
Wie gehen wir vor?
Saatgut verteilen (ungefähr 6 Wochen vorher)
Verteilt in eurer Gruppe etwa sechs Wochen vor der Bibelarbeit Senfkörner und kleine Schalen mit Erde (dafür eignen sich auch gut Plastikbecher). Die Jugendlichen bekommen den Auftrag die Senfkörner einzusäen, zu pflegen und zu beobachten. Wer möchte, kann mit der Kamera oder dem Handy Wachstumsstationen bildlich festhalten. Von dem Zeitpunkt an fragt ihr nicht mehr nach diesem Projekt. Wenn ihr darauf angesprochen werdet, reagiert ihr zurückhaltend. Erst bei der Bibelarbeit kommt ihr auf den Auftrag zurück.
Einstieg
Als Einstieg in die Bibelarbeit dient das Senfprojekt. Der Bibelarbeitsleiter fragt, wer die Samen gesät hat und wie die Ergebnisse ausfallen. Schaut euch gemeinsam die Fotos an, die ihr gemacht habt.
Erarbeitungsphase
Lest gemeinsam den Text und erarbeitet das Gleichnis inhaltlich.
30 Schließlich fragte Jesus: „Womit sollen wir die neue Welt Gottes noch vergleichen? Welches Bild könnte euch helfen, sie zu verstehen? 31 Mit Gottes neuer Welt ist es wie mit einem Senfkorn, das auf ein Feld gesät wird. Es ist der kleinste Same, den es gibt. 32 Wenn er aber in den Boden gesät wird, wächst er schnell heran und wird größer als andere Sträucher. Er bekommt starke Zweige, in denen die Vögel sogar ihre Nester bauen können.“Markus 4,30-32
Zielaussage
Hab keine Angst vor der Größe der Aufgaben, die Gott dir gibt. Traue ihm zu, dass er aus etwas ganz Kleinem etwas ganz Großes zu machen vermag. Möglicher Gesprächsansatz: Fallen dir Menschen ein, auf die das zutreffen könnte, dass sie sich ganz klein vorkamen, Gott aber etwas Großes für sein Reich aus ihnen gemacht hat? Nennt Beispiele.
Unscheinbar aber kraftvoll…
„Denn dieses Wort ist eine Kraft Gottes zur Rettung.“ Römer 1,16
Gottes Wort, so kraftvoll und doch oft so unscheinbar wie ein Senfkorn.
Hast du als Kind schon mal etwas gepflanzt? In den ersten Tagen laufen viele Kinder fast jede Minute zum Blumentopf, um zu sehen, ob sich was tut. Und was ist zu sehen, selbst wenn schnell keimende und wachsende Pflanzen in ein durchsichtiges Einmachglas gepflanzt werden? Erst mal nichts. Ähnlich wie bei keimenden Samen geschieht auch das Wachstum von Gottes Reich im Verborgenen. Zwar wächst Senf ähnlich wie Kresse recht schnell, aber wir sehen nicht jeden kleinen Prozess.
So ist es auch im Reich Gottes: Wir sehen nicht jede Auswirkung von Gottes Handeln. Wir sehen nicht sofort, wenn wir selbst oder unsere Glaubensgeschwister wachsen. Wir können es auch nicht erklären und doch geschieht was. Gott baut sein Reich durch seine Kraft und durch das Wirken des Heiligen Geistes. Gott ist der Macher. Der Bau des Reiches Gottes ist ganz allein sein Werk in dem wir einen klaren Auftrag erhalten haben, der in Markus 16,15 und Matthäus 28, 18-20 deutlich formuliert ist:
„Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung!“
Warum eigentlich Senf?
Ich mag Senf. Aber so toll ist Senf als Beispiel in einem Gleichnis über das Reich Gottes nicht, oder? Der ausgewachsene Senfbaum ist nicht einmal schön. Wenn wir das zu sehr weiterdenken, sind wir auf dem besten Weg das Reich Gottes unter unsere eigenen Pläne zu stellen. Wir gleichen es unseren Wünschen an. Aber egal wie wir uns verhalten, Gott baut sein Reich nach seinen Vorstellungen und mit dem allerbesten, perfekten Baumaterial. Ein Senfstrauch kann unter den entsprechenden Bedingungen, tatsächlich so groß werden wie ein Baum. Und auch wenn er in unseren Augen kein Kleinod ist, wird das Reich Gottes so herrlich sein, dass selbst die Vögel in den Zweigen nisten.
Die Ausleger sind sehr unterschiedlicher Meinung, was die Bedeutung der Vögel in diesem Gleichnis angeht. Ich finde den Rückschluss auf Hesekiel 17,23 sehr passend in dem es darum geht, dass „auch Menschen, die von weit her kommen“ ins Reich Gottes eingehen werden. Diese ganze Herzlichkeit, der Bau des Reiches Gottes beginnt so unscheinbar, wie die Aussaat eines mickrigen Senfkorns.
„Das Wort vom Kreuz ist denen eine Torheit die verloren gehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft.“ 1.Korinther1,18
Kennst du das auch in deinem Leben? Etwas sieht klein und mickrig aus. Du machst Erfahrungen in denen dir das Reich Gottes, in denen dir dein Glaube und deine Beziehung zum Herrn Jesus klein und unscheinbar vorkommen?
Aus dem Kleinen wächst etwas Großes! Das Reich Gottes fängt ganz klein an und wächst, wie ein Senfkorn. Wenn es eingepflanzt wird, wächst daraus ein Senfbaum und kein Bonsai. Lass dich also nicht davon beirren, dass dir dein Glaube und das Reich Gottes manchmal gar nicht groß und gewaltig vorkommen. Das was Gott selber begann, wird er treu zu Ende führen.
Das Senfkorn keimt, es beginnt zu wachsen. Ein kleines Pflänzchen wird sichtbar. In diesem Anfang liegt die Kraft. Im Beginn liegt der Sieg! Das Saatgut, kleiner als ein Staubkorn wird zu einem großen Baum. Ein älteres Lied von Andreas Malessa bringt es auf den Punkt:
„Kopf und Herz sind wie ein Beet, gute Saat wird ausgesät, wenn ihr zuhört und versteht, wo euch Gottes Wort erreicht. Gib dem kleinen Senfkorn Raum und es wächst ein großer Baum. Wenn wir Gottes Wort vertrauen wird man Früchte wachsen sehn“.
Deshalb: Verachte das Klitzekleine nicht. Vertraue Gottes Zusage und dem kleinen Anfang. Habe Geduld und warte bis er fertig ist. Gott hält, was er verspricht.
Was brauchen wir?
- Senfkornsamen
- kleine Blumentöpfe mit Erde für jeden Jugendlichen
- Beamer und Notebook um Fotos von (eigenen) Senfpflanzen zu zeigen