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Gott als Vater

Pater - Vater

Wir dürfen Gott als unseren liebenden Vater annehmen und er freut sich darüber, dass wir seine Kinder sind.

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19. Oktober 2022
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6 min
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Vor einigen Jahren habe ich einen Vortrag vor Jugendlichen gehalten. Es ging um einen missionarischen Lebensstil. Nach dem Vortrag kam ein ca. 16-jähriges, sehr hübsches Mädchen auf mich zu und wollte mit mir reden. „Das war gut, was du gesagt hast, aber ich krieg das einfach nicht hin mit dem missionarischen Lebensstil. Und überhaupt krieg ich in meinem Leben nichts auf die Reihe.“ Sie hat sich richtig runter gemacht vor mir. 

Da habe ich ihr folgende Frage gestellt: „Welche Beziehung hast du eigentlich zu deinem Vater?“ Sie schaute mich mit großen Augen verwundert an: „Wie kommst du denn auf so eine Frage? Wenn ich überhaupt eine Beziehung habe, dann eine ganz schlechte.“ Ich: „Das habe ich mir gedacht.“ Sie wieder völlig erstaunt: „Was?“ Ich: „Du hast bestimmt nie von deinem Vater gehört, dass er dich lieb hat und dass er dich schön findet oder?“ Sie: „Ja, das stimmt.“ Ich wieder: „Und das hast du die ganze Zeit geglaubt und das hast du auch auf Gott angewendet. Darf ich dir sagen, dass Gott ganz anders über dich denkt?“ Sie: „Ja gerne.“ 

Wir haben die Bibel aufgeschlagen und ich habe ihr einige Stellen gezeigt, die eindeutig sagen, dass sie von Gott geliebt ist und in Gottes Augen deshalb sehr wertvoll ist. Ich habe ihr noch zwei Buchtipps und meine Adresse gegeben. Etwa vier Wochen später hab ich eine Mail von ihr bekommen. Sie hat mir erzählt, was sich alles in ihrem Leben in diesen wenigen Wochen verändert hatte; sie war geistlich richtig explodiert und wie zu neuem Leben erwacht. 

Ihr schräges Vaterbild hatte sie negativ beeinflusst in ihrem Gottesbild. 

In dem Buch ,,Mach mich stark fürs Leben’’, schreibt der Autor John Eldredge, dass die Väter maßgebend für die Identitätsfindung ihrer Kinder sind. 

Er beschreibt sehr überzeugend, dass jeder Junge diese Fragen stellt: „Bin ich wirklich ein Mann? Kann ich es packen, wenn es drauf ankommt? Hab ich das Zeug zu einem ganzen Kerl?“ Jeder Junge erwartet darauf eine Antwort von seinem Vater und die müsste so lauten: „Ja, du hast das Zeug zu einem ganzen Kerl. Du packst es!“

Mädchen stellen sich ganz andere Fragen, nämlich: „Siehst du mich und bist du bezaubert von dem, was du siehst? Bin ich schön?“ Sie erwarten die Antwort von ihrem Vater und der sollte ihr vermitteln: „Ja, du bist einfach bezaubernd. Du bist es wert, dass man um dich kämpft.“

Wenn Kinder diese Fragen nicht von ihren Vätern beantwortet bekommen, dann sind sie gewöhnlich ihr Leben lang verunsichert über ihre Identität und wissen nicht, wer sie wirklich sind. 

Ich bitte dich, dass Du mal kurz darüber nachdenkst, welche Botschaft deines Vaters dich sehr stark beeinflusst hat. Was hat dein Vater dir vermittelt und was hat das mit dir gemacht? Oder hat er dir vielleicht gar nichts vermittelt, weil er nicht für dich da war?

Unser großes Vorbild kann uns dabei der Vater im Himmel sein. Nach Jesu Taufe im Jordan spricht Gott folgendes über seinen Sohn aus und zwar so laut, dass es alle Anwesenden hören: 

„Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ 

- Lukas.3,22

Damit sagte der Vater praktisch über seinen Sohn aus: „Du bist mein ganzer Stolz. Du machst deine Sache großartig. Ich freue mich total über dich. Du bist es, den ich liebe.“

 

Welche Folgen hat so ein negatives Vaterbild, das doch recht viele Menschen haben?

Meine Beobachtung ist, dass es vielen Christen schwerfällt, Gott als liebenden Vater zu sehen. Dabei ist genau das meiner Meinung nach die Heilung für solche Wunden, die manchen von uns zugefügt wurden durch Väter, die versagt haben.

Aber auch negative Erfahrungen in Gemeinden machen es uns zum Teil schwer, dass wir uns Gott als liebenden Vater vorstellen können. Wenn wir es auch in Gemeinden gewohnt sind, dass nur „fromme Leistung“ etwas zählt, dann stellt man sich Gott eher als einen strengen Polizisten vor oder einen fordernden Arbeitgeber und nicht als einen liebenden Vater. Einen weiteren Grund sehe ich in unserer Leistungsgesellschaft, in der wir leben und in der es Anerkennung nur durch Leistung gibt. Davon sind wir vermutlich mehr geprägt, als uns lieb ist.

 

Heilung emotionaler Wunden

Vielleicht hast du festgestellt, dass es auch in deinem Leben emotionale Wunden gibt. Du hast an Verletzungen gedacht von irgendwelchen Menschen, z.B. von deinem Vater (aber nicht nur von ihm!) und du überlegst dir, wie du damit umgehen sollst. 

Im Wesentlichen hast du zwei Möglichkeiten: 

Die eine Möglichkeit: Du kannst diese Verletzungen ein Leben lang mit dir herumtragen und richtest es dir gemütlich ein in deiner Opferrolle.

Es gibt aber – Gott sei Dank – noch eine zweite Möglichkeit. Du kannst, ja du darfst vergeben. Dadurch wird die Heilung von emotionalen Wunden eingeleitet. In der Regel ist das ein Prozess, in dem du dich am besten von jemandem begleiten lässt. Das kann ein guter Freund oder dein Ehepartner sein. 

Vergebung ist also ein wesentlicher Schritt in die Freiheit.

Die zweite wesentliche Sache ist es, dass wir mit dieser Frage „Wer bin ich?“ zum Vater im Himmel gehen müssen. Wir müssen uns von Gott selbst sagen lassen, wer wir sind. Und Gottes Wahrheit wird uns freimachen!

Es ist völlig klar, dass Gott unser Vater sein will und wir sollen seine Söhne und Töchter sein. 

Um zu verstehen, wie Gott sich diese Vater-Kind-Beziehung vorstellt, ist es am sinnvollsten, uns den Prototypen dieser Beziehung anzusehen. Der Prototyp unserer Vater-Kind-Beziehung zu Gott ist nämlich die göttliche Vater-Sohn-Beziehung.

Diese Beziehung ist einfach perfekt: Es herrschen größtmögliche Nähe und Vertrautheit, gegenseitige Liebe und Ehre. 

Der Sohn ist vom Vater abhängig und zu 100% gehorsam, der Vater ist zu 100% zufrieden, übergibt alles dem Sohn, erhört ihn stets, zeigt ihm, was er tut und verlässt ihn nie.

Die Sohnesstellung der Kinder Gottes 

Diese göttliche Vater-Sohn-Beziehung ist also der „Prototyp“ für unsere Gottesbeziehung: Genau diese Beziehung, die der Sohn zum Vater lebt, dürfen auch wir genießen.

Jesus sagt zu Maria Magdalena: 

„Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich steige auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott.“ 

- Johannes 20,17

Ich finde das so genial: Gott ist nicht nur der Vater von Jesus. Nach seinem stellvertretenden Opfertod und nach seiner Auferstehung ist er jetzt plötzlich auch „unser Vater“ und wir sind Jesu „Brüder“.

Wir haben also durch Jesus Zugang zum Vater und wir haben auch die Sohnschaft, oder Sohnesstellung. So nennt die Bibel das jedenfalls. Diese Sohnschaft war schon immer Gottes Plan für uns. Epheser 1,4.5 sagt uns, dass Gott uns schon „vor Grundlegung der Welt“ auserwählt hat „und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus“.

Unsere Sohnschaft besteht in Jesus! Sie wird definiert durch ihn! 

Wir dürfen dem Vater so nah sein, wie Jesus. Wir haben freien Zutritt.

Und wir dürfen Gott genauso vertraut mit „Abba, Vater!“ ansprechen, wie Jesus.

Ein atemberaubender Gedanke ist, dass der Vater uns so liebt wie er den Sohn liebt!

In Johannes 17,23 sagt Jesus zum Vater: „damit die Welt erkenne, (...) dass du sie liebtest, so wie du mich liebtest.“

Der Vater spricht dem Sohn seine Liebe und Wertschätzung zu. 

Siebenmal finden wir diesen Ausruf in der Bibel, und jetzt gilt er auch uns! Auch uns ruft der Vater zu (ich übertrag das mal frei):

„Du bist mein [geliebtes Kind]. An dir habe ich Wohlgefallen gefunden!“

Ist das nicht grandios?

So wie der Vater Jesus liebt, so liebt er uns!

Vielleicht schämst du dich oft vor Gott, wenn du all deine Fehler, deine Schwachheit und Sünde siehst. Du denkst dann vielleicht, du kannst Gott niemals zufrieden stellen, und niemals seinen Ansprüchen genügen. Du bist enttäuscht von dir selbst und denkst dir, dass auch Gott enttäuscht sein muss. Und das hindert dich dann sogar daran, freimütig zu Gott zu kommen.

Aber Gott der Vater kann gar nicht enttäuscht von dir sein, weil er keinerlei Illusionen über dich hat. Er kennt dich genau und weiß, wie du bist. Aber obwohl er dich durch und durch kennt, sieht der Vater nicht auf dein Versagen, er sieht nicht auf deine Schwachheit, er sieht nicht auf deine Sünde. Gott, der Vater, sieht auf seinen Sohn: Auf seinen 100%igen Gehorsam, auf sein makelloses Wesen, sein reines, gottgefälliges Leben und auf sein Opfer. Gott ist zu 100% zufrieden mit dir, weil er zu 100% zufrieden ist mit Jesus! Das soll nicht heißen, dass Gott alles gutheißt oder mit allem zufrieden ist, was wir tun. Aber wir können auch nichts tun, um Gott zufrieden zu stellen.

Gott ist zufrieden mit uns wegen dem, was Jesus schon getan hat. 

Ist das nicht wunderbar: Wir dürfen die gleiche wunderbare Vater-Kind-Beziehung zu Gott genießen, die der Sohn zum Vater hat.