Musik
Wer kennt das nicht: die Liederbücher sind verteilt, das erste Lied angestimmt, doch das Singen plätschert nur so vor sich hin, es hat kein Leben - man singt weil es dazugehört. Dieser Artikel will Mut machen die gewohnte Singkultur auf den Prüfstand zu stellen und gibt gleichzeitig Anregungen zur Neubelebung des Singens in eurer Gruppe.
Ein Problem in Jugendkreisen ist die mangelnde Definition des Themas Musik im Mitarbeiterteam. Wann wurde das letzte Mal über das Singen in eurer Gruppe nachgedacht? Wurde dieses Thema überhaupt schon einmal angesprochen? Sowohl grundsätzliche Überlegungen über den Grund unseres Singens, als auch die Frage der Umsetzung sollten diskutiert werden.
Wozu singen wir?
Lob Gottes
Unsere Lieder sollen also in erster Linie Gott loben, ihn und seine Herrlichkeit anbeten.
Lob drückt Dankbarkeit gegenüber Gott aus, für das, was er Gutes an mir und an dir getan hat (Psalm 103,2). Und diesbezüglich hat jeder von uns viel Grund zum Danken. Das Lob soll aus meinem tiefsten Inneren kommen, aus meiner Seele. Wenn wir wirklich hinter dem stehen, was wir singen und sagen, können unser Dank und unser Lob Gott wohlgefällig sein.
Zur Ehre und zum Lob Gottes zu singen ist also das Hauptziel, unsere absolute Priorität. Daneben gibt es jedoch noch untergeordnete, praktische Ziele, die durch das Singen in der Jugendstunde erreicht werden können.
Zur Ruhe kommen
Die Lieder stimmen die Jugendgruppe auf die gemeinsame Zeit ein. Im Idealfall können sie schon zur Andacht hinführen. Grundsätzlich geht es beim Singen zu Beginn der Jugendstunde um ein Ausrichten auf Jesus. Der Liedteil hilft zur Ruhe zu kommen von der Hektik des Alltags, um wirklich frei zu sein für Gottes Reden, und schafft eine „ich möchte jetzt alles hinter mir lassen und wirklich konzentriert auf die wichtigste Sache dieser Welt hören“- Haltung. Nur wer gelernt hat, im Gebet alle Dinge, die ihn beschäftigen, bei Jesus abzulegen und sich nicht ständig wieder davon ablenken zu lassen, kann wirklich profitieren von dem, was Gott durch sein Wort sagen möchte.
Gemeinschaft erleben
Zum anderen kann gemeinsames Singen den Zusammenhalt in der Gruppe fördern. Mehrstimmiges Singen und Kanons stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch gruppeninterne Traditionen in der Art ein Lied zu singen, wie zum Beispiel die Wiederholung eines bestimmten Liedteils, können dazu beitragen, das Miteinander in der Gruppe zu stärken, wenn alle als „Insider“ wissen, wie es funktioniert.
Lieder, die Mut machen
Durch Lieder können wir den Blick wieder neu auf das Wesentliche im Leben richten, indem man sich durch die Texte gegenseitig die Ermutigung zusingt. Gott kann uns durch die Textinhalte ein tiefes Gefühl der Geborgenheit und des Friedens schenken.
Damit das geschehen kann, ist es wichtig, wieder ganz neu zu lernen Lieder nicht einfach nur zu singen, weil jetzt der Zeitplan gerade „Singen“ vorsieht. Stattdessen wollen wir sie betend und anbetend singen, staunend über das, was Gott für uns getan hat, denn dann werden wir automatisch auch innerlich davon ergriffen. Unser Singen wird nur dann in eine falsche Richtung gehen, wenn „ein tolles Gefühl zu haben“ die Grundlage und das Ziel unseres Singens ist. Solange das Gefühl jedoch das Ergebnis unseres Singens ist, gibt es nichts dagegen einzuwenden.
Bewusst gestalten
Liederarchiv updaten
Neue Lieder, die einen biblisch korrekten Text enthalten und zudem melodisch ansprechend sind, bringen nicht nur neues Leben in unser Singen. Sie bewahren auch davor, dass das Singen immer gleicher Lieder einen lähmenden Trott verursacht. Nicht umsonst rufen uns viele Psalmen (Psalm 33, 40, 96, 98, 149) dazu auf, Gott ein „neues Lied“ zu singen.
Am besten ist es, eine Person aus der Gruppe auszuwählen, die die Aufgabe hat sich um das Liederarchiv zu kümmern. Sie versorgt es immer mit aktuellen Liedern. Dabei berücksichtigt sie Liedvorschläge aus der Gruppe. Wenn diese Aufgabe ein Teilnehmer übernimmt, sollte gewährleistet sein, dass die Mitarbeiter ihm die Grundsätze bibeltreuer Liedtexte vermittelt haben und auch in Zukunft ein Auge darauf haben, welche Lieder gesungen werden. In diesem Zusammenhang kann es sich auch anbieten, gleich der ganzen Gruppe, in einem entsprechenden Themenabend, die Problematik der Liedauswahl bewusst zu machen und über die in der Gruppe angewandten Kriterien zu sprechen.
Liederqualität
Immer wieder kommt es vor, dass sich Jugendgruppen unzureichend mit ihrem Liedgut beschäftigen. Grundsätzlich ergeben sich daraus zwei Extreme, die jedoch beide vermieden werden sollten.
Das eine Extrem hält krampfhaft an dem seit Jahrhunderten gewachsenen Liedgut fest und verteidigt es gegen jegliche neue Lieder (wobei alte Lieder mit Sicherheit auch heute noch wertvoll sind). Die Angst vor schlechten Einflüssen, die oft von Pauschalargumenten genährt wird, lässt keine differenzierte Beurteilung neuer Lieder zu. Die Konsequenz ist, dass alles Neue verteufelt wird.
Das zweite Extrem tendiert demgegenüber eher zu einer Offenheit nach allen Seiten. Nicht mehr der Text ist das Kriterium, sondern die Melodie und der Rhythmus, die mitreißend sein und vor allem die Gefühle ansprechen sollen. Sehr passend scheint in diesem Zusammenhang der bekannte Satz: „Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein“. Wer unbedarft an das Thema „neue Lieder“ herangeht und sich keine Kriterien für die Liedauswahl gesetzt hat, der begibt sich auf sehr unsicheren Boden. Leider hat der Kommerz auch vor den christlichen Künstlern nicht Halt gemacht. Und so ist es nicht verwunderlich, dass längst nicht mehr die gesamte Palette an christlichen Liedern davon geprägt ist, dass die Liedtexte eine biblisch korrekte Theologie beinhalten. Deshalb besteht unsere Aufgabe und gleichzeitig die Lösung des Problems darin, einen standfesten Prüfsinn zu entwickeln, wie ihn der Apostel Paulus in 1. Thessalonicher 5,21 beschreibt. Genau wie es in jedem anderen Lebensbereich wichtig ist die Dinge zu prüfen und das Beste zu behalten, so sollte dieses Prüfen auch unseren Umgang mit Liedern prägen. Wir müssen konsequent alle unsere Lieder am Wort Gottes prüfen, indem wir mit Psalm 119,160 („die Summe deines Wortes ist Wahrheit“) lernen, die Bibel in ihrem Gesamtzusammenhang zu sehen. Wenn Lieder nicht mit den grundlegenden Wahrheiten der Bibel vereinbar sind bzw. ein falsches oder verzerrtes Gottesbild vermitteln, sollten wir uns von ihnen trennen. Alle anderen dürfen wir getrost, unabhängig davon, ob sie alt oder neu sind, in unser Repertoire aufnehmen.
Aus Wunschkonzert wird Anbetungszeit
Da die Zeit des Singens, wie eingangs besprochen, ein Ausrichten auf Jesus sein soll, wollen wir uns nun damit befassen, wie diese Zeit mehr als nur ein Wunschkonzert, vielmehr eine Zeit der tiefen Anbetung Gottes sein kann.
Es geht im Folgenden nicht darum, die klassische Vorgehensweise des Lieder-Wünschens abzuschaffen, sondern um Möglichkeiten, die diese Zeiten ergänzen können. Ich möchte dazu ermutigen, neues Leben in die Zeit des Singens hineinzubringen, kreativ zu sein und mutig Neues auszuprobieren.
Eine Möglichkeit, der Zeit des Singens eine besondere Ausrichtung zu geben, ist es, ganz bewusst thematische Schwerpunkte zu setzen. Neben Weihnachten und Ostern, wo dies meist schon von selbst geschieht, können Themen wie „Gottes Liebe“, „die Schöpfung“, „Vergebung“ oder „Gebet“ im Mittelpunkt einer Anbetungszeit stehen. Entscheidend ist auf jeden Fall, dass die Zeit sowohl inhaltlich als auch stilistisch mit Leben gefüllt wird.
Hier nun einige Möglichkeiten zur Gestaltung dieser Zeit:
→ zu den Liedern passende Bibelstellen einbauen, kleine Impulse weitergeben
→ besinnliche Texte oder Geschichten lesen; der Inhalt kann sowohl ermutigend als auch herausfordernd sein, evtl. auch schon hinführend zur Andacht/Bibelarbeit
→ Raum für Zeugnisse geben – das kann sehr bereichernd sein!
→ Gebetsgemeinschaften einbauen (sowohl in der Gesamtgruppe als auch in der Kleingruppe)
→ Lied als Übergang zur Andacht gezielt einbauen
→ evtl. eine systematische Liederabfolge wählen: sowohl thematische Inhalte (Dank, Lob, Anbetung, Hingabe, Ermutigung) als auch stilistische Elemente (ruhig, getragen, flott, fetzig) der Lieder werden aufeinander abgestimmt
Wichtig ist nur:
→ nicht überorganisiert vorgehen; ein bis ins Detail einstudiertes Programm ist nicht mehr lebendig
Bei der Planung der Anbetungszeit spielt außerdem das Alter der Anwesenden eine große Rolle. Mit einer Gruppe von Teenagern im Alter von 13-15 Jahren wird diese Zeit sicher anders gestaltet werden als mit einem Jungen-Erwachsenen-Kreis ab 18 Jahren.
Copyright
Hier ist Vorsicht geboten, sobald Beamer und Overhead verwendet werden. Bitte genau abklären, für welche Verlage die Gemeinde die Rechte besitzt und welche Medien wie eingesetzt werden dürfen. Erfahrungsgemäß ist durch die eigene Gemeinde oder deren überregionalen Verband schon eine Vielzahl an Liedern abgedeckt. Die Lieder dürfen dann sowohl auf Folie als auch über Beamer oder als Handout in Gemeindeveranstaltungen eingesetzt werden.
Die Stiftung der Brüdergemeinden in Deutschland hat einen Rahmenvertrag mit der VG Musikedition abgeschlossen. Günstige Konditionen machen es für Gemeinden attraktiv, diesem Vertag beizutreten. Nähere Informationen kann man beziehen bei:
CJ-Büro Manderbach, c/o Lothar Jung, Kirchstr. 4, 35685 Dillenburg, Tel. 02771/41324, E-Mail: L.Jung@christ-online.de
Instrumente und Musiker
Klare Einsätze
Musikalisch gesehen wäre es wünschenswert, wenn mindestens ein (halbwegs) begabter Musiker in der Gruppe ist, der das Singen leiten kann und die Lieder mit seinem Instrument führt.
Konkret heißt das, dass die Person am Hauptinstrument der Gruppe klar zu verstehen gibt, wann der Gesang einsetzt, wann Pausen eingebaut werden, wann transponiert wird usw. Dies kann entweder per Handzeichen oder Nicken geschehen. Am besten ist es jedoch, wenn das Hauptinstrument so spielt, dass jeder weiß, wann gesungen wird. Dies kann z.B. durch einen akzentuierten Schlag auf der Gitarre geschehen.
Stilgemäße Begleitung
Damit die Liedbegleitung zum Beispiel auf der Gitarre nicht immer im selben Schlagmuster abläuft, sondern etwas Abwechslung erfährt, sollten die Musiker auch ein Gespür dafür entwickeln, zu welchem Lied welcher Begleitstil am besten passt. Hier gilt es, sowohl den Grundcharakter des Liedes zu beachten als auch durch Variationen innerhalb eines Liedes Abwechslung zu schaffen. Bei „Du bist der Schöpfer des Universums“ wird das Grundtempo beispielsweise sehr flott sein. Mittels Variationen im Schlag- oder Zupfmuster kann man jedoch verschiedene Stimmungen erzeugen, die das Lied erst richtig lebendig machen. An dieser Stelle ist einfach auch Mut zum Ausprobieren gefragt.
Nachwuchs fördern
Weiterhin ist es sinnvoll, wenn nicht immer derselbe Musiker die Lieder begleitet, sondern die Mitarbeiter den Nachwuchs im Blick haben und potentielle Musik-Kandidaten fördern. Befinden sich begabte Mitarbeiter in der Gruppe, würde sich beispielsweise ein Gitarrenworkshop auf dem nächsten Jugendwochenende oder der nächsten Gemeindefreizeit anbieten. Und dann beginnt man in der Gruppenstunde gemeinsam zu begleiten.
Außerdem sollten die Mitarbeiter darauf achten, auch die Jugendlichen zu ermutigen, die sich nicht trauen in der Gruppe musikalisch aktiv zu sein, und Methoden entwickeln, um sie einzubinden. Eine gute Möglichkeit, um die Schüchternen und Trägen aus ihren Löchern zu locken, ist ein offenes, freiwilliges Singen mit verschiedenen Instrumenten nach dem offiziellen Teil.
Ich wünsche euch Gottes reichen Segen für das Singen in eurer Gruppe und vor allem viel Kraft es in einer Weise zu tun, die Gottes Sicht von Anbetung entspricht. Psalm 59,17+18 fasst es treffend zusammen: „Ich aber will deine Macht besingen und jeden Morgen deine Gnade rühmen, dass du mir eine sichere Burg warst, und ein Zufluchtsort am Tag meiner Bedrängnis. Ich will dir lobsingen, meine Stärke; denn Gott ist meine sichere Burg, der Gott, der mir Gnade erweist!“