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Mentoring

Mitarbeiterspagat zwischen Eltern und Teens

Teenagerarbeit ist Beziehungsarbeit und das ist wichtig. Wichtig ist es außerdem in die Beziehung zu den Eltern zu investieren. Wie gelingt dieser Spagat?

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19. Dezember 2013
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6 min

Es ist das Normalste der Welt, wenn unsere Teens flügge werden und sich von den Eltern lösen. Das kann bei jedem ganz unterschiedlich passieren. Häufig geht es aber nicht ohne Stress innerhalb der Familie ab.

Die Eltern haben versucht Wertmaßstäbe zu vermitteln und sich dabei alle erdenkliche Mühe gegeben. Bibelgrundlagen wollte man weitergeben und hatte das Gefühl die Kinder auf einen guten Weg gebracht zu haben.
Dann – gefühlt von einem Tag auf den anderen – verändert sich alles. Das „Zweiparteienhaus“ entsteht. Der Sohnemann oder die Tochter haben das Wort „DAGEGEN“ wie eingemeißelt auf der Stirn stehen. Man merkt, dass man selbst kaum noch Zugriff auf den Teen hat. Die meisten Versuche des „miteinander-vernünftig-reden“ scheinen zu verpuffen.

Wäre doch jetzt jemand da zu dem mein Sohn (oder meine Tochter) Vertrauen hat, der einen Zugriff bekommt um Einfluss zu nehmen.

Wird sich jemand finden?

Jugend- und Teenagermitarbeiter sollten sich darüber klar sein, dass, außer dem Vermitteln von Bibelwissen, eine weitere, große und wichtige Aufgabe da ist: Beziehung zu den jungen Leuten aufbauen, sie pflegen und so eine Befugnis zu haben auch in ihr Leben zu reden.
Tatsächlich sehe ich diese Teen- bzw. Jugendzeit als eine ganz besondere Zeit mit ganz besonderen Anforderungen an die Mitarbeiter an. Die pubertierenden Jungen und Mädchen bauen Barrieren gegenüber ihren Eltern auf und gehen auf Distanz.
Sie sind in ihren Gefühlen und Wahrnehmungen völlig desorientiert und kommen auf die absurdesten Ideen und Einstellungen. Ihr Gehirn befindet sich völlig im Umbruch. Sie suchen sich neue Bezugspersonen denen sie ihr Vertrauen geben und Beziehungen eingehen. Diese Personen werden sie prägen. Diese Situation und diesen Bedarf sollte man
als Mitarbeiter ernst nehmen!

Teenagerarbeit bedeutet Beziehung

Beziehung zu wem? Zu den Teenagern, oder zu seinen Eltern? Es geht um Beziehung zu beiden „Parteien“!
Wer sich in dieses Abenteuer hineinstürzt, wird sehr schnell feststellen, dass er als Knautschzone zwischen zwei Fronten gerät.
Um sich weise zu verhalten, ist es notwendig, sich auch über beide Seiten einen Standpunkt zu bilden. Hört man sich nur eine Seite an, wird eine Bewertung der Situation nur sehr subjektiv möglich sein. So muss man mit beiden Seiten im Gespräch sein. Das erfordert gegenseitiges Vertrauen und Respekt und sollte zu einem Grundsatz für unser Leben werden.

Wie bekomme ich das Vertrauen der Eltern?

Die Eltern werden ihr Vertrauen dir gegenüber vor allem davon abhängig machen, wie du ihren Wertevorstellungen entsprichst. Schließlich sind sie der Meinung, dass du im Teenkreis einen Teil ihrer Erziehungsaufgabe übernehmen wirst. Diese Meinung wirst du irgendwann zerstören müssen. Als Mitarbeiter hast du die schöne Möglichkeit, deine Teens positiv beeinflussen zu können, aber der Erziehungsauftrag wird Sache der Eltern bleiben.

Sie werden ihr Vertrauen davon abhängig machen, ob du authentisch bist, also ob du das lebst, was du vorgibst zu sein. Hier kommt die wichtigste Frage auf dich zu:
Warum machst du diese Arbeit?
Was ist deine Motivation Teenmitarbeiter zu sein?
Hast du ein wirkliches Interesse an diesen Menschen?
Liebst du sie?

Werde dir über diese Fragen klar, denn davon hängt alles Weitere ab! Deine Grundlage für diese Arbeit sollte auf der Basis der Liebe zu diesen jungen Menschen stehen.

Bei der Beurteilung der Eltern, ob sie dir Vertrauen schenken können, wird genau hier der Schlüssel liegen. Obwohl sie vielleicht gerade den größten Stress mit ihren Heranwachsenden haben, lieben sie sie weil es ihre Kinder sind. Auf dieser Grundlage halten sie diesen ganzen Stress überhaupt aus. Die Basis dir zu vertrauen werden sie davon abhängig machen, ob du ein ungeheucheltes Interesse an ihren Kindern zeigst.
Basierend auf der Tatsache, dass du sie lieb hast und damit ihr Bestes willst.

Wie merke ich, dass ich das Vertrauen der Eltern habe?
Die Eltern fangen an, sich dir gegenüber zu öffnen. Erst langsam, mit kleinen Dingen über die sie sich Sorgen machen und dann, wenn sie merken wie du mitfühlst, auch mit den komplizierten Dingen.

Mitfühlen ist meines Erachtens nichts was ich machen kann. Mitfühlen ergibt sich aus der Beziehung die du zu deinen Teens hast, so dass dich Schwierigkeiten in ihrem Leben auch selbst belasten.

Wenn dir die Eltern die kleinen Unebenheiten im Lebensweg ihrer Kinder anvertrauen, dann fang an für die entsprechenden Eltern und ihre Teens zu beten. Kommuniziere das auch den Eltern gegenüber. Frage in regelmäßigen Abständen nach dem aktuellen Stand der Lage. So werden die Eltern merken, wie dir ihr Sohn / Tochter ein echtes Anliegen ist.

Wie bekomme ich das Vertrauen der Teens?

In der Regel liegt ein größerer Altersunterschied zwischen Teenager und Mitarbeiter. Das macht es nicht leicht in Beziehung zu treten. Ihr Vertrauen zu gewinnen wird mit Sicherheit nicht von heute auf morgen geschehen. Denk daran: Die Jungs und Mädels haben gerade eine Abneigung gegen „Vorgesetzte“. Sie werden dich als Älteren immer als jemanden wahrnehmen der über ihnen steht. Trotzdem musst du versuchen diesen Abstand zu minimieren, ohne ihren Respekt zu verlieren.

Fang damit an, dass du dich für ihr Leben interessierst. Tu nicht nur so, sondern interessiere dich auch dafür!!

Wenn du ihr Vertrauen gewonnen hast, werden sie anfangen mit dir auch über die wichtigen Probleme zu reden.
Wir merken, wie hier die Parallelen zu den Eltern auftauchen. Eine der wichtigsten Grundlagen für diesen Spagat zwischen Eltern und Teenagern ist die Beziehungsarbeit. Das kann nicht jeder. Ich kenne liebe Jugendleiter und Mitarbeiter denen Gott eine wunderbare Gabe geschenkt hat sein Wort weiterzugeben, aber die einfach keine Beziehungsmenschen sind. Wenn solche Menschen das versuchen würden, würde es nur in Verkrampfung enden.
Wichtig in der Mitarbeiterschaft einer Teenarbeit wäre es solche Mitarbeiter zu ermutigen, die diese Befähigung der Beziehungsarbeit von Gott erhalten haben.

Bleib vertrauenswürdig!

Wenn du die Beziehung zu den Teens aufgebaut hast, hast du gute Chancen, dass sie dir Dinge erzählen, die sie vor ihren Eltern geheim halten möchten. Beispielsweise Gefühle für eine Person des anderen Geschlechts. In diesen Dingen bist du gefragt sorgfältig zu überlegen, was du an die Eltern weitergibst um ihr Vertrauen nicht zu missbrauchen.
Schwierig wird es bei Themen wie Ritzen, oder Essstörungen. Die Eltern vertrauen dir, dass du ihnen rechtzeitig mitteilst, wann es Zeit für sie wird einzugreifen, bevor in dem Leben ihrer Kinder etwas eskaliert. Du befindest dich unter Umständen in einer schwierigen Situation zwischen zwei Stühlen.

Hier hilft dir nur gute Überlegung und Gebet. Suche dir selbst eine Person oder ziehe den übrigen Mitarbeiterkreis ins Vertrauen und betet darüber, wie ihr weiter vorgehen sollt. Gibt acht, dass die Last der Informationen nicht zu schwer für dich wird, um sie alleine zu tragen.
Solltest du zu dem Schluss kommen, dass du die Eltern über dies oder jenes informieren musst, dann spreche erst mit dem Teen darüber und erkläre ihm deine Gedanken und werbe um sein Verständnis. Erst dann solltest du das Gespräch mit den Eltern suchen und helfen dabei zwischen Beiden zu vermitteln.

Zerbreche nicht den Stab!

Ich bin selbst einige Jahre als Jugendleiter in der Situation gewesen diese Beziehungen zu Teens aufzubauen und für sie zur Vertrauensperson zu werden. Damals war ich Vater von Jungs im Alter zwischen 7 und 10 Jahren. Oft habe ich nach den Gesprächen mit den Teens zuhause gesessen und mich gefragt, wieso die Eltern die Situation nicht in den Griff bekommen. Schließlich bekam ich das mit meinen Kindern doch auch einigermaßen in den Griff.

Heute habe ich Kinder in dem „schwierigen Alter“ und habe schon oft festgestellt, dass ich den Eltern von damals häufig Unrecht getan habe, weil ich erst heute merke, wie eng diese Gradwanderung mit sich veränderten Teens ist.

Hab Mut!

Ich bete um Mitarbeiter die ihre Aufgabe darin sehen Brücken zu bauen. Es braucht solche Menschenin unseren Teen- und Jugendkreisen. Menschen mit Mut diese Aufgabe anzunehmen. Menschen die „Hirtendienste“ übernehmen. Eine kraftzehrende aber schöne und segensreiche Aufgabe. Nur Mut dazu!