Ich mach‘ mir Gott, wie er mir gefällt
Wir können uns Gott nicht formen, wie er uns gefällt. Aber wir müssen das auch nicht, denn er möchte uns formen, wie es IHM gefällt.
Überblick
Der letzte Richter tot, aber das Buch endet hier noch nicht. Die Kapitel 17 und 18 geben einen Einblick in das Schicksal eines Volkes, das weder König noch Richter hat. Es geht um die Tragödie, ein religiöses Leben zu führen, sich dabei aber immer weiter von Gott zu entfernen.
Ziel
Oft formen wir uns Gott so, dass er zu unserem Leben passt, ohne dass wir uns verändern müssen. Dabei möchte Gott unser Herz so verändern, dass wir zu ihm passen und dass ihm unser Leben gefällt. Die Jugendlichen lernen am Beispiel von Micha, dass nicht Religion uns Frieden schenkt, sondern nur die Beziehung zu dem einen wahren und lebendigen Gott.
Einstieg
Was haben Pipi Langstrumpf und Richter gemeinsam?
„Drei mal drei macht vier, widdewiddewit und drei macht neune. Ich mach mir die Welt, widdewiddewie sie mir gefällt.“
Kennt ihr noch Pipi Langstrumpf? Ich habe diese Filme geliebt. Ein kleines Mädchen, dass einfach jeden Tag das Leben genießt, in den Tag lebt und tut, was ihr gefällt. Sie legt keinen Wert auf Schule und biegt sich das Leben gerade so hin, dass sie Spaß hat. Was nicht passt, wird passend gemacht. Es ist eine Freude, für eine Stunde während des Films in dieser Welt zu versinken, wo es keine Sorgen und Probleme gibt, stattdessen jede Menge Abendteuer.
Wünschst du dir auch manchmal, dir die Welt so zu machen, wie sie dir gefällt? Es gibt viele Witze und Märchen, in denen eine Fee kommt und sagt: „Du hast drei Wünsche frei. Ich werde sie erfüllen.“ Jedes Mal habe ich mich aufgeregt, als die Charaktere sich etwas gewünscht haben, weil ich mir immer dachte: „Hätte ich mal drei Wünsche frei, ich würde mir etwas viel Besseres wünschen und wäre für immer glücklich“. Heute weiß ich, dass es leider nicht so läuft im Leben. Und trotzdem erkenne ich die Tendenz, mir die Welt manchmal so zu machen, wie ich sie gerne hätte.
Vor allem im Glauben merke ich das. Wenn ich Dinge in meinem Leben feststelle, von denen ich weiß, dass Gott sie nicht gut findet, wünschte ich mir, ich könnte Gott verändern und müsste nicht mich verändern. Bei so manchem Bibelvers wünschte ich, ihn einfach löschen zu können. Aber so einfach geht das nicht. Wir können uns Gott und die Welt nicht so machen, wie wir sie wollen.
In den Kapiteln 17 und 18 im Buch Richter lernen wir Menschen kennen, die es mit Gott so machen, wie Pipi Langstrumpf mit der Welt – sie machen ihn sich so, wie es IHNEN gefällt. Und müssen schließlich mit den Konsequenzen leben.
Erarbeitung und Anwendung
Verse 1-6: Gemeinsam lesen
Weder gut noch böse
Da kommt also ein Mann, Micha, zu seiner Mutter und gibt zu, dass er ihr Geld gestohlen hat. Er bringt es ihr zurück. Wie findest du das? Ist Micha ein guter Mensch, weil er seine Tat zugibt? Oder ist er ein böser Mensch, weil er seine Mutter bestohlen hat? Was zeigt uns das über Micha? Es zeigt uns, dass er weder moralisch einwandfrei noch durch und durch böswillig ist. Er ist ein ganz normaler Mensch, oder? Seine Mutter hatte einen Fluch auf den Dieb des Geldes gesprochen. Es scheint, als könnte das ein guter Grund für Micha sein, seine Tat zuzugeben und das Geld zurückzubringen. Es scheint weniger, als handele er aus guten Prinzipien – warum hätte er sonst seine Mutter bestohlen?
Wie reagiert die Mutter? Sie ist nicht erzürnt, gibt ihm Hausarrest oder lässt ihn zur Strafe zehnmal die Spülmaschine ausräumen und nimmt ihm das Handy weg. Im Gegenteil: Es scheint als wäre der Fluch vergessen und sie spricht ihrem Sohn ein instant-Lob aus: „Gesegnet seist du, mein Sohn, vom HERRN!“. Stell dir vor du beichtest deinen Eltern, dass du sie bestohlen hast. Wäre es nicht komisch, wenn ihre erste Reaktion ein Segen ist? Doch nicht so ganz normal.
Wenn wir Fehler machen, uns daneben benehmen, jemanden sehr verletzen und schuldig an ihm werden, wissen wir, dass es Vergebung gibt. Wie Jesus uns Vergebung gegeben hat, so sollen wir einander vergeben. Das ist sogar ein Gebot (Kol 3,13). Ein gesunder Weg der Vergebung enthält Reue, die Bitte um Vergebung, und die Buße. Ein gesunder Weg der Vergebung enthält Reue, die Bitte um Vergebung, und die Buße Wir bereuen unsere Tat, bitten um Vergebung und kehren um, d.h. wir wollen es in Zukunft besser machen. Ohne diesen Prozess der Vergebung fehlt die Möglichkeit, über unser Verhalten nachzudenken und uns verändern zu lassen. Unser Charakter wächst nicht, sondern wir bleiben so, wie wir sind.
Micha hat Angst vor einem Fluch – das ist etwas anderes als Reue im Herzen. Er bringt seiner Mutter das Geld und sie jubelt beinahe über ihren Sohn. Es findet kein gesunder Vergebungsprozess statt. Selbst wenn die Mutter wirklich vergeben hat und kein längerer Prozess nötig ist – sie gibt Micha keine Chance, über sein Verhalten nachzudenken, sondern bestärkt ihn. Und gibt ihm sogar das Geld zurück und spricht: „Ich weihe das Geld dem HERRN! Lasst uns ein Gottesbild davon machen.“ Ein Goldschmied wird beauftragt, ein Gottesbild aus Silber und Holz zu basteln. Micha stellt das neue Gottesbild und ein paar weitere Gadgets schließlich in einen kleinen Schrank. Er weiht einen seiner Söhne zum Priester und fertig ist der kleine Do-It-Yourself-Tempel. Läuft doch gut, oder?
Aus einer großen Verfehlung, die das Potential hätte, die Beziehung zwischen Sohn und Mutter zu zerstören, wird ein religiöses Symbol.
Wenn wir genau hinsehen, erkennen wir, dass die Mutter zwar große Töne spuckt, am Ende jedoch das meiste für sich behält. Von den 1100 Silberstücken behält sie 900 und gibt 200 dem Goldschmied, um ein Gottesbild daraus zu gießen und schnitzen. Wenn wir noch genauer hinsehen, lesen wir, dass sie das Gottesbild eigentlich für ihren Sohn machen lässt. Die „Hoffnung für Alle“ – Übersetzung überträgt etwas freier: „So wirst du doch noch etwas von dem Silber haben.“ (V.3)
Religion ist das, was man nach außen hin sehen kann. Aber wahrer Glaube findet im Herzen statt.
Die Details des Textes lassen das Herz der beiden durchscheinen. Ohne große Unterstellungen begehen zu wollen – es scheint nicht so, als leben Micha und seine Mutter ihr Leben voll für Gott. Aber lesen wir weiter.
Ein Stückchen besser
Verse 7-13: Gemeinsam lesen
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Micha einen seiner Söhne ganz pragmatisch zum Priester für seinen kleinen Haustempel ernannt. Nun kommt ein Levit vorbei und Micha sieht seine Chance, seine Performance zu verbessern. Wieso? Naja, eigentlich hatte Gott die Leviten für den Dienst im Tempel vorgeschrieben. Sie waren dazu auserwählt, Priester zu sein. „Nicht so wichtig“, dachte sich Micha und nahm einfach seinen Sohn. Hauptsache ein Priester ist da, der für mein Seelenheil und mein Lebensglück sorgt. Der Levit aus Bethlehem ist jetzt die ideale Gelegenheit, doch Gott zu gehorchen. Also bietet er ihm einen Job an. Wäre Religion ein Spiel, wäre Micha jetzt ein Level aufgestiegen. Aber mal ehrlich: Ist das Hingabe? Ist das Gehorsam? Ist das Gottesdienst?
Das Vorstellungsgespräch läuft gut, die Gehaltsverhandlungen auch – schließlich sagt der Levit zu. Er hat ein neues zuhause und ein besseres Gehalt. Und Micha ist sich sicher: „Nun weiß ich, dass mir der HERR wohltun wird, weil ich einen Leviten zum Priester habe.“
Denken wir uns auch manchmal: „Nun weiß ich, dass mir Gott wohlgesonnen ist, weil ich in letzter Zeit immer im Gottesdienst war.“ Oder „Nun weiß ich, dass mir Gott wohlgesonnen ist, weil ich jeden Tag in der Bibel gelesen habe.“ Dabei war vielleicht einfach gerade eine wenig stressige Zeit und es hat sich angeboten, in den Gottesdienst zu gehen und in der Bibel zu lesen.
Ist das wahre Anbetung?
Das Problem
Wo liegt eigentlich das Problem ? Hat Micha etwas falsch gemacht?
Micha hat sich ein Bildnis von Gott gemacht und dient diesem Bild und betet es an. Dabei denkt er, dass er Gott dient. Es ist immer ein Problem, wenn wir ein Bild von Gott anbeten, aber nicht Gott selbst.
Um ein bestimmtes Gottesbild anzubeten müssen wir uns keine Statue machen lassen. Das Problem in unserer Zeit sind weniger die hauseigenen Tempel mit silbernen, goldenen und geschnitzten Gottesbildern, denen wir einen Teil unseres Mittagessens vorbeibringen. Unsere Bilder von Gott schnitzen wir in unserem Kopf, in unserem Verstand und auch manchmal in unseren Gefühlen.
Ein Beispiel:
Gott ist sehr radikal, wenn es ums Thema Geld geht. Seine Aussagen sind klar und deutlich: Er verabscheut Habsucht, hält uns für dumm, wenn wir unser Vertrauen auf Geld setzen und er möchte, dass wir bescheiden und großzügig sind (z.B.: 1. Tim 6,17; Lukas 12,19ff; Lukas 18,22).
Wir empfinden das aber als Herausforderung und unangenehm und deshalb vermeiden wir es, mehr darüber nachzudenken, wie wir das in unserem Leben umsetzen sollten. Wir erklären uns, dass Gott es nicht ganz so streng meint und schnitzen uns über längere Zeit hinweg ein Bild von Gott, dass zu uns passt, ohne dass wir uns verändern müssen. Das passiert in vielen Themen so und am Ende denken wir, dass wir Gott dienen, dabei dienen wir einer Vorstellung von Gott, die nicht existiert.
Haupt-Statement(s):
Wir formen uns Gott so, dass er zu uns passt und wir uns nicht verändern müssen. Dabei möchte Gott uns so formen, dass wir zu ihm passen und er sich nicht verändern muss.
Anders gesagt:
Das Ziel von Glauben ist nicht, Gott dazu zu bringen, das zu tun, was mir gefällt. Das Ziel von wahrem Glauben ist, dass Gott mich dazu bringt, das zu tun, was ihm gefällt.
Vielleicht sagst du jetzt: „Aber man kann doch nicht alles wörtlich nehmen. Und man kann doch nicht alles einhalten, was in der Bibel steht.“ Ja. Das stimmt. Wir können weder alles wörtlich nehmen, noch können wir von heute auf morgen alles einhalten, was Gott sich wünscht und uns gebietet. Aber wir können damit aufhören Gott zu verändern und stattdessen Gott bitten, uns zu verändern. In kleinen Schritten, immer mehr. Das ist nicht immer angenehm, aber das ist der einzig wahre Gottesdienst, der Gott gefällt (Röm 12,1). Alles andere ist haltlos und dient Göttern, die nicht existieren.
Zu welchem Gottesbild neigst du? Hast du schon einmal Gott in deinem Kopf so verändert, dass du dich nicht verändern musst und kompatibel mit ihm bist? Das klingt ungefähr so: „Ich kann wirklich nicht an einen Gott glauben, der …“
Die Lösung
Wir sind nicht perfekt und werden es wahrscheinlich auch nie sein. Aber es ist wichtig, dass wir uns das eingestehen. Wir müssen erkennen und zugeben, dass wir Rettung brauchen. Und die Lösung ist Jesus Christus. Er hat uns Rettung gebracht, was schon im AT angekündigt und dann im NT erfüllt wurde. Weil Jesus für uns gestorben ist, können wir uns so verändern, dass wir Gott gefallen. Wir müssen Gott nicht mehr verändern, um zu ihm zu passen.
Wir können so kommen, wie wir sind, aber wir sollen nicht so bleiben, wie wir sind.
Richter Kapitel 18: Nacherzählen
Im nächsten Kapitel wendet sich das Blatt und das Kartenhaus von Micha und seinem kleinen persönlichen Gott fällt in sich zusammen.
Kurz gefasst: Ein Stamm Israels, nämlich der Stamm Dans, ist auf der Suche nach neuem Land. Sie entdecken Michas Haus, seinen kleinen Hausgott und den Leviten. Auf der Durchreise stehlen sie ihm das Gottesbild, werben den Leviten ab und nehmen ihm damit alles, was er sich aufgebaut hat (V. 24). Michas Prognose, dass der HERR ihn jetzt segnen würde ging nicht auf. Warum?
Offensichtlich war es nicht der HERR, dem Micha mit seinem Leben und seinem Tempel gedient hat, sondern nur seine perfekte Vorstellung von Gott.
Ergebnissicherung
Das Kapitel ist voll von Men without Chests (Menschen ohne Rückgrat, ohne Herz, ohne Prinzipien und ohne Gottesfurcht): Einer von ihnen ist Micha, der der Meinung ist, sich Gottes Gunst durch religiöse Performance erkaufen zu können und dabei alle Möglichkeiten wahrnimmt, sich zu verbessern, ohne sich dabei großartig verändern zu müssen.
Wahrscheinlich hat seine Mutter auch einen Anteil daran, weil sie auf ihn abgefärbt hat. Erst verflucht sie den Dieb ihres Geldes. Als sie erfährt, dass es ihr Sohn ist, verwandelt sie den Fluch kurzerhand in Segen. Dann weiht sie das Geld lautstark Gott, behält aber schließlich doch das meiste für sich.
Dann wäre da noch der Levit. Aus Bethlehem gekommen, sieht er eine Chance, in der Karriereleiter aufzusteigen. Er ergreift die Gelegenheit, bekommt ein gutes Gehalt und wird versorgt (17,10). Aber auch er ist kein wahrer Anbeter, sondern redet den Menschen nach dem Mund (18,6) und ist bei der nächstbesten Gelegenheit weg (18,19f).
Und wenn wir noch tiefer einsteigen wollen, erfahren wir, dass der Stamm der Daniter auch nur auf der rastlosen und später skrupellosen Suche nach Land ist, weil sie in Richter 1 nicht ihrer göttlichen Berufung gefolgt sind, die Kanaaniter zu vertreiben, sondern feige geflohen sind.
Was können wir lernen?
An dieser Stelle würde ich die offene Frage in die Runde stellen, was die Jugendlichen selbst daraus lernen wollen. Es kommen bestimmt interessante Aspekte, die man selbst nicht vorbereitet hat. Hier sind einige Reflektionsfragen, die das Gespräch katalysieren können:
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Was möchtest du im Umgang mit Leuten in deiner Familie anders machen, als Micha und seine Mutter in ihrem Umgang miteinander?
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Welche Teile der Bibel stören dich am meisten? Ringst du mit Gott oder kehrst du es lieber unter den Teppich?
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Welche Bereiche im Leben fallen dir besonders schwer, Gott unterzuordnen? Erlebst du echten Segen in diesen Bereichen?
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An welcher Ecke schnitzt du gerne an Gott herum? Wo möchtest du Buße tun und Gott Gott sein lassen?
Normalerweise ergeben sich die meisten wichtigen Punkte im Gespräch in der Gruppe (oder ggf. in Kleingruppen). Hier ist eine Liste an Learnings aus dem Text:
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Echte Vergebung ist ein Prozess, der Reue, Buße und meistens auch Versöhnung enthält. Er ist für beide Seiten wichtig. Wenn wir diesen Prozess überspringen, obwohl wir verletzt sind, verpassen wir echte Versöhnung.
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Unsere nach außen sichtbare religiöse Performance sollte nicht dem vorauseilen, was wir im Herzen haben. Natürlich fühlt man sich nicht immer danach, das richtige zu tun – darum geht es auch nicht. Aber wir müssen aufpassen, nicht irgendwann in unserem Leben festzustellen, dass wir außen „hui“, aber innen „pfui“ sind.
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Wir können uns Gott nicht formen, widdewiddewie er uns gefällt. Aber wir müssen das auch nicht, denn er möchte uns formen, widdewiddewie es IHM gefällt.
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Gebote sind nicht dazu da, sie einzuhalten, wenn es uns gerade passt. Sie sind eigentlich dazu da, zu erkennen, dass wir verloren sind. Wir brauchen die Rettung von Jesus. Daraus folgt der Wunsch, Gott zu dienen. Aber wir können uns keine Gnade erarbeiten.
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Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in der äußerlichen Karriereleiter (auch geistlich) immer weiter aufsteigen, aber uns innerlich immer weiter von Gott entfernen. Das ist dem Leviten passiert.
Ich finde es bei diesem Thema sehr passend, wenn es eine stille Zeit im Anschluss gibt, bei der sich jeder mit etwas zum Schreiben verziehen kann und Zeit zum Nachdenken, Aufschreiben und Gebet hat. Mit einem Lied (z.B. Mein ganzes Leben oder Du allein bist heilig) kann man die Stille Zeit abschließen.