Gestern beim Besuch eines namhaften schwedischen Möbelhauses: Während ich mir bereits auf dem Weg dorthin Gedanken mache, wie ich möglichst viel Zeit im Restaurant und möglichst wenig Zeit in den Gängen verbringen könnte, hat meine Frau schon beim Eintritt in das Kaufhaus das Gefühl, sie sei fast im Paradies angekommen. Ich finde, dass wir möglichst zielstrebig Richtung Kasse gehen sollten – was auch die Meinung unseres dreijährigen Sohnes ist, der es kurz nach den verspeisten Pommes deutlich und fortwährend äußert. Meine Frau ist währenddessen ganz begeistert von einem schönen Kerzenständer.
Mann und Frau – eine spannende Sache. Robert Lembke formuliert es so:
Es gibt zwei Perioden, in denen ein Mann eine Frau nicht versteht: vor der Hochzeit und nach der Hochzeit.
Etwas optimistischer sieht es ein anderer:
Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, schuf er Mann und Frau. Um das Ganze vor dem Untergang zu bewahren, erfand er den Humor.
Der Büchermarkt ist überschwemmt von Sachbüchern über die Gleichheit und/oder Unterschiedlichkeit der Geschlechter. Die einen beschreiben unmissverständlich die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau. Andere betonen, dass das Gehirn des Menschen geschlechterlos sei und alle Verhaltensweisen durchs Umfeld trainiert werden. Es ist spannend – und das ist gut so. Es sind Spannungen, die zu mehr Festigkeit in der Ehe führen können und zu mehr Produktivität in der Gemeinde – wenn wir bereit sind, den Schöpfer zu Wort kommen zu lassen.
Im Neuen Testament finden wir einige klare Prinzipien und Anordnungen mit viel Freiraum zur Anwendung.
Gleichwertigkeit vor Gott
Das Neue Testament macht unmissverständlich klar, dass es in der Stellung vor Gott keine Unterschiede gibt: Wir sind eins in Christus (Galater 3,28). Mann und Frau sind begnadigte Sünder und durch den Heiligen Geist in die Gemeinde getauft; wir sind gemeinsam Erben der Gnade des Lebens (1. Petrus 3,7). An keiner Stelle steht, dass der Herr eher für die Männer sterben wollte, weil sie mehr Wert hätten in seinen Augen.
Wir stehen in einer wechselseitigen Abhängigkeit:
Die Frau wurde für den Mann geschaffen und der Mann wurde durch die Frau geboren, alles aber von Gott (1. Korinther 11,11.12; NEÜ).
Gleichheit im Dienst
Bei einigen Unterschieden, die im Folgenden behandelt werden, ist die Tatsache nicht zu verschweigen, dass sowohl Mann als auch Frau gerufen sind, sich dem Herrn zur Verfügung zu stellen und ein Leben in Hingabe zu führen. Die allgemeinen Aufrufe zur Nachfolge und Hingabe sind nie geschlechterspezifisch (z. B. Römer 12,1-3).
Jeder sollte seiner Gabe entsprechend arbeiten und eifrig danach streben, die Gemeinde zu erbauen (1. Korinther 12,7.31; 1. Petrus 4,10.11). Beispiele sind: Zur Erbauung des Anderen reden, dienen, lehren, ermahnen, mitteilen, vorstehen, Barmherzigkeit üben (Römer 12, 6-13).
Unterschiedlichkeit
Maria salbte den Herrn, weil sie Jesus Christus erkannt hatte. Diese Erkenntnis zeigte sich in Liebe und Anbetung, mit der sie die ganze Männerrunde bloßstellte und herausforderte. Sie ist das Vorbild für „das gute Teil“. Und weiter wird über sie geredet, überall, wo das Evangelium gepredigt wird (Matthäus 26,6-13). Lydia ist die, die die Gemeinde in Philippi mit gründete (Apostelgeschichte 16,14-15). Tabita, die unermüdlich mit ihren Fähigkeiten anderen diente und „reich an guten Werken und Wohltätigkeit war“ (Apostelgeschichte 9,36-43). Priscilla, die mit ihrem Mann Gastfreundschaft übte, die jungen Brüder lehrte und so mit ihrem mobilen Lebensstil einen großen Beitrag zur Weltevangelisation leistete (Apostelgeschichte 18,26). Phöbe, eine Dienerin der Gemeinde in Rom, und weitere Mitarbeiterinnen in Gottes Werk, die namentlich genannt und geehrt werden (Römer 16,3-5).
Ich denke vor allem an Frauen im Bekanntenkreis, die Säulen sind und ohne die es die Gemeinde nicht gäbe. Durch ihre unermüdliche und treue Arbeit bringen sie das Werk Gottes voran. Heidi hat ein großes Herz und trägt einige Last auf ihren Schultern. Sie lehrt und erzieht ihre Kinder und Kinder in der Gemeinde. Sie hilft Familien und einzelnen Frauen, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Das tut sie mit großer Geduld, einem langen Atem und viel Gebet. Sie ist eine Mutter in Christus.
Tanja ist verheiratet und hat keine Kinder. Sie ist mit ihrem Mann zusammen ein großartiges Hirtenteam. Sie trifft sich mit gestressten Müttern und hilft ihnen, Themen aus der Bibel herauszuarbeiten, wie beispielsweise Zeit mit Gott, Ehe oder Erziehung. Sie ist kein Führertyp und Gott segnet sie, wo sie die Initiative ergreift – auch im Team mit anderen Frauen.
Es sind Frauen mit großer Hingabe an Gott. Sie zeichnen sich aus durch ein moralisch vorbildliches Verhalten, so dass niemand einen Anlass findet zu lästern. Sie sind unermüdlich beschäftigt mit guten Werken (Titus 2,3-5). Sie haben sich entschlossen, Sanftmut und Zurückhaltung walten zu lassen und ihren Ehemännern die Führung zu überlassen. Sie lieben ihre Männer und gewinnen sie durch ihre oben genannten Tugenden (1. Timotheus 2,9-15). Sie erkennen die Autorität der Ältestenschaft an und überlassen den Männern die Leitung und das öffentliche Lehren in den Gemeindezusammenkünften (1. Korinther 14,34).
William MacDonald sagte:
„Jede geordnete Gesellschaft steht auf zwei Säulen: Autorität und Unterordnung. Es ist unmöglich, eine wohlfunktionierende Gesellschaft zu haben, wenn diese Prinzipien nicht beachtet werden.“
Dienende Leiterschaft
Die Bibel macht an verschiedenen Stellen deutlich, dass Gott dem Mann die Führungsrolle zugedacht hat. Er soll das „Haupt“ sein (1. Korinther 11,3). Das betrifft zunächst einmal die allgemeine Schöpfungsordnung und zeigt sich in der kleinsten Zelle unserer Gesellschaft, der Ehe. Sie sollte auch im praktischen Gemeindeleben zum Tragen kommen.
Es gibt zwei Extreme, auf welche Art Männer ihre Rolle in der Gemeinde leben: Entweder sie herrschen in zerstörerischer Art oder sie ignorieren völlig ihre Leitungsverantwortung, weil sie sich selbst und ihre Hobbys mehr lieben als ihre Familien und die Gemeinde.
In Epheser 5, 22-33 und Johannes 13 gibt uns der Herr Aufschluss, wie geistliche Autorität gelebt werden muss. Es ist eine dienende, sich hingebende Leiterschaft, die das Wohl der Ehefrau und das der Gemeinde im Blick hat. Das ist bestimmt ein großes Privileg, aber mindestens eine ebenso große Herausforderung. Dass wir von Gott mit Autorität betraut sind, entbindet uns nicht davon, uns Christus unterzuordnen.
Wir Männer sollten dafür sorgen, dass eine Gemeindezusammenkunft so verläuft, dass alle erbaut werden, das heißt, wir sollten bereit sein ein Wort, einen Psalm weiterzugeben oder ein Gebet zu sprechen (1. Korinther 14) Wir sollten bei jeder Zusammenkunft „heilige Hände aufheben ohne Zorn und zweifelnde Überlegungen“ (1. Timotheus 2,8). Sünde, z. B. Zorn oder ein unfairer harter Umgang mit unserer Frau, werden unsere Gebete verhindern (1. Petrus 3,7).
Auch wenn logischerweise nicht alle Männer einer Gemeinde Älteste sein können und wollen, sollten wir in jeder Hinsicht Vorbilder werden: in unserem Umgang mit Gottes Wort, in unserem Lebensstil, in unserem Glaubensleben, in unserer Liebe, in unserer Reinheit. Wir sollten das Wort mit Geduld und Ausdauer gebrauchen, unsere Gnadengabe nicht vernachlässigen und auf uns selbst aufpassen (1. Timotheus 4,12-16).
Gott möchte, dass er von uns als seiner Gemeinde vorgestellt wird. Deswegen ist es nötig Liebe zu praktizieren – bei aller Unterschiedlichkeit und Andersartigkeit und der Diskussion über Rollen und Gabenverteilung.
„Über allem aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist“ (Kolosser 3,14).