Männer sind anders – Frauen auch
Unterschiede der Geschlechter in der Geschichte und in unserem Alltag
In grauer Vorzeit soll es einmal eine Epoche gegeben haben, in der alles in Frauenhand lag (Matriarchat). Frauen waren Königinnen, Kämpferinnen (Amazonen) und Priesterinnen, so wird spekuliert. Grundlage dieser Überlegungen sind einige von Archäologen ausgegrabene Frauenfiguren, von denen allerdings niemand mit letzter Sicherheit sagen kann, welchen Zweck sie ehemals hatten: Waren das Göttinnen oder Spielzeug, Dekorationsgegenstand oder Grabbeilage? Auch einige märchenhafte Mythen berichten von der traumhaften Zeit, als die Frauen herrschten. Kriegerisch und gewalttätig soll es allerdings auch damals zugegangen sein. Da wo schriftliche Nachrichten aus dem alten Ägypten, Griechenland und von den Germanen vorliegen, wird eine andere Geschichte erzählt. Zumeist spielten Frauen hier im öffentlichen Leben eine untergeordnete Rolle. Stellenweise wurden sie als Eigentum des Mannes angesehen. Manchmal gab es einfach eine Aufteilung der Kompetenzen wie heute noch in afrikanischen Stammeskulturen: Frauen waren für den Acker, die Kinder und das Haus, manchmal auch für die richtige Verehrung der Ahnen und Götter zuständig, während die Männer kämpften, jagten und handelten.
Arme Männer – reiche Frauen
Wer das Verhalten von Männern und Frauen beschreiben will, steht in der Gefahr, unzulässig zu vereinfachen.
Denn das Verhalten der Menschen richtet sich eben nicht nur nach ihrem Geschlecht, sondern auch nach der individuellen Veranlagung, der Herkunftsfamilie, dem Land, in dem man aufgewachsen ist, der Ausbildung, dem gesellschaftlichen Stand usw. Wer das Verhalten von Männern und Frauen beschreiben will, steht in der Gefahr, unzulässig zu vereinfachen.
Auch in der griechischen Antike oder im Mittelalter waren Königinnen und Fürstinnen natürlich in der Öffentlichkeit präsenter und weniger im Haushalt engagiert als männliche Sklaven oder Bauern. Vergessen werden darf nicht, dass bis zur Industriellen Revolution (19. Jahrhundert) auch die Männer größtenteils zu Hause waren und ihren Beruf als Landwirt oder Handwerker von hier aus erledigten.
Vor 150 Jahren waren die meisten Frauen berufstätig, kümmerten sich nicht nur um den Haushalt und redeten nicht immer damenhaft.
Allein die Frauen des gehobenen Bürgertums konnte es sich leisten, schick gekleidet im Salon zu sitzen, schön auszusehen, Klavier zu spielen und Konversation zu machen. Für Kinder und Haushalt waren Angestellte zuständig. Als im Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit (ab 1955) die Häuser wieder aufgebaut waren und Wohlstand und Luxus auch die normalen Haushalte erreichte, setzte sich das Bild der häuslichen Idealfrau auch in breiten Teilen der einfachen Bevölkerung fest. Vor 150 Jahren waren die meisten Frauen berufstätig, kümmerten sich nicht nur um den Haushalt und redeten nicht immer damenhaft.
Feminismus und Emanzipation der 70er und 80er Jahre haben an den bis dahin dominierenden Geschlechterrollen viel verändert. Die tatsächliche Tragweite dieser Veränderungen ist bis heute kaum erfasst, weil sie stark mit einer nächsten Frauengeneration verbunden ist, die erst in der Zukunft ihren Einfluss ausüben wird. Das Bild von Männern und Frauen hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren stark verändert, sehr zur Verunsicherung der männlichen Wesen.
Männer sind…diszipliniert, pünktlich, fleißig, leistungsstark, hart, durchsetzungsfähig, rational, konkurrierend, alkoholisiert, autovernarrt, fußballbegeistert, technikinteressiert, schweigsam, verschlossen, gewalttätig und ungläubig, oder?
Typisch Frau
Unterschiedliche Verhaltensweisen lassen sich schon früh beobachten: Mädchen bevorzugen kleine Gruppen, spielen Mutter und Kind, helfen einander beim Verkleiden. Das Reden dient dem Austausch von Gedanken und Ideen, dem Aufbau von Beziehungen. Jungen dagegen kämpfen bei Baller-Spielen, Fußball oder Wettrennen eher um Überlegenheit. In Jungen-Cliquen geht es um Hierarchie und Konkurrenz. Das zeigt sich auch in der Sprache: Befehle, Geschrei, Schimpfworte. Natürlich können Mädchen auch aggressiv werden, aber eher durch Lästern und emotionalen Druck, um jemanden aus ihrer Gruppe auszuschließen.
Umfragen zufolge hält jeder zweite Mann Frauen für nörgelig. 63 % der Frauen halten Männer für wehleidig; 61 % glauben, sie seien stur.
53 Prozent aller Frauen halten Männer generell für egoistisch. „Männer sind großspurig“, behaupten 47 %. 31 % der Frauen unterstellen Männern Gefühlskälte. 66 % der Männer halten Frauen für eitel. 76 % der Männer halten Frauen für zärtlich. Frauen seien besonders einfühlsam meinen 63 % der befragten Männer. 60 % meinen Frauen seien besonders charmant. In ihrem persönlichen Umfeld bestätigen allerdings weit weniger Befragte ihre Einschätzungen des jeweils anderen Geschlechts.
Im Allgemeinen legen Männer viel Wert auf Disziplin, Pünktlichkeit, Fleiß, Leistung, Härte, Durchsetzungsvermögen, Rationalität und Konkurrenzverhalten. Sie interessieren sich für Alkohol, Autos und Fußball. Sie sollen rationaler sein, technisch begabt, sprechfaul, verschlossen, zu Gewalt neigend und wenig an Glaubensdingen interessiert. Frauen sind…sprachbegabt, lieb, friedlich, gepflegt, langhaarig, unpolitisch, kinderfreundlich, emotional, handtaschen-, schuh- und schmuckverrückt, genießerisch, beziehungsorientiert, neugierig und kulturell interessiert, oder?
Frauen werden häufig als sprachbegabt, lieb, friedlich, auf Aussehen bedacht, mit längeren Haaren, eher unpolitisch, kinderfreundlich und emotional wahrgenommen und beschrieben. Sie interessieren sich für Handtaschen, Schuhe, Schmuck, Essen, Beziehungen, Gerüchte und Kultur – manchmal zumindest.
Studien zeigen, dass Männer und Frauen nur selten dasselbe sagen, wenn sie dieselben Wörter benutzen: Frauen haben eine Beziehungssprache, einen Gesprächsstil, bei dem es vor allem darum geht, Streit zu vermeiden und Einverständnis und Intimität herzustellen: „Sollen wir vielleicht…“ – „Was hältst du von…“, „Lasst uns doch…“.
Männer hingegen benutzen Sprache vorwiegend, um Fakten auszutauschen und Hierarchien abzustecken. Statt Fragen zu stellen, stellen sie fest. Sie lieben es, mit Wissen zu imponieren, vor Publikum Geschichten und Witze zu erzählen.
Männer stellen Fragen, um Informationen zu bekommen; Frauen, um Gespräche in Gang zu halten. Frauen beziehen sich öfter auf den Vorredner und signalisieren so Anerkennung. Männer ignorieren vorangegangene Beiträge häufiger. Frauen vermeiden eher offene Aggression und Konfrontation, Männer sehen darin ein Instrument, das Gespräch voranzutreiben. Frauen diskutieren eher miteinander, um Erfahrungen auszutauschen und seelische Unterstützung anzubieten. Männer interpretieren Gespräche über Probleme als unausgesprochene Bitte um pragmatische Lösungsvorschläge. Männer scheuen die konflikthaften Gespräche mit ihren Frauen, da sie diese als endlos, anstrengend und vor allem nicht gewinnbringend empfinden. Außerdem befürchten sie, mit Ärger, Unzufriedenheit und Kritik konfrontiert zu werden, was sie oft durch ihre Abwesenheit zu vermeiden versuchen.
Das schwache Geschlecht
In der Geschlechterfrage geht es schon lange nicht mehr allein um benachteiligte Frauen. Experten wie Barney Brawer von der Harvard University kritisieren das herrschende feministische Vorurteil:
Vor unseren Augen spielt sich eine ungeheure Krise von Männern und Jungen ab, ohne dass wir sie sehen.
In der Schule haben Mädchen ihre männlichen Klassenkameraden längst abgehängt. Je anspruchsvoller der Schultyp, desto höher der Anteil der Mädchen. Bei Jugendlichen ohne Schulabschluss, Sonderschülern, Hauptschülern stellen Jungen die große Mehrheit. Auf den Gymnasien und den Fachschulen dominieren dagegen Mädchen. Jedes Jahr bleiben mehr als doppelt so viele Jungen sitzen wie Mädchen.
Jungen sind die modernen Sorgenkinder. Sie leiden öfter unter Sprach-, Lese- und Schreibstörungen, sind häufiger geistig behindert, zeigen mehr Verhaltensauffälligkeiten. Sie sind doppelt so häufig Bettnässer wie Mädchen, stottern viermal so oft, und leiden siebenmal häufiger unter ADS. Jungen sind deutlich häufiger gewalttätig als Mädchen, werden allerdings auch doppelt so häufig Opfer von Gewalt.
Die Selbstkrise der Männer
Die Sinn- und Selbstkrise der Männer lässt sich auch an harten Fakten festmachen: Männer leben kürzer als Frauen (7 Jahre). Männer sind öfter krank als Frauen. Männer begehen dreimal häufiger Suizid als Frauen, im Alter von 20 bis 25 Jahren sogar mehr als viermal so oft. Rund 84 % aller verurteilten Straftäter sind Männer. Das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, ist für Männer weitaus höher. Männer leiden überdurchschnittlich oft an Alkohol- oder Drogensucht. Etwa 70 % aller Obdachlosen sind Männer. Was als besonders männlich gilt, schadet Männern gleichzeitig: gefährliche Jobs, Rauchen, Trinken, riskanter Sport, Aggressivität, Gewaltneigung – Verhaltensmuster, denen Männer sich fügen, um gesellschaftlich als ganze Kerle zu gelten.
Arbeitslosigkeit wird zur Krise der männlichen Identität. Männer kennen wenig Alternativen, die ihrem Leben jenseits des Berufs Sinn geben. Arbeitslosigkeit trifft Männer härter als Frauen, wie eine schwedische Studie zeigte: Entlassene produzieren vermehrt Cholesterin und Stresshormone, ihr Immunsystem wird offenbar geschwächt. In Frankreich entdeckten Soziologen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und wachsenden Suizidzahlen bei 15- bis 24-jährigen Männern.
Das männliche Rollenbild, das von Unabhängigkeit und Selbstsicherheit gekennzeichnet ist, trägt dazu bei, dass sie erst sehr spät Hilfsangebote aufsuchen oder sich selbst nur schwer mögliche Probleme eingestehen. Viele Männer laufen heutzutage in eine Falle: Die typisch männliche Ausrichtung auf Erfolg, Leistung, Macht, Karriere, Konkurrenz führt häufig zu Entfernung von der Familie, sozialer Vereinsamung, schlechter Gesundheit und Sinnkrisen.
Immer mehr Männer fühlen sich auch in ihrer Vaterrolle verunsichert. Der Staat tritt zunehmend als Ersatz-Ehemann auf, indem er vaterlose Familien versorgt; viele schlecht ausgebildete oder arbeitslose Männer trauen sich überhaupt nicht mehr zu, eine Familie zu ernähren; andere Väter flüchten vor der Verantwortung, wieder andere werden von ihren Frauen aus dem Haus gejagt.
Weder Mann noch Frau
Gender Mainstreaming heißt das Schlüsselwort, das die neuen Geschlechterrollen beschreibt oder besser gesagt die erstrebte Abwesenheit jeglicher Rollenvorgaben. Heute wird das angeborene Geschlecht (Sex) von dem realen Verhalten der Person unterschieden (Gender). Ist das erste genetisch festgelegt und nahezu unveränderlich, soll das geschlechtsspezifische Verhalten lediglich Ergebnis von Erziehung, Gesellschaft und persönlicher Entscheidung sein.
Vorgaben, wie man sich als Mann oder Frau zu verhalten habe, werden kritisch beurteilt. Weder Eltern, Gesellschaft oder Kirche sollen die absolute Freiheit des sexuellen Selbstentwurfs einschränken. Jeder soll sich selbst immer wieder erfinden und die Art seiner Partnerschaft bestimmen können. Heute Mann, morgen Frau – oder was man in der Vergangenheit dafür hielt. Bestimmend dabei sind lediglich das persönliche Gefühl und der eigene Wunsch.
Eigentlich ist es schön, sich vollkommen frei und selbstbestimmt verhalten zu können. In der gegenderten Welt von morgen wird niemand mehr fordern, dass sich ein Mensch als Mann oder Frau in einer bestimmten Weise geben müsse – so zumindest die Vorstellung.
Der Traum absoluter Individualität könnte auch in verunsichernder Beliebigkeit enden. In ihrem geschlechtsspezifischen Verhalten beeinflusst wurden und werden Menschen jedoch immer, durch die Familie, Freundeskreis, Vorbilder, Medien, die staatlich gelenkte Erziehung und durch religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen. Streicht man biblische Vorgaben und verdrängt historische Prägungen, wird der Mensch umso stärker ein Spielball gegenwärtiger gesellschaftlicher Interessen und Meinungsmacher, die bestimmen, was man zu kaufen, was man keinesfalls sagen oder denken darf oder wen man zu mögen hat.
Vergessen werden sollte nicht, dass die geschlechtsspezifischen Rollenvorstellungen nur ein Teil gesellschaftlicher Verhaltensregeln sind.
Manches am Verhalten von Männern und Frauen ist aller Wahrscheinlichkeit nach biologisch, genetisch, hirnphysiologisch festgeschrieben. Keine Gesellschaft tut gut daran, das unberücksichtigt zu lassen und Menschen in Gegensatz dazu umzuerziehen. Das Endergebnis wären psychisch gestörte Persönlichkeiten. Was nicht ganz so offensichtlich erkennbar ist, sind Gottes Vorgaben über das ideale Verhalten von Männern und Frauen.