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Leiterschaft

Leiter sind Hirten

An über 80 Stellen wird in der Bibel über die Aufgaben und die Bedeutung des Hirten geredet. Grund genug, uns einige anzuschauen.

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30. Januar 2014
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5 min

Der Hirte: ein altes Bild…

Ein bisschen altmodisch wirkt er: Der Hirte mit Hirtenstab und Schäferhund… Man findet ihn kaum noch in unserer industrialisierten Zeit. Das Bild riecht ein bisschen nach Hintertupfingen oder Mittelalter! Sollten wir heute nicht besser sagen: „Leiter sind Agrar-Ingenieure“ oder „Der Leiter als Rancher“? Nein, ich glaube kein Bild spricht so gut von den Aufgaben eines Leiters wie das Bild des Hirten. An über 80 Stellen wird in der Bibel über die Aufgaben und die Bedeutung des Hirten geredet. Grund genug, uns einige anzuschauen:

Der Hirtendienst: Gabe und Aufgabe zugleich

„Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist“ 1.Petrus5,2

Im neuen Testament ist der Hirtendienst eine Gabe (Epheser 4,11) und eine Aufgabe (Apostelgeschichte 20,28) gleichzeitig:

„Die Gabe des Hirten befähigt Christen, langfristig persönliche Verantwortung für das geistliche Wohl einer Gruppe zu übernehmen. Kennzeichnend für die Gabe des Hirtendienstes ist, dass sie sich auf eine Gruppe von Christen bezieht, zu der – im Unterschied zur verwandten Gabe der Seelsorge – eine langfristige Bindung eingegangen wird.“ (Christian A. Schwarz)

Einsatzbereiche für die Gabe des Hirten sind Hauskreise, Jugend- oder Kindergruppen, Ältestendienste in der Gemeinde oder auch eine Jüngerschaftsgruppe.

Der Hirte geht voran

„Wo es an Führung fehlt, kommt ein Volk zu Fall.“Sprüche11,14

Ein Hirte zeichnet sich dadurch aus, dass er der Herde vorangeht: Er sucht neues Weideland, führt sichere Wege und sieht Gefahren voraus. Sein Blick ist nicht nur auf die Schafe, sondern auch nach vorne gerichtet. Rückwärts gerichtete Hirten werden der Herde Schaden zufügen. Hirten der Gemeinde sollten daher auch den Blick nach vorne haben: Was ist für die nächste Zeit dran? Wo steht unsere Gruppe, was sind Defizite, was sind Stärken? Hirten sollten gemeinsam mittelfristige und langfristige Ziele im Auge haben: Ist ein evangelistischer Einsatz dran? Wie können wir im nächsten halben Jahr die Liebe zur Bibel neu entfachen? Müssen wir uns mehr um die Gemeinschaft kümmern? Leider erlebe ich diese vorausschauende aktive Leitung sehr selten.

Einen guten Hirten erkennt man daran, dass ihm die Schafe freiwillig folgen. Er muss nicht auf seine Autorität pochen. Die Schafe wissen, dass es ihnen bei ihm gut geht!

Der Hirte kümmert sich um die Einzelnen

„Freuet euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden.“ Lukas15,6

Der Hirte kennt seine Schafe (Johannes 10). Er kennt ihre Bedürfnisse, ihre Stärken und Schwächen und sorgt sich um jedes einzelne. Meiner Erfahrung nach gibt es in jeder Gruppe etwa vier Typen, auf die der Hirte eingehen sollte:

Der Aussteiger: Er hat sich innerlich oder äußerlich von der Herde getrennt. Er geht eigene Wege. Der gute Hirte geht ihm nach, er sucht das verlorene Schaf. Der gute Hirte lässt die 99 Gesunden zurück und sucht das Eine. (Lukas 15). Dieser Dienst ist oft schwer, er wird selten honoriert und ist oft nicht sehr erfolgreich. Gerade daher wird er in der Bibel stark betont. Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, den Kontakt zu den Aussteigern zu halten und immer wieder einzuladen – gerade bei denen, wo die Gemeinschaft im Vordergrund steht. Ein offenes, liebevolles Gespräch sollte den Aussteiger zur eigenen Bestandsaufnahme auffordern und ihm die Folgen seines Verhaltens aufzeigen. Allerdings: Bedrängen ist nicht erlaubt! Auch unser Herr ließ den reichen Jüngling gehen ohne ihm hinterherzulaufen! Das Signal sollte lauten: Die Tür ist offen: Du darfst zurückkommen!

Der Wackler: Er ist hin und her gerissen zwischen der Welt und der Herde. Neben unserem Gebet benötigt er die Aufforderung zur Entscheidung: Wie lange willst du noch auf beiden Seiten hinken?

Der Mitläufer: Irgendwann bekehrt, immer mit dabei… Aber was im Herzen passiert, davon bekommt man nichts mit. Diese Gruppe braucht echte Herausforderungen, Glauben zu wagen und die „comfort zone“ zu verlassen: „Glaube ist wie ein Muskel: Er wächst nur bei Betätigung!“ Bei den Mitläufern besteht die Gefahr, dass das eigene geistliche Leben verkümmert.

Der Gradlinige: Zum Glück schenkt der Herr auch diese Gruppe. Wohl der Herde, die viele solcher „Alpha-Tiere“ hat! Diese „treuen Leute“ lieben den Herrn und möchten ihm von Herzen dienen. Die Bibel weist Leiter darauf hin, diese Gruppe besonders zu schulen und zu lehren (2.Timotheus 2,2). Hier ist der Hirte als Mentor gefragt, der Lehre und Leben vermittelt. Die Zukunft einer Gruppe hängt davon ab, ob sie die Fähigkeit besitzt zukünftige Leiter heranzuführen. Diese Aufgabe wird von vielen Hirten leider sträflich vernachlässigt – oft mit fatalen Folgen.

Der Hirte schützt

„…fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich.“Psalm23,4

Der Hirte hat auch die Aufgabe die Herde zu bewahren. David kämpfte mit Löwen und Bären um seine Herde zu bewahren. Paulus warnte vor den Wölfen, die die Herde nicht schonen werden. Hirte ist eine gefährliche Berufung! Zuerst schützt der Hirte durch Rat und Warnung. Er bewahrt seine Herde auch dadurch, dass er einen schützenden Rahmen für seine Herde bietet: So sollte ein Jugendleiter seine Jugendlichen auch dadurch schützen, dass in den Jugendgruppen Gefahren der Teenagerzeit außen vor bleiben: Drogen, Alkohol und sexualisier- tes Reden hat in der Gruppe keinen Platz. Ein attraktives Jugendprogramm mit vielen guten Aktionen am Wochenende hilft den Jugendlichen, mit Versuchungen und falschen Orten umzugehen.

Der Hirte denkt über die Schafe nach

„Ich will nach meinen Schafen fragen und mich ihrer annehmen.“ Hesekiel34,11

Der Hirte sorgt sich um die geistliche Gesundheit und das Wachstum der Schafe. Welche Gabe hat jeder Einzelne, wie kann er näher zu Jesus kommen. Über welche Themen sollte ich mit ihm reden: Partnerschaft, Stress, Minderwertigkeitsgefühle… Wie kann ich ihm Wertschätzung ausdrücken? Welche Sprache der Liebe spricht er? Ein befreundeter Jugendleiter lädt jeden Jugendlichen seiner Gruppe am Geburtstag einzeln zum Essen ein. Dabei geht es natürlich um Fragen wie: Wie war das letzte Jahr, was planst du für das nächste… Ein echter Hirte! Eine wichtige Aufgabe ist dabei auch das Gebet: Einzeln oder gemeinsam kann man immer wieder die Gruppenliste durchbeten und jeden Einzelnen im Namen des Herrn segnen!

Der Hirte bindet nicht an sich sondern an Jesus

„Weide meine Schafe… Was aber geht es dich an…“ Johannes21,17u.22

Petrus hat seinen neuen Auftrag verstanden: Jesus möchte, dass er seine Schafe weidet. Nun dreht sich Petrus um und beginnt gleich mit Johannes. „Was ist mit diesem?“ Und nun folgt direkt die nächste Lektion im Hirtendienst: „Petrus, das ist meine Sache. Nicht jeder ist vor dir Rechenschaft schuldig. Binde die Menschen an mich – nicht an dich.“ Geistlicher Machtmissbrauch ist eine große Gefahr für Leiter. Petrus hat das am Ende seines Lebens verstanden: Er spricht in seinem Brief von Gottes (!) Herde, die wir hüten sollen. Er weiß, dass er nur ein Unterhirte unter der dem Oberhirten Jesus ist (1. Petrus 5,4). Demut ist daher ein wichtiges Kennzeichen für einen Hirtendienst nach dem Herzen Gottes!

„Sorgt gut für die Herde Gottes, die euch anvertraut ist. Tut es nicht, weil ihr euch dazu gezwungen fühlt, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt. Hütet sie aber nicht, um euch Vorteile zu verschaffen, sondern weil ihr dem Herrn dienen wollt.“ 1.Petrus5,2