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Mentoring

Jüngerschaft für jeden Jugendlichen

„Machet alle Nationen zu Jüngern“ (Matthäus 28,19), so lautet der Auftrag Jesu an uns. Aber was heißt das genau? Und wie funktioniert es? Eine Jugendgruppe beginnt ein Projekt.

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26. Juni 2013
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5 min

Wäre es nicht schön, wenn wir jeden in seinem Alltag begleiten und dann genau dort helfen könnten, wo ihm das Christsein am schwersten fällt? In einer unserer Jugendkreis-Mitarbeiterbesprechung dachten über folgendes nach: Wie schaffen wir es, jedem einzelnen Jugendlichen in unserer Gemeinde in seinen Fragen und Interessen nachzugehen, ihn individuell im Glauben anzuleiten und für ihn da zu sein? Wie schaffen wir es, Bescheid zu wissen über die Sorgen und Zweifel jedes Einzelnen, um konkret helfen und beten zu können? Wäre es nicht schön, wenn wir jeden in seinem Alltag begleiten und dann genau dort helfen könnten, wo ihm das Christsein am schwersten fällt? Kurz:

Wie können wir ihnen helfen, wirklich zu Jüngern zu werden, so wie Jesus es geboten hat?

Für uns Jugendmitarbeiter war es ein unbefriedigendes Gefühl, nicht genug Zeit zu haben, um jeden Jugendlichen richtig kennen zu lernen und für ihn da zu sein. Im Zuge dieser Gedanken und der Feststellung unserer eigenen Begrenztheit rückte die Idee eines Mentoring-Programms in den Fokus. Nach einiger Zeit entschieden wir uns ein solches Projekt zu versuchen. Hierzu fragten wir Leute aus dem Jungen-Erwachsenen-Kreis und der Gemeinde, ob sie sich vorstellen könnten, als Mentor für einen Jugendlichen da zu sein. So entstand eine Liste mit bereitwilligen Mentoren, die wir unter Absprache und mit viel Gebet den einzelnen Jugendlichen zuteilten.

Unser Vorbild: Jesus Christus

Als Grundlage dieser Aktion nahmen wir uns den Herrn Jesus selbst.

  • Er lebte mit seinen Jüngern und stand für Fragen zur Verfügung (z.B. Matthäus 17,10).
  • Er nahm sich Zeit, auf einzelne einzugehen und kannte jeden so gut, dass er genau wusste, was er brauchte (z.B. Johannes 20,24ff).
  • Er lebte ein Leben für Gott vor und band die Jünger in seinen Dienst ein (z.B. Matthäus 10,5ff).
  • Und schließlich: Er betete für sie (z.B. Lukas 22,32)!

Beobachtet man den Umgang Jesu mit seinen Jüngern, wird deutlich, dass es ihm vielmehr um Charakterbildung, als um Wissensvermittlung ging.

In diesem Sinne sollte das Mentoring sowohl geistliches Training (z.B. durch gemeinsames Lesen der Bibel oder Gebet), aber zugleich auch ein Alltagstraining und Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung sein. Es sollte nicht nur Wissen vermitteln, sondern vielmehr eine Hilfe bei ganz praktischen Fragen sein, die sich im Leben als Christ stellen. Und all dies auf der Basis einer vertrauensvollen Freundschaft, die durch gemeinsame Aktivitäten und gemeinsamen Dienst wachsen kann.

Sechs Treffen zur Probe

Uns war bewusst, dass die Reaktionen auf solch ein Angebot gemischt sein würden und dass eine solche Beziehung nicht jedermanns Sache ist. Um vorschnellen Ablehnungen entgegenzuwirken, beschlossen wir: Jeder Jugendliche sollte sich mit seinem Mentor sechs Mal treffen, um beispielsweise gemeinsam einen Bibelkurs durchzuarbeiten. Danach konnte jeder für sich entscheiden, ob er an der Sache dranbleiben beziehungsweise es mit einem andern Mentor versuchen wollte. Selbstverständlich war auch diese sechswöchige Phase kein Pflichtprogramm. Wir betonten aber, dass es sich dabei um ein wertvolles Angebot handelte. Außerdem war das durch den gemeinsamen Beginn entstandene Gemeinschaftsgefühl eine gute Hilfe, sich auch trotz persönlicher Skepsis in die Sache zu wagen. Für manche der Jugendlichen war es zunächst befremdlich, einen Mentor zugeteilt zu bekommen. Dennoch ließen sich die meisten auf das Programm ein.

Zwischenbilanz

Ein Jahr später sind einige Mentoring-Beziehungen zu inspirierenden und hilfreichen Freundschaften gewachsen, andere sind mit der Zeit abgeflacht oder laufen nur sporadisch. Auch wenn die noch aktiven Beziehungen nur ein Drittel der anfänglich begonnenen ausmachen, tragen sie dort einen wichtigen Teil zum geistlichen Wachstum bei. Es war zu erwarten, dass nicht bei jedem eine über die Jahre andauernde Mentoring-Beziehung entsteht. Vielleicht war der konstruiert wirkende Beginn auch nicht das weiseste Vorgehen. Dennoch freuen wir uns über jeden, der ohne einen gewissen Anstoß so einen Schritt nicht gewagt hätte und heute in einer guten Beziehung steht. Auch wenn die noch aktiven Beziehungen nur ein Drittel der anfänglich begonnenen ausmachen, tragen sie dort einen wichtigen Teil zum geistlichen Wachstum bei.

Die Praxis

Die Gestaltung der Beziehungen sieht sehr unterschiedlich aus. Manche machen einen Glaubenskurs, andere lesen gemeinsam ein Bibelbuch, wieder andere ein interessantes Buch zu einem bestimmten Thema, über das sie sich dann unterhalten. Das Hauptanliegen liegt jedoch immer darin, mit dem Jugendlichen Zeit zu verbringen, ihn besser kennen zu lernen, Vertrauen zu schaffen und offen zu sein für Fragen und Austausch. Auch Hilfen im normalen Alltag, wie beim Lernen, oder dem Schreiben von Bewerbungen und vor allem der gemeinsame Dienst für Gott kann die Beziehung wachsen lassen.

Es lohnt sich!

Im Nachhinein sind wir sehr glücklich über die Entscheidung, solch ein Projekt gewagt zu haben und können es anderen Jugendkreisen nur empfehlen. Es ist gut, wenn Menschen in jungen Jahren eine gute Beziehung zu einem reiferen Christen haben, der als Vertrauensperson, Ansprechpartner und Vorbild dienen kann. Und auch wenn wir als Mentoren voller menschlicher Schwächen und Fehler sind, so ist gerade dies eines der wichtigsten Dinge, die wir den Jugendlichen mitgeben können: Ihnen zu zeigen, wie wir als Christen – trotz aller Schwachheit – auch im Alltag für den Herrn Jesus leben und ihm dienen können.

„Am Anfang hab ich mich ziemlich gegen dieses Programm gesträubt, aber im Nachhinein hat es mir ziemlich viel gebracht. Ich habe Dinge gelernt, auf die ich alleine niemals gekommen wäre und natürlich auch vieles, das ich im praktischem Leben an-wenden konnte. Außerdem habe ich dabei die Bindung zu meiner Mentorin verstärkt und kann jetzt doch sagen, dass ich mich über dieses Programm freue.“ Gabriella (Mentee)
„Mir bereitet das Mentoring-Projekt viel Freude, es ist herausfordernd und stärkend zugleich. Da man ein Teil eines Projektes ist, hilft es dran zu bleiben und die Treffen nicht schleifen zu lassen. Ich, als die Ältere, finde es herausfordernd, ein Vorbild zu sein und stelle immer wieder fest, wie schwer das ist. Aber ich darf durch diese „Partnerschaft“ so viel lernen und werde selbst ermutigt und gestärkt. Wir erinnern uns immer wieder gegenseitig, auf Jesus zu blicken und IHM zu vertrauen. Mit meiner Partnerin ist eine tolle Freundschaft entstanden, wir teilen nicht nur geistliche Höhen und Tiefen, sondern wir unternehmen auch mal was zusammen oder lernen für Prüfungen Ich kann solch ein Projekt nur weiterempfehlen.“ Sara (Mentorin)
„Mentoring ist eine Herausforderung für Mentor und Schüler. Mir selbst einzugestehen, dass ich Fehler habe, war eine harte Erfahrung, aber die Fehler dann auszubügeln oder überhaupt zu wissen wie, scheint alleine oft unmöglich. Und da verdanke ich viel meiner Mentorin.“ Regina (Mentee)