Jesus und die enge Pforte – Ein schmaler Grat
In der „Bergpredigt“ lernen wir die revolutionären Gedanken Jesu kennen. Er fordert uns heraus umzudenken, uns abzuwenden von einem egozentrischen, Ich-verliebten Leben in Eigenregie. Diese Bibelarbeit lädt ein, sich mit Jesu vielzitierter „goldener Regel“ auseinanderzusetzen und geistlichen Stolz und Gesetzlichkeit hinter sich zu lassen.
Ziel
Anhand des Bibeltextes lernen die Jugendlichen, dass der „schmale Weg“ bzw. „die enge Pforte“ von der Jesus spricht, nichts mit einem Leben als Trauerklos, voller Entbehrungen zu tun hat. JESUS selbst stellt sich uns als „Die Tür“ bzw. als „Der Weg“ vor. Der schmale Weg ist kein ethisch religiöses Verhalten, das in den Himmel führt, sondern viel mehr JESUS selbst, der uns einlädt IHM zu folgen!
Einleitung
Variante 1
Mit einem kurzen Text, ähnlich dem Folgenden, kann der Gruppenleiter die heutige Bibelarbeit kurz und knackig einleiten.
„Stell dir vor, Alles – und wirklich Alles was innerhalb und außerhalb des Universums existiert, befindet sich in einer Wohnung mit zwei Räumen. In einem Raum ist GOTT anwesend. In dem anderen Raum ist GOTT nicht anwesend. Als Gott den Menschen schuf, da befand dieser sich im selben Raum, wie sein Schöpfer – GOTT und Mensch hatten ungehinderte Gemeinschaft miteinander. Es war perfekt! Es war nicht nur gut, sondern es war SEHR GUT und noch besser! Der Mensch beschloss nun irgendwann, dass das nicht genug sei und so ließ er sich dazu hinreißen, Gott die Treue zu brechen und entschied sich somit für ein Leben ohne GOTT. Ein Leben in Feindschaft, ein Leben in Trennung. Von nun an, befand sich der Mensch in dem Raum, in dem GOTT nicht anwesend ist. Schnell wurde klar, dass er alles verloren hatte und dass er dem Tod ausgeliefert war. Die Sehnsucht nach dem einstigen Leben in perfekter Harmonie mit GOTT wuchs und wurde immer größer. Jeder neue Erdenbürger wurde nun in diesen Raum ohne den Schöpfer geboren. Viele Wege wurden gegangen und viele Türen wurden geöffnet, der Mensch versuchte verzweifelt, den Weg zurück zu seinem Schöpfer zu finden. Zurück zu einem Leben in Freundschaft mit GOTT.“
Variante 2
Der Gruppenleiter liest einleitend den Bibeltext (Matthäus 7, 12-14). Danach teilt er an jeden Jugendlichen zwei Kärtchen aus (z.B. mit einer engen Pforte/schmalen Pfad bzw. einem weiten Tor/breiten Straße bedruckt oder überschrieben)
Variante 3
Ähnlich der 2.Variante, nur mit Flipchart bzw. Tafel o.ä. auf denen die Jugendlichen ihre Gedanken festhalten.
-
Eignet sich eventuell eher für vertrautere/mutigere und kleinere Jugendgruppen, da erstens der Platz für Geschriebenes sonst zu knapp werden könnte und zweitens sich nicht unbedingt jeder trauen könnte, seine Gedanken öffentlich zu machen.
Hauptteil
Variante 1
An dieser Stelle kann es sich anbieten, ein kurzes Brainstorming zu der Geschichte, zu moderieren.
Folgende (Beispiel-)Fragen können eine eher gesprächsarme Gruppe herausfordern und animieren:
„Was denkst DU ganz persönlich über diese kurze Geschichte? Welche Bedeutung kann sie haben? Welche Türen könnten hier gemeint sein, die der Mensch öffnete um zurück zu GOTT, seinem Schöpfer, zu gelangen?
Um nun unsere eigenen Gedanken, den Gedanken Jesu gegenüberzustellen, kommt nun der heutige Text zu Wort. Jesus selbst spricht in Matthäus 7, 12-14:
„Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten. Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen. Aber die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!“ Matthäus7,12-14
zu Variante 2
Die Jugendlichen bekommen nun 3-5 Minuten Zeit, sich zu notieren, welche Bedeutung sie dem jeweiligen Tor/Weg geben und was die jeweiligen Tore/Wege kennzeichnet. Nun können entweder einzelne oder je nach Gruppengröße auch alle ihre Ergebnisse vortragen. Einzelne Aspekte können gegebenenfalls (..und bei viel Zeit :D) an dieser Stelle schon reflektiert bzw. aufgegriffen werden.
zu Variante 3
Gemeinsam werden die Ergebnisse an Flipchart, Tafel o.ä. reflektiert oder einzelne herausgegriffen. Fragen zu einzelnen Punkten und weitere Ideen, können besprochen werden.
Variante 1 – 3
Ist der Bibeltext in Variante 1 gelesen bzw. die Ergebnisauswertung der Variante 2 oder 3 beendet, widmen wir uns der genaueren Bedeutung des Textes.
Zuerst ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen in welcher Situation sich Jesus hier befindet und von welchen Menschen er umgeben ist. Ein paar Hintergrundgedanken:
-
Wie der Name „Bergpredigt“ schon vermuten lässt, zeigt uns der Text, dass sich Jesus auf einem Berg befindet. Er spricht zu seinen Jüngern, die sich um IHN versammeln (s. Matthäus 5,1). Als Jesu Nachfolger spricht er somit gleichermaßen zu uns!
-
Die revolutionären und hohen Ansprüche, die Jesus innerhalb der Bergpredigt an seine Zuhörer richtet, kann kein Mensch zu 100% und zu jeder Zeit erfüllen. Dies macht uns die absolute und dringliche Abhängigkeit von Gottes Gnade und seiner gütigen Treue bewusst!
-
Jesus lehrt stets – auch in der Bergpredigt – über die rechte Herzenshaltung. Ihm geht es nicht um sture, fromme, herzlose Gesetzeserfüller, sondern ihm geht es um ein echtes, aufrichtiges, liebendes und freiwillig gehorchendes Herz. Liebe ist das Motiv; Liebe soll der Motor jeder Handlung sein. Alles andere ist wertlos, so beschreibt es uns Paulus. WERTLOS. 0% Wert (vgl. 1. Korinther 13, 1-3).
Schritt für Schritt – Vers für Vers
VERS 12
12 „Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
Welches deutsche Sprichwort fällt dir hierzu ein?
-
Antwort: „Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“
Wie bewertet Jesus dieses Sprichwort mit seiner Aussage im Text?
-
Mögliche Antwort: Jesus möchte nicht nur, dass wir uns gegenseitig nichts antun, vielmehr beschreibt seine Aussage, wahrhaftige Taten der Liebe! Helft einander! Steht euch bei! Behandle andere Menschen auf die Art und Weise, wie du gerne behandelt werden möchtest!
Wie oft sind wir abhängig von der Liebe bzw. der Hilfe anderer Menschen? Fallen dir Situationen in deinem Leben ein?
-
Mögliche Antwort: Denken wir nur an unsere Kindheit, dann fällt uns spätestens dort auf, dass wir auf fremde Hilfe angewiesen waren!
Jesus fordert uns außerdem mit dieser Aussage dazu auf, tätig zu werden. Während das obige Sprichwort (das übrigens auch in der antiken Philosophie schon Bedeutung fand), lediglich zu einem Unterlassen von unerwünschten Handlungen aufruft, wird Jesus hier schon wesentlich praktischer!
Was bedeutet „[…]denn dies ist das Gesetz und die Propheten?“
-
Mögliche Antwort: Damit sagt Jesus im Grunde aus, dass es biblisch bzw. nach dem Willen Gottes ist, so zu handeln.
Welche Schlagwörter fallen dir ein, wenn du an einen Menschen denkst, der nach Jesu Aussage aus Vers 12 lebt?
-
Antwort: Schlagwörter: DIENEN – DEMUT – usw.
ANWENDUNG 1:
An dieser Stelle kann man je nach zeitlicher Gegebenheit
Variante a) selbst eine Anwendung für den Alltag, zusammen mit den Jugendlichen erarbeiten.
Außerdem ist es möglich,
Variante b) den Jugendlichen eine Minute Zeit zu geben, damit sie sich notieren, was sie aus diesem Vers lernen und eventuell auch umsetzen könnten bzw. sollten.
Die einfachste und kürzeste Variante ist,
Variante c), das zu sagen, was Jesus uns sagt: „sei ein Diener!“ Ganz einfach und deutlich. Lass es ein Kennzeichen deiner Persönlichkeit werden, anderen Menschen zu dienen. Bitte Jesus, dir dabei zu helfen.
Für diese Anwendung ist es wichtig, dass die Jugendlichen verstehen, dass sie hierfür auf Jesus angewiesen sind. In sturen Aktionismus zu verfallen ist nicht, was Jesus von uns möchte! Liebe soll der Motor jeder Handlung sein; dafür brauchen wir Jesus, sonst werden wir auf kurz oder lang verzweifeln und ausbrennen! Außerdem können wir liebendes Dienen nicht dauerhaft aus uns heraus produzieren, auch dafür brauchen wir den Herrn Jesus!
Vers 13-14
13 Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen. 14 Aber die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!“
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Die berüchtigte enge Pforte und der schmale Weg. Was hat es damit auf sich?
Wir wenden unseren Blick nochmal unseren Antworten aus Variante 2) und 3) zu bzw. erinnern uns an das Brainstorming aus Variante 1). Nur kurze Schlagworte zu nennen, genügt an dieser Stelle.
Für viele wirkt diese Passage (vgl. evtl. auch Lukas 13) geradezu wie eine abschreckende Drohung. Der schmale Weg, was ist damit gemeint? Wie geht man ein, durch die enge Pforte?
Ein Leben ohne Spaß und Vergnügen? Ein Leben ohne Genuss? Ein eintöniges Leben, gelebt vor dem Angesicht eines farbenfrohen, kreativen und ideenreichen Schöpfers?
Ist „Entbehrung“ der schmale Weg, der uns zu Gott führt?
Durch welche Türe wollten die Pharisäer zurück zu Gott kommen? Denken wir in Variante 1 nochmal an die verschiedenen Türen.
-
Mögliche Antwort: Die Pharisäer wollten durch Handlungen zurück zu Gott kommen. Sie dachten, durch besondere Anstrengung würden sie den schmalen Weg gehen und durch die enge Pforte eingehen.
Wie kommt man im alltäglichen Leben durch eine niedrige oder schmale Tür?
-
Antwort: Natürlich: Man macht sich klein!
Was könnte Jesus also meinen, wenn er in unserem Text (beachte den Zusammenhang) davon spricht, den schmalen Weg zu gehen, bzw. durch die enge Pforte zu gehen? Wie stellt sich Jesus selbst in der Bibel vor? (Lest dazu Johannes 10,9 und 14,4-7)
-
Mögliche Antwort: Jesus selbst stellt sich uns in seinem Wort als „Die Tür zum Leben“ und als „Der Weg, die Wahrheit und das Leben“ vor! Wenn wir also zurück zu Gott finden wollen, wenn wir uns nach einem Leben in Freundschaft mit Gott sehnen, dann führt KEIN WEG AN JESUS CHRISTUS VORBEI! JESUS SELBST IST DER SCHMALE WEG UND DIE ENGE PFORTE! Keine frommen Handlungen, kein ethisch korrektes Verhalten, kein Bibelverse auswendig lernen, kein stundenlanges Beten, kein stundenlanges Bibellesen, kein Gesetze halten usw. sind der Weg, der zum Ziel führt, sondern Jesus allein! Wäre Entbehrung der Weg zu Gott, dann wäre Jesus umsonst gestorben und auferstanden!
Wo hat sich in unserem Leben Religiösität eingeschlichen? Wo versuchen wir durch unsere Taten statt durch Jesu Werk am Kreuz, gerecht zu werden?
-
Antworten unter den Jugendlichen erfragen oder als rhetorische Frage offen lassen.
[frage] Wenn wir an den breiten Weg denken, dann denken wir häufig an den Begriff „Welt“. Was bedeutet Welt für dich?[/frage]
-
Mögliche Antwort: Findet heraus was für euch „Welt“ im biblischen Sinne bedeutet. Welt kann z.B. bedeuten sich zu viele Sorgen zu machen (vgl. Lukas 12,30), Welt kann auch bedeuten „die weltlichen Begierden“ (vgl. unter anderem Kolosser 3, 5-9). Welt bedeutet aber auch, gesetzlich zu sein; denken wir hier an Kolosser 2,20 bzw. Kolosser 2,16-23. Hier spricht Paulus an, dass es mindestens genauso weltlich ist, wenn man denkt, man könne allein durch das Einhalten von Geboten, gerecht vor Gott werden. Dass die Gerechtigkeit ein Geschenk ist, welches zu 100% von Jesu Werk auf Golgatha abhängt, finden wir in überzeugender und ganz deutlicher Art und Weise im Römerbrief in den Kapitel 3 – 5! Lest z.B. Römer 3,20-28 und/oder Römer 5,17.
Der schmale Weg ist es folglich, anzuerkennen, dass Jesus der EINZIGE WEG zu Gott ist! Dieser Weg erfordert DEMUT! Nicht mehr meine Gedanken und Ideen bestimmen meine Sinnfindung und mein Handeln, sondern Jesus als Herr und Heiland wird Weg, Tür und Ziel zugleich! Er schenkt wahres, ewiges Leben, in Versöhnung und Gemeinschaft mit Gott!
Kehren wir zu unserem Text zurück und lesen nochmal:
13 Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben führt, und viele sind es, die da hineingehen. 14 Aber die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden!“
Viele sind es, die da hineingehen – wenige sind es, die ihn finden. Damals wie heute, haben viele Menschen Jesus verachtet und halten fest an ihrem Stolz aus eigener Kraft ans Ziel zu kommen. Sich abhängig von einer Person zu machen, klingt für viele Menschen abschreckend und einengend. Jesus hingegen zeigt sich als einladend und befreiend. Die Bibel fordert uns deutlich dazu heraus, eine Entscheidung zu treffen. So hart und ernüchternd das für den ein oder anderen klingen mag: Keine Entscheidung ist in diesem Falle auch eine Entscheidung. Diese Entscheidung kann uns auch niemand abnehmen, wir müssen sie ganz persönlich für uns treffen.
Einen Regelkatalog für den „schmalen Weg“ aufzustellen, über das, was ein Christ darf bzw. nicht darf ist an dieser Stelle eher fehl am Platz und kann gefährlich sein. Ganz klar zeigen sowohl Jesus als auch die Apostel die Grenzen christlicher Freiheit auf und zeigen wie wir ein Leben führen können, das Gott die Ehre gibt. Eigene Spekulationen über „was noch schmaler Weg ist und was nicht mehr“ bieten großartige Möglichkeit von beiden Seiten vom Pferd zu fallen! Begeben wir uns an dieser Stelle nicht unnötig aufs Glatteis.
Zentral sollte hier deutlich werden, dass JESUS DER WEG und die TÜR ist und dass wir unseren Stolz von IHM brechen lassen und anerkennen, dass er unser HERR sein möchte!
ANWENDUNG 2:
Da das Thema zu Diskussion einlädt, kann man hier je nach zeitlicher Gegebenheit, nochmal auf Variante 1 und die besprochenen Türen, die zurück zu Gott führen bzw. entsprechend in Variante 2 und 3, die Kärtchen bzw. Flipchart/Tafel o.ä. zu sprechen kommen.
Ergebnissicherung
Es ist immer gut, Gelerntes nochmal in eigenen Worten zu formulieren.
Es bietet sich an, eine Zeit der Stille anzumoderieren.
Hierfür kann es hilfreich sein, den Jugendlichen eine Art Gedankengerüst zu bieten; am besten mit ein paar Themen/Fragen; Diese visuell zu gestalten (Tafel/Flipchart/Beamer/Kärtchen usw.) zeigt sich als sehr hilfreich.
Mögliche Fragen könnten sein:
Hat sich meine Ansicht während der Andacht verändert? Was habe ich Neues gelernt?
An welchen Stellen laufe ich Gefahr, durch eigene Gerechtigkeit bestehen zu wollen? An welchen Stellen gehe ich meinen eigenen Weg? Wohin haben mich eigene Wege in der Vergangenheit geführt?
Was möchte ich praktisch in meinen Alltag bzw. in mein Denken oder mein Gottesbild integrieren?
Was hindert mich wenn ich ganz ehrlich bin daran, mich für ein Leben mit Jesus zu entscheiden? Aus welchem Grund sollte ich das rettende Angebot Jesu heute ausschlagen? Gibt es einen echten Grund?
Der Gruppenleiter beendet die Zeit der Stille mit einem Gebet (und eröffnet eventuell somit eine Gebetsgemeinschaft um den Jugendlichen Möglichkeit zu bieten, Gott auf das Gehörte zu antworten.)