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Challenged

Hast du mich lieb?

Worin liegt unser Wert vor Jesus? Worum geht es Jesus wirklich? Diese Andacht möchte dich ermutigen dir deine Schwachheit einzugestehen und ehrlich vor Jesus zu werden.

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9. Dezember
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Challenged 3

Ich erlebe es häufig. Wir alle sehnen uns nach Veränderung. Wir nehmen uns viel vor, in unserem Glauben – streben danach, Nachfolger und Nachahmer von Jesus zu sein. Und scheitern so oft. 

Ich weiß nicht, wie es dir geht. Wie es sich für dich anfühlt, wenn du nach Hause gehst - nach einer guten Predigt. Einer guten Jugendstunde. Irgendwie hat es dich heute besonders gepackt – und morgens sitzt du dann da.

Du schlägst die Bibel auf. Und die Gedanken schweifen ab. Griff zum Handy. Zeit vergeht, ohne eine Zeile gelesen zu haben – und du denkst: „Herr, das habe ich anders erwartet! Ich schnall‘s nicht – ich hab’s mir doch so arg vorgenommen.“

Oder die Enttäuschung über einen selbst, wenn man doch wieder versagt hat.

Vielleicht kennst du das. Das entspricht nicht meinen Erwartungen.

Ich dachte, jetzt zieh ich endgültig durch... Jetzt bin ich fertig, ohne Sünde. Was soll das?

In einem solchen Moment richtet Jesus an Petrus folgende Frage:

„Hast du mich lieb?“

Das ist spannend – er kennt ja bereits alle Antworten. Aber die Frage soll etwas bewirken, bei dem, dem sie gestellt wird. In Johannes 13-17 befinden wir uns „in der Schule des Meisters“, d.h. alle Ereignisse finden nur in einem ganz exklusiven Rahmen statt: Christus mit seinen Jüngern. Hier zeigt ihnen Christus, was wichtig ist, für ihr Leben als Christ. Hier werden die Lehren Christi zur Heiligung entfaltet.

Dann geht unser Herr ans Kreuz – und stirbt dort, verlassen von Gott, beladen mit der Schuld der ganzen Welt. Und steht am dritten Tag wieder auf, um zu bestätigen: Der Tod ist besiegt. Danach zeigt er sich noch mal den Jüngern und auch Petrus. Mein Eindruck ist – er sagt: Das ist noch mal wichtig. Bevor ich diese Erde verlasse: Noch ein letztes, hört noch mal gut zu. Also das ist sehr wichtig: Johannes 13,36-38

Darf ich dich noch einmal hinterfragen: Hast du mich lieb?

Was ist das Problem? Warum bekommt Petrus diese Frage gestellt? Was war eigentlich los

Schauen wir uns die vergangenen (und vermutlich sehr stressigen) Tage von Petrus an. Zunächst verkündigt er großspurig: „Ich geh überall hin, wohin du auch gehst... Weißt du was? Sogar mein Leben will ich für dich lassen!“ Jesus kündigt ihm das krasse Gegenteil an: „Petrus, du wirst mich verleugnen. Du wirst mir nicht nur nicht folgen, du wirst sogar so tun, als kanntest du mich nicht.“ (vgl. Johannes 13,36-38)

Als Jesus zum Ölberg geht, um dort zu beten, schläft Petrus ein. Jesus erlebt hier seine dunkelsten Stunden, in Angst und Furcht über das, was über ihn kommen wird. Petrus schläft. (vgl. Matthäus 26,40-41)

Als Jesus in Gethsemane gefangen genommen wird, will Petrus das Recht in seine Hand nehmen und schlägt unkontrolliert auf einen Soldaten ein – trifft ihn dabei am Ohr. Jesus erteilt ihm die Anweisung, sein Schwert zurückstecken. (vgl.Johannes 18,15-27)

Alles gipfelt in dem, was Jesus bereits ankündigte. Im Inneren des Palasthofes verleugnet Petrus Jesus dreimal. Direkt im Tor einmal. Am wärmenden Kohlefeuer lügt er zwei weitere Male. Der Hahn kräht. (vgl.Johannes 18, 15-27)

Die Frage ist die: Was soll Jesus mit einem wie Petrus noch anfangen? Wie geht Jesus mit jemanden um, der ein derartiges Problem in seinem Herzen hat? Petrus kommt nicht besonders gut weg – Neid, Hochmut, Überheblichkeit, Menschenfurcht, Unkontrolliertheit.

Wie geht Jesus mit einem Lügner, Schläfer und Schläger um?

Wollen und Versagen

Petrus spricht zwei brenzlige Worte in Joh. 13,36 aus: „Ich will“. Vermutlich denken oder sagen wir ähnliches bei unseren Vorhaben – und machen manche herben Erfahrungen, dass wir trotz des starken Willens versagen. Sogar das „Willenskraft-Monster“ Paulus beschreibt es ähnlich in Römer 7,18-19. Ich will. Aber ich kann nicht.

Natürlich wird jeder von uns ohne zu zögern zustimmen, dass wir irgendwie noch ziemlich unvollkommen sind und immer wieder mal sündigen.

Aber der Punkt ist: Viele von uns nehmen – fast ohne es zu merken – an, dass wir mit genügend Entschlossenheit, Sorgfalt und Anstrengung unsere Sünden selbst überwinden oder unterdrücken und den von uns selbst gewünschten Maßstab der Heiligkeit erreichen können. Das unser „Wollen“ nur irgendwie reicht!

Aber wisst ihr - Sünde hat uns mehr geschwächt und unsere Charakterstärke mehr beschädigt als wir meinen.

- nach Gooding, David: In der Schule des Meisters

Das ist eine herbe Erfahrung, wenn wir aufgrund wiederholten Versagens mit dieser unerfreulichen und beunruhigenden Tatsache konfrontiert werden.

  • Partnerschaften gehen in die Brüche – aber man wollte doch!
  • Du löschst deinen Browserverlauf erneut. Wieder nicht nein gesagt.
  • Wieder unkontrolliert ausgerastet.
  • Wieder gelästert.
  • Wieder die Stille Zeit versäumt?

Es funktioniert nicht, wie wir wollen – und es nagt an uns. Und das macht auch Sinn. Schließlich schaffen wir es nicht, die Maßstäbe zu erfüllen, die wir an uns selbst stellen. Wenn das, was wir tun (und nicht tun) uns definiert, hängt alles an uns. Und an unserem Wollen. Und an unserer Fähigkeit, Dinge durchzuziehen. Versagen wir, stehen wir wie ein entmutigter Verlierer da. Packen wir es, werden wir hochmütig. Timothy Keller fasst es klug zusammen:

"Wenn unsere Identität in dem, was wir tun und nicht in Christus liegt, wird uns der Erfolg zu Kopf steigen und der Misserfolg zu Herzen gehen."

- Timothy Keller

Petrus verlässt sich auf das, was er tut, und er will. Und sein Misserfolg geht ihm zu Herzen. Er geht zurück in seinen „alten Stand“ – fischen auf dem See.

Doch genau dort begegnet ihm Jesus – nicht in den heiligen Momenten, sondern dort wo er ist. In seinem Zerbruch. Tröstlich.

Und Christus? Was denkt er von ihm?

Naja, zunächst müssen wir wissen – Christus, der alles weiß, ist nicht überrascht von dem, was Petrus getan hat. 

  1. Er wusste es bereits. Kündigt die Verleugnung schließlich an (Lk. 22,34). Das macht Sünde nicht weniger schlimm – aber wir gehen so häufig davon aus, dass Christus überrascht ist, von dem was wir tun. Sich dann erschrocken von uns abkehrt. Er wusste es bereits. Und…
  2. Er betet bereits. Christus weiß um den Kampf, der um uns tobt. Und setzt sich für uns ein (Lk. 22,31+32) – „ich habe für dich gebetet. Krass! Und...
  3. Er steht bereits. Jesus sucht Petrus in seinem schwachen Moment da, wo er ist. Nicht da, wo er sein sollte! Als Petrus seiner alten Tätigkeit nachgeht und fischt, lesen wir folgendes: „Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer, doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus war.“ (Joh. 21,4)

Manchmal fühlen wir uns vielleicht unwürdig oder unvollkommen, als ob wir nicht bereit wären, von Gott gefunden zu werden. Doch genau wie bei Petrus, zeigt uns Jesus, dass er uns genauso annimmt, wie wir sind. Das Herrliche an Jesus ist, dass er sich nicht von unseren Umständen oder unserer Vergangenheit einschüchtern lässt. Er kommt zu uns, egal wie weit wir uns von ihm entfernt haben, und er erinnert uns daran, dass er uns bedingungslos liebt.

Hier wartet er am Kohlefeuer auf Petrus und führt ihn zurück zum Kern des Evangeliums. Hier würde sich die Möglichkeit ergeben, Petrus ordentlich rund zu machen. „Ich habe dir doch sogar gesagt, du wirst mich verraten – wieso machst du es dann trotzdem?! So blöd kann doch niemand sein!“

Nein. Stattdessen sitzt Petrus durchnässt am wärmenden Feuer und bekommt diese Frage gestellt.

Hast du mich lieb?

Ja.

Dann mach weiter. Steh auf. Weide meine Lämmer. Das genügt.

Denk nicht an dein Versagen. Sieh mich an – bleib bei mir.

 

Die Frage an uns kann lauten:

Hast du mich lieb? Oder den christlichen Lifestyle?

Hast du mich lieb? Oder deine POWER, mit der du gegen Sünde kämpfst?

Hast du mich lieb? Oder die Arbeit, die du für mich verrichtest? Den Status?

Darf ich dich hinterfragen: Hast du IHN lieb?

"Gottes Gnade kommt nicht zu den Menschen, die andere moralisch übertreffen, sondern zu denen, die ihr Versagen eingestehen und ihr Bedürfnis nach einem Erlöser anerkennen."