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Leiterschaft

Gottes Leiterschaftsprinzipien

Gott berief Josua als vollmächtigen Leiter für sein Volk. Welche Prinzipien lassen sich für Leiter in der heutigen Zeit anwenden? Am Beispiel von Josua wollen wir die drei, in der Einsetzungsrede (Josua 1,1-9) genannten Prinzipien für Leiterschaft und Autorität näher untersuchen und sie für christliche Leiter und Leiterinnen in der heutigen Zeit anwenden. Diese Prinzipien ergeben sich aus den drei Aufforderungen mit dem jeweils gleichen Auftakt „sei stark und mutig“ (Josua 1,6.7.9).

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11. Juni 2013
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8 min

Am Beispiel von Josua wollen wir die drei, in der Einsetzungsrede (Josua 1,1-9) genannten Prinzipien für Leiterschaft und Autorität näher untersuchen und sie für christliche Leiter und Leiterinnen in der heutigen Zeit anwenden. Diese Prinzipien ergeben sich aus den drei Aufforderungen mit dem jeweils gleichen Auftakt „sei stark und mutig“ (Josua 1,6.7.9).

Bevollmächtigte Leiter lassen sich berufen

Leiterschaft hat etwas mit Vollmacht zu tun und wirkt sich immer auf das Umfeld aus.  
Da vollmächtiges Führen bedeutet, Einfluss auf andere Menschen zu haben und man Leiter mit Führungsqualitäten daran erkennt, dass andere ihnen gern folgen, wollen wir uns zuerst fragen, wie man ein bevollmächtigter Leiter wird.

Sie warten auf ihre Berufung

Josuas erste Erwähnung finden wir in 2. Mose 17,6-18, als er unter Moses Führung seine ihm zugeordnete Rolle als Heeresführer einnahm. Aus 2. Mose 24,13; 33,11 erfahren wir, dass Josua bis zu seiner Ernennung zum neuen Führer für das Volk Israel viele Jahre ein Diener Moses war. Zum Zeitpunkt seiner Berufung war er etwa 70 Jahre alt. Gott verwendete viele Jahre darauf, um Josua für seine neue Berufung vorzubereiten. An keiner Stelle finden wir einen Hinweis, dass Josua sich in irgendeiner Form als neuen Leiter empfahl und sich dafür in Position brachte.

Josuas Berufung folgte die Bestätigung durch das Volk (Josua 1,16). Sein Beispiel zeigt deutlich (Josua 3,7; 6,27), dass echte Vollmacht und Autorität bei einem geistlichen Leiter immer eine Gabe Gottes ist und keine Stellung, die man sich selbst aussucht.

Gott gibt diese Gabe, indem er Menschen aussucht, sie für den Dienst vorbereitet und sie dann beruft.

Auf diesem Weg gibt es keine Abkürzungen, es braucht Zeit und Einsatz. Wenn die charakterlichen Qualifikationen geistlicher Leiterschaft nicht entwickelt werden, dann sind wir trotz theologischer Ausbildung oder dem Besuchen von Leiterschaftskursen nicht darauf vorbereitet, bevollmächtigte Diener Gottes zu sein und natürliche Autorität zu empfangen.

Sie leben mit Gottes Vision

Mit der Berufung vermittelte Gott dem neuen Leiter auch unmissverständlich seine Vision. Gott hatte dem Volk Israel das versprochene Land bereits gegeben. Die Feinde würden weichen müssen und Josua sollte das Land als Erbe unter das Volk verteilen. Josuas große Herausforderung bestand nun darin, diese Vision Schritt für Schritt zu verwirklichen. Dazu musste er die Vision Gottes zunächst für sich selbst verinnerlichen und sie dem anvertrauten Volk vor Augen malen. An dieser Stelle wollen wir zwischen visionärer Führung und Führung, die etwas bewegt, unterscheiden. Bei von Gott gegebenen Visionen geht es nicht um eigenmächtig gesteckte Ziele und Träume. Es geht darum, den Plan Gottes zu erfragen, zu entfalten und sein Reich zu bauen (Epheser 2,10). Dazu gehört, dass Leiter Zeiten brauchen, in denen sie sich von ihren Aktivitäten zurückziehen und darüber nachdenken, was sie tun und warum sie es tun.

Sie dienen durch ihre Leitung

Da stand Josua nun vor seiner neuen Aufgabe und somit auch vor neuen Versuchungen. Wahrscheinlich gibt es viele Leiter, die in großer Gefahr stehen, neue Machtpositionen zu nutzen, um für sich selbst Vorteile herauszuschlagen.

Josua sollte dem Volk dienen, indem er das verheißene Land als Erbe aufteilte. Genauso tat er es. In Josua 19,49 lesen wir, dass er sich, erst nachdem er das Land unter dem Volk aufgeteilt hatte, von dem Volk sein eigenes Erbteil geben ließ. „Josua erreichte wahre Größe, weil er sich zuerst selbstlos um die Bedürfnisse der anderen kümmerte. Ein gesunder Umgang mit Macht bedeutet, als Leiter keine Pluspunkte für sich selbst sammeln zu wollen, sondern ein Zufluchtsort und ein schützendes Dach für andere zu sein.“¹ Sie sind deshalb auch bereit, ihre Macht mit anderen zu teilen und sie so zu fördern, dass sie selbstständiger und effektiver werden als sie es selbst sind. Dies gelingt jedoch nur, wenn man die zu führenden Menschen nicht zu seinen Bediensteten herabwürdigt, sondern sich selbstlos in ihren Dienst stellt. „Wirkliche Führer benutzen Menschen nicht dazu, ihre Autorität aufzubauen – sie gebrauchen ihre eigene Autorität, um Menschen aufzubauen.“²

Erfolgreiche Leiter lassen sich führen

In Josua 1,7-8 verheißt Gott Josua zweimal, dass er als Leiter Erfolg haben und auf seinem Weg zum Ziel gelangen wird. Dieses Versprechen ist jedoch an die Bedingung geknüpft, dass er sich jederzeit von Gott führen lässt. „Josua konnte Befehle geben, weil er gelernt hatte, Befehlen zu gehorchen.“2 Josuas Geheimnis von Erfolg lag nicht bei ihm, sondern in seinem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und gegenüber dem Gott des Wortes.

Sie hören auf Gottes Wort

Beim Lesen des biblischen Berichtes über Josua fällt auf, dass die Anweisungen Gottes bei ihm immer auf hörende Ohren trafen und er sofort entsprechend reagierte. Stets war er für das Wort Gottes empfänglich und setzte sich als Leiter bis zum Schluss dafür ein, dass das Volk sich dem Wort Gottes verpflichtet wusste (Josua 22,5; 23,5-8).

„Das Herzstück der Leiterschaft ist die Kommunikation zwischen Gott und dem Leiter. Ein Leiter muss Gottes Absichten für eine Gruppe von Menschen kennen, ehe er sie ihnen mitteilen kann.“³

Das Entscheidende ist also nicht, was ein Leiter zu sagen hat, sondern das, was Gott ihm und durch ihn sagen will.

Auf Gottes Wort hören und dem Wort gehorsam sein darf nicht getrennt werden. Als Gott Josua beauftragte, seine Männer im Feindesland zu beschneiden, gehorchte er unverzüglich (Josua 5,2-8). Weil seine gesamte Armee dadurch für ein paar Tage kampfunfähig wurde, müsste diese Anweisung für ihn als militärischen Fachmann völlig unsinnig und riskant gewesen sein. Josua jedoch gehorchte Gott. „Es ist relativ leicht zu gehorchen, wenn es um eine logische und notwendige Angelegenheit geht; aber es ist eine ganz andere Sache, wenn es keinen Sinn ergibt.“³ Die eigentliche Frage bei schwierigen Entscheidungen ist also oft, ob wir bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen oder nicht.

Sie achten auf ihren Charakter

Beim Lesen des biblischen Textes fällt Josuas charakterliche Stärke auf. Zunächst sehen wir, dass er schon früh lernte, unter der Autorität eines anderen Leiters treu zu dienen (2. Mose 17,8-16; 24,13; 33,11; 4. Mose 11,28). Später sehen wir, dass er sich mit Kaleb gegen die breite Masse ungläubiger und zweifelnder Volksgenossen stellte und ihnen furchtlos widersprach, indem er sie an Gottes Allmacht erinnerte (4. Mose 14,6-10). Als neuer Leiter des Volkes war er dann nicht nur um die Herrlichkeit Gottes besorgt, sondern auch um die Ehre und Autorität seines Vorgängers Mose (Josua 8,35; 11,15; 22,4-5). In seiner Leiterschaft erwies sich Josua als einer, der Gott fürchtete, der Falschheit nicht duldete und diese offen ansprach, der zu seinem Wort stand, selbst wenn er betrogen wurde. Er war mutig, zuverlässig, gerecht und unparteiisch. Bis ans Ende seines Lebens blieb er demütig und hielt unabhängig von den anderen an seiner Entscheidung für Gott fest.

Wir halten fest, dass Führungsfähigkeit zuallererst nicht eine Frage der Fachkompetenz, sondern des Wesens eines Menschen ist.

„Wissen und Fähigkeiten können in der Regel recht schnell und problemlos erworben werden, während die Charakterentwicklung oft einen viel längeren Weg braucht. Der Abstand zwischen Kompetenz und Charakter kann sehr groß werden.“³

Der Charakter eines Leiters zeigt sich besonders in Zeiten einer Krise. „Wie eine Führungskraft auf diverse Lebensumstände reagiert, sagt einiges über deren Charakter aus.“⁴ So gesehen können Leitungsrückschläge als eine Art Integritätsprüfung angesehen werden, bei der sich die eigentliche Motivation eines Leiters offenbart. Da wir unvollkommene Menschen sind und immer wieder Fehler machen werden, ist es entscheidend, wie wir mit unseren Fehlern umgehen. „Erfolgreiche Führer sind Leute, die die besten Entscheidungen treffen, zu denen sie fähig sind, und die dranbleiben, wenn sie einen Fehler gemacht haben.“²

Sie kämpfen gegen jede Sünde

Josua und sein Volk erlebten, dass das Spielen mit der Sünde zu schweren Konsequenzen führte (Josua 7,1-26). Ein ganzes Volk litt, weil einer von ihnen die Anweisungen Gottes ignoriert und übertreten hatte. Möglicherweise reagierte Gott an dieser Stelle so hart, um dem Volk am Anfang der Landeinnahme deutlich zu zeigen, dass er als heiliger Gott Sünde hasst. Sünde hat immer Konsequenzen und darf nie verharmlost werden.

Für erfolgreiche Führungskräfte ist es deshalb wichtiger, respektiert zu werden, als beliebt zu sein. Dies gilt gerade dann, wenn sie falsche Einstellungen und Handlungen wahrnehmen und darauf reagieren müssen. Wenn sie Konflikten aus dem Weg gehen, sind sie ungeeignete Leiter.

Der Kampf gegen Sünde fängt bei erfolgreichen Leitern jedoch bei ihnen selbst an. Insbesondere Versuchungen in Bezug auf Geld, Sexualität und Macht können gerade für Leiter eine große Herausforderung sein. Leiter, die der Gefahr von Versuchungen nicht ins Auge sehen, sind sehr gefährdet, ein Doppelleben zu führen.

Starke Leiter lassen sich fallen

Was scheinbar zählt ist Selbstvertrauen, Selbstbestimmung und die Kunst, sich selbst stets ins rechte Licht zu rücken. Sich fallen zu lassen, wäre für die meisten ein Zeichen von Schwäche.

Auch beim dritten Prinzip wird die Anweisung an Josua mit den Worten „sei stark und mutig“ eingeleitet. Diesmal wird die Aufforderung jedoch durch die einleitende Frage „Habe ich dir nicht geboten?“ besonders betont. Josua wurde ausdrücklich aufgefordert, ohne Angst und Schrecken seine Leiterschaft auszuüben.

Sie vertrauen auf Gottes Gegenwart

Josua ließ sich fallen, indem er Gottes Treueversprechen vertraute, ihn stets zu begleiten (Josua 1,9). Dies tat er schon, bevor Gott ihm dieses ausdrückliche Versprechen gab. Als die zehn ängstlichen Kundschafter von unüberwindbaren Problemen sprachen, traten er und Kaleb ihnen mit einem Glauben an einen allmächtigen Gott entgegen (4. Mose 14,1-9). „Er war nicht blind für die Realitäten, aber er gestattete den Problemen und Schwierigkeiten nicht, ihm den Glauben an Gott zu rauben.“²

Leiter dürfen darauf vertrauen, dass „Gott nicht nur in der Lage ist zu helfen, sondern tatsächlich auch bereit ist.“⁵ Wenn er Leiter zur Leiterschaft beruft, dann tritt er für sie ein und kümmert sich aufrichtig um ihre Angelegenheiten. Leiter, die sich jedoch beispielsweise von Menschenfurcht bestimmen lassen, treffen selten die besten Entscheidungen. Das, was sie fürchten, wird sie immer wieder kontrollieren und bezwingen. „Angst lähmt und macht Führungskräfte machtlos.“⁵ Das wirksamste Mittel gegen die Menschenfurcht ist die Furcht des Herrn. Gott muss für uns größer sein als die Menschen.

Sie überlassen das Ergebnis Gott

Als Josua vor der Einnahme von Jericho begriff, dass vor ihm  ein Gesandter des Herrn stand, wusste er, dass die Schlacht die Sache des Herrn war (Josua 5,13-15). Josua musste seine Hand nicht krampfhaft zum Kampf erheben, sondern konnte sie entspannt zum Empfang des Wirken Gottes öffnen.

Wenn wir für Dinge beten und kämpfen, die das Wirken Gottes erfordern, dann darf daraus kein eigenmächtiger Krampf werden. Im Reich Gottes geht es nie um Leistung, sondern um Frucht, die Gott durch uns wirken will (Johannes 15,5). Diese Frucht kann dabei manchmal anders ausfallen als wir es uns vorstellen. Wir sind gut beraten, wenn wir uns immer wieder daran erinnern lassen, dass wir verantwortlich sind, gehorsam zu sein und Gott das Ergebnis überlassen.

Sie verweisen auf Gottes Treue

Josuas Leiterschaft war offensichtlich sehr erfolgreich. Das Volk Israel und die benachbarten Völker hatten großen Respekt vor ihm (Josua 6,27). Wenn wir uns in die Situation von Josua 11,23 hineinversetzen, kann man sich gut vorstellen, dass Josua nach seiner erfolgreichen Landeinnahme allen Grund gehabt hätte, stolz zu sein und sich feiern zu lassen. Er vermied jedoch jede Versuchung, sich selbst zu erhöhen, und verwies stattdessen eindeutig auf die Treue Gottes. In Kapitel 23 erwähnt Josua 17 Mal den „Herrn“ als den Grund für ihren Erfolg und gleichzeitig ihrer Verpflichtung, ihm treu zu sein. Als er am Ende seiner Dienstzeit zurückschaute, sprach der alte Veteran nur über ein Thema – Gottes unendliche Treue gegenüber Israel und dessen Pflicht und Verantwortung, ihm treu zu bleiben. Als er im Alter von 110 Jahren starb, „konnte ihm kein besserer Titel verliehen werden als die Tatsache, dass er der Knecht des Herrn genannt wurde. Er trachtete nach keinem höherem Rang als diesem.“

„Wahre geistliche Leiterschaft konzentriert die Augen des Volkes Gottes auf den Herrn und seine Größe.“²
„Der Gott Josuas lebt! Wo aber sind die Josuas?“

(Quellen:

1 Donders, Paul Ch., Donders, Authentische Führung: Leiterschaft in Balance

2 Warren W., Wiersbe, Sei stark: Gottes Kraft im persönlichen Leben wirksam werden lassen

3 Dr. J. Robert, Clinton, Der Werdegang eines Leiters: Lektionen und Stufen in der Entwicklung zur Leiterschaft

4 Maxwell John C., Charakter und Charisma: Die 21 wichtigsten Qualitäten erfolgreicher Führungspersönlichkeiten

5 Bill, Hybels, Mutig führen: Navigationshilfen für Leiter

Viktor Klassen