Gottes Berufung passt zu dir
Gott beruft dich ganz persönlich. Um dich vorzubereiten und zu formen, nutzt er deine Geschichte, dein Engagement, die Umwege und dein Veränderungen
Als Kind und Jugendlicher befürchtete ich: „Wenn Gott mich beruft, dann will er mich sicher da haben, wo ich nicht hin will.“ Wenn ich zulasse, dass Gott mich beruft, dann wird mein Leben eingeengt und „vermurckst“. So dachte ich. Heute sehe ich das anders. Gott will nicht unsere Lebensfreude beschneiden. Er will uns dazu befreien, die Person zu werden, die Gott in uns angelegt hat. Es muss nicht in der Aufgabe als Missionar sein. Gott führt Menschen ganz verschieden, sodass sie ihre Berufung leben können. Wie sie sich auch zeigt, sie passt zu dir!
Wenn wir uns von Gott in unsere Berufung führen lassen, werden wir ein erfülltes Leben finden und staunen, was Gott aus uns und mit uns macht. Gott führt uns in die Berufung, die zu uns passt. Und noch mehr als das: Unsere Berufung führt auch dazu, dass wir für andere Menschen zum Segen werden.
Das zeigt sich beispielsweise in der Lebensgeschichte des Moses. Es war ein Leben hinein in die Berufung (2. Mose 1-4).
Seine Geschichte – ideal um seine Berufung vorzubereiten
Die Familie, in die Mose hinein geboren wurde, lebte in äußerst schwierigen Umständen. Sie gehörten zum Volk der Israeliten, die unter Pharao Ramses II zunehmend unterdrückt wurden. Neugeborene Jungen durften nicht leben. Eigentlich hätte Mose gar nicht leben sollen. Mutige Frauen setzten sich für das Leben ein: die Hebammen Schifra und Pua, seine Mutter, seine Schwester und die Tochter des Pharaos. So bleibt Mose am Leben und wächst in den zwei Kulturen auf, zwischen denen er sich später als führende Persönlichkeit bewegen wird. Obwohl die Trennung von seiner Familie schmerzhaft war, profitierte Mose von ägyptischer Bildung und hebräischem Glauben.
Sein Engagement – ideal um sich selbst zu begegnen
Als Mose sieht, wie die Hebräer im Frondienst leiden, zeigt er sich mit ihnen solidarisch und beginnt zu handeln. Gegen Unrecht muss man etwas tun! Hier zeigt sich schon seine Begabung zum Richter und Retter.
Gleichzeitig vollzieht sich eine allzu menschliche Verschiebung. Mose handelt aus eigenem Impuls und eigener Macht. Er beginnt mit den notwendigen Veränderungen – aber auf eigene Faust! Dadurch passieren für Mose zwei unerwartete Dinge:
Mose wird selber zu dem, was er anderen vorwirft. Er wird zum Mörder. „You become what you fight!“ – „Du wirst selbst, was du bekämpfst!“ Du willst verhindern, dass sich jemand durchsetzt, und du setzt dich durch. Du willst verhindern, dass jemand über dich bestimmt, also bestimmst du über die anderen.
Mose wird auf seine wunden Punkte aufmerksam gemacht. Er wird zurechtgewiesen. Und zwar gerade durch die Person, die er zurechtweisen wollte! Wenn Mose aufmerksam hinhört, kann er nicht nur einen frech motzenden Hebräer hören, sondern kann Gott zu sich reden hören.
Seine Umwege – ideal um Gott neu zu begegnen
Was Mose eigenmächtig angepackt hat, führt dazu, dass er aufläuft und den Bankrott erlebt. Mose muss weg. Er flieht. Seine wunden Punkte nimmt er mit sich.
Ist die Berufung von Mose nun am Ende? Muss Gott Mose fallen lassen, weil er versagt hat? Ist durch das eigenmächtige Handeln von Mose der Heilsplan Gottes durchkreuzt worden?
Mit den Augen von Menschen betrachtet, erkennt man in diesem Moment nicht, dass Mose dieser Bankrott und die Flucht an den Ort bringen werden, an dem seine wunden Punkte durch Gottes Wirken geheilt werden und seine Berufung erst möglich wird.
Mit den Augen Gottes betrachtet, erkennt man in diesem Moment einen Menschen, der schuldig geworden ist und der eine neue Erfahrung mit Gott braucht um weiter zu kommen. Er erlebt schmerzhaft, dass Schuld Konsequenzen hat, aber dass der nötig gewordene Weg in die Fremde kein Hindernis ist, sondern eine notwendige oder eine Not wendende Umleitung!
Umleitungen sind keine Hindernisse, sondern der einzige Weg, der weiter führt!
Mose wird auf diesem Umweg an seinen wunden Punkten von Gott geheilt. Es beginnt an einem Brunnen in der Steppe Midians. Der Kontrast könnte nicht größer sein: vom Mittelpunkt der Kultur in Ägypten am Hof des Pharaos an den Rand der Steppe Midians. Müde geworden setzt er sich an einen Brunnen. Und auch hier regt sich umgehend seine Begabung zum Richter und Retter! Frauen kommen mit ihrem Vieh zum Brunnen, um ihre Tiere zu tränken. Als Hirten sie verdrängen wollen, setzt er sich dafür ein, dass sie ihre Tiere tränken können. So kommt er in Kontakt mit den Frauen, die Töchter des Priesters des Landes Midian sind. Durch die Einladung des Vaters kommt er zum Essen und findet in einem Priesterhaushalt einen Ort, an dem er für die nächsten Jahre leben kann. Er heiratet Zippora, eine der Töchter des Priesters.
Mose kommt so an den Ort, an dem Gott seine wunden Punkte heilt und ihn weiter für seine Berufung befähigt.
In Midian lernt Mose Neues und verlernt Bisheriges. In seinem Herzen verlernt er eigenmächtig Initiative zu ergreifen. Stattdessen lernt er mit seinen inneren und äußeren Ohren offen zu werden für Gottes Reden und es zu hören.
40 Jahre lebt Mose in Midian, das ist das zweite Drittel seines Lebens! Erst lebte er 40 Jahre in Ägypten, vor allem am Hof des Pharaos. Dann lebte er 40 Jahre in der Steppe Midians, in einer Priesterfamilie. Und dann wird er 40 Jahre die leitende Persönlichkeit bei der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei! Mose wurde 120 Jahre alt. 2/3 des Lebens von Mose nahm sich Gott Zeit, um ihn für seine segensreiche Berufung vorzubereiten!
Mose wurde 120 Jahre alt. 2/3 des Lebens von Mose nahm sich Gott Zeit, um ihn für seine segensreiche Berufung vorzubereiten!
Wir werden nicht mehr 120 Jahre. Gehen wir von 75 Jahren aus, können wir getrost davon ausgehen, dass dann, wenn wir zwischen 25 und 50 Jahren sind, Gott immer noch daran ist uns in unsere Berufung zu führen, die zu uns passt.
Auch in deinem Leben nimmt Gott sich Zeit, dich vorzubereiten. Wundere dich nicht, wenn das sogar Jahre oder Jahrzehnte dauert! Alle Erfahrungen sind dabei wichtig! Auch gerade die, in denen es scheint, der Weg werde durch dein eigenmächtiges Handeln durchkreuzt!
Gott heilt die beiden wunden Punkte von Mose, sein eigenmächtiges Dreinfahren und seinen geringen Selbstwert. Das können wir in seiner Erfahrung am brennenden Dornbusch nachlesen (2. Mose 3,1 – 4,18).
Ein Dialog zwischen Gott und Mose entsteht. Neunmal geht das Gespräch hin und her, 3×3 Schritte im Gespräch mit Gott. In diesem Gespräch wird Mose deutlich, wie Gott durch die Wüstenzeit an seinem Charakter gearbeitet hat. Alles, was geheilt werden muss, kommt zur Sprache. Gott tut, was nötig ist, damit Mose wagt sich ihm anzuvertrauen und seine Berufung anzunehmen.
1. Gott spricht Mose persönlich an (mit Namen) 2. Mose 3,4 – Mose ist in der Wüste ein anderer geworden: Ja, ich höre! (nicht mehr eigenmächtig handelnd, ohne hinzuhören)
2. Gott teilt Mose seinen Entschluss mit 2. Mose 3,9 – Mose hat ein realistisches Bild von sich: Ich? Wer bin ich denn? (Sein geringes Selbstbild thematisiert er umgehend.)
3. Gott sagt Mose seinen Beistand zu und nennt das Zeichen 2. Mose 3,11+12 – Du bist nicht allein! Das Ergebnis wird das Zeichen sein: Die Menschen werden Gott dienen (nicht Mose). Mose thematisiert bereits die nächste Frage, der er begegnen würde, wenn er zu den Leuten kommt und von seiner Erfahrung mit Gott be-richtet.
4. Gott sagt Mose seinen Namen 2. Mose 3,14ff. – „Ich bin da“ – Damit ist das Wesen Gottes ausgedrückt! John Wesleys letzte Worte waren: „Das Beste von allem ist, dass Gott mit uns ist.“
5. Gott redet zu Mose mit dem Zeichen des Stabes 2. Mose 4,1ff. – Gott geht auf die Bedenken von Mose ein! „Was ist, wenn sie mir nicht glauben?“ Noch sind die Bedenken von Mose größer als das Vertrauen in die Zusagen Gottes. Und Gott geht darauf ein! Die Schlange ist ein Symbol für das, was Angst macht. Pack es an! Und es wird sich wandeln!
6. Gott redet zu Mose mit dem Zeichen der Hand 2. Mose 4,6f. – Die aussätzige Hand als Symbol dessen, was krank macht. Gott kann heilen!
7. Gott redet zu Mose mit dem Zeichen des Nils 2. Mose 4,9ff. – Der Lebensnerv in Ägypten wird getroffen werden. Jetzt kriegt Mose Bammel: Aber ich habe doch noch nie gut reden können! Und wieder zeigt ihm Gott, dass es auf Gott mit seinen Möglichkeiten ankommt und nicht auf Mose mit seinen eigenen, sehr begrenzten Möglichkeiten.
8. Gott lässt nicht locker, als Mose aussteigen will 2. Mose 4,13 – Mose ahnt realistisch, was diese Aufgabe bedeuten wird. Und er will verzichten! „Nimm es mir nicht übel. Aber nimm einen an-deren!“
9. Gott schickt ihm Aaron als Hilfe 2. Mose 4,14ff. – Die Menschen, die uns im Auftrag, den Gott uns zutraut, helfen können, sind schon unterwegs und sie freuen sich, uns zu begegnen.
Seine Veränderung – ideal, um Frucht bringen zu können
Mose begegnet Gott allein in der Wüste seines Alltags. Er wird von seinen wunden Punkten geheilt und von Gott zum Segen gesetzt. Die Zeit ist reif für den Schritt in die Berufung, die zu ihm passt. Er will gehen. Und sein Schwiegervater lässt ihn mit seinen besten Wünschen gehen!
Mose wechselt seinen Platz: Von den Nomadenzelten zu den unterdrückten Israeliten in Ägypten! Die Erinnerung an die Zelte wird während der langen Zeit in der Wüste kleiner werden! Aber die Erinnerung an die Begegnung mit Gott am Dornbusch wird ihn immer begleiten! Er wird nicht mehr eigenwillig dreinschlagen, sondern mutig nach Gottes Reden handeln. Er ist nicht mehr verwundet und verunsichert, sondern neu gestärkt durch den „Ich bin da“.
Gottes Berufung passte zu Mose! (2. Mose 1-4)
- Seine Geschichte – ideal um seine Berufung vorzubereiten
- Sein Engagement – ideal um sich selbst zu begegnen
- Seine Umwege – ideal um Gott neu zu begegnen
- Seine Veränderung – ideal um Frucht bringen zu können
Gott wirkte für Mose und an Mose, damit er in seine Berufung fand. Und ein Segen sein konnte für die Menschen und die Themen, für die Mose sich schon früh eingesetzt hatte.
Gott wirkt für dich und an dir, damit du in deine Berufung finden und ein Segen sein kannst für die Menschen und Themen, die dir schon immer ein Anliegen waren. Bis heute handelt Gott immer wieder so. Wundere dich nicht, wenn du Gott ähnlich erlebst. Gottes Berufung passt zu dir!