Götzendienst mit der Bibel in der Hand
Wir betreiben Götzendienst, sobald wir so tun als wären wir unser eigener Erlöser. Diese Bibelarbeit möchte dich ermahnen deine Erlösung nicht durch möglichst moralisches Verhalten verdienen zu wollen, sondern das wahre Evangelium anzunehmen.
Überblick
Paulus macht in diesem Abschnitt klar: Der Versuch, sich seine Erlösung durch möglichst korrektes Verhalten nach biblischen Maßstäben und biblischer Moral zu verdienen, ist genauso ein Götzendienst, wie das schlimmste gottlose Verhalten mit all seiner Unmoral.
Warum? Weil sowohl der Fromme als auch der Gottlose versuchen, ihr eigener Erlöser zu sein, nur auf zwei verschiedene Weisen.
Wenn wir begreifen, dass es als Christen nicht darum geht, wie sehr unsere Herzen an Gott hängen, sondern wie sehr sein Herz an uns hängt, werden wir keine Götzen anbeten, sondern den einen, der uns kennt und liebt.
Aus der Freiheit heraus, dass wir unabhängig von unseren Taten durch den Glauben gerettet sind, können wir „Evangeliumsdiener“ werden, die frei in Christus sind und dementsprechend leben.
Ziel
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Das Evangelium verstehen – Gott kennt mich und hat mich zuerst geliebt, ich kann zu meiner eigenen Erlösung nichts beitragen
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Götzen(-dienst) im eigenen Leben erkennen/aufdecken
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Aus diesem Wissen heraus verstehen lernen, wie das Evangelium unser Leben und unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen ganz praktisch prägt
Einstieg
Setzt euch (in Kleingruppen) zusammen und tauscht über folgende Frage aus:
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Was sind Götzen?
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Wie definiert ihr Götzendienst?
Erarbeitung und Anwendung
Paulus konfrontiert uns in diesem Abschnitt mit zwei Gegensatzpaaren:
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Der Gegensatz zwischen dem Glauben an das Evangelium und der Religion (V.8-11)
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Der Dienst am Evangelium und der Dienst an der Welt (V.12-20)
1. Der Gegensatz zwischen dem Glauben an das Evangelium und der Religion (V.8-11)
Die Galater gingen früher in heidnische Götzentempel und führten ein ausschweifendes Leben. Aus diesem götzendienerischen Umfeld heraus sind sie Christen geworden. Die Verse 8-11 scheinen also eine Warnung davor zu sein, in das Denken und Verhalten dieser Zeit zurückzufallen. Wenn man aber bedenkt, dass ein großes Thema des Galaterbriefes eine Warnung vor biblischer Gesetzlichkeit ist, bekommt diese Stelle einen anderen Schwerpunkt.Die falschen Lehrer ermutigten die Galater nicht dazu, Gottes Gesetz zu ignorieren, wie sie es früher getan hatten; sie drängten die Galater eher dazu, das mosaische Gesetz zu halten, um so gerecht vor Gott dazustehen.
Paulus möchte an dieser Stelle also Folgendes deutlich machen: Der Versuch, sich seine Erlösung durch möglichst korrektes Verhalten nach biblischen Maßstäben und biblischer Moral zu verdienen, ist genauso ein Götzendienst, wie das schlimmste gottlose Verhalten mit all seiner Unmoral.
Denn sowohl der Fromme als auch der Gottlose versuchen, auf verschiedene Weisen ihre eigenen Erlöser zu sein.
Wir Menschen neigen dazu, das anzubeten, von dem wir uns Erfüllung erhoffen. So können die verschiedensten Dinge zu einem Gottesersatz und unserer Religion werden – Sport, Erfolg, Geld, abenteuerliche Urlaube usw. Und wenn wir Dinge, die nicht Gott sind, als Götter behandeln, werden wir ihre seelischen Sklaven. Oft ist es sogar so, dass diese selbst geschaffenen „Erlöser“ grundsätzlich keine schlechten Dinge sind und nur schwer als Götzen erkennbar sind – z. B. regelmäßig Gottesdienst zu feiern, sich für sozial schwache Menschen einzusetzen oder auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Wenn wir diese Dinge aber mit dem falschen Ziel tun und sie dazu dienen, uns einen Wert zu geben und uns glücklich zu machen, bekommen sie automatisch den Status eines Erlösers und werden zu Götzen. Das Gefährliche daran ist, dass es oft unbemerkt bleibt.
Einem gottlosen Menschen ist seine Entfernung von Gott viel eher bewusst als einem frommen Menschen.
Paulus fürchtete also, dass die Galater nicht merkten, dass das krampfhafte Festhalten an Gesetzen und Traditionen sie weit weg vom himmlischen Vater führen, anstatt sie näher an sein Herz zu bringen.
In Vers 9 erinnert Paulus die Galater daran, dass Gott sie kennt bzw. erkannt hat und sie als Christen Christus angezogen haben. Und das gilt auch für uns: Gott hat uns zuerst geliebt (1.Joh 4,19). Viel zu oft gehen wir von uns aus und bewerten danach unsere Gottesbeziehung. Was uns aber zu Christen macht, ist nicht in erster Linie, dass wir Gott kennen, sondern dass er uns kennt. Unsere Unsicherheit, ob wir von Gott wirklich angenommen sind, ist der Grund dafür, dass wir Götzen in unserem Leben haben – Dinge, die wir anbeten, weil wir uns davon ein positiveres Selbstbild erhoffen. Wenn wir aber wirklich verstehen würden, dass Gott uns doch sowieso durch und durch kennt und wir ihm nichts vormachen können, würden die Götzen aus unserem Leben verschwinden und wir würden ihn allein anbeten als den einen, der uns kennt.
Im Galaterbrief wird so deutlich, dass Gottes Urteil über uns in Jesus Christus heißt, dass wir gerechtfertigt sind – Gott betrachtet uns also als vollkommen. Da kann es uns völlig egal sein, wie andere Menschen uns sehen, sogar, wie wir uns selbst uns sehen. Wenn wir Jesus kennen und uns sicher sind, dass er uns auch kennt, können wir alle Götzen in unserem Leben, die uns einnehmen wollen, beiseiteschieben und uns an der Gnade Gottes freuen.
Reflektiert (in Kleingruppen) das bisher Gehörte und stellt euch folgende Fragen:
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Welche Götzen können dich am ehesten beeinflussen und verführen?
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Was macht der Gedanke mit dir, dass Gott dich wirklich kennt, besser als du dich selbst?
2. Der Dienst am Evangelium und der Dienst an der Welt (V.12-20)
Von Paulus können wir einiges darüber lernen, das Evangelium mit unseren Mitmenschen zu teilen. In Vers 12 sagt Paulus „Ich wurde wie ihr.“ Das zeigt uns: Das Evangelium ist an keine Kultur gebunden und kann in der Umsetzung individuell an die jeweilige Umgebung angepasst werden – außer natürlich das Evangelium selbst. Es kann also sehr hilfreich sein, sich an die Menschen, die man erreichen möchte, ein Stück weit anzupassen, sie da abzuholen, wo sie stehen und einfach Leben mit ihnen zu teilen. Nichtchristen finden vor allem durch Beziehungen zu authentischen, liebevollen und unvollkommenen Christen zum Glauben, die ihren Glauben wirklich ehrlich leben, ihre Fragen ernst nehmen und auf ihre Hoffnungen und Ängste eingehen.
In Vers 12 fordert Paulus die Galater außerdem auf, so zu werden wie er. Das wirkt im ersten Moment vielleicht ziemlich abgehoben und so, als würde Paulus sich in jeder Hinsicht als Vorbild darstellen. Paulus bezieht sich hier aber lediglich auf seine Freiheit von der Gesetzlichkeit und die Freiheit in Christus. Er weiß, dass die Galater von vermeintlich bibeltreuen Predigern dazu ermahnt werden, die jüdischen Gebote zu halten und ihnen dadurch ihre Freiheit geraubt wird. Paulus erinnert sie also daran, sich von dieser Gesetzlichkeit loszulösen und auf ihre Freiheit durch die Erlösung durch Jesus zu berufen. Seine Aufforderung, ihm ähnlicher zu werden, ist also letztlich nur ein Schritt auf dem Weg zur Nachahmung von Jesus. Er möchte keine Paulus-Nachfolger, sondern Christen, die Jesus nachfolgen und ihn großmachen.
In Vers 13 sehen wir, dass Gott eine Krankheit von Paulus dafür gebraucht hat, um ihn bei den Galatern einzusetzen, wodurch er ihnen dienen konnte.
Gott bringt manchmal unsere schön zurecht gelegten Pläne durcheinander, um dadurch Gutes entstehen zu lassen, auch durch Krankheiten und Leiden.
Paulus ist es in erster Linie wichtig, den Galatern nicht das zu sagen, was sie hören wollen, sondern die reine Wahrheit (Vers 16) – das Evangelium. Das Evangelium ist das, was Menschen in die Abhängigkeit von Jesus und gleichzeitig in die Freiheit in Jesus bringt, sie formt und Lobpreis entstehen lässt. Es befreit außerdem von Menschenfurcht und dem Wunsch nach Anerkennung und hilft dabei, andere in Liebe zu ermahnen und ermutigen, so wie Paulus das hier gemacht hat. Ein Dienst, der das Evangelium als Fundament hat, ist von liebender Ehrlichkeit geprägt. Das ist nicht immer leicht, sowohl für den Sender als auch den Empfänger.
Ergebnissicherung
Setzt euch (in Kleingruppen) mit folgenden Fragen auseinander und betet dann füreinander und eure nächsten Schritte:
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Fällt es dir leicht, ein von Ehrlichkeit und Liebe geprägter Diener Gottes zu sein, so wie Jesus es auch war: „Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,17)?
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Welche Punkte findest du herausfordernd?
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Was hat dich ermutigt?
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Was möchtest du versuchen, umzusetzen?
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Wie wird sich dein Dienst am Evangelium durch diesen Abschnitt verändern?