Gemeinde ist kein Aquarium
Die Gemeinde ein lebendiger Organismus. Jeder einzelne ist durch die Gnade Gottes und das Erlösungswerk des Herrn Jesus Christus zum Glauben gekommen. Der Heilige Geist hat sie zu einer Einheit zusammengestellt. Sie sind glaubende, wiedergeborene Menschen, die trotz aller Unterschiede zusammengehören. Jeder hat seine eigene Geschichte und ist ganz und gar einzigartig. Von Jung bis alt und von reich bis arm. Wie kann Gemeinde trotzdem funktionieren?
Der gläserne Aluminiumbau fällt dem Betrachter ins Auge. Seine Bewohner und Bewohnerinnen sind seltsame Wesen. Wir entdecken Herr Campoma-Guppy, der nervös wirkt. Die vier Kids aus der Diskus-Familie sind hyperaktiv. Das Ehepaar Schachbrett-Cichlide lebt zurückgezogen. Den älteren Herrn nennen alle den „knurrenden Zwerg-Gurami“. Kaum zu übersehen ist Herr Kardinal-Tetra. Sympathisch sind uns lediglich die Goldplatys. Meine Wenigkeit trägt einen lateinischen Namen: Hypostomus Plecostomus. Ich bin einer aus der Saugmaulwels–Familie. Manche meinen, ich sei hässlich und man geht mir am liebsten aus dem Weg. Meine Lebensaufgabe besteht darin das Abweiden der Algen an den großen Glasfenstern zu bewerkstelligen. Es passiert immer wieder, dass ich durch meine Aktionen die Einrichtungen im Aquarium einfach umwerfe und die grünen Pflanzen darin entwurzele. Nichtsdestotrotz bin ich hier richtig und wichtig. Was würden alle anderen seltsamen Wesen, die sich Zierfische nennen, ohne mich unternehmen – vermutlich nichts.
Gottes große Liebe
Gemeinde ist (k)ein Aquarium. Gemeinde ist einzigartig und unvergleichlich. Sie ist eine Schöpfung des lebendigen Gottes. Gott interessiert sich für Menschen. Er beschäftigt sich nicht mit Dingen, Sachen und Gegenständen. Es geht ihm nicht um Historie oder Wissenschaften. Gott will Gemeinschaft mit Menschen 1. Johannes 1,3. Er schenkt uns seine volle Aufmerksamkeit und investiert sich selbst in uns und für uns. Gott schuf die Menschen und kümmert sich um sie, denn er ist
der Erhalter aller Menschen, besonders der Gläubigen.1. Timotheus 4,10bTitus 3,4
Die Ganzheit einer lokalen Gemeinde besteht aus Menschen mit Leib, Seele und Geist und nicht aus abstrakten Sachen und Gegenständen. Deswegen ist die Gemeinde ein lebendiger Organismus. Jeder einzelne ist durch die Gnade Gottes und das Erlösungswerk des Herrn Jesus Christus zum Glauben gekommen. Der Heilige Geist hat sie zu einem Leib (Gemeinde) getauft 1. Korinther 12,13. Sie sind glaubende, wiedergeborene Menschen, die trotz aller Unterschiede zusammengehören. Sie bilden eine geistliche Einheit Epheser 4,3.
Miteinander gestalten
Wünschenswert wäre, dass eine örtliche Gemeinde eine sichtbare, homogene Einheit bilden würde. Doch bleibt dies in den allermeisten Fällen ein Traum. Die moralischen Wertvorstellungen und Lebensphilosophien unterscheiden sich. Damit Menschen innerhalb einer Gemeinde in „Frieden“ leben können, ist Integration überlebenswichtig. Integration meint den Zusammenschluss zu einer Einheit. Es sollen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen bisher exkludiert, das heißt ausgeschlossen waren, inkludiert (berücksichtigt beziehungsweise eingebettet) werden. Es geht dabei nicht nur um Integration von Migranten und Menschen mit Behinderungen, sondern um Menschen im Allgemeinen. Im Folgenden werden wir durch verschiedene Ansätze versuchen, Menschen innerhalb der Gemeinde besser kennenzulernen, ihre Beweggründe und Zielvorstellungen nachzuvollziehen und ihre Gedankenwelt zu verstehen. Als Leitverse dienen uns:
Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.Galater 3,26-28
Herkunft
Jeder Mensch ist ein Original und hat seine eigene Geschichte. Jeder ist anders geprägt durch Vorbilder und Erziehung. Um Menschen und ihre Herkunft verstehen zu können, müssen wir Erzähler und vor allem gute Zuhörer sein. Unsere Lebensauffassungen und Lebensgewohnheiten unterscheiden sich, manchmal sogar sehr grundlegend. Wir sind geprägt von unserer nationalen, ethnischen, moralischen, sozialen, kulturellen, religiösen, wirtschaftlichen und politischen Herkunft.
Auskunft
Eine allgemeine und oberflächliche Auskunft genügt nicht, um Menschen verstehen zu können. Die Grundlage für eine gute Kommunikation ist gegenseitiges Vertrauen. Nur so kann es gelingen, eine persönliche Beziehung aufzubauen. Dabei geht es auch um Verschwiegenheit, gerade in Bezug auf die Vergangenheit, die durch Schwierigkeiten, Sünde, Schuld oder Versagen geprägt sein kann. Genauso kann die Fragestellung nach dem „Lebensstand“ ein sensibles Thema (ledig, verheiratet, verwitwet, geschieden,…) sein. Hier ist großes Einfühlungsvermögen erforderlich.
Übereinkunft
Dabei handelt es sich nicht nur um fundamentale Glaubensüberzeugungen. Es geht um Traditionen, Gewohnheiten, Disziplinen und Frömmigkeitsstile. Hier ist Ausgewogenheit angesagt. Es kann nicht nur darum gehen, den Älteren oder den Jüngeren gerecht zu werden. In einer Gemeinde gibt es unausgesprochene Übereinkünfte. Dies bezieht sich in der Regel auf das Zusammenleben in den Gemein-
destunden. Deswegen stellt sich hier immer wieder die Frage: Wieso wird das so und nicht anders im Gemeindealltag praktiziert? Hier ist Klärungsbedarf angesagt. Immer wieder wird besonders die Gemeindeleitung damit konfrontiert werden. Auch hier gilt es, ein Feingefühl zu entwickeln sowohl bei den Fragestellern als auch bei den Antwortgebenden. Diese kommunikative Sensibilität ist äußerst wirkungsvoll. Das kann dazu beitragen, dass keine Fronten entstehen, sondern dass alle wie ein Mann auftreten.
Ankunft
Gemeinde muss Heimat für alle sein. Das Neue Testament kennt keine Christen ohne örtliche Gemeinde. Ein wichtiger Aspekt des Ankommens in der Gemeinde ist, dass mein Herz an der Gemeinde hängt. Gerade wenn nicht alles so läuft, wie wir uns das wünschen. Gegenseitig dürfen wir uns helfen, dass wir in der Gemeinde ankommen und uns zu Recht finden.
Zusammenkunft
Oft entstehen in den Zusammenkünften der Gemeinde Spannungen. Sie werden ausgelöst, weil unterschiedliche Welten aufeinander treffen. Manches könnte in der Gemeinde verbessert werden. Manches hat sich totgelaufen und festgefahren. Manches ist reformbedürftig. Gut ist es, wenn in der Gemeinde aufeinander zugegangen, miteinander gesprochen, aufeinander gehört und miteinander gehandelt wird.
Zukunft
Gemeinsam zukunftsorientiert leben ist für alle Gemeinde-Glieder von entscheidender Bedeutung. Halten wir die vier Komponenten fest:
1. Vom Reden
Kommunikation innerhalb der Gemeinde ist wichtig. Dabei sollten wir immer zuerst darüber reden, wofür wir sind und was wir in der Gemeinde für gut und sinnvoll finden. Reden wir aber ständig davon, wogegen wir sind, ist oft nutzloser Streit vorprogrammiert.
2. Vom Hören
Es ist eine biblische Grundhaltung, dass Jüngere auf Ältere hören sollen. Die Lebenserfahrungen von älteren Geschwistern ist für die ganze Gemeinde ein unschätzbar großer Wert. Die Art und Weise, der Grund, aus dem in der Gemeinde dieses oder jenes so praktiziert wird, ist oft eine Handhabung, die sich entweder so ergeben hat oder der schlichte Versuch, biblische Erkenntnisse umzusetzen.
3. Vom Handeln
Bibelleser wissen, dass Gott in seinem Wort immer wieder vom richtigen Umgang miteinander spricht. Nur so kann der Pegel des Nebeneinanders oder gar des Gegeneinanders umschlagen in ein gemeinsames Miteinander. Und wer wünscht sich das nicht? Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Älteren unter! Alle aber umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander! Denn
Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.
4. Vom Lieben
Ohne Liebe ist kein Leben in der Gemeinde möglich. Darum: strebt nach der Liebe…! .