Gemeinde, die ausstrahlt
Die urchristliche Gemeinde hatte eine enorme Ausstrahlungskraft auf ihre Umwelt. Ziel dieser Bibelarbeit ist es, anhand des Wortes Gottes (Apg 1-6), darüber nachzudenken, was einer Gemeinde, nach neutestamentlichem Verständnis, Ausstrahlungskraft verleiht.
1. Worum geht’s?
beschrieben in Apostelgeschichte 1-6
2. Mit wem haben wir es zu tun?
Alles was alt und bekannt ist, ist zunächst mal nicht so attraktiv.2. Timotheus 3,10
3. Worauf wollen wir hinaus?
Wir wollen jungen Leuten zeigen, wie Gott der urchristlichen Gemeinde Attraktivität verlieh.
4. Wie gehen wir vor?
4.1. Kennzeichen der urchristlichen Gemeinde
Der Anfang der Apostelgeschichte berichtet die Entstehung der Gemeinde Jesu Christi. Die urchristliche Gemeinde Apostelgeschichte 1-6 hatte eine enorme Ausstrahlungskraft auf ihre Umgebung.
Drei kurze Summarien (= Textzusammenfassungen) beschreiben, was die urchristliche Gemeinde kennzeichnete.
- Apostelgeschichte 2,42-47
- Apostelgeschichte 4,32-35
- Apostelgeschichte 5,12-16
- Komisch: Die glauben tatsächlich daran, dass ihr Anführer Jesus aus den Toten auferstanden sein soll. Die gehen her und verkaufen all ihren Besitz. Irgendwie spinnen die.
- Gut: Die geben ihr letztes Hemd für Leute, die in Not sind und helfen überall, wo sie können. Die reden nicht nur vom Glauben an Gott, sondern die leben das tatsächlich vor.
4.2. Wie die urchristliche Gemeinde ihre Umwelt beeindruckte
Wir schauen uns gemeinsam die drei Summarien an und untersuchen, in wie fern die urchristliche Gemeinde durch ihr Leben ihre Umwelt beeindruckte / beeinflusste.
4.2.1. Summarium 1: Apostelgeschichte 2,42-47
2,43 | Offensichtlich beeindruckte ihr Leben die Menschen der ganzen Stadt. Gott war in ihrem Leben so spürbar präsent, dass die ganze Stadt sich ganz neu auf Gott besann. |
2,47a | Die Menschen in Jerusalem waren angetan von dem vorbildlichen Leben der ersten Christen und redeten gut über sie. |
2,47b | Beeindruckt von dem Vorbild und angesprochenen von Gottes Wirken, öffneten sich immer mehr Menschen für den Glauben an Jesus Christus. |
4.2.2. Summarium 2: Apostelgeschichte 4,32-35
Hier steht zwar nichts davon, wie die Leute reagierten, aber dennoch kann man davon ausgehen, dass sie etwas von ihrem vorbildlichen Leben mitbekommen haben und davon sehr beeindruckt waren.
4.2.3. Summarium 3: Apostelgeschichte 5,12-16
5,12 | Das Volk konnte mit eigenen Augen sehen, wie Gott das Wirken der ersten Christen bestätigte: durch viele Wunder und außergewöhnliche Dinge. |
5,13 | Es gab auch Leute, die dem Ganzen kritisch gegenüber standen. Sie blieben bewusst auf Distanz zu den Christen. |
5,13 | Dennoch sprach man mit Anerkennung und Hochachtung von ihnen, denn ihr Leben war beeindruckend. |
5,14 | Immer mehr Menschen öffneten sich der Botschaft von Jesus. |
5,15-16 | Die Nachricht von dem wunderbaren Wirken Gottes durch die Apostel breitete sich schnell über Jerusalem hinaus aus. Von überall kamen Menschen und brachten Kranke, damit sie geheilt würden. |
4.3. Was der urchristlichen Gemeinde Ausstrahlungskraft verlieh
4.3.1. Wir suchen aus Apostelgeschichte 2,42-47 heraus, was der urchristlichen Gemeinde Ausstrahlungskraft gab.
- Hören auf die Lehre der Apostel. Hören auf das, was Gott durch sein Wort zu sagen hat.
- Ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft.
- Die Erinnerung an ihren gestorbenen, auferstandenen und wiederkommenden Herrn Jesus Christus und ihn zu anbeten.
- Gott zu loben im Gebet und eine enge Gemeinschaft mit ihm zu pflegen.
- Anstatt sich um sich selbst zu drehen, kümmerten sie sich um die Bedürfnisse der anderen.Mögliche Ergänzung durch den Bibelarbeitsleiter: Die Grundlage der urchristlichen Gemeinde war, dass Gott im Mittelpunkt stand. Das zeigte sich dadurch, dass sie auf das hörten, was Gottes Wort zu sagen hat (Lehre der Apostel) und dass sie es zuließen, dass dies ihr Leben veränderte (Gemeinschaft = füreinander da sein). Anstatt sich um sich selbst zu drehen, kümmerten sie sich um die Bedürfnisse der anderen, erinnerten sich beständig an ihren Herrn Jesus Christus (Brechen des Brotes) und beteten Gott an (Gebete). Ob Gott im Mittelpunkt einer Gemeinde steht lässt sich daran erkennen, welches Vertrauen man in Gottes Wort setzt, wer Jesus ist (Sohn Gottes, der Christus) und wie man auf ihn hört und welche Rolle der Heilige Geist im Leben der Einzelnen spielen darf. Das ist die natürliche Ausstrahlungskraft einer Gemeinde, bei der Gott im Mittelpunkt steht.
- Information zum Texthintergrund: Durch ihre Bekehrung zu Jesus, fielen offensichtlich viele Juden durch das soziale Sicherungssystem der jüdischen Gesellschaft durch. Arme Verwandte, die sich für die neue Jesus-Lehre entschieden hatten, wurden womöglich nicht mehr mit Nahrung versorgt. Die Juden hatten ein sehr ausgeprägtes, vorbildliches Sicherungssystem. Die neue christliche Gemeinschaft reagierte prompt, und füllte diesen Mangel aus, indem sie das letzte Hemd für ihre neuen Glaubensgeschwister gaben.
4.3.2. Wir suchen aus Apostelgeschichte 4,32-35 heraus, was der urchristlichen Gemeinde Ausstrahlungskraft gab.
- Ihr Zusammenhalt ging so weit, dass soziale Unterschiede keinerlei Trennungen mehr verursachten. Sie waren wirklich ein Herz und eine Seele.
- Ihre Selbstlosigkeit ging so weit, dass selbst persönliches Eigentum keine Grenze darstellte, wo Freigiebigkeit aufhört.
- Sie redeten deutlich vernehmbar von dem, der ihr Leben verändert hatte: Jesus, der auferstandene Herr!
- Sie dienten mit ihrem Besitz nicht sich selbst, sondern Gott, indem sie bereit waren ihr letztes Hemd zu geben, um die Not des anderen zu stillen.Mögliche Ergänzung durch den Bibelarbeitsleiter: Der Zusammenhalt der urchristlichen Gemeinde bestand in ihrer Herzensverbindung. Sie waren nicht deswegen ein Volk, weil sie einen gemeinsamen Gottesdienst feierten, sondern weil sie gemeinsam Gott dienten. Dieser Dienst beschränkte sich nicht auf eine Veranstaltung, sondern umfasste ihr ganzes Leben. Sie dienten mit ihrem Besitz nicht sich selbst, sondern Gott, indem sie bereit waren ihr letztes Hemd zu geben, um die Not des anderen zu stillen. Sie waren Volk Gottes, weil sie ein Herz und eine Seele waren. Ob eine Gemeinde einen starken Zusammenhalt hat lässt sich daran erkennen, wie stark ausgeprägt die Gemeinschaft über die normalen Gemeindezusammenkünfte hinaus funktioniert, indem man sich gegenseitig hilft, ermutigt und gemeinsam hilfsbedürftigen Menschen Gutes tut. Das ist die unwiderstehliche Ausstrahlungskraft der Herzlichkeit. Sie ist nicht organisatorisch erzeugbar, aber sie ist in ihrer Wirkung unübersehbar.
- Information zum Texthintergrund: Hierbei handelt es sich nicht – wie oft fälschlicher Weise behauptet wird – um das Beispiel für den perfekten Urkommunismus. Wer wie viel besaß und wer wie viel gab, spielte überhaupt keine Rolle. Niemand griff in die Privatsphäre ein. Eigentum stand nicht dem Kollektiv zur Verfügung. Es war genau umgekehrt: Ob jemand viel oder wenig gab, blieb der persönlichen Entscheidung überlassen. Das Ideal bestand nicht in der Gleichheit aller, sondern darin, dass man Unterschiedlichkeit respektierte und trotzdem ein Herz und eine Seele war.
4.3.3. Wir suchen aus Apostelgeschichte 5,12-16 heraus, was der urchristlichen Gemeinde Ausstrahlungskraft gab.
- Gott wirkte durch Zeichen und Wunder so mächtig, dass die Leute von überall her kamen und Heilung suchten.
- Jedermann bekam mit, dass Gott die Apostel in besonderer Weise gebrauchte, um den Glauben an Jesus bekannt zu machen.
- Das gottesdienstliche Leben der urchristlichen Gemeinde war nicht verborgen, sondern konnte miterlebt werden.
- Mögliche Ergänzung durch den Bibelarbeitsleiter: Die Überzeugungskraft der urchristlichen Gemeinde bestand darin, dass nicht zu übersehen war, dass Gott mit ihnen war. Er tat das dadurch, dass er die Apostel in ihrer Führungsaufgabe bestätigte. Jedermann konnte sehen: „Gott ist mit ihnen!“ Damals geschah das durch außerordentliche Zeichen und Wunder. Ob eine Gemeinde Überzeugungskraft hat, lässt sich vor allem daran erkennen, wie Gottes bestätigendes Eingreifen in ihr erlebbar ist. Dabei spielt Gottes bestätigendes Handeln an und mit den Führern der Gemeinde, eine wesentliche Rolle. Diese Form der Ausstrahlungskraft einer Gemeinde ist nicht an Einzelbeispielen messbar, aber Gottes bestätigendes Handeln ist auf die Dauer der Zeit unübersehbar.
- Gott ist ein Gott, der nach wie vor Wunder tut und dadurch redet.Information zum Texthintergrund: Zeichen und Wunder haben immer was Sensationelles an sich. Die Wirkung von Zeichen und Wundern ist bei Menschen jedoch sehr unterschiedlich. Fromme Juden braucht man nicht davon zu überzeugen, dass es einen lebendigen Gott gibt. Für sie sind Zeichen und Wunder eine Bestätigung, dass Gott am Werk ist. Für Menschen, die an keinen persönlichen Gott glauben, sind Wunder zwar spektakulär, aber sie überzeugen sie in keiner Weise davon, dass es wirklich einen Gott gibt, der sich für sie persönlich interessiert 1. Korinther 1,22-23. Aus diesem Grund finden wir in der Apostelgeschichte viele Wunderberichte, wo das Evangelium zu Juden gebracht wurde. Wo es zu Heiden gebracht wurde, werden hingegen nur wenige Wunder berichtet. Darum ist es wichtig zu betonen, dass Gott ein Gott ist, der nach wie vor Wunder tut und dadurch redet. Aber er bestätigt seine Diener und seine Gemeinde auch auf manch andere Art und Weise (möglicher Weise durch Krankheit, Leiden, Verfolgung). Darin ist er souverän. Die Sicht, dass Gott seine Gemeinde unbedingt durch Zeichen und Wunder bestätigen müsse, ist biblisch nicht haltbar.
4.3.4. Zusammenfassung, was der urchristlichen Gemeinde Ausstrahlungskraft gab:
Apostelgeschichte 2,42-47:
Ihre Grundlage: Gott stand im Mittelpunkt.
Apostelgeschichte 4,32-35:
Ihr Zusammenhalt: Ihre Herzensverbindung.
Apostelgeschichte 5,12-16:
Ihre Überzeugungskraft: Gottes bestätigendes Handeln.
4.4. Was verleiht Gemeinden heute Ausstrahlungskraft?
Gruppenarbeit
- Hinweise zur Gruppenarbeit: Gruppe in drei Gruppen aufteilen. 20 Minuten Zeit geben. Jede Gruppe soll einen bestimmen, der Stichpunkte notiert und anschließend kurz vorträgt. Nach der Gruppenarbeit die Ergebnisse im Plenum zusammentragen und am Flipchart notieren. Danach die drei Schwerpunkte aus den drei Summarien zuordnen. Was kommt vor? Was kommt nicht vor? Was hat uns das zu sagen?
4.5. Meinungsbild über die eigene Gemeinde erfragen
Eine interessante Aufgabe könnte es sein, in der Nachbarschaft des Gemeindehauses eine Meinungsumfrage durchzuführen, welches Image die eigene Gemeinde hat.
- Woran denken Sie spontan, wenn Sie an die christliche Gemeinde XY denken?
- Was finden Sie gut an dieser Gemeinde?
- Was finden Sie nicht so gut an dieser Gemeinde?
- Anmerkung: Der Jugendleiter sollte diese Aktion mit der Gemeindeleitung abstimmen und erklären, wie sie in den Rahmen einer Bibelarbeit über „Gemeinde, die ausstrahlt“ eingebunden ist.
5. Was brauchen wir?
- Bibeln, damit alle am Text mitarbeiten können
- Arbeitsblätter und Schreibzeug
- Overheadfolien der Arbeitsblätter für den Bibelarbeitsleiter
- Flipchart oder Tafel, um Ergebnisse mitzuschreiben