El Roi - Der Gott, der mich sieht
Es gibt Situationen, in denen wir uns unwohl und nicht beachtet fühlen. Gott ist ein Gott, der dich und dein Herz jederzeit sieht und kennt.
Ich bin eine offene und kommunikative Persönlichkeit. Mir fällt es eigentlich nicht schwer auf Menschen zuzugehen und neue Leute kennenzulernen.
Einmal war ich in einem Praktikum, da ging es mir etwas anders.
Viele der Arbeitskollegen waren nett zu mir: Sie begrüßten mich freundlich, unterhielten sich gelegentlich mit mir und zeigten Interesse an meiner Person. Sie nahmen mich wahr. Doch einer war anders. Kam ich morgens rein, begrüßte ich alle fröhlich und bekam von den meisten ein nettes Lächeln oder ein freundliches „Guten Morgen“ zurück. Nur von einem nicht. Es war, als wäre ich für ihn überhaupt nicht da. Manchmal stellte ich mich zu einer Gruppe, um mich an ihrem Gespräch zu beteiligen, in dem mich alle freundlich integrierten, bis auf dieser eine Kollege, der sich immer von mir wegdrehte und so tat als wäre ich ein Geist. Versuchte ich ein Gespräch mit ihm persönlich aufzubauen, bekam ich eine kurze Antwort, ohne Rückfragen. Kaum war unser „Gespräch“ beendet, widmete er sich wieder lustigen Gesprächen mit anderen Kollegen, denen er witzige Videos aus dem Urlaub zeigte oder vertiefte sich in sein Handy. Das hat sich ziemlich scheiße angefühlt - nicht gesehen zu werden. Das kannte ich bis dahin irgendwie nicht. (Wenn du diese Andacht hältst: Hier könntest du auch eine eigene Geschichte erzählen, in der du dich nicht wahrgenommen gefühlt hast.)
Ich habe in der letzter Zeit viel über Persönlichkeiten gelesen und weiß nun, dass es viele Menschen gibt, die tagtäglich damit kämpfen ihren Platz in der Gesellschaft, in Freundeskreisen, in der Jugend oder in der Schule zu finden. Es fällt ihnen noch viel schwerer Initiative zu ergreifen und Menschen anzusprechen. Folglich sind sie eher zurückhaltend und finden sich damit ab, dass keiner sie wirklich wahrnimmt. Ich weiß nicht, wie sie sich damit fühlen. Aber wir leben in einer Gesellschaft, in der es extrem stark darum geht, dazuzugehören und gesehen zu werden. Das wird uns jeden Tag vermittelt. Egal ob in der der Schule, im Studium, im Sportverein oder auf der Arbeit. Wirst du wahrgenommen, bist du was. Das ist der Grund, warum Kinder sich Markenklamotten kaufen, mit Erfolgen bei Fortnite prahlen, sich übermäßig auftakeln oder Videos auf TikTok posten. Um gesehen und wahrgenommen zu werden.
Wie fühlst du dich in Gruppen, in denen du das Gefühl hast, dass dich niemand wahrnimmt?
Gott möchte uns in diesem Schmerz und in unserer Enttäuschung begegnen.
Denn Gott sieht dich. Immer.
In der Geschichte von Hagar (1. Mose 16), die Haushälterin von Mose und Sara, fühlt sich Hagar ausgestoßen, nicht dazugehörig und nicht wahrgenommen. Sie flieht und ist verzweifelt. Dann begegnet ihr Gott in Form eines Engels und spricht ihr Mut zu. Er zeigt ihr, dass er sie die ganze Zeit gesehen hat und bei ihr war. Das überwältigt Hagar so sehr, dass sie Gott „El Roi“ nennt, was übersetzt heißt: „der Gott, der mich sieht“.
Das Gleiche gilt für Dich: Gott ist ein Gott, der DICH sieht.
Auch wenn du ruhig bist, wenn du schüchtern bist, wenn du nicht so sportlich bist, wie die anderen Kinder, wenn du nicht die tollsten Markenklamotten hast, wenn deine Mitschülerin 300 Likes mehr hat als du.
Völlig egal, was du leistest: Gott sieht und liebt dich.
Er hat dich geschaffen, genauso wie du bist. Er hat dir eine einzigartige Persönlichkeit gegeben, die kein anderer auf dieser Welt hat. Und er sieht dich, wenn es kein anderer tut.
Take Away:
Mach es dir ganz persönlich zur Aufgabe, andere Menschen in deinem Umfeld wahrzunehmen, die sonst keiner wahrnimmt. Frag sie, wie ihr Wochenende war, ob sie mit den Hausaufgaben zurechtgekommen sind oder was sie Nachmittags vorhaben. Auch wenn unser Wert nicht davon abhängen sollte, tun uns Komplimente gut. Deshalb sag Menschen in deinem Umfeld, denen sonst keiner Komplimente macht, etwas Nettes, wie z.B dass du ihr Oberteil magst oder dass sie einen guten Beitrag gemacht haben.
Wahrscheinlich weiß jeder, wie blöd es sich anfühlt nicht gesehen zu werden. Wir dürfen wissen, dass Gott uns sieht – und gleichzeitig können wir ein Teil davon sein.
Wir können der Mund oder die Augen von Gott sein, die dem seltsamen, ruhigen Kind aus der letzten Reihe das Gefühl geben wahrgenommen zu sein, wenn wir ihm sagen dass er coole Schuhe trägt oder ihm sagen, dass wir uns freuen, ihn heute zu sehen.
1. Was brauchst du gerade mehr? Das Gefühl selbst wahrgenommen zu werden oder die Ermutigung, anderen zu zeigen, dass sie wahrgenommen und geliebt sind?
2. Wenn du das Gefühl hast nicht wahrgenommen zu werden, sprich die nächsten 7 Tage direkt nach dem Aufstehen dieses kurze Gebet: Danke Gott, dass du mich siehst und liebst.
3. Welche 2 Personen fallen dir ein, die du in der nächsten Woche „bewusst wahrnehmen“ möchtest, indem du kurz mit ihnen sprichst und ihnen etwas Nettes sagst?
4. Überlegt als Gruppe, wie ihr euch gegenseitig mehr wahrnehmen könnt und sprecht darüber.