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Challenged

Einleitung - Darf Gott dich hinterfragen?

Jesus stellt unfassbar viele Fragen. Das überrascht. Aber wenn wir verstehen, warum er das tut, lernen wir ihn besser kennen, verstehen Nachfolge besser – und werden zu mündigeren Christen.

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19. Juni
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Chalenged

Wir haben Fragen: Wen soll ich heiraten? Welche Ausbildung ist richtig für mich? Und wir haben Gefühle: Gott, ich fühle mich einsam.

Unsere perfekte Traum-Welt funktioniert so: Diese Fragen oder Gefühle ploppen auf und zack! – Gott redet. Gibt uns die Lösung: Heirate Marc, studiere in Augsburg, und tadaaa, diese neue Freundin beendet deine Einsamkeit.

Diese Zack!-Momente gibt es. Aber sie sind selten. Unsere Realität: Wir ringen, aber Gott schickt keinen Zettel vom Himmel. Wir fragen und fragen, aber Gott gibt keine klaren Antworten.

Irgendwas machen wir also falsch.

Was tun? Am besten gucken wir in die Bibel. Was haben die Leute dort anders gemacht – und was können wir ändern, damit das bei uns endlich auch funktioniert?

Wir schlagen also die Bibel auf. Die Evangelien. Wir schauen uns an, wie Menschen zu Jesus gekommen sind, welche Fragen sie gestellt haben. Und was dann passiert ist.

Hey, dürfen wir dich einladen zu genau diesem Experiment? Lies doch einfach mal die Evangelien. Beobachte die Menschen, beobachte Jesus: Wie er gehandelt, geredet, gelebt hat. Wie Leute ihn erlebt haben.

Spoiler: Dir steht eine Überraschung bevor. Deine Beobachtungen werden dich zu folgendem Ergebnis führen:

Vielleicht machen wir gar nichts falsch. Vielleicht ist es eher unser Denken darüber, wie Gott redet und handelt, das nicht ganz richtig ist.

WAS WIR VON JESUS NICHT ERWARTET HÄTTEN

Wenn wir die Evangelien lesen, springt ins Auge, wie unfassbar viele Fragen Jesus stellt. Er, der die perfekte Antwort hätte – gibt sie nicht. Stattdessen reagiert er auf Fragen mit Gegenfragen:

Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!”

- Markus 10,18

Rhetorische Fragen sind ein beliebtes Stilmittel von ihm:

Was hilft es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben verliert?”

- Markus 8,38

Er fordert seine Zuhörer zum Mitdenken und Meinung äußern heraus:

Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind die Sünden vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimmt deine Matte und geh umher?”

- Markus 2,8f.

und stellt Fragen, auf die er die Antwort kennt:

Wie viele Brote habt ihr?”

- Markus 8,5

Übrigens: Alle Fragen, die Jesus Menschen stellt, haben wir hier für dich zusammengefasst. Schau dir die Tabelle gerne mal in Ruhe an!

Die Preis-Frage ist: Warum macht Jesus das? Wäre es nicht so viel einfacher, wenn er klare Ansagen machen würde? Das wünschen wir uns ja auch.

Warum Jesus, stellst du stattdessen so viele Fragen?

Hier kommen 3 Gründe, warum Jesus so anders handelt, als wir erwarten:

Warum er Fragen stellt. Und wirklich: Wow – wie genial ist eigentlich unser Gott!? Aber lies selbst mal weiter...

1. Fragen reißen uns aus unserer Passivität

Eine Gefahr für uns Christen ist, dass wir alle Wahrheiten kennen – aber passiv bleiben. Einfach weiterleben. Passt schon. Wir können gute Predigten hören und sie bejahen, aber sie haben keinen Impact auf unser Leben. Fragen machen diese passive Zuhörerhaltung unmöglich.

Denn: Jede Frage führt uns in eine Entscheidung: Einmal verfolgen zwei Blinde Jesus. Irgendwann dreht er sich zu ihnen. Er fragt:

"Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?"

- Matthäus 9,28

Die Entscheidung der Blinden: Vertrauen oder nicht? An anderer Stelle eskaliert eine Synagogen-Lehrstunde. Jesus stellt einen Mann mit Handicap in die Mitte und fragt:

Darf man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, das Leben retten oder Töten?

- Markus 3,4

Die Entscheidung der Juden: Um was geht es bei Gehorsam wirklich?

Leben mit Gott ist Gespräch mit Gott. Aktiv. Hinhören, fragen, nachfragen, antworten. Ja, auch Antworten bekommen. Aber vor allem: Herausgefordert werden. Statt passiv zu bejahen: Es ist wichtig, Gott zu lieben, müssen wir uns der Frage stellen:

Liebst du mich?

- Johannes 21,15

Konkret werden, ehrlich werden, reflektieren – das ist die Macht von Fragen und das ist so wichtig, denn so passiert Glaubenswachstum! Deswegen stellt Jesus Fragen!

2. Unsere Antworten machen einen Unterschied

Gott will keine Marionetten. Er will Freunde (Joh. 15,15), die wissen, was Gottes Ziel mit der Welt ist – und mitmachen. Das konkrete wie überlässt Gott dabei überraschend oft uns. Wieder und wieder entdecken wir in der Bibel, wie Gott die Wünsche von uns Menschen ernstnimmt und wie sie einen Unterschied machen: Salomo wünscht sich Weisheit (1. Kön. 3,3-14) und dieser Wunsch prägt seine weitere Königsherrschaft, Simeon hat einen großen Wunsch im Leben (Lukas 2,25) – und darf den Baby-Messias kennenlernen.

Wenn Gott uns Fragen stellt, dann sind das Chancen. Chancen, dass uns klar wird, was wir eigentlich wollen. Tatsächlich ist “Was willst du von mir?” die Frage, die Jesus am häufigsten stellt. Wir dürfen ehrlich antworten. Und oft werden wir feststellen: Unsere Antworten werden Teil davon, wie Gott mit uns sein Reich baut.

Deswegen stellt Jesus Fragen!

 

3. Fragen fördern den Prozess des Mündig-Werdens

Manchmal hat Jesus lange Reden gehalten. Gelehrt. Klartext geredet. Aber eben nicht nur. Ihn hat die Meinung seiner Jünger interessiert. Er hat sie herausgefordert, selbst Antworten zu finden. Er hat ihnen oft nicht einfach vorgeschrieben, was sie glauben sollen, sondern sie selbst nach Wahrheit suchen lassen.

Gott will, dass wir mündige Nachfolger werden. Dass wir mit Erschütterungen umgehen können. Dass uns von neuen Lehren nicht widerstandslos mitreißen lassen (Jak 1,6), sondern dass wir reflektiert urteilen. Dazu brauchen wir Übung. Dazu müssen wir über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur theologische Wahrheiten aufsagen können, sondern sie auf konkrete Herausforderungen anzuwenden wissen. 

Fragen eröffnen diesen weiteren Denkhorizont:

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder einbüßt?”

- Lukas 9,25 - fragt Jesus.

Die Frage bringt unser bisheriges Weltbild ins Wanken: Ja, stimmt eigentlich. Nix nützt es. Zumindest wenn es mehr gibt als nur diese Welt. Um uns zu mündigen Christen zu machen, um unseren Blick zu weiten: Deswegen stellt Jesus Fragen!