Einen Unterschied machen im Umgang mit Autoritäten
Durch diese Bibelarbeit sollen Jugendliche motiviert werden in einem nichtchristlichen Staat, zeugnishaft zu leben und sich der Regierung und anderen Autoritäten unterzuordnen.
Einleitung
Der Respekt gegenüber dem Staat und der Regierung nimmt immer mehr ab. Angriffe auf Politiker nehmen zu. Spätestens seit Corona hat der Frust und die Rebellion gegen angeblich so “schlechte Politik” fast überall Einzug gehalten.
Ein ehemaliger Politiker fordert einen Mentalitätswechsel:
Der langjährige Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) hat einen respektlosen Umgang von Bürgern mit ihren gewählten Vertretern kritisiert. "Die gesellschaftliche Reputation der Politiker ist so schlecht wie selten", sagte der frühere Bundesinnen- und Verteidigungsminister der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". (Quelle: zdf.de)
Wir erwarten heute, dass der Staat alles gut macht für uns. Und wenn nicht, bäumen wir uns auf, meckern und verunglimpfen die Politiker.
Der Bibeltext aus 1. Petrus (und weitere Texte in der Bibel) lehrt uns aber einen anderen Weg.
Hauptteil
Andersartig leben als Christ
Vers 11-12
Petrus startet nochmal mit der Identität der Christen, die sie in der Welt haben (s. Einleitungsteil der Reihe). Wir sollen anders leben und den bösen Gedanken und Begierden keinen Raum geben, wie es alle um uns herum tun.
Wir leben anders! Wir Christen wollen reine Seelen und Gedanken behalten. Man kann sich gut vorstellen, dass die Menschen damals - als die Regierung noch viel bösartiger war - dazu tendiert haben, ihren bösen Gedanken Raum zu geben und böse zu handeln. Aber davon sollen wir uns nicht anstecken lassen.
Als Christen sollen wir eine Gegenkultur leben! In diesem Abschnitt ist das Wort “Gut” das Schlüsselwort. Wir Christen sollen in einer gottlosen Welt durch gute Taten auffallen. Durch einen vorbildlichen Lebenswandel. Wir Christen sind nicht diejenigen, die gegen die Regierung schimpfen oder die Gesetze brechen, die wir nicht sinnvoll finden. Nein! Wir fallen durch gute Taten auf.
Unterordnung ist ein geistliches Grundprinzip
Verse 13
Petrus stellt unmissverständlich klar, dass wir uns jeder Regierung unterordnen sollen, nicht nur den guten. Wir ordnen uns nicht unter, weil die Leute über uns gut führen, sondern weil wir Jesus als Herrn haben. Weil er es so wollte. Und es so vorgemacht hat.
Jesus hat sich selbst klein gemacht (Phil. 2,6-11) und sich nicht gegen die damaligen Ordnungen des Staates widersetzt (s. Markus 12,17).
Unterordnung ist ein geistliches Grundprinzip, das sich durch die ganze Bibel zieht:
Schöpfung | Staat | Familie | Ehe | Arbeit | Gemeinde | Gott | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Leitung | Mensch | Obrigkeit | Eltern | Mann | Arbeitgeber | Älteste | Vater |
Unterordnung | Schöpfung | Bürger | Kinder | Frau | Arbeitnehmer | Mitglieder | Sohn |
Bibelstelle | 1. Mose 1,28 | Römer 13,1-7 | Kolosser 3,20 | Epheser 5,23 | Kolosser 3,22 | Hebräer 13,17 | 1. Korinther 11,3 |
„Wir können in der Bibel sehen, wie Gott Ordnungen einsetzt, in denen er Verantwortlichen Autorität gibt. Autorität bedeutet, dass jemand aufgrund seiner Stellung leiten darf. (…) Wir leben in einem Zeitalter der Rebellion. Sehr oft respektieren Menschen Gesetze und Autoritäten nur, wenn es ihnen passt oder aus Angst vor möglichen Konsequenzen. (…) Rebellion gegen Gott und Seine Autoritäten macht uns geistlich verwundbar. (…) Es ist ein Akt des Glaubens, sich unvollkommenen Autoritätspersonen unterzuordnen. Und genau das verlangt Gott von uns.
(aus: Schritte zur Freiheit in Christus, deutsche Version)
Rebellion ist das Urprinzip von Sünde. Die Sünde steht eigentlich für Rebellion gegen Gott und gegen seine Ordnungen. Von unserem sündigen Wesen her, wollen wir rebellieren. Wir sehen es überhaupt nicht ein, uns unserem blöden Chef, unserem faulen Ehemann, und unserer Regierung unterzuordnen.
Unser Stolz und Egoismus treiben uns zur Rebellion, doch die Liebe von Christus ermächtigt uns zu Respekt.
Durch die Ehrfurcht vor Gott (Vers 17), können wir uns einander unterordnen. Petrus schreibt, dass wir Sklaven Christi sind (Vers 16). Aus dieser Einstellung heraus sollen wir handeln. Respekt vor Christus ermächtigt uns zur Achtung von Autoritäten.
Was Unterordnung nicht bedeutet - zwischen Rebellion und Passivität
Vers 17
Unterordnung bedeutet kein passives Zurückziehen. Es bedeutet aktives Gutestun. Wer sich unterordnet ist nicht passiv, sondern aktiv. Im richtigen Moment und im richtigen Ton.
Petrus schreibt in Vers 17 von einer Art und Weise. Von Ehre, Respekt und Liebe.
In seinem Brief an Timotheus erklärt Paulus seinem Schüler, wie das praktisch geht:
Wenn du einen älteren Mann ermahnen musst, dann fahre ihn nicht heftig an, sondern rede so mit ihm, als wäre er dein Vater. Jüngere Männer ermahne wie Brüder, ältere Frauen wie deine Mutter und jüngere Frauen wie Schwestern, mit aller gebotenen Zurückhaltung
- 1. Timotheus 5,1-2
Unterordnung heißt also nicht Schweigen (jedenfalls nicht in jedem Moment), sondern etwas zu sagen, aber im respektvollen Ton. Der Ton macht die Musik.
Es geht nicht darum, was ich sage, sondern wie. Missstände, Ungerechtigkeiten, Dummheiten, Sünden - all das muss angesprochen werden. Unterordnung heißt nicht Mund halten. Aber wenn ich weiß wer ich bin in Christus und dass er mein König ist, muss ich mich nicht selbst erhöhen. Er wird es irgendwann tun. Und dann kann ich mich auch selbst demütigen und mit respektvollem Ton, mein Gegenüber gewinnen. Meinen Lehrer, meine Eltern, meine Regierung. Mit Sanftmut und Ehrerbietung gewinnst du viel mehr als mit hartem und herrischem Ton.
Rebellion | Unterordnung | Passivität |
---|---|---|
Überhöhung, Respektlosigkeit, Härte, Rechthaberei, Aufmüpfigkeit | Aus Respekt vor Gott, gehorche ich grundsätzlich und spreche in demütiger Art und Weise Missstände an. | Frust, Lästern im Hintergrund, Unzufriedenheit, Überforderung, Resignation |
Zerstörung | Frieden und Ordnung | Zurückziehen |
Durch gute Taten auffallen
Vers 14-15
Das, was Petrus hier schreibt, haben die ersten Christen gelebt. Sie sind durch Unterordnung und liebevollen Taten in der härtesten Verfolgungszeit aufgefallen:
Aus der Geschichte der ersten Jahrhunderte können wir viel lernen. Ohne Rebellion und physischem Widerstand ging die junge Kirche durch mehrere unvorstellbar brutale Verfolgungswellen hindurch, bis die römischen Machthaber irgendwann einsehen mussten, dass sie der schnell wachsenden Kirche nicht beikommen konnten. Als Folge wurde das Christentum zur Staatsreligion erklärt. Gottes Reich, welches nicht von dieser Welt ist, wird am Ende triumphieren – zumindest dann, wenn die Gläubigen mit den entsprechenden himmlischen Waffen kämpfen. In einer Demokratie einen politischen Beitrag leisten zu können, ist ein Privileg. Das Wahrnehmen der entsprechenden Verantwortung entbindet jedoch nicht davor, der Obrigkeit Respekt entgegenzubringen – unabhängig davon, ob wir deren Entscheidungen gutheissen. Sich der Obrigkeit unterzuordnen ist nicht mit Passivität zu verwechseln. Die ersten Christen weigerten sich standhaft, den Kaiser als Gott zu huldigen, brachten ihm aber trotzdem gebührenden Respekt entgegen – selbst dann, wenn sie für ihre Weigerung hingerichtet wurden. Frühchristliche Überlieferungen zeigen, wie viele Gläubige der Falle von Hass und Gewalt, gleichzeitig aber auch derjenigen von Passivismus und Resignation entkamen. Sie lebten kompromisslos und trotzdem mit Respekt vor der Regierung. (https://www.jesus.ch/information/glaube/fragen_und_antworten/gesellschaft/414232-unterordnung_an_den_gottlosen_kaiser.html)
Die ersten Christen waren nicht regierungskonform (in allem einer Meinung), sie waren aber auch nicht Regierungskritiker - sie waren Regierungsschätzer. Sie achteten die Regierung. Sie segneten sie durch Gebet, Liebe und Hilfe.
“Mehr als durch Theologie verbreitete sich der christliche Glaube in Verfolgung durch die tätige Nächstenliebe der Christen”
- Uwe Brinkmann
Als die großen Pestwellen im 2. und 3. Jhdt. nach Chr. im römischen Reich wüteten, waren es die Christen, die durch ihr Mitgefühl und ihre Nächstenliebe einen Unterschied machten:
13 (…) Da wurde auch die allseitige Dienstbereitschaft der Christen und ihre Frömmigkeit allen Heiden in deutlichen Zeichen offenbar. 14 Denn sie waren die einzigen, die in den so großen Drangsalen ihr Mitgefühl und ihre Nächstenliebe durch die Tat kundgaben. Die einen widmeten sich Tag für Tag der Pflege der Sterbenden und ihrer Bestattung — es waren deren Tausende, um die sich niemand annehmen wollte —, andere versammelten die von Hunger Gequälten aus der ganzen Stadt an einem Orte und teilten Brot unter sie aus. Ihr Tun sprach sich bei allen Menschen herum, und man pries den Gott der Christen und bekannte, dass diese allein die wahrhaft Frommen und Gottesfürchtigen seien, da ihre Werke dies bewiesen.
- Eusebius, 260-339 n. Chr.
Die ersten Christen sind nicht durch Aufmüpfigkeit aufgefallen, sondern durch Aufopferung - so wie Christus auch!
Sie haben die Menschen so geliebt und geachtet, wie Jesus es tat.
Die Frage ist, wie werden wir in Zukunft auffallen als Christen?
Werden wir durch Nächstenliebe und gute Werke auffallen, wie die ersten Christen in der Verfolgung?
Wie wird die Gesellschaft uns Christen in Zukunft wahrnehmen? Als die Regierungskritikerin oder die Engagierten im Dorf für das Wohl der Menschen? Für die Alten, Kranken und Schwachen? Für die Alleinerziehenden, für die gescheiterten, für die Einsamen?
Werden wir Christen immer mehr zur Subkultur oder bringen wir uns ein?
Werden wir zu leidenschaftlichen Betern für die Regierung oder beten wir nur, dass sie schnell abgesetzt wird und wir wieder wirtschaftlichen Wohlstand behalten?
Wofür werden wir bekannt sein?
Anwendung
- Wie hoch ist dein Respekt vor Autoritäten? In einer Skala von 1-10 ausgedrückt.
- Wie redest du über Autoritätspersonen (Lehrer, Eltern, Chefs, Politiker, Gemeindeleiter)? Was solltest du an deinem Reden ändern?
- Richtest du dich nach den Gesetzen oder widersetzt du dich, wenn sie dir falsch/sinnlos vorkommen? Wie hast du dich in der Corona-Pandemie verhalten?
- Wie können wir Christen durch “gute Taten” auffallen? Was könnt ihr als Jugendgruppe in unserem Umfeld tun? Tauscht euch darüber aus.
- Betest du für die Regierung? (s. 1. Tim. 2,2)
Diskussion
- Diskutiert die Grenzen der Unterordnung? Lest dazu evtl. die Geschichte von Daniel (nur in Auszügen) und nehmt folgenden Bibelvers hinzu: Apg. 5,29