Eine schrecklich unterschiedliche Familie
Dieser Praxisartikel soll helfen, Gemeinde mit Schwerpunkt auf die Jugendarbeit mit unterschiedlichen Menschen zu gestalten. Gott liebt Unterschiedlichkeit …
Dieser Praxisartikel soll helfen, Gemeinde mit Schwerpunkt auf die Jugendarbeit mit unterschiedlichen Menschen zu gestalten.
Gott liebt Unterschiedlichkeit in seiner Gemeinde! Er vergleicht sie in 1. Korinther 12 mit einem Körper, an dem das Auge nicht sagen kann, es brauche die Hand nicht. Im Gegenteil, Jesus kaufte seine Gemeinde mit seinem Blut, damit wir uns um einander kümmern (Vers 25). Jedes Körperteil, auch du und ich als wiedergeborene Kinder Gottes, sind zutiefst willkommen in Gottes Familie. Das ist aber häufig leichter gesagt als ausgelebt, denn Unterschiedlichkeit erfordert Arbeit und gegenseitiges Verständnis. Auch wir als Junger-Erwachsenen-Treff in Kiel haben diese Herausforderungen erlebt. Wie können wir im Gemeindeleben und besonders in der Gestaltung der Jugendarbeit diesen Prozess fördern?
Was für die geistlichen Begabungen („Dienstschwerpunkte“) gilt, finden wir ebenso auch in Fähigkeiten und Persönlichkeiten. Zwar können wir nicht jeden Menschen in eine Schublade kategorisieren, weil Persönlichkeiten komplex sind, aber Tendenzen lassen sich immer wieder ähnlich beobachten. Introvertierte Menschen müssen oft im Gegensatz zu extrovertierten Menschen viel Kraft investieren, um bei größeren Gruppen mittendrin statt nur dabei zu sein. Bauchmenschen treffen Entscheidungen unverständlich für Kopfmenschen. Jemand, der eher rational denkt, verarbeitet geistliche Inhalte nicht unbedingt wie jemand, für den Emotionen eine größere Rolle spielen.
Zwischen Abhängigkeit und Verantwortung
„Das soll dazu führen, dass wir alle in unserem Glauben und in unserer Kenntnis von Gottes Sohn zur vollen Einheit gelangen und dass wir eine Reife erreichen, deren Maßstab Christus selbst ist in seiner ganzen Fülle.“Epheser 4,13
Ein wichtiger Zweck von Gemeinde ist das geistliche Wachstum zu Jesus Christus hin. Die verschiedenen Gaben von unterschiedlichen Menschen dienen diesem einen Ziel auf Grundlage einer Botschaft des einen Gottes. Schon Salomo schreibt, dass Anmut der Lippen die Aufnahme der Lehre fördert. Wie können wir gute Rahmenbedingungen in unseren Gruppen schaffen, um geistliches Wachstum jedes Christen durch gut vermittelte biblische Inhalte zu ermöglichen? Gottes Geist bewirkt Veränderung. Wir können Wachstum durch gute oder schlechte Bedingungen fördern oder hemmen. Die folgenden Anregungen haben unsere Treffen als JET sehr bereichert und geben Tipps, was möglich ist. Und falls du als Leser keine aktive Aufgabe in deiner Jugendgruppe hast, bete für eine dienende Haltung, die unterschiedliche Menschen ermutigt, anstatt nur Konsument zu bleiben. Gemeinde ist nichts für dich… sondern für deine Geschwister!
1) Lebensverändernde Andachten
Durch das verkündigte Wort kommt der Glaube, deswegen spielt dieses Element in unseren Gemeinden eine große Rolle. Das Evangelium und seine Kraft haben sich durch die Kirchengeschichte nicht verändert, und werden es auch in Zukunft nicht tun. Trotzdem fällt es Menschen unterschiedlich leicht, die verändernde Kraft des Evangeliums aus einer Andacht heraus ins Leben umzusetzen. Bei stark verkopften Menschen bringen häufig schon sehr theoretische Inhalte der Bibel Anbetung hervor. Andere benötigen einen stärkeren Praxisbezug. Nicht nur die Erklärung, auch die Anwendung biblischer Prinzipien sollte in einer Andacht nicht zu kurz kommen. (Wenn du wissen willst, wie du eine ausgewogene Predigt vorbereitest, ist das CJ-Lernen-Spezial über „Bibelarbeiten die ankommen“ sehr zu empfehlen.) Sei dir trotz allem bewusst, dass der Heilige Geist die Veränderung durch die Bibel bewirkt und nicht du als Prediger.
2) Lobpreis
Singen ist das wichtigste Bindeglied für uns als Gemeinde, um mit Geist, Verstand und Emotionen Gott anzubeten. Singen ist das wichtigste Bindeglied für uns als Gemeinde, um mit Geist, Verstand und Emotionen Gott anzubeten. Es vereint Gespräch mit Gott und Gespräch miteinander (Epheser 5,19), deswegen ist Lobpreis sowohl Privileg als auch Auftrag. Insbesondere für Menschen, deren Emotionen eine größere Rolle spielen, ist Lobpreis ein wichtiger Kanal für das Gebet, aber auch die Vermittlung von geistlichen Wahrheiten. Lieder mit guten Texten sind ein wichtiges Element unserer Treffen. Es kommt unserem Vater zwar auf unser Herz an, trotzdem kann die begleitende Musik durch zu viel Präsenz oder durch zu schlechte Qualität auch unnötig ablenken. Eine barmherzige Haltung und ein Verständnis über unterschiedliche Geschmäcker sind in diesem Bereich sehr wichtig.
3) Umgebung
Stell dir vor, du predigst über unsere Heimat in Gottes Familie und dein Jugendraum ist voller Müll, weil sich niemand darum kümmert und ihn wertschätzt. In diesem Fall könnte eine Umgebung, die Heimat und Annahme vermittelt, das Nachdenken über geistliche Inhalte sehr stark fördern. Durch das Gestalten und Dekorieren unserer Treffpunkte können geistliche Inhalte insbesondere für Menschen, denen die Atmosphäre wichtig ist, besser vermittelt werden, selbst wenn diese Elemente im Gegensatz zum biblischen Inhalt absolut nebensächlich sind. Wir haben in diesem Land die Freiheit, uns ohne Verfolgung zu treffen und solche Möglichkeiten zu nutzen. Lasst uns dafür Gott verherrlichen!
4) Intensive Gemeinschaft
Manchen Menschen fällt es schwer, sich trotz der geistlichen Einheit in eine größere Jugendgruppe zu integrieren. Kleingruppen, in denen man zusammen betet und die gehörte Predigt vertieft, fördern intensive geistliche Gemeinschaft. Sehr offene Menschen haben einen Raum, in dem sie sich auf Einzelne konzentrieren können und Ehrlichkeit kann verschlossenen Menschen leichter fallen. Tipps und Anregungen über dieses Thema findest du in der CJ-Lernen-Reihe über Kleingruppen.
5) Zeitgestaltung
Menschen fühlen sich an unbekannten Orten unterschiedlich schnell wohl und sind bereit, über tiefgehende Themen nachzudenken und zu reden. Gemeinschaft ohne festes Programm kann ein Treffen sehr bereichern und vermittelt Heimat. Oft finden die besten Gespräche außerhalb der geplanten Zeit statt, was Gemeinde als geistliche Familie vom Event unterscheidet. „Eingeplante“ Chill-Zeit am Kicker oder mit Essen kann tiefgehende Gespräche hervorbringen und Beziehungen intensivieren. Das gilt aber nur, wenn die Bereitschaft zur Beschäftigung mit geistlichen Dingen vorhanden ist und diese Elemente nicht Überhand gewinnen.
6) Gemeinschaftsabende
Besonders für introvertierte Menschen kann es sehr hilfreich sein, andere Jugendliche durch Jugendabende kennen zu lernen, an denen der Fokus auf viel Miteinander liegt. Es wird gegessen, Gemeinschaftsspiele gespielt oder beispielsweise am Strand gechillt (und ganz wichtig: gegessen). Gemeinsame Verteilaktionen evangelistischer Literatur zu besonderen Anlässen wie Weihnachten fordern neu heraus, unseren Auftrag auf eine andere Art und Weise zu leben und als Familie zu erleben.
Fazit
Gott liebt Unterschiedlichkeit in seiner Gemeinde! Es lohnt sich, darüber nachzudenken, mit welchen Möglichkeiten wir das Vermitteln geistlicher Inhalte und somit Wachstum zu Jesus Christus hin für jeden fördern können. Dennoch ist es gefährlich, Nebensächlichkeiten zur Hauptsache zu erhöhen und das geistliche Wachstum aus den Augen zu verlieren. Diese Elemente sind Werkzeug und nicht Zweck und können durch unterschiedliche Geschmäcker auch zu Streit führen, der es eigentlich nicht wert ist. Es ermutigt zu wissen, dass ein von Jesus veränderter Charakter mehr Unterschiedlichkeit erträgt und Gott uns gleichzeitig die Weisheit gibt, Schwächen unserer Persönlichkeit zu überwinden, um nicht von diesen Elementen abhängig zu sein, sondern von Christus. Er hat gesagt:
„Getrennt von mir könnt ihr nichts tun!“Johannes 15,5b