Eigenschaften der Zehn Gebote
Die Zehn Gebote weisen Eigenschaften auf, die uns auf dem ersten Blick gar nicht auffallen. Diese Andacht soll verdeutlichen, dass diese Relevanz auch für Dein Leben haben.
Bibeltext
Exodus 20
Ziel
Die Jugendlichen sollen entdecken, dass Gott seinem Volk nicht bloß reine Gebote an die Hand gegeben hat, sondern diese Auswirkungen auf die Beziehung zu Gott und ihren Lebenswandel haben. Es soll deutlich werden, dass auch wir heute aufgefordert werden durch unser Leben ein Zeugnis für Gottes Bund mit uns Menschen zu sein.
Einstieg
Zum Einstieg könntest du eine Mentimeter-Umfrage erstellen mit der Frage:
„Woran denkst du, wenn du von den zehn Geboten hörst?“
Durch die Antworten deiner Jugendgruppe gewinnst du zum einen einen guten Eindruck über das Verständnis bzw. das Vorwissen zu den zehn Geboten. Zum anderen hast du einen guten Anknüpfungspunkt, um von möglichen „banalen Aussagen“ eine Ebene tiefer zu gehen und die Jugendliche neugierig zu machen, was hinter den auf den ersten Blick „einfachen“ Geboten steht und was Gottes Idee dahinter war und ist.
Erarbeitung und Anwendung
Im Folgenden werden drei Eigenschaften der zehn Gebote etwas genauer beleuchtet. Es handelt sich allerdings hierbei nicht um eine typisch textbasierte Andacht, sondern es geht eher um etwas „Background-Wissen“, um die zehn Gebote in der weiteren Auseinandersetzung in der Andachtsreihe besser einordnen zu können. Die Andacht ist wie eine Art „Bibelgespräch“ aufgebaut, wo ihr durch geeignete Fragen scheinbar offensichtliche Punkte hinterfragen und biblisch aufarbeiten könnt.
1. Eigenschaft: Nicht bloß reine Gebote
Die Jugendlichen sollen in ihrer Bibel eine Stelle suchen, wo die Bezeichnung „Zehn Gebote“ auftaucht. Sie werden feststellen, dass diese Bezeichnung kein einziges Mal in der Bibel auftaucht. Sie steht lediglich in einigen Textüberschriften, die jedoch nachträglich eingefügt wurden. Die Bezeichnung „Zehn Gebote“ ist also eine menschliche Bezeichnung. Gemeinsam kann geschaut werden, welche Bezeichnungen wir im alten Testament finden, wenn von den „zehn Geboten“ die Rede ist.
Dafür können folgende Stellen gelesen werden:
„Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe.“
- Exodus 20, 1-2
„, und der HERR gab mir die beiden steinernen Tafeln, beschrieben mit dem Finger Gottes. Auf ihnen standen all die Worte, die der HERR auf dem Berg mitten aus dem Feuer mit euch geredet hatte am Tag der Versammlung.“
- Deuteronomium 9,10
„Und Mose blieb vierzig Tage und vierzig Nächte dort beim HERRN. Brot aß er nicht, und Wasser trank er nicht. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die zehn Worte.“
- Exodus 34,28
„Und er verkündigte euch seinen Bund, den zu halten er euch gebot: die zehn Worte. Und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.“
- Deuteronomium 9,10
Es wird im AT also im Kontext der Zehn Gebote meist von Worten bzw. zehn Worten gesprochen. Daher ist eine sehr passende Bezeichnung der zehn Worte das griechische Wort Dekalog, was übersetzt „Zehnwort“ bedeutet. Ist dann die Bezeichnung als Gebot falsch? Nein, das ist sie nicht. Wir finden in Exodus 20, 6 die Aussage Gottes „von denen, die mich lieben und meine Gebote halten“, die sich im Kontext auf die Worte beziehen.
In der Wiedergabe der zehn Gebote in Deuteronomium 5 wird in Vers 15 und 16 zweimal das verwandte Wort „geboten“ genannt. Außerdem nutzt Jesus im neuen Testament selbst die Bezeichnung Gebot (vgl. Matthäus 19, 17-18). Somit ist es völlig richtig, die Worte als Gebote zu bezeichnen. Allerdings stellt sich hier die Frage, warum im alten Testament eher von Worten als von Geboten gesprochen wird? Es soll offenbar deutlich werden, dass die Worte mehr sind als reine Gebote:
„Ein Wort kann ein Gebot sein, kann aber noch viel mehr als das umfassen.“
- Benjamin Lange, S. 10
Gemeinsam oder in kleinen Gruppen könnt ihr die folgenden Bibelstellen lesen und zusammentragen, was die Worte Gottes noch widerspiegeln
Deuteronomium 5,1 → Ordnungen und Rechtsbestimmungen
Exodus 24, 12 → Weisungen und Lehren
Exodus 31, 18; 32,15; 34,29 → Zeugnisse
Exodus 24,8; 34,28 → Bundesbestimmungen
Benjamin Lange fasst dies sehr gut zusammen:
„Die Zehn Gebote sind umfassende Prinzipien und Ordnungen Gottes, die sein Wesen, seine Ansprüche an sein Volk, seine Rechtsvorstellungen und seine Bundesbestimmungen an Israel beschrieben“
- Benjamin Lange, S. 11
2. Eigenschaft: Es sind 10 Gebote
„Naja, das ist ja klar“, denkt man sich vielleicht. Allerdings ist die Einteilung der Gebote gar nicht eindeutig geklärt, nur dass es am Ende zehn sein sollen. Fordere daher deine Jugendgruppe mal dazu auf, die 10 Gebote einzuteilen.
Tipp: Drucke den Text für deine Jugendgruppe aus. Dann kann jeder sich Markierungen oder Notizen machen. Möglicherweise habt ihr unterschiedliche Einteilungsmöglichkeiten. Kommt darüber ins Gespräch. In der folgenden Tabelle findest du drei gängige Zählweisen.
Exodus 20 |
Reformatorisch |
Katholisch |
jüdisch |
---|---|---|---|
V.2 |
Prolog |
Prolog |
1.Gebot |
V.3 |
1.Gebot |
1.Gebot |
2.Gebot |
V.4-6 |
2.Gebot |
1.Gebot |
2.Gebot |
V.7 |
3.Gebot |
2.Gebot |
3.Gebot |
V.8-11 |
4.Gebot |
3.Gebot |
4.Gebot |
V.12 |
5.Gebot |
4.Gebot |
5.Gebot |
V.13 |
6.Gebot |
5.Gebot |
6.Gebot |
V.14 |
7.Gebot |
6.Gebot |
7.Gebot |
V.15 |
8.Gebot |
7.Gebot |
8.Gebot |
V.16 |
9.Gebot |
8.Gebot |
9.Gebot |
V.17a |
10.Gebot |
9.Gebot |
10.Gebot |
V.17b |
10.Gebot |
10.Gebot |
10.Gebot |
Vertreter |
Philo, Josephus, frühe Kirche, orthodox, reformatorisch, anglikanisch |
Augustinus, katholisch, lutherisch |
Orthodox, jüdisch |
Quelle: Benjamin Lange (2021): Die Zehn Gebote: Neue Entdeckungen in Gottes Gesetz, S. 17.
Die wahrscheinlichste Zählung ist die „reformatorische“ Gliederung, denn Exodus 20,2 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit kein eigenes Gebot, sondern eine Art Einleitung. Des Weiteren unterscheidet sich Vers 3 inhaltlich von Vers 4-6, wohingegen das doppelte „Du sollst nicht“ in Vers 17 eher als ein Gebot zu verstehen ist.
Mit der Zahl Zehn wird allerdings noch etwas anderes verdeutlicht. Im Judentum zählt die Zahl Zehn als pädagogische Zahl, ausgehend von der Anzahl der Finger eines Menschen, und gilt daher als typische Zähleinheit. Allerdings findet man nicht nur die 10er- Gliederung, sondern es gibt auch noch eine 3er-, 7er- und 12er- Struktur. Mit Hilfe des Textes können sich die Jugendlichen in kleinen Gruppen auf die Suche nach den Strukturen machen.
-
Es gibt 3 Gebote, die ausschließlich mit Gott zu tun haben (Exodus 20,3-7)
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Es gibt 7 Gebote, die von anderen Menschen reden (Exodus 8-17); Es kommt sieben Mal das Wort JAHWE vor.
-
Es gibt 12 „Du sollst“-Formulierungen
Es soll deutlich werden, dass die zehn Gebote, obwohl sie so kurz sind, äußerst strukturiert und durchdacht sind und deutlich komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Es gibt mehr als eine Möglichkeit den Aufbau zu erfassen. Das könnte auch damit zusammenhängen, da die zehn Gebote eine Art Kurzfassung des Gesetzes sind „und damit auch für unterschiedliche Arten offen, Gebote nach inhaltlichen Gesichtspunkten zusammenzufassen“ (Benjamin Lange 2021, S. 18).
3. Eigenschaft: Die Zehn Gebote als Teil eines Bundes
Wenn wir uns den Kontext der 10 Gebote anschauen, stellen wir fest, dass die Gebote in den Bundesschluss zwischen Gott und seinem auserwählten Volk Israel eingebunden sind. In Exodus 19, 3-6 kündigt Gott den Bund zwischen ihm und dem Volk Israel an und in Exodus 24 wird der Bund durch eine Opferzeremonie, einem Bundesmahl und einer Blutsbesprengung geschlossen. Zwischen den Kapiteln steht der eigentliche Inhalt des Bundes: In Exodus 20, 2-17 stehen die grundlegenden Bundesbestimmungen in Form der 10 Gebote. In Exodus 20,22-23,33 werden diese noch weiter aufgeschlüsselt und als „Buch des Bundes“ (Exodus 24,7) bezeichnet. Zwischen diesen beiden Bundesbestimmungen steht die Reaktion des Volkes (Exodus 20, 18-21).
Quelle: Benjamin Lange (2021): Die Zehn Gebote: Neue Entdeckungen in Gottes Gesetz, S. 12.
Indem wir die zehn Gebote als Teil des Bundes einordnen, lässt sich auch das Ziel der Gebote ableiten.
Die zehn Gebote zeigen dem Volk Israel, wie sie ein Leben in enger Beziehung zu Gott zu führen haben.
Gott hat das Volk Israel aus der Gefangenschaft aus Ägypten befreit und bietet seinem Volk nun an, in einer engen Beziehung mit ihm zu leben. Lest dazu gemeinsam Exodus 19, 4-6. Es soll deutlich werden, dass das Volk Israel dazu bestimmt ist, ein „Königreich von Priestern und eine heilige Nation“ (Exodus19,6) zu sein. Diese enge Beziehung zu Gott soll für das Volk Israel eine Auswirkung auf den Umgang und das Leben mit Gott, ihren Mitmenschen und der Sünde haben. Genau hier setzen die zehn Gebote ein. Denn wenn sich das Volk Israel an Gottes Gebote hält, leben sie zum einen in einer engen Beziehung zu Gott und zum anderen leben sie den anderen Völkern ein Leben vor, durch das Gottes Herrlichkeit, seine Weisheit und Gerechtigkeit und sein Charakter zum Vorschein kommt (siehe Deuteronomium 4, 6-8). Dieses Prinzip lässt sich auch auf uns heute anwenden. Jesus Christus ist aus Liebe zu uns Menschen auf diese Erde gekommen, damit wir wieder in Gemeinschaft mit Gott kommen können.
Wenn wir Kinder Gottes sind, soll sich das auch in unserem Leben widerspiegeln:
„Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“
- 2. Korinther 3,18
„Tut alles ohne Murren und Zweifel, damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt,“
- Philipper 2,14-15
Die zehn Gebote werden nicht explizit im neuen Testament nochmal dargestellt. Doch wir finden einige Stellen, die diese auch für uns noch bestätigen. Wir finden auch noch eine Reihe von weiteren Aufforderungen, wie wir als Christen leben sollen, um Gott zu ehren.
Ihr könnt entweder gemeinsam oder in Kleingruppen die Bibelverse lesen und die Prinzipien zusammentragen. Die unten stehenden Bibelstellen stehen nur exemplarisch für eine Reihe von weiteren Lebensprinzipien. Ihr könnt euch auch selbst auf einen Punkt fokussieren und diesen noch weiter ausarbeiten oder noch weitere Stellen hinzunehmen, je nach Bedarf eurer Jugendgruppe:
· Matthäus 19,16-26
· Matthäus 22,37-40
· Johannes 13,14-15
Zum Weiterdenken:
Es ist sinnvoll nicht bei den Prinzipien stehen zu bleiben, sondern in Kleingruppen in den persönlichen Austausch zu kommen. Die Fragen können eine Hilfe sein, sollten aber ggf. auf die Bedürfnisse eurer Jugendgruppe noch angepasst bzw. konkreter gefasst werden.
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Sucht euch eine Aufforderung aus, wie wir Christen heute Leben sollen, um einen Unterschied in der Welt zu machen.
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Überlegt gemeinsam, wie dieses Prinzip heutzutage in der Welt gelebt wird.
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Wie können wir konkret in unserem Alltag einen Unterschied machen, indem wir Gottes Prinzipien umsetzen?
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Wann fällt dir es schwer, genau dieses Prinzip umzusetzen?
Betet dafür, dass Gott euch hilft, dort wo ihr im Alltag steht, durch euer Leben und euer Handeln ein Zeugnis für IHN zu sein.