Die Ankunft verspätet sich um…
Geduld ist ein wichtiges Thema in der immer schneller werdende Zeit. Wie kann ich geduldig sein und was sagt der Jakobusbrief dazu?
Ziel
Das Ziel der Bibelarbeit ist geduldig auf die Ankunft von Jesus zu warten.
Einstieg
Ich sitze im Zug und habe meine Reise genau geplant. Da kommt die gefürchtete Ansage durch den Lautsprecher:
„Die Ankunft des Zuges verspätet sich um ca. 10 Minuten“
Dieser Moment ist ätzend. Die ganze Kontrolle über meine Reise gleitet mir aus den Fingern. Ich sitze als kleiner Mensch in diesem Abteil und kann keinen Einfluss auf die rechtzeitige Ankunft des Zuges nehmen. Im Auto würde ich es zumindest versuchen.
Meine Stimmungslage wechselt zu >>angespannt<< und nicht nur mir geht es so. Im ganzen Zugabteil hört man Stöhnen, Leute zücken ihre Handys, um die Echtzeitmessung zu verfolgen und sich auszurechnen, ob sie den Anschlusszug bekommen werden.
Erarbeitung und Anwendung
Den Christen, an die Jakobus einen Brief schreibt, muss es genauso ergangen sein:
Haltet nun also geduldig aus, Geschwister, bis der Herr wiederkommt! Denkt an den Bauern, der darauf wartet, dass auf seinem Land die kostbare Ernte heranreift. Ihretwegen fasst er sich in Geduld, bis der Herbstregen und der Frühjahrsregen auf das Land gefallen sind. Jakobus 5,7
Die Bauern hatte noch keine Bewässerungsanlagen, die ihre Ernte garantiert hätten. Das Klima im Herbst und Frühling war ungewiss. Der Winterregen kam immer. Aber den Zeitpunkt für den Regen im Herbst, der den Boden weich für die Aussaat machen sollte, konnte man nicht vorausplanen. Auf den Niederschlag im Frühling musste der Landwirt ebenfalls hoffen, damit seine Ernte nicht vertrocknete. Im Land Israel blieben diese beiden Jahreszeiten ein Hoffen auf Gottes Barmherzigkeit.
Die Christen damals hofften, dass Jesus bald wiederkommt. Ihnen ging es oft schlecht in der Welt. Sie konnten es nicht mehr abwarten. Wann kommt Jesus endlich?
Habt auch ihr Geduld, stärkt eure Herzen! Denn die Ankunft des Herrn ist nahegekommen. Jakobus 5,8
Sind die Aussagen der neutestamentlichen Autoren nicht gelogen, dass Jesus Ankunft nahegekommen ist?
Die Apostel wussten auch nicht, wann Jesus wiederkommen wird, aber da er es versprochen hatte, stand für sie fest, dass seine Ankunft immer näherkommt. So sicher wie das Amen in der Kirche. (Fast) sicher ist, dass mein Zug ankommen wird, ich weiß nur nicht wann, aber ich komme der Ankunft näher.
Damals gab es auch schon Leute, die darüber gelästert haben:
»Wo bleibt denn die Erfüllung seiner Zusage?«, höhnen sie. »Er hat doch versprochen, dass er wiederkommt! Inzwischen sind unsere Väter gestorben, aber geändert hat sich nichts. 2. Petrus 3,4
Und Petrus antwortet darauf folgendermaßen:
Eines freilich dürft ihr nicht vergessen, liebe Freunde: Für den Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind für ihn wie ein Tag. 9 Es ist also keineswegs so, dass der Herr die Erfüllung seiner Zusage hinauszögert, wie einige denken. Was sie für ein Hinauszögern halten, ist in Wirklichkeit ein Ausdruck seiner Geduld mit euch. Denn er möchte nicht, dass irgendjemand verloren geht; er möchte vielmehr, dass alle ´zu ihm` umkehren. 2. Petrus 3,8-9
Diese Aussage finde ich so genial. Gott verzögert sich nicht. Er verspätet sich nicht, wie mein Zug sich durch irgendwelche Umstände verspäten wird. Gott kommt rechtzeitig, aber für seinen Plan. Er hat einen anderen Zeitplan als wir. Das mussten die Christen damals auch verstehen.
Gott kommt spätestens rechtzeitig.
Wie ich angenervt und angespannt in der Bahn sitze, so bin ich auch oft im Warten auf Jesus. Auf Jesus Wiederkunft zu warten fällt mir leichter, da es mir als Christ in der westlichen Welt nicht schlecht geht, aber auf Jesus Reaktionen auf meine Gebete zu warten, finde ich schwierig. Ich warte auf sein Eingreifen, auf ein Wunder.
Vielleicht fragst du dich auch, wann Jesus endlich kommt. Wann greift er in deinen Alltag ein? Wann passiert endlich das Wunder? Wann bekommst du endlich den Ausbildungsplatz, wann die Arbeitsstelle oder wie wird das Abi ausfallen? Wann kommt endlich der Partner oder wann das ersehnte Kind?
Ergebnissicherung
Wir können in diesen Phasen, wo wir die Zukunft nicht in der Hand haben, zwei Wege einschlagen: Entweder wir werden unzufriedene Menschen, reagieren gereizt und lassen unsere Stimmung an unseren besten Freunden, unserem Partner oder unserer Gemeinde aus oder wir folgen dem zeitlosen Prinzip, das Jakobus uns für solche Phase vorschlägt:
Geschwister, wenn es darum geht, im Leiden Geduld zu beweisen, nehmt euch die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbild. 11 Schließlich ist es doch so, dass wir die glücklich preisen, die ´in der Prüfung` standhaft geblieben sind. Ihr habt von der Standhaftigkeit Hiobs gehört und wisst, dass der Herr bei ihm alles zu einem guten Ende geführt hat, denn der Herr ist zutiefst barmherzig und voll Mitgefühl. Jakobus 5,10-11
Diese Momente, wo wir abwarten müssen und nicht kontrollieren können, was passieren wird, sind Prüfungen für uns. Übungen. Göttliches Training. Gott möchte mit diesen Phasen unseren Glauben zu ihm stärken und unserer Charakter ihm ähnlicher machen. Geduld ist nämlich eine Charaktereigenschaft, die uns nicht angeboren ist.
Herr schenk mir Geduld, aber bitte sofort
Eins ist sicher: Jesus will bei dir alles zu einem guten Ende führen. Glaubst du das? Dann übe dich in Geduld. Wer ausrastet, weil ihn die Geduld verlässt, wird sich vor Gott dafür verantworten müssen (vgl. Vers 9/12). (Mose rastet aus, schlug gegen den Felsen und durfte nicht ins verheißene Land).
Oder andersherum, mach bei dir den Test: Bist du gerade schnell angernervt von deiner Gemeinde, deinen Freunden oder deinem Partner, dann check mal, ob du in deiner persönlichen Situation mit etwas unzufrieden bist, und du gerne hättest, dass Gott eingreift (Job, Kinderwunsch, Partnerwunsch etc.). Test positiv? Dann gehst du gerade durch das Geduld-Trainingslager Gottes. Nimm das Training an, denn am Ende wirst du für deine Geduld von Jesus belohnt, denn eins steht fest:
Gott ist souverän und allmächtig, auf ihn kannst du dich verlassen. Bei der Bahn mag das anders aussehen…