Der Magersucht Gewicht geben
Dieser Artikel ist eine erste Annäherung an die Themen "Magersucht" und "Essstörung".
„Tschüss Kilos“ Unzählige Zeitschriften werben mit diesem oder ähnlichen Slogans für eine tolle Figur. Wer schlank ist, ist sexy, beliebt, erfolgreich – aber manchmal leider eben nicht mehr entspannt. Das ganze Leben dreht sich nur noch um die Frage „wo kann ich Kalorien sparen?“ Und irgendwann fehlt die Kontrolle.
Entstehung und Ursachen
Essstörungen sind psychosomatische Störungen. Vordergründig geht es um das Abnehmen. Aber im Inneren tobt ein unbewusster Kampf. Die Betroffenen leiden unter inneren Konflikten. Auf der einen Seite erringen sie beflügelnde Siege: die Pfunde purzeln. Auf der anderen Seite verlieren Betroffene die Kontrolle über das Abnehmen: Sie können nicht mehr aufhören abzunehmen. Und dieser Kontrollverlust führt sie in eine Sucht.
Doch nicht nur das geltende Schönheitsideal ist schuld. Auch biologische Aspekte (Genetik, Hirnfunktionsstörungen) und die Persönlichkeit (Perfektionismus, Selbstbild) spielen eine wichtige Rolle. Häufig bestehen familiäre Konflikte und typische Verhaltensmuster. Ca. 50% der in der Klinik behandelten Magersüchtigen sind zudem sexuell missbraucht worden.
Daten & Fakten
In Deutschland leiden etwa 5 Millionen Frauen und Männer an Essstörungen. 100.000 Menschen, insbesondere Frauen, leiden demnach an Magersucht. 600.000 Frauen und Männer haben Bulimie. Die Zahlen haben sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Obwohl Magersucht in allen Altersgruppen vorhanden ist, tritt sie vor allem im Alter zwischen 14 bis 18 Jahren auf.
Krankheitsverlauf
30% der Magersüchtigen sind chronisch krank
30% der Magersüchtigen sind nach einer Behandlung geheilt
30% der Magersüchtigen erfahren eine Spontanheilung
10% aller Magersüchtigen sterben an ihrer Magersucht
Zu den Folgen der Sucht gehören neben dem dramatischen Gewichtsverlust: Lebensgefährliche Verschiebungen des Elektrolyt-Haushaltes, schwere Herzrhythmusstörungen, das Ausbleiben der Regel bei jungen Frauen, Depressionen und Konzentrationsstörungen.
Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten
Viele Erkrankte verletzen sich zudem selbst. Die häufigste Form selbstverletzenden Verhaltens ist das Ritzen. Hierbei wird dem Körper freiwillig Schaden zugefügt.
Meistens neigen die Betroffenen zum Perfektionismus. Gleichzeitig sind sie unfähig, ihre Gefühle auszudrücken. Selbstverletzung empfinden sie als ein Mittel, Gefühle auszudrücken oder aber sich selbst zu bestrafen. In der Selbstverletzung drücken sie Wut, Traurigkeit, Einsamkeit, Scham und Schuld aus. Der angestaute Druck wird am eigenen Körper entladen.
In extremen Fällen fühlen sich Personen so taub, dass erst der Anblick des Blutes zeigt, dass sie noch am Leben sind. So entsteht ein (kurzes) Gefühl der inneren Ruhe, des „Lebendig-Sein“.
Betroffene Christen
Oft geraten gerade Christen bei psychosomatischen Erkrankungen in ein echtes Dilemma. Auf der einen Seite haben sie Schuldgefühle Gott gegenüber. Sie ahnen, dass sie einer Sucht erlegen sind, sodass dieses Thema ihr Leben beherrscht.
Dabei wissen sie, dass ihr Körper der „Tempel des Heiligen Geistes“ (1.Korinther 3,16) sein sollte. Gleichzeitig hat aber dieser Gott anscheinend nichts unternommen, um sie vor der Erkrankung zu bewahren. Und dann sind da noch die leisen (oder lauten) Vorwürfe der anderen Christen: „Wenn du nur richtig glauben würdest, wenn du nur mehr Bibel lesen würdest, dann..“.
Viele der betroffenen Christen kämpfen mit dieser Krankheit und erfahren gleichzeitig nur wenig Verständnis. Das wollen wir ändern.
Was kann ich als Mitarbeiter tun
Zunächst einmal besteht deine Aufgabe darin, Verständnis und Mitgefühl diesen Personen entgegenzubringen. Dazu musst du dich in dieses Thema einarbeiten und dich nicht von Vermutungen und Halbwissen leiten lassen.
Gleichzeitig bist du dafür verantwortlich, auch die anderen Jugendlichen für dieses Thema zu sensibilisieren.