Der Jugendliche und seine Eltern
Eltern - ein leidiges Thema in der Jugendarbeit. Hier ein praxiserprobter Stundenentwurf um mit Jugendlichen über ihr Elternhaus ins Gespräch zu kommen.
Ziel dieses Themas ist, …
… das Bewusstwerden der eigenen Herkunft.
… das Verhalten der eigenen Eltern zu reflektieren.
… ein Verständnis für die eigenen Eltern zu entwickeln.
… für die Investition in die Beziehung zu den Eltern zu motivieren.
Anmerkungen zur Durchführung dieses Themas
Bei diesem Thema geht es vor allem darum, dass die Jugendlichen anfangen über ihre Eltern, deren Verhalten und die Beziehung zu ihnen nachzudenken. Dazu werden in der Gruppe offene Fragen gestellt, die die Jugendlichen beantworten sollen. Dadurch soll innerhalb der Gruppe ein Gespräch entstehen. Die Jugendlichen merken, dass sich das Verhalten der eigenen Eltern zu den Eltern der anderen Jugendlichen unterscheidet. Dies ist kann ein Anstoß sein, über das Verhalten der eigenen Eltern nachzudenken, da man es bisher – mehr oder weniger – einfach akzeptiert hat.
Für diese Durchführung ist ein Mindestmaß an Vertrauen und Offenheit notwendig. Zum einen muss den Jugendlichen bewusst sein, dass alles was sie in diesem Kreis sagen auch in diesem Kreis bleibt. Zum anderen dürfen sie sich nicht gedrängt fühlen zu antworten. Auf manche Fragen gibt es nur so intime Antworten, dass sie in diesem Kreis nicht genannt werden können. Trotzdem sollten diese Fragen gestellt werden, damit die Jugendlichen anfangen, darüber nachzudenken.
„Ziel“ – Das Ziel ist für dich als Mitarbeiter beschrieben. Du musst wissen, was du mit den jeweiligen Fragen bewirken möchtest.
„Hintergrund“ – Zu jedem Bereich sind Hintergrundinformationen formuliert. Du kannst diese nutzen, um die Übergänge zwischen den Themen zu gestalten.
„Fragen“ – Die Fragen sind so formuliert, dass du sie in deiner Jugendgruppe so stellen kannst. Achte beim Fragen darauf, genug Zeit zum Antworten zu lassen. Ertrage es auch mal, wenn innerhalb von 20 Sekunden niemand sofort eine Antwort auf die Frage äußert. Genauso kannst du aber auch niemanden zu einer Antwort zwingen. Möchte keiner auf die gestellte Frage antworten, leite zur nächsten Frage über.
Einleitung
Was hältst du von folgendem Satz?
„Familie sind Freunde, die man eigentlich gar nicht hätte.“
Erziehung
Ziel
Die Jugendlichen werden sich ihrer eigenen Erziehung bewusst und beginnen diese zu hinterfragen.
Hintergrund
Erziehung ist immer intentional. Die Eltern beabsichtigen ein Ziel mit ihrer Erziehung. Hinter jeder Erziehung stecken Werte, die den Kindern vermittelt werden sollen.
Fragen
Prägung
Ziel
Die Jugendlichen werden sich ihrer eigenen Prägung bewusst.
Hintergrund
Im Gegensatz zur Erziehung ist die Prägung nicht intentional. Sie findet unterschwellig also nicht bewusst statt. Kinder werden vor allem durch das Erleben unterschiedlicher Situationen geprägt.
Fragen
Vorbilder
Ziel
Die Jugendlichen sollen sich bewusst werden, dass die eigenen Eltern automatisch auch Vorbilder für das eigene Verhalten sind. Deshalb sollen sie außerdem die Eltern als Vorbilder hinterfragen.
Hintergrund
„Du bist die beste Mama / der beste Papa der Welt.“ Diese Worte hört man nicht selten aus Kindermündern. Es macht deutlich, dass die eigenen Eltern als Vorbilder angesehen werden. Diese Vorbildfunktion kann genutzt werden, um die Kinder positiv zu prägen. Doch nicht immer alle Verhaltensweisen sind auch vorbildlich. Die Kinder sind jedoch nicht in der Lage, dies zu unterscheiden.
Um ein Verständnis dafür zu entwickeln, eignet sich hier ein persönliches Beispiel.
Fragen
Vaterfigur – Gott
Ziel
Die Jugendlichen werden herausgefordert, die eigene Vaterfigur zu reflektieren.
Hintergrund
Gott gebraucht selber ein Bild, um seine Beziehung zu den Menschen zu beschreiben. Dazu gebraucht er das Bild der Vater-Kind-Beziehung. Dies hat zur Folge, dass wir Verhaltensweisen unseres eigenen Vaters automatisch auf Gott übertragen. Wir können gar nicht anders. Die Beziehung zu unserem Vater im Himmel ist automatisch geprägt von der Beziehung zu unserem leiblichen Vater.
Fragen
Ablösung
Ziel
Die Jugendlichen reflektieren ihre Eigenständigkeit.
Hintergrund
Die Ablösung von den Eltern findet in der Pubertät statt. Diese ist notwendig, um zu einer eigenen, reifen und entscheidungsfähigen Persönlichkeit zu werden.
Fragen
Stell dir vor, deine Eltern fahren in den Urlaub?
In dieser Zeit verlierst du deine Busfahrkarte.
Eltern verstehen
Ziel
Die Jugendlichen entwickeln ein Verständnis für das Verhalten ihrer Eltern.
Hintergrund
Gerade in der Pubertät geraten die Eltern und Kinder schon mal aneinander. Unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen prägen die Diskussionen. Die Jugendlichen sollen daher lernen, Verständnis für ihre Eltern zu entwickeln, um Streitigkeiten zu vermeiden.
Fragen
Abschließende Gedanken
Zunächst wird eine Frage gestellt, die nicht in der Gruppe beantwortet werden muss:
Auch wenn deine Eltern es dir manchmal nicht zeigen (können), oder du ihre Zeichen nicht verstehst: Gehe davon aus, dass deine dich Eltern lieben! Diese Gewissheit ist grundlegend für die Beziehung zu ihnen.
Praktische Tipps
Hier sind ein paar praktische Tipps für den Umgang mit deinen Eltern:
- Äußere deine Meinung!
- Signalisiere ihnen, wenn du etwas nicht verstehst!
- Versuch dich in sie hineinzuversetzen!
- Setze immer ihre Liebe zu dir voraus!
- Frage deine Eltern, wie es ihnen geht!
Epheser 6,1-4
- Gott gibt das Gebot, die Eltern zu lieben. Sei dir bewusst, dass Gebote Gottes immer zum Leben führen und gut für dich sind.
- Das Gebot enthält eine Verheißung. Die Beziehung zu deinen Eltern wird Auswirkungen auf dein ganzes Leben haben.
- Wie „ehre“ ich meine Eltern? Entwickle Verständnis für sie. Frage nach ihren Bedürfnissen und äußere Dankbarkeit.
- Sei dir bewusst: Sie haben den Auftrag Gottes dich zu erziehen.