Dein Leiterschafts-Typ
Drei Führungsstile für Gruppenleiter. Teste dich selber und lerne dich als Leiter und deinen Stil kennen.
Jeder Gruppenleiter wird einen eigenen Führungsstil anwenden. Es gibt jedoch drei Arten von Führungsstilen, die jeweils einige Eigenschaften, Vor- und Nachteile aufweisen. Der jeweilige Führungsstil, wird von der Person des Leiters, der Gruppe (Alter, Zusammensetzung und Dauer des Bestehens der Gruppe) und dem jeweiligen Programm bestimmt sein.
Autoritärer Führungsstil
Vorteile
→ gute Kontrolle, Übersicht
→ ungestörtes Programm
→ Gesetze: Jugendschutzgesetz
→ keine langen Diskussionen
→ Teilnehmer wissen, was sie zu tun haben
→ Feste Regeln geben Sicherheit
→ Disziplin
→ Ruhe in der Gruppe
Nachteile
→ Trotzreaktion
→ keine Entwicklung freier Meinung
→ Lustlosigkeit
→ weniger Eigeninitiative (Ängste, Hass auf Teamer)
→ kein Vertrauen
→ weniger oder kein Selbstbewusstsein
→ Hierarchie wird gefördert
→ Gruppeninteresse wird unterdrückt
→ Gruppen sind steif
→ Rivalität der Gruppenmitglieder
→ Kritikfähigkeit wird unterdrückt
→ Die Eigenverantwortung des Gruppenmitgliedes wird durch die Autorität des Leiters geschwächt
→ Talente werden nicht erkannt und folglich nicht gefördert
→ Aus Angst wird Aggression, daraus Gewalt
→ Gruppenzwang
Demokratischer Führungsstil
Vorteile
→ Eigenständigkeit
→ Kompromisse werden geschlossen
→ motivierend
→ Abwechslungsreiche Ideen
→ Vertrauen zum Teamer
→ Gemeinwohl wird verstärkt
→ Verbote werden eingesehen
→ Das Verständnis für die meisten Probleme ist vorhanden
→ Die Möglichkeit zum kreativen Entfalten ist gegeben
→ Meinungsfreiheit
→ Gleichberechtigung
→ Möglichkeit zur Eingliederung von Außenseitern
Nachteile
→ Zeitaufwendig für den Gruppenleiter
→ schwierig für den Gruppenleiter
→ sehr altersabhängig
→ keine „optimalen“ Lösungen
→ die vielen Diskussionen können langweilig werden
Laissez-fairer Führungsstil
Vorteile
→ Entscheidungsfreiheit
→ Entlastung des Teamers
→ manchmal: Selbstständigkeit
→ Der Gruppenleiter benötigt kaum Vorbereitungszeit
→ Es sind größere Freiheiten vorhanden
→ eigenes soziales Gefüge
→ Unbeliebtheit des Leiters gering
Nachteile
→ Es wird versucht, die Grenzen zu übergehen
→ Unzufriedene Minderheiten
→ Toleranz zwischen den Teilnehmern zerstört
→ Missbrauch von Gesetzen
→ Teamer wird nicht mehr ernst genommen
→ Keine Verantwortung
→ Schwächere bleiben auf der Strecke
→ Resignation
→ Keine Eigeninitiative
→ Kein „Wir“-Gefühl
→ Kein Zusammenhalt der Gruppe
→ Hohe Gefahr der Verletzung der Aufsichtspflicht
→ Aufspaltung der Gruppe
→ Außenseiter bilden sich
Bei der Auswahl der drei Führungsstile sollte der anzustrebende Führungsstil der partnerschaftlich-demokratische Führungsstil sein. Hier wird dem Jugendlichen die größtmögliche Mitsprache gegeben, ohne dass er allein gelassen wird. Nachvollziehbare Regelungen und Entscheidungen werden begründet und besprochen. Jeder, Gruppenmitglied und Gruppenleiter, ist für das Gelingen mitverantwortlich. In kleinen Schritten lernen die Jugendlichen sich demokratisch, partnerschaftlich und sozial zu verhalten. Probleme auf dem Wege werden gemeinsam besprochen, Fehler zugegeben und korrigiert. Gemeinsam ist man unterwegs zum Ziel.
Der autoritäre Führungsstil lässt dem Jugendlichen keine Wahl. So nach dem Motto „Friss oder stirb“ gibt es keine Diskussionen oder eine Chance auf Mitbestimmung. Es gibt zwar Situationen, da ist dieser Führungsstil notwendig. Dies wird in Gefahrensituationen sein, beispielsweise bei einer Wanderung im Gebirge und ein drohender Wetterumsturz steht bevor. Hier muss der Gruppenleiter gegebenenfalls gegen die Gruppe entscheiden um Gefahren abzuwehren.
Der laissez-faire Führungsstil ist der Führungsstil, der die Jugendlichen sich selbst überlässt. Eigentlich ist ein Gruppenleiter überflüssig. Allerhöchstens besitzt der Gruppenleiter noch einen Schlüssel zum Aufschließen des Gruppenraumes und eine gewisse „Alibifunktion“, was die Aufsichtspflicht betrifft. Ein Programm gibt es nicht, was gemacht wird bestimmen die Jugendlichen selbst, meist spontan. Der Jugendleiter agiert nicht – er reagiert nur. Die Jugendlichen sollen aus eigener Erfahrung lernen, ohne jegliche Einmischung von einer Leitungs- oder Autoritätsperson. Dieser Führungsstil wird bei Gruppen, die eine gewisse Selbstständigkeit und Verantwortungsgefühl füreinander erreicht haben, eventuell funktionieren. Ansonsten wird diesem Führungsstil kein langfristiger Erfolg beschieden. Denn Jugendliche suchen nach Orientierung, nach Partnern und nach Halt. Ein völlig unbeteiligter Jugendleiter, den nichts kümmert, von dem nicht positive wie negative Kritik rüberkommt, ist nicht der Halt und der Orientierungspunkt, den die Jugendlichen suchen.
Man sollte sich einen Führungsstil anlegen, der zu einem passt. Sei ein Original und keine Kopie. Mein Führungsstil wird von meiner Persönlichkeit (Ich als Mensch), der momentanen Situation (die der Gruppe) und der Aufgabenstellung (das jeweilige Programm) bestimmt. Man muss versuchen alle drei Einflussfaktoren (Ich – Das Programm – Die Gruppe) zusammenzuhalten und im Auge behalten.
Welcher Führungsstil sich nun bewährt hat, ist erst im Nachhinein feststellbar am Zustandekommen eines bestimmten Ergebnisses im Gruppenprozess und des erreichten Gruppenzieles an sich.
Quelle: Materialsammlung zur Jugendarbeit zusammengestellt von Hans Hirling.R www.praxisjugendarbeit.de
Mit freundliche Genehmigung.