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Prokrastination

Das Phänomen Prokrastination

Jeder Deutsche tut es – wahrscheinlich sogar mehrmals wöchentlich – vielleicht sogar täglich. Laut einer Umfragestatistik bei „Statista 2019“ ist es von …

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6. Januar 2020
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4 min

Jeder Deutsche tut es – wahrscheinlich sogar mehrmals wöchentlich – vielleicht sogar täglich. Laut einer Umfragestatistik bei „Statista 2019“ ist es von 26% der Deutschen die schlechteste Angewohnheit. Sogar die Angewohnheiten kein Sport zu treiben (21%) oder zu rauchen (20%) bezeichnen weniger Menschen als ihre schlechteste Angewohnheit! Die Rede ist von Prokrastination. Offenbar der größte Laster von uns westlich geprägten Menschen. Aber was ist Prokrastination überhaupt und warum tun es so viele junge Menschen?!

 

Was ist Prokrastination?

Der Begriff kommt aus dem lateinischen und stammt vom Wort „procrastiare“ ab, was so viel wie „vertagen“ bedeutet. Es setzt sich aus den 2 Wörtern „pro = für“ und „crastinum = morgen“ zusammen, bedeutet also „für morgen“. Im Prinzip der Zungenbrecher für „was du heute kannst besorgen, verschiebe doch auf morgen“.

Praktisch bezeichnet es also ein Verhalten, bei dem Aufgaben, trotz vorhandener Zeit und Gelegenheit aus verschiedenen Gründen aufgeschoben werden. Alternativ beschäftigt man sich sich mit angenehmeren Tätigkeiten oder „netflixt“, wie der Durchschnittsstudent es regelmäßig tut. 😉 Was sich nach einem Klischee anhört, hat einen Grund. Besonders Personengruppen die selbstbestimmt arbeiten  müssen (Studenten) neigen eher dazu Dinge aufzuschieben, da sie über weite Strecken keine Leistungsnachweise vorbringen müssen… Das funktioniert oft bis 1 Woche vor dem Tag X. Die Frist für die Hausarbeit oder der Präsentation! Ein Gedanke wie „Mist, hätte ich doch mal eher angefangen“ ist dabei meistens die Folge. Das schlechte Gewissen plagt dich! Falls du dich mit diesen Gedanken etwas identifizieren kannst, glückwunsch, du gehörst wie ich zu den Menschen, die schon einmal Opfer einer erfolgreichen Prokrastination geworden sind. Aber warum tun wir das, obwohl wir genau wissen, dass es nicht so klug ist?

Warum prokrastinieren wir?

Es gibt viele Unterschiedliche Gründe, warum junge Menschen Aufgaben lieber verschieben. Einige davon sind banal, manche sehr tiefgreifend und oft gar nicht sofort erkennbar. 

Fehlende Lust und Faulheit

Als ich in der Schule war hatte ich eine blöde Angewohnheit, die viele Jungendliche wahrscheinlich kennen. Ich hatte keine Lust auf die Hausaufgaben – also habe ich sie entweder erst 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn schnell erledigt (abgeschrieben *hust* 😉 ) oder einfach gar nicht mehr gemacht. Wenn ich Glück hatte, wurden die Aufgaben nicht kontrolliert… naja ich hatte nicht so oft Glück. Was ich heute weiß? Hätte ich meine Hausaufgaben nicht immer aufgeschoben, wäre hinterher einiges leichter gewesen. Der Grund für diese Prokrastination war schlicht fehlende Lust und Faulheit. 

Reiz -und Angebotsüberflutung

Eines der größten Probleme für unsere Gesellschaft und einer der häufigsten Gründe für Prokrastination ist die hohe Ablenkungsrate.
Reiz -und AngebotsüberflutungIn dieser unglaublichen Reiz -und Angebotsüberflutung ist es, nicht nur für Jugendliche, unglaublich schwer, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Ängste

Doch nicht immer ist der Grund für das Aufschieben von Aufgaben so einfach erklärt. Manchmal stecken tiefe Ängste in  jungen Menschen, weshalb sie lieber andere Dinge tun, als sich mit dem Wesentlichen zu beschäftigen. Das unangenehme Gespräch mit den Eltern über die 5 in Mathe oder das Bewerben für die Ausbildungsstelle sind klassische Situationen, die Ängste hervorrufen können. Was ist, wenn meine Eltern sauer sind? Bei der letzten 5 sind sie schon so ausgerastet , wie wird es diesmal sein? Was ist, wenn ich eine Absage bei meiner Bewerbung bekomme? Werde ich überhaupt einen Job finden? Was ist, wenn ich einmal meine Familie nicht ernähren kann? Das alles sind Gedanken junger Menschen und ich weiß, dass ich genau die selben Ängste hatte. Die Angst vor dem Versagen. Also was ist da die Lösung? Ich schreibe am besten keine Bewerbung, weil ich dann auch keine Absage bekommen kann. Klingt doch verrückt, aber genau so etwas geht in den Köpfen deiner Jugendlichen vor. Es sind Ängste, die für die Teens real sind und auf jedem fall ernstgenommen werden sollten. Unüberlegte Floskeln wie „Jetzt sieh doch mal zu, dass du dich bewirbst, bald ist es zu spät“ können sehr kontraproduktiv sein und üben zusätzlichen Druck aus.

Überforderung

Ein weiterer Grund für Prokrastination ist die Tatsache, nicht zu wissen, wo man anfangen soll. Wo fange ich an, ein Zimmer aufzuräumen, das vollkommen im Chaos versinkt? Was lerne ich als erstes, bei dem vielen Stoff, den ich können muss? Wie soll ich das unangenehme Gespräch mit meinem Freund anfangen, mit dem ich mich gestritten habe? Antwort auf diese Fragen ist häufig Resignation. Aufgeben, bevor man überhaupt angefangen hat. So simpel wie es klingt, so erschreckend ist die Tatsache, dass wir verlernt haben uns Herausforderungen zu stellen.

Lieber gehen wir allen Herausforderungen aus dem Weg, da es irgendwie angenehmer ist.

Darüber hinaus gibt es bestimmt noch viele weitere Gründe, warum wir Aufgaben aufschieben, aber die Frage ist doch: Was machen wir jetzt damit?

Was folgt daraus?

Eigentlich wünscht sich niemand, seine Zeit zu verschwenden oder? Jeder möchte diese Zeit hier auf der Erde doch bestmöglich nutzen. Und auch Gott fordert uns in seinem Wort dazu auf, wenn er in Epheser 5,16 schreiben lässt:

„Macht den bestmöglichen Gebrauch von eurer Zeit, gerade weil wir in einer schlimmen Zeit leben.“
Wie also können wir unsere Jugendlichen motivieren, ihre Zeit bestmöglich zu nutzen und nicht immer wieder Opfer der Prokrastination zu werden?

Zum einen sollten wir ein Bild davon schaffen, wie Gott zu diesem Thema steht, da er für all unser Handeln der Maßstab sein sollte. Zum anderen können praktische Tips und Tools helfen, die aufzeigen wie man seine Zeit effektiver nutzen kann. (Dazu kann in Folgeartikeln mehr erfahren werden.) Dennoch ist es wichtig als Jugendleiter zu verstehen, dass nicht nur banale Dinge, wie Faulheit, Reizüberflutung o.ä Ursache für das Aufschieben von Aufgaben sein können. Ängste vor Versagen oder nicht zu meisternden Herausforderungen beschäftigen mindestens genauso viele Jugendliche, weshalb es wichtig ist sensibel über diese Dinge zu sprechen um herauszufinden, welche Ursache beim Einzelnen vorliegt um passende Hilfeleistung anbieten zu können.