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Altes Testament

Das christliche Horoskop

Bibelverse aus dem Alten Testament werden oft als Geburtstagsverse oder Segenssprüche gelesen. Dabei werden sie nicht selten aus dem Zusammenhang gerissen und vermitteln somit ein falsche Aussage.

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4. Januar 2016
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3 min

Bibelverse aus dem Alten Testament werden oft als Geburtstagsverse oder Segenssprüche gelesen. Dabei werden sie nicht selten aus dem Zusammenhang gerissen und vermitteln somit eine falsche Aussage.

Dies soll an den folgenden Versen aus Psalm 1 verdeutlicht werden.

Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut, gelingt ihm.Psalm 1,1-3

„… alles was er tut gelingt ihm“

Bist du auch jemand von denen, die diesen Vers schon einmal zum Geburtstag auf eine Karte geschrieben bekommen haben? Was für eine Zusage?!

Alles, was du tun wirst, wird dir gelingen – natürlich nur dann, wenn du dem Rat der Gottlosen nicht folgst, den Weg der Sünder nicht betrittst und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern deine Lust hast am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnst Tag und Nacht. Doch diese Einschränkung lässt man lieber weg. Zum Geburtstag hört sich das nicht so gut an.

Alles, was du tun wirst, wird dir gelingen – du wirst Erfolg in der Schule und auf dem Arbeitsplatz haben. Die Erziehung deiner Kinder läuft ohne Probleme und auch dein Erspartes wirst du richtig anlegen. Du triffst die richtige Entscheidung bei deinem Autokauf und auch im Fußballverein wirst du einer der Besten sein, denn alles was du tust, wird dir gelingen.

Warum es nicht so einfach ist

In meiner Bibel endet ein Seite vor diesem Psalm eine Geschichte von einem Menschen, der nicht folgte dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betrat und nicht im Kreis der Spötter saß, sondern seine Lust hatte am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnte Tag und Nacht! Doch diesem Mann gelang nicht alles, was er tat. Im Gegenteil: Alles, was er hatte, wurde von ihm genommen. Der Mann in der Geschichte heißt Hiob. Er ist ein Beispiel von einem gottesfürchtigen Menschen und dennoch erlebte er Schmerz, Verlust und Zweifel.

Der richtige Umgang mit alttestamentlichen Texten

Im Alten Testament findet sich nicht selten der Tun-Ergehen Zusammenhang. Dem Gottesfürchtigen geht es gut, will er richtig gehandelt hat. Dem Gottlosen geht es nicht gut, weil er falsch gehandelt hat. Der Gottesfürchtige wird gesegnet, der Gottlose hingegen wird verflucht.

Grundsätzlich lässt sich dieses Handeln auch im Alten Testament erkennen. Allerdings ist es kein automatisiertes Handeln. Der Gottesfürchtige wird nicht automatisch mit Reichtum gesegnet und dem Gottlosen ergeht es auch nicht immer schlecht. Einige Psalmen reden sogar davon, dass gerade der Gottlose wegen seinem Wohlergehen beneidet wird (Psalm 73,3).

Hinter den alttestamentlichen Versen steckt das Verständnis, dass Gottes Gebote gut sind. Wer seinen Geboten folgt, stillt nicht einfach den Willen eines willkürlichen Gottes, sondern erlebt die positiven Auswirkungen auf sein Leben. Diese positiven Auswirkungen werden als Segen Gottes wahrgenommen.

Auf den Kontext kommt es an

Alttestamentliche Verse dürfen nicht aus ihrem Kontext herausgerissen werden, sondern müssen mit dem Verständnis der damaligen Leser verstanden werden. Im Kontext des einzelnen Verses lässt sich das Verständnis herausfinden. Dieses Verständnis ist so viel mehr wert als ein Bibelvers, der als momentane Ermutigung ein falsches Verständnis von der Schrift vermittelt.