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Abwanderung

Da waren’s nur noch…

Unsere Erfahrungen mit der Situation, dass Mitarbeiter gehen und neue gewonnen werden müssen.

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21. Juni 2013
schedule
4 min

Ich habe in meiner Arbeit als Jugendleiter häufig erlebt, dass Jugendliche nach der schulischen Ausbildung wegziehen. Für sie fängt ein neuer Lebensabschnitt an und dieser ist häufig mit einem Ortswechsel verbunden. Zurück bleibt ein unterbesetztes Mitarbeiterteam. Diese Situation fordert uns immer wieder neu heraus. Denn wie kann man eine qualitative Arbeit mit etwa 25 Teilnehmern gewährleisten, wenn man nach den Sommerferien nur noch mit der Hälfte der Mitarbeiter rechnen kann?

Leider kann ich kein Rezept bieten, das diesen Missstand behebt. Jedoch sind mir aus meiner Erfahrung heraus einige Punkte diesbezüglich wichtig geworden:

Sich der Situation bewusst sein

Wachsende, aber auch schrumpfende Städte haben eine unmittelbare Auswirkung auf die örtliche Gemeindearbeit. In Thüringen beispielsweise werden in den nächsten Jahren nur die Universitätsstädte signifikant wachsen. Damit ergeben sich differenzierte Konzepte für die Jugendarbeit (und allgemein für den Gemeindebau). Während eine Gemeinde in einer Universitätsstadt im Allgemeinen Zulauf hat und wächst, verliert eine Gemeinde in einer anderen Stadt Mitarbeiter und Jugendliche. Während eine Gemeinde in einer Universitätsstadt im Allgemeinen Zulauf hat und wächst, verliert eine Gemeinde in einer anderen Stadt Mitarbeiter und Jugendliche. Einige Gemeinden müssen damit umgehen, dass neue Mitarbeiter hinzukommen, integriert und angeleitet werden wollen, aber nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung stehen. Andere Gemeinden müssen versuchen auf den Mitarbeiterwegzug rechtzeitig zu reagieren, um ihn bestmöglich abfedern zu können. Sie stehen häufig vor dem Problem: viele Teilnehmer, aber zu wenig Mitarbeiter.

In unserer Arbeit gab es Situationen, in denen wir keine Kinder mehr einladen konnten, weil schon zu viele unsere Veranstaltungen besuchten. Wir kamen uns vor wie ein Schwamm, der nur eine bestimmte Wassermenge aufnehmen kann. Wichtig ist es, sich der Situation bewusst zu sein, dass Mitarbeiter aus beruflichen Gründen weggehen müssen. Dann ist es möglich, dem frühzeitig zu entgegnen:

  • Ein Ansatzpunkt ist, dass bestimmte Aufgaben von Personen wahrgenommen werden, die nicht so schnell die Gemeinde verlassen. Beispielsweise engagieren sich in unserem Technikteam nicht nur Jugendliche, sondern auch Teenager und ältere Erwachsene.
  • Ein zweiter Punkt in der Jugendarbeit ist, den Jugendlichen eine Vision zu vermitteln, wie Gemeinde als lebendige Gemeinschaft aussehen kann, ohne ihnen dabei eine bestimmte Denomination vorzuschreiben. Diese Vision soll ihnen eine Orientierungshilfe sein, um in einer fremden Stadt eine neue Gemeinde zu finden.
  • Als Gemeinde kann man zusätzlich in andere Altersgruppen investieren. Meines Erachtens bietet sich die Arbeit mit jungen Familien an. Die Wahrscheinlichkeit, dass junge Familien mit sicherem Arbeitsplatz umziehen, ist geringer als bei Jugendlichen, die ihre schulische Laufbahn beenden.

Mitarbeiter herausfordern

In einer Arbeit, in der perspektivisch Mitarbeiter gehen, ist es unerlässlich nach neuen Ausschau zu halten. Die Suche gestaltet sich häufig schwierig. Der neue Mitstreiter soll einerseits mit seinen Begabungen das Mitarbeiterteam ergänzen und andererseits durch die Jugendarbeit keine geistliche Überforderung, sondern eine Herausforderung erfahren. Aufgrund des Mitarbeitermangels haben wir eine Kooperationsarbeit mit einer anderen Gemeinde begonnen. Wer heute noch Teilnehmer ist, könnte morgen schon ein Mitarbeiter sein. Damit werden Kräfte gebündelt. Auch sollte man die Teilnehmer mit ihren Begabungen ernst nehmen und ihnen stückweise Verantwortung übertragen. Denn wer heute noch Teilnehmer ist, könnte morgen schon ein Mitarbeiter sein.

Co-Leiter ausbilden

Man darf dabei nicht stehenbleiben nur ein gut funktionierendes Mitarbeiterteam aufzubauen. Es ist wichtig einzelne Personen mit Leitungspotential besonders zu fördern.

Während meiner Examenszeit musste ich einige Gemeindeaufgaben zurückfahren. Diese Zeit war eine Chance für Co-Leiter sich auszuprobieren. Die potentiellen Leiter liefen zuvor im Windschatten. Irgendwann entwickelten sie sich nicht mehr weiter. Sie hatten nun die Möglichkeit sich zu bewähren. Darum ist es wichtig, dass Leiter ab einem bestimmten Zeitpunkt ihren Co-Leitern Freiräume ermöglichen. Am besten der alte Leiter geht. Wenn ein Leiter geht, soll keine Leere zurückbleiben, sondern eine Fülle entstehen! Die kann aber nur entstehen, wenn man vorher daran gearbeitet hat. Wenn ein Leiter geht, soll keine Leere zurückbleiben, sondern eine Fülle entstehen!

Von Konsumenten zu Produzenten

Das Konzept der Jugendarbeit sollte so ausgerichtet sein, dass Teilnehmer dazu motiviert werden, aus ihrer Konsumentenhaltung herauszutreten. So liegt die Arbeit nicht nur bei den Mitarbeitern. Außerdem entdeckt man Potential der Jugendlichen und bekommt einen Einblick, wer später als Mitarbeiter geeignet ist.

Gottes Mathematik ist anders

Als Mathematiker wäre es mir lieb, wenn ich alle Situation durchrechnen könnte. Das Leben und Gottes Pläne laufen aber anders ab.  Zwar sollen wir unsere Hausaufgaben machen, aber letztendlich rechnet Gott zusammen. Ich hatte mir ein Konzept überlegt. Über zwei Jahre hatte ich besonders in zwei Mitarbeiter investiert, bei denen ich Leitungspotential sah.  Zwar sollen wir unsere Hausaufgaben machen, aber letztendlich rechnet Gott zusammen. Während dieser Zeit haben sie zunehmend Verantwortung übernommen. Das Ziel war es, dass sie die Arbeit tragen und ich mich allmählich zurückziehen kann. Dann kam alles anders: die zwei Co-Leiter und ich mussten berufsbedingt umziehen. Zurück blieben vier Mitarbeiter, von denen drei kurz vor ihrem Abitur standen. Für diese Situation hatte ich keinen Plan gemacht. Gott führte auch in diesem Moment und baute seine Gemeinde, denn er begabt und befähigt Menschen. Ein Mitarbeiter, bei dem ich es zuvor nicht gedacht hätte, nahm nun die Leitungsaufgaben in die Hand. Höchstwahrscheinlich hätte er sich nie so entfalten können, wäre er nicht in dieser Notsituation aktiv geworden.