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Methoden

Bibelarbeit – und keiner schläft ein!

Wie man biblische Inhalte nachhaltig kommuniziert

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9. November 2015
schedule
4 min

Eine Mutter fragt ihren 15-jährigen Sohn: „Na, was habt ihr denn gestern Abend in der Jugendstunde gemacht?“ Der Junge antwortet: „Wir haben in der Bibel gelesen. Der Leiter hat uns viel erzählt.“ Die Mutter will wissen, über was die Jugendstunde ging. Die Antwort des Jungen: „Sie ging über 11/2 Stunden!“ Die Mutter: „Und was hast du dir behalten?“ Er sagt: „Dass es ziemlich langweilig war!“

Dieses Beispiel ist zwar frei erfunden, aber es gibt viele Jugendgruppen, in denen sich Vergleichbares zuträgt. Durch folgende Schwierigkeiten kommt es zu solch negativen Ergebnissen:

  • Eine zu hohe Informationsdichte
  • Eine schwerpunktmäßig theoretische Vermittlungsebene
  • Bei den Teenies gibt es eine altersbedingte Schwäche für abstraktes Denken.
  • Immer mehr Teenager haben soziologisch bedingte Lernschwächen.

Was ergibt sich daraus? Die Gestaltung der Gruppenstunde und die Weitergabe der Bibelarbeiten muss sich ändern. Es nutzt nichts, über schlechtere Bedingungen im Vergleich zu früher zu lamentieren. Aus diesen Gründen ergibt sich die Notwendigkeit für eine erlebnisorientierte bzw. erlebnisunterstützte Gestaltung der Teenagerarbeit.

Durch das Erlebnis unterstütztes Lernen

Unser Ziel ist es, dass bei der Bibelarbeit etwas hängen bleibt, das zur Verhaltensveränderung führt. Dafür ist Folgendes notwendig:

+ Förderung der Motivation

+ Förderung der Konzentration

+ Förderung der Merkfähigkeit

+ Förderung des Sich-Selbst-Erkennens

––––––––––––––––––––––––––––––

= Verbesserung des Lernerfolges

Lernen durch Anschauung

Wer etwas Interessantes erlebt, der behält es sich. So z. B. bei folgender Begebenheit: In verschiedenen Jugendgruppen führte ich eine Bibelarbeit zum Thema „Stille Zeit“ durch. Zur Veranschaulichung dessen, was ich sagen wollte, benutzte ich einen echten Teller und Besteck, ein echtes Schnitzel und Nudelsalat und begann zu essen. Anhand der verschiedenen Gänge einer normalen Mahlzeit erklärte ich nun, was eigentlich Stille Zeit ist, nämlich unsere geistliche Mahlzeit, und wie sie funktioniert. Monate danach werde ich von Jugendlichen immer noch auf diese Bibelarbeit angesprochen. Sie sprechen mich auf die Veranschaulichung mit der Mahlzeit an, meinen aber in Wirklichkeit das, was ich ihnen über „Stille Zeit“ verdeutlicht habe.

Lernen durch Erfahrung

Es gibt viele verschiedene Formen etwas zu erleben. Nehmen wir z. B. den „Eselsohrenwettlauf“: Einer mit verbundenen Augen muss in einer bestimmten Zeit eine abgesteckte Strecke zurücklegen, die mit Hindernissen versehen ist. Ein zweiter Spieler ist ihm behilflich. Er leitet ihn, indem er an seinen Ohren zieht. Das ist in der Weise eine Erfahrung, die der „Blinde“ an sich selbst wahrnimmt. Das Ganze lässt sich anschließend in einer Bibelarbeit zum Thema „Abhängigkeit von Gottes Führung“ gut anwenden.

Lernen durch Erlebnisse

Eine andere Form des Erlebnisses ist es, etwas zu tun. Eine Jugendgruppe teilte sich an einem „Do-it-Abend“ in Gruppen zu je 4–5 Personen ein und besuchte die alten Geschwister der Gemeinde. Zur Vorbereitung musste jede Gruppe selbst eine kleine Überraschung basteln, die sie verschenken wollten. Der Besuch lief schließlich so ab, dass man bei den alten Leuten 1–2 Lieder sang, ihnen die Geschenke überreichte und noch einen Losungsvers für sie las. Ergebnis dieser Aktion war, dass die Jugendlichen stark von der Erfahrung beeindruckt waren, wie viel Freude dieser kleine Dienst bei den alten Leuten auslöste. Leute, mit denen sie vorher noch nie geredet hatten, erzählten ihnen von ihren eigenen Jugenderlebnissen und man hatte manchen Grund miteinander zu schmunzeln und zu lachen. Ein solcher „Do-it-Abend“ lässt sich in einer Bibelarbeit gut mit geeigneten Bibelstellen (aus einer erstaunlichen Fülle neutestamentlicher Texte) in Verbindung bringen, die „gute Werke“ zum Inhalt haben. Das Gespräch mit den Jugendlichen über diese Thematik wird stark von den Erlebnissen geprägt sein, die sie bei den Besuchen gemacht haben.

Lernen durch Anregung der Vorstellungskraft

Eine einfache Form, etwas zu erleben ist, sich etwas vorzustellen. Z. B. gebe ich einen fiktiven Brief in die Gruppe hinein. Ein junges Mädchen beschreibt darin Beziehungskonflikte in ihrer Jugendgruppe. Sie richtet diesen Brief an ihre Freundin. Die Bibelarbeit verläuft nun so, dass man sich in kleinen Gruppen zu je 3–4 Leuten darüber Gedanken macht, was man der Schreiberin antworten könnte. Ein kurzer Antwortbrief soll verfasst werden. Diese Veranschaulichung geschieht nur in Gedanken und doch erleben die Gruppenteilnehmer eine Situation, wo sie gefordert sind, Lösungen für den fiktiven Konflikt vorzuschlagen. Die Bibelarbeit oder das Thema dieser Gruppenstunde könnte heißen: „Gemeinschaft braucht Pflege!“

Lernen durch Kombination von Kopf- und Erfahrungs-Lernebene

Was also ist ein Erlebnis im Rahmen der Bibelarbeit wert? Sehr viel! Der gewünschte Lernvorhang findet nämlich nicht nur auf der Kopf-Lernebene statt, sondern wird unterstützt durch die Erfahrungs-Lernebene. Das erhöht in jedem Fall die Merkfähigkeit. Durch das Mitwirken des Heiligen Geistes kann es bei dem Einzelnen zu einer echten Einsicht über sich selbst kommen und schließlich zu einer Verhaltensveränderung.

Unterschiedliche Ansätze in der Teenyarbeit

Fachwissenschaftlich gehört sowohl die erlebnisorientierte als auch die erlebnisunterstützte Vermittlung zum Bereich der Erlebnispädagogik. Es handelt sich um ganzheitliche Formen des Lernens. In der Praxis beschreiben die beiden Begriffe zwei unterschiedliche Ansätze von Teenagerarbeit.

Weiterentwicklung der Jungschararbeit

Erlebnisorientierte Vermittlung in der Teenagerarbeit ist eine konsequente Weiterentwicklung der Jungschararbeit. Meist endet das Jungscharalter bei 12 Jahren und es folgt ab 13 Jahren der Teenagerkreis. Die Teenies werden entsprechend ihrer psychologischen Entwicklung nicht mehr als Kinder behandelt, sondern als junge Menschen, die erwachsen werden wollen. Dennoch spielt das Erlebniselement bei der Vermittlung biblischer Themen eine große Rolle (gewisse Ähnlichkeiten zur Jungschar).

Anpassung des klassischen Jugendstundenkonzeptes

Erlebnisunterstützte Vermittlung in der Teenagerarbeit ist eine Anpassung im Rahmen des klassischen Jugendstundenkonzeptes. Der Eintritt in die Jugendstunde findet meist im Alter von 14-16 Jahren statt, da es in vielen Gemeinden bisher keinen Teenykreis gibt. Hauptgestaltungselement der Jugendstunde ist die theoretische Vermittlung in Form der Bibelarbeit. Um Merk- und Konzentrationsproblemen entgegenzutreten, erweitert man die klassische Bibelarbeit zur erlebnisunterstützten Bibelarbeit, d. h. an bestimmten Stellen werden Veranschaulichungselemente integriert, die aber nicht zum Hauptgestaltungselement werden.

Abgrenzung von erlebnisorientierter und erlebnisunterstützter Vermittlung

Wir grenzen erlebnisorientierte von erlebnisunterstützter Vermittlung wie folgt ab:

Erlebnisorientiert = Das Erlebnis nimmt den Hauptraum der Lerneinheit ein und wird durch Sensibilisierungs- und Reflexionsphasen (theoretischer Teil) gesichert.

Erlebnisunterstützt = Die theoretische Vermittlung des Stoffes steht im Vordergrund, sie wird jedoch durch ein Erlebniselement unterstützt.