Anders sein, aber ohne komisch!
Was bedeutet es heilig zu leben und wie kann mir das heute gelingen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich diese Bibelarbeit.
Überblick
In einer Welt, die so gar nicht christlich ist, fordert uns Petrus heraus, heilig zu leben.
Aber wie geht das eigentlich?
Petrus erinnert uns daran, dass heilig zu leben bedeutet, so wie Jesus zu leben. Und er erinnert uns daran, dass heilig zu leben nur durch seine Kraft wirklich klappen kann.
Ziel
Jesus stellt seine Nachfolger in eine Welt, die immer weniger nach seine Werten und Vorstellungen lebt. In dieser Welt sind wir dazu berufen, heilig zu leben. Heilig zu leben heißt dabei aber nicht, abgesondert und „weltfremd“ zu werden, sondern so, wie Jesus zu leben und tief verwurzelt im Evangelium zu sein.
Einstieg
a) Frage an die Gruppe: Wo oder wann hast du dich zum letzten Mal richtig fremd gefühlt? Beispiele sammeln: Urlaub; in einem zu schicken Restaurant; weit weg von zuhause; unter Menschen, die ich nicht kenne; …
Alternativ:
b) Frage an die Gruppe: Was sticht ein Mensch für dich richtig heraus? Was muss er/sie tun oder sagen, damit er/sie einen Unterschied macht? Hast du Beispielefür solche Menschen?
Alternativ:
c) Bilder davon zeigen, wie Christen im 21.Jahrhundert leben können. Dabei wichtig: Zwei Extreme aufzeigen von Christen, die sich komplett von der Welt abtrennen (z.B. Amische in den USA) und Christen, die genauso leben, wie die Welt – Frage an die Gruppe: Welchen Weg findet ihr sinnvoller und welchen Weg würdet ihr eher gehen?
Erarbeitung und Anwendung
1. Zuhause in einer fremden Welt
Um ein bisschen besser zu verstehen, was uns Petrus in diesem Text sagen will, müssen wir uns anschauen, in welcher Situation die ersten Hörer seines Briefes waren. Petrus schreibt nicht an Menschen, die ganz entspannt ihr Christ-Sein gelebt haben, sondern mega herausgefordert waren. Der Brief von Petrus ist in der Zeit der ersten großen Christenverfolgung geschrieben worden. Zu dieser Zeit ist die Bewegung, die mit Jesus gestartet ist, die erste Kirche, mehr und mehr gewachsen. Und je größer diese Kirche wurde, desto mehr Aufmerksamkeit hat sie auch gewonnen. Sobald es irgendwelche Probleme in der Stadt oder im Land gab, wurden dafür Schuldige gesucht und dabei fiel die Wahl sehr schnell auf die Christen. Die Christen, an die Petrus hier schreibt, wurden verantwortlich gemacht für wirtschaftliche Krisen, für Hunger und Not, eigentlich für alles Schlechte, was passiert ist. Die Menschen, die zu den kleinen Gemeinden gehörten, an die Petrus hier schreibt, waren soziale Außenseiter. Sie waren in der Gesellschaft unbeliebt, wurden benachteiligt und ausgegrenzt und hatten einen super schweren Stand. Jeden Tag mussten sie mit Gewalt gegen sich rechnen, sodass sie in ständigen Unsicherheiten lebten. Zu diesen äußeren Herausforderungen kam noch dazu, dass es auch innerlich super schwer gewesen sein muss, damals als Christ zu leben. Die Welt, in der diese Christen unterwegs waren, hatte ganz andere Werte als sie. Gewalt, Korruption, schlimme sexuelle Praktiken waren damals an der Tagesordnung. Einfach ganz viele Dinge, die nicht mit den Werten dieser Christen zusammengepasst haben. Jetzt kannst du sagen: „Gut, das war halt damals so, heute leben wir ja in einer Zeit der Religionsfreiheit, in der jeder das tun und glauben kann, was für ihn passt.“
Aber gibt es nicht auch in deinem und meinem Leben mit Jesus Momente, in denen wir merken: So wie ich mit Jesus lebe und so wie diese Welt mir sagt, dass ich leben soll; das passt nicht zusammen!
Kennst du solche Momente? Momente, in denen du dich als Jesus-Nachfolger richtig fremd in dieser Welt fühlst?
Beispiele dafür sammeln (im Plenum oder vorstellen):
- wenn du z.B. sagst, dass Sex nur in den Rahmen einer Ehe von Mann und Frau gehört
- wenn du auf deinen Vorteil verzichtest, obwohl es dir sogar Nachteile bringt
- wenn du nicht deinem Herz folgst, sondern auf das hörst, was Jesus sagt
- wenn du offen Menschen zum Glauben an Jesus einlädst, obwohl doch eigentlich jeder glauben darf, was er will
- wenn du merkst, dass das, was Jesus wichtig ist, auch dir wichtig ist, aber du scheinbar ganz alleine damit stehst
Wenn du mal schaust, wie Petrus in den Brief startet, dann siehst du, wie er seine Leser als „Fremde“ anspricht. Gott stellt diese Menschen in eine Welt hinein, in der sie fremd sind. Und so stellt er auch dich und mich in diese Welt, in der wir uns ganz schön fremd fühlen können. Aber obwohl sich das vielleicht oft echt doof anfühlt, fremd zu sein, eigentlich ist es ein gutes Zeichen. Denn:
Als Jesus-Nachfolger sind wir hier auf der Welt nicht zuhause! Wir sind Fremde auf dieser Welt.
Wenn du und ich merken, dass wir nicht so richtig reinpassen in diese Welt, dann gibt es irgendwie zwei große Optionen, wie wir damit umgehen können.
1) Option #1: Chamäleon (hier bspw. Bild zeigen oder sogar verkleiden)
Du kannst dich voll an diese Welt anpassen, sodass du möglichst nicht aufällst. Du kannst in deiner Schule, deinem Freundeskreis oder deinem Fußballverein unterwegs sein und keiner weiß davon, dass du eigentlich mit Jesus unterwegs bist. Du kannst in Gesprächen, in denen es um Glauben geht, einfach still dabei sein, dich zurückhalten, einfach um nicht aufzufallen oder anzuecken. Einfach eben wie ein Chamäleon, der nicht auffallen will.
2) Option #2: King-Kong (auch hier wieder Bild oder Verkleidung)
Die zweite Option ist irgendwie das Gegenteil davon. King-Kong ist so der Riesenaffe, der eine ganze Stadt in Aufruhr versetzt. Auch so kannst du Leben als Christ in dieser Welt. Du kannst in jede Diskussion starten und laut deine Meinung äußern. Du kannst auf Social-Media in hitzigen Diskussionen am Start sein, du kannst dich auf die Straße stellen, mit einem dicken Schild, damit Menschen etwas von Jesus mitbekommen. Du kannst deinen Glauben einfach laut, für alle sichtbar, aber auch ziemlich aufdringlich zeigen. Irgendwie sind beide Optionen nicht so das Wahre, weil wir ja zu einen unseren Glauben schon zeigen wollen, nicht wie ein Chamäleon, auf der anderen Seite aber auch nicht weird und aufdringlich sein möchten, wie King-Kong.
Wie geht das also?
Wie lebe ich als Christ in so einer Welt, die so gar nicht christlich ist oder immer weniger christlich wird? In einer Welt, in der es irgendwie egal ist, an was man glaubt, solange man damit niemand anderen in seiner Freiheit einschränkt oder radikal wird?
Petrus nimmt uns mit rein in eine dritte Option, die ein richtiger Game-Changer für Jesus-Nachfolger im 21.Jahrhundert ist.
2. Heilig und unverwechselbar leben
Petrus gibt uns erst ein paar Aufforderungen, wie so eine dritte Option für ein gutes Leben in der Fremde aussehen kann und dann fasst er diese Aufforderungen, in V.15 mit einem Satz zusammen:
V.15: Der, der euch berufen hat, ist heilig; darum sollt auch ihr ein durch und durch geheiligtes Leben führen.
Petrus fordert dich und mich heraus, heilig zu leben. Warum? Weil Gott heilig ist.
Vielleicht kennst du diese Redewendung „Wie der Vater, so der Sohn“ oder „Das liegt in der Familie.“ Wenn wir zu Gott gehören, wenn wir an Jesus glauben, dann sind wir Teil von Gottes Familie. Und weil wir eben ein Teil seiner Familie sind, soll unser Leben zeigen, dass wir zu Gott gehören. Gott ist heilig, deshalb sollen wir auch heilig leben.
Aber was heißt eigentlich, heilig zu leben?
Fragen in die Runde: Was glaubst du bedeutet es, heilig zu leben?
Es gibt ein super spannendes Zitat vom Theologen Michael Reeves, das uns weiterhilft, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Michael Reeves schreibt in einem seiner Bücher:
Echte Heiligkeit ist echte Christusähnlichkeit!
Nimm dir einen kurzen Moment, um darüber nachzudenken! Wenn wir daran denken, heilig zu sein oder heilig zu leben, dann denken wir schnell, an so etwas Abgesondertes oder sogar Zurückgezogenes. Dann denken wir schnell daran, dass wir uns nicht „beschmutzen“ mit der bösen Welt oder genau darauf zu achten, dass wir das Richtige tun.
Wenn aber echte Heiligkeit, also wirklich heilig zu sein, bedeutet, dass wir Jesus ähnlicher werden, dann ist das eine ganz andere Perspektive.
Schau dir mal das Leben von Jesus an:
Jesus war mitten in dieser Welt, er hat keine Unterschied gemacht, mit welchen Menschen er Zeit verbracht hat und welchen er nicht. ER hat sogar die Menschen, die damals für heilig gehalten wurden, die Pharisäer und Schriftgelehrten krass kritisiert. Jesus hat unglaublich viel Zeit in Gemeinschaft mit andere Menschen verbracht. Mit reichen und schlauen Menschen, aber auch mit echt vielen Menschen, die ihr Leben gar nicht so richtig auf die Kette bekommen haben. Jesus hat irgendwann von seinen Feinden und Kritikern den Spitznamen „Freund der Sünder“ bekommen, einfach weil er dafür bekannt war mit Menschen, die so gar nicht heilig waren zusammen zu sein und Zeit zu verbringen. Jesus war so heilig, dass er keine Angst davor hatte, dass sein Leben irgendwie „unheilig“ wird, wenn er mit unheiligen Menschen Zeit verbringt. Krass oder?
Jesus definiert Heiligkeit ganz neu! Und davon können wir super viel lernen, wie du und ich in einer unheiligen Welt, richtig gut und heilig leben können.
Petrus ermutigt in seinem Brief Menschen, die Jesus nachfolgen, anders zu leben. Als Christen sollen wir „wachsam und besonnen sein“ (V.19), wir sollen nicht egoistisch leben (V.14), wir sollen „alle Bosheit und allen Betrug ablegen“ (Kap.2, V.1), wir sollen ein neues Leben führen (V.23). Diese ganzen Aufforderungen von Petrus kann man in einem Wort zusammenfassen: Unverwechselbar!
Gott stellt dich und mich in die Welt, in der wir leben, in deinen Freundeskreis, deine Klasse, deine Schule, deine Familie, deinen Sportverein, damit du dort heilig und unverwechselbar lebst. Er stellt dich nicht dorthin, damit du dich anpasst wie ein Chamäleon oder allen gegen den Kopf stößt wie King-Kong, sondern du sollst unverwechselbar heilig sein.
Wie geht das?
Jesus hat unglaublich viel Zeit mit Menschen verbracht, er hat immer wieder nach Gemeinschaft gesucht, gerade mit Außenseitern. Daher auch sein Spitzname „Freund der Sünder.“ Hat dich schonmal jemand so genannt? Wie cool wäre das eigentlich, wenn du als Christ nicht dafür bekannt wärst, ein bisschen komisch zu sein oder komische Dinge zu tun, sondern für deine Liebe zu komischen Leuten?
Heilig leben heißt, du bist mutig und stehst zu dem, was Jesus wichtig ist.
Heilig sein heißt aber auch, du hast eine Liebe zu Menschen, die so ganz anders sind.
Heilig sein heißt, du betest für Menschen, die doof mit dir umgehen und du segnest sie.
Heilig sein heißt, du sagst die Wahrheit, auch wenn sie unbequem und herausfordernd ist.
Heilig sein heißt, du gehst raus aus deiner Komfortzone und versteckst dich nicht.
Für was bist du bekannt? Was sagt man über dich?
Bist du der/die, die immer eine coole Spruch drauf hat?
Oder der/die mit dem nicesten Style?
Petrus fordert dich und mich heraus, in deinem Umfeld unverwechselbar heilig zu leben. So zu leben wie Jesus.
Nimm dir mal einen Moment Zeit, überleg, was in der nächsten Woche bei dir ansteht und dann stell dir mal die Frage:
- Was würde Jesus tun, wenn er in deiner Haut stecken würde?
- Wie würde Jesus seine Pause in der Schule verbringen?
- Wie würde Jesus mit den Außenseitern in der Schule umgehen?
- Was würde Jesus einem Freund sagen, der gerade eine schwere Zeit hat?
- Was würde Jesus tun, wenn er in deiner Haut stecken würde?
Heilig und unverwechselbar zu leben heißt, so zu leben, wie Jesus leben würde, wenn er in deiner Haut stecken würde.
3. Aber wie bitte soll das gehen?
Die Herausforderung, die Petrus uns hier stellt, ist ganz schön krass: Heilig und unverwechselbar zu leben, das geht nicht mega leicht, gerade dann, wenn du ein Umfeld hast, in dem du der einzige Christ bist.
Wir müssen also irgendwie überlegen: Was gibt uns die Kraft so zu leben? Was kann dich motivieren heilig und unverwechselbar zu leben? So zu leben, dass Menschen wirklich einen Unterschied bei dir sehen, das kostet ganz schön viel Mut. Vielleicht kennst du diese Momente, in denen du weißt, eigentlich sollt ich anders handeln, irgendwie offen zeigen, dass ich mit Jesus unterwegs bin, aber ich traue mich einfach nicht. Das kann ich voll verstehen, weil es wirklich nicht leicht ist!
Den ersten Lesern von Petrus ging es wahrscheinlich ziemlich ähnlich. Sie waren wahrscheinlich keine „Super-Christen“, sondern eher so ängstliche Menschen, die in ihrem Alltag voll herausgefordert waren. Und gerade deshalb erinnert sie Petrus in V.18 und 19 an die Grundlage ihres Lebens, wenn er sagt:
Ihr seid losgekauft! Ihr seid frei! Ihr seid wertvoll!
Petrus erinnert dich und mich daran, dass es Jesus alles gekostet hat, damit er Beziehung zu dir haben kann. Wenn du zu Jesus gehörst und an IHN glaubst, dann darfst du dir sicher sein, er hat alles gegeben für dich! Er hat dich frei gemacht und du bist für IHN unendlich wertvoll. Daran verändert sich nichts: Egal, ob du gerade voll die Schritte gehst und in deinem Leben voll sichtbar wirst, dass du zu Jesus gehörst oder du gerade doch in die Chamäleon oder King-Kong Option abrutscht. Und gleichzeitig soll dich die Liebe, die Jesus zu dir hat, immer wieder herausfordern, anders zu leben:
- Du darfst mutig sein, weil dein Wert safe ist!
- Du darfst aus deiner Komfortzone rausgehen, weil Jesus das gleiche noch viel krasser für dich getan hat!
- Du musst keine Angst davor haben, dass Menschen dich auslachen oder verurteilen, weil du frei bist!
Jesus hat dich, als er am Kreuz für dich gestorben ist, in seiner krassesten Herausforderung nicht alleine gelassen, er hat an dich gedacht, er ist dort gestorben, damit du frei sein darfst und dich dein Versagen nicht mehr definieren muss. Wenn Jesus dich in seiner krassesten Herausforderung nicht alleine lässt, dann wird er dich jetzt auch in den kleinen und großen Herausforderungen deines Alltags nicht alleine lassen. Wenn du dich aufmachst, um heilig und unverwechselbar zu leben darfst du wissen:
Jesus ist da, er ist mit dabei und er geht dir sogar voraus.
Egal wie schwer oder auch wie cringe eine Situation manchmal sein kann: Du bist frei, du bist wertvoll und du bist nie allein! Das ist die beste Motivation für ein heiliges und unverwechselbares Leben!
Ergebnissicherung
Fragen zur Reflektion allein oder in Kleingruppen:
- Bist du eher ein Chamäleon oder King-Kong? Erinnerst du dich an eine Situation, in der du eine der beiden Optionen gewählt hast? Wie hast du dich danach gefühlt?
- Was heißt es für dich in deinem Alltag heilig zu leben? Wie würde Jesus leben, wenn er in deiner Haut stecken würde? Und was hält dich davon ab, nicht genauso zu leben?
- Wie kann dich das, was Jesus am Kreuz getan hat, dazu motivieren, heilig und unverwechselbar zu leben? Wie verändert das deine Perspektive in der nächsten herausfordernden Situation?
Action-Step
Überlege kurz, was in der nächsten Woche bei dir ansteht. Und dann suche dir eine oder zwei Situationen oder Herausforderungen raus und überleg: Was würde Jesus in dieser Situation/Herausforderung tun?
Nimm dir eine Sache ganz konkret vor! Tausch dich darüber mit einer anderen Person und betet füreinander!
Gemeinsames Lied singen oder anhören:
Hört/singt gemeinsam Jesaja 61 von der Outbreakband, denn hier werden ein paar konkrete Action-Steps für ein heiliges und unverwechselbares Leben genannt