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Zeitmanagement

Alles hat seine Zeit?

Jugendarbeit ist eine schöne Berufung. Leider kann sie, zusammen mit anderen Gemeindeaufgaben, schnell ein Hindernis für persönliche Evangelisation werden.

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10. April 2009
schedule
4 min

Gleich zu Hause angekommen. Ich steige die Treppenstufen zur Wohnung hinauf, vorbei an acht Türen und Namensschildern. Enttäuscht stelle ich wieder fest, dass ich die Namen mittlerweile auswendig buchstabieren kann, auch die Zuordnung der Namen zu Gesichtern funktioniert, aber das ist alles…
Jetzt am Jahresanfang wenigstens noch schnell den „Ich hab ́s“ Kalender vor die Türen legen, aber gleich ist Bibelstunde und ein kleiner Happen für den Magen muss vorher noch her. Vielleicht morgen, wenn da nicht die Jugendstunde wäre. Übermorgen? Treffen der Mitarbeiter. Nächste Woche…?

So, oder ähnlich, geht es im Leben eines Mitarbeiters häufig zu. Man würde gerne Kontakte pflegen, Beziehungen aufbauen um zu evangelisieren. Zählt man aber die Stunden, die nach Abzug der Gemeindetermine bleiben, sind das nicht viele… Warum eigentlich?

Man würde gerne Kontakte pflegen, Beziehungen aufbauen um zu evangelisieren. Zählt man aber die Stunden, die nach Abzug der Gemeindetermine bleiben, sind das nicht viele… Warum eigentlich?

1. Doppel- oder Dreifachbelastung

Fast jeder Mitarbeiter hat eine Doppelbelastung. Arbeit, Schule oder Studium geben eine fest verplante Stundenzahl vor. Oft geht diese Zeit über die Arbeit hinaus, wenn man Arbeit mit nach Hause nimmt, oder gedanklich eingespannt ist. Erst danach kann man sich der Gemeindearbeit widmen. Studenten, die neben dem Studium arbeiten, Verheiratete und Eltern müssen, wenn sie in der Gemeinde engagiert sind, sogar eine Dreifachbelastung koordinieren. Jedes Engagement in der Gemeinde muss neben diesen Bereichen geleistet werden.

2. Hohe Termindichte

Ein Blick auf den Wochenplan offenbart häufig eine sehr große Terminansammlung. Zuerst die „normalen“, aber wichtigsten Gemeindetermine, Mahlfeier und Gottesdienst. Viele Gemeinden haben noch Gebets- oder Bibelstunden, und ein Mitarbeiter sollte hier verbindlicher Besucher sein. Dann kommt die Jugendstunde als eigentlicher Arbeitsbereich, inklusive der Vorbereitungszeit. Doch wenn wir realistisch sind, bleibt es selten dabei. Land auf, Land ab herrscht in Gemeinden der Zustand, dass Wenige viel arbeiten und Viele wenig bis gar nicht. Neben der Jugendarbeit füllen mehr und mehr Aufgaben den Kalender.

3. Beziehungspflege

Wer ernsthafte Jugendarbeit betreibt und mit dem Herzen bei den Jugendlichen ist, dessen Horizont geht weit über die Gruppenstunden hinaus. Jugendliche brauchen Zeit für Beziehung und Förderung. Das geschieht aber nur zum Teil innerhalb der Jugendstunden. Wer z. B. Zweierschaften pflegt oder eine Mentoringbeziehung eingeht, investiert diese Zeit an einem sehr guten Platz. Aber er investiert Zeit.

4. Gemeinsame Aktionen

Viele Jugendgruppen veranstalten regelmäßig Jugendgottesdienste und andere Aktionen. Hier sind Jugendmitarbeiter als diejenigen gefragt, bei denen die Fäden zusammenlaufen. Es wird Zeit zum Planen, Organisieren, Vorbereiten, Proben etc. benötigt. All das ist sehr gut investierte Zeit, meistens sogar mit Ewigkeitswert, aber es ist Zeit.

Die geschilderte Situation führt vielfach dazu, dass von den 24 Tagesstunden keine Zeit mehr bleibt, Kontakte zu Menschen zu knüpfen, die Jesus nicht kennen. Man würde gerne in den Sportverein gehen um Beziehungen aufzubauen, aber wann? Bei den abendlichen Treffen der Arbeitskollegen sagt man häufig ab: Gemeindetermine. Die Nachbarn sehen einen nur beim Betreten und Verlassen des Hauses. Die Berufung zur Evangelisation wird mehr und mehr zur (Pflicht-)Aufgabe. Und wenn wir ehrlich sind, fehlt neben der Zeit irgendwann die Kraft für eine weitere Aufgabe. Man sollte sich deshalb nicht resignierend in die Ecke setzen und trauern. Aber wie gelingt, trotz vieler Termine, eine lebendige persönliche Evangelisation? Ein paar Ideen…

1. NEIN

Das kleine Wort Nein kann große Auswirkungen haben, vor allem auf den Terminkalender. Es ist sicher keine Lösung, in der Gemeinde alles stehen und liegen zu lassen. Wer jedoch schon diverse Aufgaben und Verantwortungen in Jugendarbeit und Gemeinde hat, sollte sich gut überlegen, ob er noch zusätzliche Aufgaben übernehmen kann, ohne Freiraum für persönliche Evangelisation zu verlieren.

2. Nachwuchs fördern

Es ist oft schwer, Geschwister in einer Gemeinde zur Mitarbeit zu motivieren. Unsere Jugendlichen dagegen sind vielfach motiviert und lassen sich gerne in die Mitarbeit integrieren. Das kostet am Anfang Zeit, zahlt sich aber aus, wenn Jugendliche reifen und Aufgaben selbstständig sehen und ausführen. Für dich eine Chance, deinen Platz an einen Jüngeren, vielleicht Besseren, abzutreten?

Übrigens begann Jesus mit der Nachwuchsförderung gleich zu Beginn seines Dienstes

3. Sichtweise von persönlicher Evangelisation

Evangelisation ist nicht gleich Aktion. Um Freunde zu erreichen, muss man nicht gleich ganze Abende mit viel Action verplanen und nach zehn Minuten auf Evangelium und Heilsgeschichte kommen. Es geht vielmehr darum, Menschen am eigenen Leben teilhaben zu lassen und so zu leben, dass Fragen entstehen. Evangelisation kann bereits da beginnen, wo man freundlich und hilfsbereit ist, einen vertrauensvollen Umgang pflegt, oder Dinge für jemanden tut, die in unserer heutigen, auf die eigene Person fixierten Gesellschaft eher ungewöhnlich sind.

Evangelisation kann bereits da beginnen, wo man freundlich und hilfsbereit ist, einen vertrauensvollen Umgang pflegt, oder Dinge für jemanden tut, die in unserer heutigen, auf die eigene Person fixierten Gesellschaft eher ungewöhnlich sind.

4. Bestehende Möglichkeiten nutzen/ausschöpfen

Die Chancen, bei Menschen Neugier zu wecken, bestehen zum Teil schon ohne extra Termine. Da, wo du tagtäglich bist, hast du Kontakte. Dein Handeln wird gesehen, dein Reden wird gehört. Nutze die Chancen, die schon da sind, bevor es um neue Termine geht. Lebe so, dass Menschen dich nach deinem Leben fragen!

Eine Sache zum Schluss: Im Alter von 18 bis 30 sind wir am leistungsfähigsten. Diese Chance sollten wir sinnvoll (für die Ewigkeit) nutzen! Die Kräfte und Fähigkeiten, die Gott uns gibt, sollten wir gut ausschöpfen. Ab und an gehört es einfach dazu, eine gewisse Belastungsgrenze auszureizen.