Alle für einen, und einer für Gott
Jeder von uns soll sein eigenes Leben in der Heiligung leben. Welche Rolle dabei die Gemeinde spielt, möchte dir diese Bibelarbeit zeigen.
Überblick
Paulus lehrt im dritten Teil des Galaterbriefes (Gal 5-6) über die Heiligung des Christen. Er erklärt in Galater 5,26-6,5 welche Auswirkung die erworbene Freiheit im Evangelium auf das Verhalten in der Gemeinde hat. Jeder Christ ist für sein eigenes Leben in Heiligkeit vor Gott verantwortlich und gleichzeitig dazu aufgerufen, die Glaubensgeschwister im Kampf gegen die Sünde zu stärken und ihnen zu helfen.
Ziel
Der Kampf gegen die Sünde gehört zum alltäglichen Leben eines Christen. Wir sind zu einem Leben im Geist aufgerufen. Für die Gemeinde ,als der heilige Leib Christi, heißt das, dem Leben im Fleisch keinen Raum zu geben. Die Jugendlichen erfahren, wie wertvoll und wichtig Ermahnung als Hilfe zu einem heiligen Leben ist. Sie lernen, ihren eigenen Kampf mit der Sünde untrennbar mit dem Gemeindeleben zusammenzudenken.
Vorschläge zum Einstieg
Starte deine Einheit mit Gebet.
a) Brainstorming
Wirf ein paar Begriffe in den Raum, die mit dem Gemeindeleben zu tun haben, und lass die Teilnehmer darauf reagieren (Daumen hoch/runter, verschiedene Smileys aufzeigen, in verschiedene Ecken des Raums gehen…).
Beispiele für Begriffe: Gemeindezucht, Ermahnung, Ermutigung, Lob, Kritik, Zurechtweisung, Einheit, Heiligkeit, Ermutigung,…
b) Aktion: Eischnee herstellen
Die Aktion kann als Experiment oder als Wettspiel durchgeführt werden. Die Gruppe(n) bekommen (je) drei rohe Eier, eine Schüssel und einen Mixer (schwieriger ist es mit einem Schneebesen). Die Aufgabe ist es, (möglichst schnell) Eischnee herzustellen, ohne das Angaben dazu gemacht werden oder gegoogelt werden darf.
Die TN sollen feststellen, dass der Eischnee 100%ig frei von Eigelb sein muss, sonst wird das Eiweiß nicht steif. Auf geistlicher Ebene: Die Gemeinde soll heilig und frei von Sünde sein.
Gestaltung der Stunde
Ein Ziel unserer geistlichen Anleitung von Jugendlichen ist, dass sie selbstständig darin werden, richtig und weise mit Gottes Wort umzugehen, und lernen, sich ihm in allem unterzuordnen. Der beste Weg dahin ist, mit ihnen gemeinsam die Bibel zu lesen und über die Texte zu reden. Deine Aufgabe als Leiter ist die Führung des Gesprächs durch die Leitung des Heiligen Geistes. Deshalb sei offen auf Seine Impulse und Fragen der Jugendlichen einzugehen. Das Gespräch braucht Ordnung, aber dein Konzept darfst du gern vernachlässigen, wenn es plötzlich nicht mehr dem Wachstum Jugendlichen und der Erkenntnis des Herrn dient.
1. Kontext-Recap
Nach dem Einstieg schlagt gemeinsam eure Bibeln auf in Galater 5,26.
Lass die Gruppe zusammentragen, was „bisher geschah“.
Worum geht es im Galaterbrief? Was war Thema im letzten Textabschnitt?
Gerne kannst du mit ihnen vor dem Lesen des Textes folgende Videos anschauen. Schau sie dir aber unbedingt vorher selbst an, damit du weißt, womit du sie fütterst.
- Crosspaint – Galaterbrief (3-teilig): https://www.youtube.com/watch?v=9_uIqwXw8BM (du kannst auch nur den Anfang des 1. Videos und das 3. Video zeigen) oder
- Bibelprojekt Galaterbrief: https://www.youtube.com/watch?v=7itkqlIH_4Q
Greife nochmal explizit die Unterscheidung vom Leben im Fleisch und Leben im Geist auf (Gal 5,13-25). Der entscheidende Vorteil eines Christen gegenüber einem Nicht-Christen ist die Fähigkeit, zu den gottlosen Wünschen des Fleisches (=egoistisches Ich) Nein zu sagen. Der Christ hat eine neue Identität erhalten, als der Geist Gottes den menschlichen Geist wieder belebt hat. Nun ist er frei, im Geist zu wandeln (Gal 5,16). Das ist die Grundlage zum Verständnis vom heutigen Text.
2. Rein in den Text – gemeinsam tief graben
Lest gemeinsam den gesamten Abschnitt: Lies du als Leiter den Text einmal laut vor, nenne den Teilnehmern vorher deine Bibelübersetzung. Gib ihnen dann kurz Zeit, ihn selbst nochmal zu lesen. Lies ihn anschließend nochmal laut vor.
Stelle zunächst die allgemeine Frage in die Runde, welche Fragen sie sich beim Hören/Lesen gestellt haben und schreib sie dir selbst / für alle sichtbar auf eine Flipchart auf. Am Ende der Stunde sollten alle Fragen irgendwie behandelt worden sein.
Du hast nun zwei Möglichkeiten, die Textarbeit fortzuführen.
- Wenn du bibelfest bist und dich in der Rolle als Bibellehrer für Jugendliche sicher fühlst, geh direkt über die Fragen der Gruppe ins Gespräch mit ihnen. Fordere sie heraus, sich mit dem Text auseinanderzusetzen. Stelle ihnen (provokante) Gegenfragen, erkläre die Inhalte mit praktischen Beispielen und rede auch vom Evangelium, vom Kreuz und der Auferstehung. Für das Gespräch können dir die oben angeführten Videos und die folgende Ausarbeitung helfen.
- Oder du nutzt die folgende Ausarbeitung für einen Monolog deinerseits, wenn du dir nicht zutraust, Rede und Antwort stehen zu können. Achte aber dennoch darauf, dass ihr in dieser Stunde auch über die Fragen der Jugendlichen sprecht.
3. Ausarbeitung für die 2.Variante
Diese paar Verse sind voller Aufforderungen. „Tu dies, tu das…und tu das nicht“.
Lasst uns mal auf einen Vers konzentrieren, das reicht für heute Abend.
Gal 6,1 ist der Fokus des ganzen Abschnitts. In den restlichen Versen erklärt Paulus diesen Vers ein bisschen näher. Also, was will Paulus uns sagen?
„Und wenn jemand von euch in eine Sünde hineinstolpert, Brüder, dann müsst ihr, als vom Geist bestimmte Menschen, ihn sanft und verständnisvoll wieder auf den richtigen Weg bringen. Und achte dabei auf dich selbst, dass du nicht auch in solch eine Falle tappst!“
- Galater 6,1
Stellen wir uns das mal vor: Da gibt’s diesen einen, der „in eine Sünde hineinstolpert“, und die vielen, die Brüder, die „vom Geist bestimmten Menschen“. Der eine – was ist mit ihm? Er hat ein großes Problem, ein sehr großes. Er ist in seiner Identität zwar frei von der Macht der Sünde. Sein Herz ist neu gemacht, sein Geist wiederbelebt. Aber die Sünde lässt ihn nicht in Ruhe. Satan stellt ihm Stolperfallen, und wenn er mal für einen Moment nicht aufmerksam ist, wenn er seinen Blick von Jesus wegwendet, wenn er den Lüsten seines alten Lebens nachgibt und nicht aus dem neuen Geist heraus Entscheidungen trifft, dann tappt er voll rein.
Was kann das sein? Was sind diese Lüste, diese Stolperfallen?
Das finden wir ein paar Verse weiter vorne in Gal 5,19-21: sexuelle Unreinheit, Eifersucht, Streit, Besäufnis, Götzendienst und noch viele andere. Wenn die Pornographie dich gefangen hält, wenn du eifersüchtig auf eine Freundin bist, weil sie mit einem tollen Typen zusammen ist, wenn du nur noch mit deinen Eltern streitest, wenn du keinen gesunden Alkoholkonsum hast, wenn dein Herz an irgendetwas anderem hängt als an deinem Herrn Jesus, dann bist du in die Stolperfalle getappt. Und was machst du dann?
Wir Menschen neigen dazu, uns dann zurückzuziehen – so wie Adam und Eva sich im Garten versteckt haben, nachdem sie gesündigt hatten. Wir wollen nicht, dass unsere Sünde ans Licht kommt. Und das ist so fatal! Denn dann frisst das Biest um sich wie ein Krebsgeschwür. Es muss ans Licht!!
Epheser 5,8 sagt:
„Früher gehörtet ihr zwar zur Finsternis, aber jetzt gehört ihr durch den Herrn zum Licht. Lebt nun auch als Menschen des Lichts!“
Lauf zum Thron der Gnade Gottes und lass dich erneuern! Wie wunderbar ist es, dass Gott uns in eine Gemeinschaft von geheiligten Sündern gepflanzt hat, damit wir uns gegenseitig helfen, die Sünde zu hassen. Wir sollen uns nicht gegenseitig auslachen oder links liegen lassen, wenn der andere mal nicht das glänzende Christenleben vorweisen kann – es könnte ja peinlich sein, mit ihm in der Stadt oder in der Schule gesehen zu werden… Nein, wir brauchen einander und sollen einander helfen, damit der Leib Christi heilig bleibt. Das ist er vom Wesen her, und wir dürfen der Sünde keinen Raum geben. Wenn du Eischnee herstellen willst, darf kein bisschen Eigelb drin sein, sonst wird das Ding nicht fest.
Und jetzt sind wir schon bei den anderen, den „Geistlichen“. Was macht sie aus? Sie sind „geistlich“. Das hat nichts mit „Ich bin ein besserer Christ als du, ha!“ zu tun. Sie sind schlichtweg himmlisch gesinnt. Ihr Fokus liegt auf ihrer geistlichen Identität als neue Wesen in Christus (2Kor 5,17). Sie wissen, dass ihre Heimat im Himmel ist, schon jetzt (Phil 3,20). Ihr Blick ist auf den verherrlichten Christus im Himmel gerichtet, sie warten auf sein Wiederkommen und die vollkommene Erlösung aus dieser Welt. Das sind „Geistliche“, und eigentlich sollte das jeder Christ sein. Auch sie sind nicht frei von der Sünde im Alltag. Sie tappen auch immer wieder in Stolperfallen. Manchmal sind sie der eine, dem geholfen werden muss. Aber der eine zu sein, sollte die Ausnahme sein.
Sie sollen helfen, befreien helfen. Das tun sie, indem sie ganz liebevoll und mitfühlend – so wie Christus, der unsere Schwachheiten kennt (Hebr 4,15) – auf die Sünde hinweisen und ermahnen, umzukehren und Buße zu tun. Das ist ein Ausdruck von Liebe. Das hat nichts mit bösem Willen oder Anmaßung zu tun, sondern ist der Auftrag an jeden in der Gemeinde. Es wäre fatal, wenn wir Sünde in unserer Mitte einfach geschehen lassen, denn wir sind der heilige Leib Christi. Gott hasst Sünde, dass sollen wir auch tun (Off 2,6). Das Ziel ist nicht Rufmord, Mobbing oder direkter Ausschluss, sondern die Rückkehr auf den richtigen Weg. Wir tragen gegenseitig die Last der Sünde und drücken darin die Liebe Christi aus. Denn wenn wir so handeln, ist das Christus in uns, der die Hilfe und Rettung aus der Stolperfalle des anderen wirkt.
Und weil Paulus das menschliche Herz kennt, betont er direkt, dass die Geistlichen, wenn sie dabei sind zurechtzuweisen, selbst sehr aufpassen müssen, nicht auch zu sündigen. Wie schnell sind wir dabei, den Splitter im Auge des anderen zu suchen, zu finden und rausziehen zu wollen, ohne dass wir den Balken in unserem eigenen Auge sehen (Mt 7,5)? Wenn wir meinen, wir wären was besseres und laufen mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Gegend, sind wir Heuchler und treten das Opfer Jesu mit Füßen.
Das heißt aber nicht, dass wir andere nie auf ihre Sünde hinweisen sollen. Wichtig dabei ist unsere Herzenshaltung: wir sollen demütig sein, uns selbst bewusst sein, wie schnell wir in Stolperfallen tappen und „bußfertig“ leben, das heißt bereit zu sein, eigene Sünde zu erkennen und bekennen. Denn vor dem Richterstuhl Gottes am Ende dieser Welt stehen wir allein da. Dann müssen wir Rechenschaft für unser eigenes Leben ablegen. Da ist es Jesus allein, der für uns einsteht und uns rettet. Aber je nachdem, wie locker wir mit der Sünde auf dieser Welt umgegangen sind, wird unser Lebenswerk komplett zerstört werden wie Holz im Feuer (1Kor 3). Bei dieser Prüfung stehen wir allein da. Deshalb ist es Paulus so wichtig zu betonen, dass wir immer selbst unser Herz prüfen. Das ist nicht egoistisch. Es ist notwendig, auf sich selbst zu schauen, was die Sünde betrifft. Egoistisch wäre, sich nicht darum zu kümmern, wie es den anderen in ihrem Kampf mit der Sünde geht.
Auch wenn die Sünde nicht mehr unser Sklavenantreiber ist, weil wir von ihr freigekauft sind, müssen wir doch immer wieder vor Gott kommen und ihm unsere Sünden bekennen. Er hat Gnade und Vergebung für uns und ist treu und gerecht darin, Jesu Tod als Bezahlung für unsere Schuld anzurechnen.
Jetzt ist die Frage: Wo siehst du dich? Bist du der eine oder bist du einer von den vielen Geistlichen? Oder bist du keiner davon?
- Wenn du dieser eine bist, der in Sünde gefallen ist, dann darfst du dich glücklich schätzen, wenn du eine Gemeinde hast, die dir daraus hilfst. Dann bist du aufgefordert, die Scham zu überwinden und deine Not zu teilen. Die Sünde in unserem Leben hat keine Macht mehr, uns zu beschämen oder zu isolieren. Wir SIND Teil des Leibes und dürfen darauf bauen, dass wir geheiligt sind. Aber der Leib Christi auf dieser Erde ist auch ein Lazarett, ein Haufen von Kranken, von Sündern, die Hilfe brauchen. Weil doch jeder von uns den Kampf mit der Sünde kennt, lasst uns offen damit sein und darüber reden, wie wir den guten Kampf kämpfen können. In jedem von uns wirkt Christus. Er wird helfen und stärken! Gottes Wort gibt uns so viel Hilfestellung. Und es ist so wertvoll, das gemeinsam zu entdecken!
- Wenn du einer von den vielen bist – Hallelujah! Du lebst für den Herrn, Buße gehört zu deinem Alltag, dein Glaube ist stark. Das feiern wir! Aber Paulus sagt im Korintherbrief mal: der du stehst, pass auf, dass du nicht fällst (1Kor 10,12). Nimm dich vor der Versuchung in Acht, die Sünde steht vor der Tür und will rein (Gen 4,7). Sei wachsam, aufmerksam und achte drauf, dass du nicht locker wirst im Umgang mit Versuchung. Streuner nicht auf gefährlichen Seiten im Netz rum, füttere dich nicht mit lauter Reels oder TikToks, die dich zum Neid bringen werden, häng nicht mit diesen Freunden rum, die einen gottlosen Umgang untereinander haben und dich zu was anstiften, das du eigentlich nicht willst…Deine Aufgabe ist es, anderen aus ihrer Stolperfalle rauszuhelfen, solange du selbst nicht drinsteckst – aus reiner Liebe heraus, mit Mitgefühl und Sanftmut.
- Wenn du zu keinem der beiden gehörst, bist du noch nicht durch das Blut Jesu reingewaschen und hast noch kein neues Leben. Sünde ist bei dir an der Tagesordnung und nicht die Ausnahme. Du merkst das vielleicht auch, siehst aber keinen Ausweg, fühlst dich gefangen. Dann will ich dir heute die gute Botschaft der Bibel nennen: Jesus starb am Kreuz an deiner Stelle. Weil du Sünder bist, verdienst du eigentlich den Tod, aber diese Strafe hat Jesus für dich getragen. Wenn du das glaubst, dann will der Heilige Geist in dir einziehen und du bist frei, dich gegen Sünde zu entscheiden. Du wirst neues Leben bekommen, frei von Sünde, Schuld und Scham. Gott hat Vergebung für dich, wenn du zu ihm kommst mit deinem Dreck. Und dann gehörst du zur Gemeinschaft der Geheiligten dazu. Dann bist du mal der eine, mal einer der vielen Geistlichen. Aber du hast ewiges Leben und das garantiert!
[Wenn noch Zeit ist, könnt ihr euch Joh 8 anschauen. Dort zeigt Jesus ganz praktisch, wie wir mit Sünde umgehen sollen: Zuerst die eigene Sünde erkennen und vor Gott bekennen und dann in Mitgefühl, Barmherzigkeit, aber Klarheit dem Sündigenden begegnen. Dem geheiligten Sünder gilt die Vergebung in Christus. Er soll die Haltung haben, die Sünde nicht mehr tun zu wollen.]
Ergebnissicherung
Nehmt euch jeder eine Challenge für die Woche vor.
- Bitte jemanden, der gottesfürchtig und vertrauensvoll ist, dir zu spiegeln, wo er Sünde in deinem Leben sieht. Bildet untereinander Zweier-Teams: Euer Teampartner soll euch am Ende der Woche fragen, wie es mit der Challenge klappt.
- Alternativ: Nehmt euch kurz Zeit, das Gehörte zu durchdenken, und nehmt euch dann eine Challenge für die Woche vor (so konkret wie möglich). Bildet Zweier-Teams: Erzählt euch kurz von eurer Challenge, helft, wenn nötig, die Challenge noch zu präzisieren, und fragt am Ende der Woche nach, wie es läuft. Gern können ein paar ihre Challenge mit der Gruppe teilen.
Ihr könnt die gemeinsame Zeit mit einer Gebetsgemeinschaft abschließen oder du als Leiter beendest die Bibelarbeit mit einem Gebet.
Antwortet auf das Gehörte und Gelernte mit ein wenig Lobpreis, der Gottes Größe, Güte und Gnade in den Fokus stellt.