9 Fakten über die Gen Z, die dich überraschen werden
9 komprimierte Fakten aus aktuellen Jugendstudien in Deutschland und ihre Bedeutung für die Jugendarbeit.
Eine Krise folgt der nächsten: Pandemie, Krieg in der Ukraine, Wirtschaftskrise, Krieg in Israel. Das alles lässt uns nicht unberührt. Die Studie Junge Deutsche 2021 und die Trendstudie: Jugend in Deutschland (Winter 22/23) beschäftigen sich mit den Auswirkungen der Krisen der letzten Jahre auf die jungen Generationen. Hier kommen 9 komprimierte Fakten aus den Studien – und ihre Bedeutung für die Jugendarbeit.
1. Die Gen Z ist menschenorientierter als ihre Vorgängergeneration
Insgesamt ist die Generation Z im Vergleich zu Gen Y menschenorientierter. Aus der Studie von 2021 ging hervor, dass die Jugendlichen sich (trotz horrender Bildschirmzeiten) nach echten Begegnungen sehnen. Vertrauen ist der höchste Wert, noch vor Familie und Freundschaft.
Die Herausgeber der Studie betonen, dass man jungen Menschen zuhören und ihre Probleme und Ängste ernst nehmen sollte. Den Jugendlichen ist wichtig, dass offen und ehrlich kommuniziert wird. Ein wertschätzender und toleranter Umgang auf Augenhöhe ist ebenso wichtig, gemeinsame Erlebnisse sind laut Umfrage weniger wichtig als die Art und Weise der Kommunikation. Auffällig ist auch der stark ausgeprägte Wunsch nach guten Freundschaften.
Für die Jugendarbeit ist das eine Riesenchance: Ganz nach dem Motto They don’t care how much you know until they know how much you care (Theodore Roosevelt) sind wir als Jugendleiter herausgefordert, persönliche Beziehungen zu unseren Teens aufzubauen, ihnen unsere Zeit zu widmen und uns selbst zu öffnen – nur dann werden sie sich auch uns gegenüber öffnen und uns ihr Vertrauen schenken.
2. Leistung ist nicht so wichtig, der Leistungsdruck trotzdem stark
Zukunftsängste nehmen zu. Viele Jugendliche haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Viele wissen nicht, wie ihr Leben nach dem Schulabschluss weitergehen soll oder schaffen den Übergang in das Berufsleben nicht. Laut den Studien führt das frühe Scheitern zu einer Störung der Persönlichkeitsentwicklung und hinterlässt soziale Narben. Zahlreiche Befragte berichteten, dass sie sich ihrer eigenen Stärken nicht bewusst sind und kritisierten das Schulsystem, das sehr auf Leistung fokussiert ist, aber kaum Persönlichkeitsentwicklung fördert. Paradoxerweisel ist Leistungsdruck ein zentrales Thema, unter dem Jugendliche leiden – der Wert Leistung rutscht hingegen auf den vorletzten Platz im Werte-Ranking.
Leider fördern wir in der Jugendarbeit oft genau dieses Leistungs-Denken: Wer länger Stille Zeit macht, viele Bibelverse kennt oder mehr Menschen in die Jugend mitbringt, gilt als “geistlicher”. Als Leiter sollten wir evangeliumszentriertes Denken fördern: Jugendliche dürfen wie sie sind zu Jesus kommen und ihre erste Berufung als Jünger ist, bei Jesus zu sein (Mk 3,14).
3. Es steht schlechter um die Mentale Gesundheit als befürchtet
Mehr als 20% der befragten Jugendlichen gaben an, dass körperliche oder psychische Krankheit eine große Rolle im Leben spielt, und nur ein geringer Anteil gab an, dass er zufrieden ist mit seiner psychischen Gesundheit.Knapp die Hälfte kämpft mit Stress, etwa ein Drittel mit Antriebslosigkeit und etwa ein Fünftel mit echter Einsamkeit. Jede Zehnte Person gab an, dass sie suizidale Gedanken habe. Dieser Wert steigt. Zudem kann man davon ausgehen, dass fast jeder irgendeine Art von Mobbing aufgrund von anderer Kultur, ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung oder Glauben erfahren hat. Grundsätzlich gaben mehr weibliche Befragte an, unter psychischen Belastungen zu leiden.
Jugendleiter müssen sich bewusst sein, dass Mental Health ein Brennpunktthema ist. Gemeinden brauchen Ansprechpartner für diese Themen und Jugendkreise müssen Orte werden, an denen offen und liebevoll mit belasteten und kranken Jugendlichen umgegangen wird.
Angaben in % (nach Frage 18 aus Tabellenband 2022/23)
4. Kein anderes Thema polarisiert so sehr wie Glaube und Religion
Von knapp 50 % der Befragten wurde das Thema Glaube und Religion als “unwichtig” eingestuft. Etwas mehr als 30 % gaben an, dass sie sich dem christlichen bzw. evangelischen Glauben zugehörig fühlen. Generell nimmt der Anteil an Christen eher ab, der Anteil an Muslimen steigt leicht. Tatsächlich polarisiert das Thema Religion so stark wie kein anderes: Nirgends sonst sind die Extreme (“sehr wichtig” / “sehr unwichtig”) so stark vertreten.
Zentrale Aufgabe der Jugendarbeit sollte sein, Jugendliche sprachfähig zu machen – ihren Glauben begründen und verteidigen zu können, ohne dabei ausgrenzend oder hochmütig zu werden. Zentrale Aufgabe der Gemeinden in den nächsten Jahren wird wohl, in evangelistischen Projekten herauszuarbeiten, was Glaube heute noch relevant macht.
5. Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema – aber nur in der Theorie
Überraschend ist, dass die Befragten bei dem Thema ökologische Nachhaltigkeit – eigentlich dem Generationsthema schlechthin – eher zurückhaltend sind. Auch im Ranking der „wichtigen Werte“ nahm ökologische Nachhaltigkeit den vorletzten Platz ein. Die meisten halten sich in der Frage, wie groß der Einfluss von dem Thema Nachhaltigkeit in ihrem Leben ist, neutral. Obwohl Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen ist, zeigt sich, dass viele kaum oder sehr wenig selbst dafür tun.
Die Studien argumentieren, dass durch die Pandemie das Vertrauen der jungen Menschen in die Politik gesunken ist. In einer Zeit der Verunsicherungen gab es keine transparenten Informationsvermittlungen (bezüglich der Pandemiebekämpfung und Gesundheitslage). Vermutlich äußert sich diese Ernüchterung auch in der Resignation beim Umweltschutz
Jugendarbeit sollte Theorie und Praxis zusammenbringen. Wir können nicht von Liebe reden und keine Liebe zeigen. Evangelisation und Diakonie gehören zusammen. Als Leiter stehen wir in der Verantwortung, mit unserem persönlichen Leben als praktisches Vorbild voranzugehen – und vielleicht auch als Jugendgruppe soziale Projekte gemeinsam zu unterstützen.
6. Pessimistische Zukunftsperspektiven für die Gesellschaft – optimistischer Ausblick privat
Was die gesamte gesellschaftliche Entwicklung in der Zukunft anbelangt, sind die meisten pessimistisch gestimmt: Meist wird eine Verschlechterung der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Situation erwartet. Nicht aber, und das überrascht, in persönlichen Lebensbereichen: die meisten Jugendlichen sind zuversichtlich, dass sich ihre persönliche Lebenssituation positiv entwickeln oder zumindest so bleiben wird, wie bisher.
Wie können wir Jugendlichen gerade auch aus christlicher Perspektive Hoffnung geben auf ein besseres Leben, das über das Irdische hinausgeht? Inwiefern befreit uns diese Hoffnung von dem Gedanken, hier und jetzt unser “bestes” Leben leben zu müssen? Und wir können wir gleichzeitig nicht gegenwartsfeindlich werden und unsern Jugendlichen ein gottgemäßes Leben zwischen Verzicht und Genuss beibringen?
7. Hohe Verschuldung schon im jungen Alter – Armut ist ein ernsthaftes Problem
Viele Jugendliche sind heutzutage schon im minderjährigen Alter verschuldet. 20 % aller Befragten gaben an, Schulden zu haben. 12 % sind von Armut bedroht. Die Schuldensituation wird oft durch TikTok, In-Game Käufe oder das Kaufen von Markenkleidung ausgelöst. Die Sorgen und die Unzufriedenheit um die finanzielle Situation ist seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine gestiegen.
Haben wir auf dem Schirm, dass Jugendliche auch in unseren Kreisen von Armut bedroht sein und deswegen z.B. nicht auf Freizeiten mitfahren könnten? Haben wir gute und faire Systeme, mit diesen Menschen umzugehen? Sprechen wir in der Jugendarbeit über Geld (Jesus tut es!)?
8. Jeder Vierte empfindet nicht (ausschließlich) heterosexuell
Die Studie aus dem Jahr 2023 erfasste auch die sexuelle Orientierung der Jugendlichen. Die Mehrheit gab an, heterosexuell zu empfinden, 7 % bezeichneten sich als homosexuell, mehr noch ordneten sich als Pan- und Bi-sexuell ein. Insgesamt identifiziert sich jeder Vierte als nicht ausschließlich heterosexuell.
Auch in unseren Gemeinden und Jugendgruppen empfinden Menschen nicht ausschließlich heterosexuell. Wie gehen wir damit um? Dürfen sich Jugendliche outen? Haben wir gute, bibelbasierte und liebevolle Antworten auf ihre Fragen?
9. Insta und YouTube sind die Zeitungen der jungen Generation
Den größten Einfluss auf die Jugendlichen hat das Smartphone. 2022 wurde gefragt, welche Apps die junge Generation am meisten nutzen:
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WhatsApp
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YouTube
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Instagram
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Musik-Apps
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Snapchat
In einer näheren Untersuchung über die Nutzung der verschiedenen Kanäle fand man heraus, dass YouTube (79%), Instagram (58%) und Pinterest (39%) die meist aufgesuchten Apps zur Informationsvermittlung sind. TikTok ist am Aufsteigen.
Welche Plattformen gebrauchen wir für unsere Jugendarbeit? Thematisieren wir einen gesunden Umgang mit Sozialen Medien in unserer Jugendarbeit?
ZUR STUDIE
Die Studie – Junge Deutsche 2021 bzw. die Trendstudie: Jugend in Deutschland wurden von dem Jugendforscher Simon Schnetzer ins Leben gerufen. Sie werden seit 2010 in regelmäßigen Abständen in den deutschsprachigen Ländern separat durchgeführt und erforschen die Lebens- und Arbeitswelten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. 2021 wurden Teilnehmende aus der Altersspanne von 14 bis 39 Jahren, 2022/23 von 14 bis 29 Jahren befragt. In der älteren Studie wurden die Ergebnisse der Generation Z und Y unterschieden. Für jede Studie werden immer mehrere tausende Jugendliche und junge Erwachsene befragt, von dessen Ergebnissen dann für die Studie selbst eine Stichprobe entnommen wird, die der jeweils aktuellen soziodemografischen Struktur Deutschlands entspricht. Unter anderem wurden die Altersverteilung, Geschlechterverteilung und der Bildungsstatus berücksichtigt.
Die Befragung fand im Zeitraum von 15.10.20 bis 2.11.20 und im 10.22 statt. Nachdem demografische Aspekte abgefragt wurden, gab es einen Fragebogen mit unterschiedlichen Ankreuzmöglichkeiten und wenigen offenen Fragen.